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Tales of Arise
Feature: E3-2021-Berichterstattung

Tales of Arise - 30 Minuten in Elde Menancia

Nach fünfjähriger Pause steht der Tales-Reihe endlich ein Comeback bevor. Nachdem wir eine frühe Demo des Spiels ausprobieren konnten, sind wir zuversichtlich, dass sich das Warten lohnt.

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Die japanischen Rollenspiele der Tales-of-Serie haben nie die gleiche Popularität wie Dragon Quest oder Final Fantasy erreicht. Seit dem Debüt von Tales of Phantasia im Jahre 1995 liefern die Games vergleichbar solide Unterhaltung, die Fans auf der ganzen Welt hervorbrachte. In den letzten Jahren ist es um die Reihe ein bisschen ruhig geworden und deshalb gab es auch kein Spiel, das ausschließlich für Playstation 4 und Xbox One entwickelt wurde. Tales of Berseria aus 2017 sah zwar keineswegs schlecht aus, es zeigte im Vergleich zu anderen Spielen mit Anime-Ästhetik aus dieser Zeit aber deutliche PS3-Altlasten, denn das Spiel wurde die meiste Zeit über für dieses System entwickelt.

Mit Tales of Arise geht Bandai Namco dieses Problem an, denn die Unreal Engine 4 stellt eine klare Verbesserung der visuellen Qualität für den ersten neuen Tales-of-Titel seit fünf Jahren dar. Bandai Namco hat uns bislang vor allem Ausschnitte von Videosequenzen gezeigt und dabei ist der wunderschöne Cel-Shading-Look des Spiels leider viel zu kurz gekommen. Die matten Farben erinnern an Prince of Persia aus dem Jahre 2008, nur dass man heute mittlerweile viel mehr Details darstellen kann. Selbst in der Bewegung wirken die ausladenden Panoramen dieser märchenhaften Fantasiewelt aufgrund der ungewöhnlichen Darstellungsart sehr interessant und beinahe magisch.

Im Zuge einer Demo haben wir das Gebiet Elde Menancia erkundet, das ist die dritte Region im Spiel. Auf der Landstraße Traslida Highway sind wir an den Ausläufen eines Gebirges in ein einladendes Bauerndorf mit jeder Menge Nutztiere gelandet. Dahinter waren die Mauern einer großen Stadt zu sehen, doch ehe wir diese betreten konnten, mussten wir eine große Gottesanbeterin besiegen, die in einer nahegelegenen Region für Unruhe sorgte. Der Weg dorthin führte an goldenen Feldern vorbei, die von Bergkämmen, Bächen und natürlicher Vegetation durchzogen waren. Überall lauerten Monstergruppen auf uns, die Schatztruhen, Mineralien oder ein anderes Geheimnis vor neugierigen Augen verbargen.

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Die Demo begann an einem Punkt in der Geschichte, der laut Bandai Namco zwischen zehn und zwanzig Stunden in der Vollversion des Spiels stattfinden wird. Uns standen alle sechs Partymitglieder zur Verfügung und wir konnten zwischen den Charakteren wechseln, um verschiedene Spielstile auszuprobieren (wir müssen nämlich nicht nur den Mann in der eisernen Maske spielen). In unserer Truppe befinden sich vier Nah- und zwei Fernkämpfer: Titelstar Alphen fühlt anscheinend keinen Schmerz und kann deshalb ein glühend heißes Magma-Schwert in den Händen halten. Seine flammenden Spezialfähigkeiten kosten keine AG (Mana), dafür schaden sie ihm allerdings. Die zweite Hauptfigur in Tales of Arise ist Shionne, die Heilzauber und Fernkampfangriffe beherrscht. Sie verschießt explosive Munition und Bomben, um hohen Gebietsschaden zu verursachen.

Die beiden Charaktere Law und Rinwell kennen wir bereits aus früheren Trailern. Der energiegeladene Kerl wird im Kampfverlauf effektiver, solange seine Angriffsserie nicht unterbrochen wird. Wenn der Chaot mal die Klappt hält und sich konzentriert, scheint er recht nützlich zu sein. Rimwell ist eine Zauberin und sie entfesselt mächtige Elementarmagie auf dem Schlachtfeld. Sie kann Kampfkünste in einer ruhigen Minute aufladen und diese später in Combos einflechten. Die beiden Neuzugänge Dohalim und Kisara haben wir erst letzte Woche auf der E3 gesehen. Kisara ist ein Paladin, die Angriffe blocken sollte, weil ihr das im Kampf Boni verleiht. Der Mönch ist ebenfalls ein eher defensiv ausgelegter Charakter, der im richtigen Moment ausweichen muss, um mächtige Konterangriffe zu verstärken.

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Die Monster laufen frei auf der Weltkarte herum und sobald wir ihnen zu nahe kommen, werden wir in einen kreisförmigen Kampfbereich transportiert, in dem sich Freunde und Feinde frei bewegen können. Wie bei den meisten Tales-of-Spielen können wir nur insgesamt vier aktive Gruppenmitglieder wählen, aber das bedeutet nicht, dass sich die beiden Ersatzfiguren zurücklehnen und entspannen können, während ihre Freunde um ihr Leben kämpfen. Wir steuern einen Charakter im Kampf, während wir von den drei anderen aktiven Gruppenmitgliedern unterstützt werden. Das Kampfsystem wird wiederkehrenden Tales-Spielern vertraut sein, aber Tales of Arise möchte auch neue Spieler willkommen heißen, weshalb die Systeme stark vereinfacht wurden.

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Grundsätzlich stehen allen Figuren ein Fernkampfangriff (RB) und drei Spezialfähigkeiten (A, X und Y) zur Verfügung - sogenannte „Artes". Diese aktiven Talente benötigen GP, das sich schnell wieder auffüllt, indem wir mit normalen Attacken angreifen. Angriffe können zu kleinen Combos verlängert werden und das Timing unserer Eingaben spielt ebenfalls eine Rolle. Komplexere Taktiken beziehen den Status und Elementareffekte in die Rechnung mit ein. Wir können Feinde in Angriffsketten verwickeln, aus denen sie aus eigener Kraft nicht mehr entkommen. Gelingt es uns, die Schwachstelle (orangene Punkte) eines Feindes anzugreifen, ist es möglich, dass der Gegner umfällt und sich anschließend neu aufrappeln muss. Damit die Feinde den Spieß nicht einfach umdrehen, solltet ihr stets versuchen, unnötiger Gegenwehr per Ausweichrolle (RT) zu entgehen.

Unsere Fertigkeiten unterscheiden sich je nachdem, ob man sich gerade in der Luft befindet oder auf dem Boden steht. In der Schnellauswahl gibt es wie gesagt nur drei Slots, doch wir können im Kampf auf alle freigeschalteten Artes zugreifen. Dafür müssen wir das Geschehen kurz unterbrechen und ins Menü zurück. Diese Fähigkeiten werden durch Benutzung stärker und das scheint ein ganz schöner Grind zu werden. Wenn wir einen Blitz 500 Mal einsetzen, steigt er von Level 1 auf Level 2 (fünf Stufen gibt es) auf.

Die drei KI-Charaktere in unserer Party (einen Koop-Modus gibt es diesmal leider nicht) folgen Verhaltensmustern, die wir zwischen den Kämpfen festlegen. Lassen wir ihnen freie Hand, greifen sie selbstständig auf all ihre gelernten Talente und auf viele der Gegenstände aus unserem Inventar zu. Während der Gefechte dürfen wir unseren passiven und aktiven Partymitgliedern Spezialbefehle erteilen, um sie in den Kampferlauf eingreifen zu lassen. Diese sogenannten „Boost Attacks" haben eine kleine Abklingzeit und verschaffen uns in der Regel eine Verschnaufpause zwischen den Angriffen.

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Wie jedes JRPG, das etwas auf sich hält, gehen die Artes mit viel Lärm und auffälligen Animationen einher und das scheint keine negativen Auswirkungen auf die Leistung des Spiels zu nehmen. Es sind aber nicht nur die Kämpfe oder die offene Welt, die in Tales of Arise glänzen - die gesamte visuelle Qualität wurde gegenüber früheren Titeln der Reihe erheblich verbessert. Ältere Tales-of-Titel wurden bislang mit einer hauseigenen Engine entwickelt, bei der nur geringfügige Anpassungen zwischen den Einträgen vorgenommen wurden.

Dieses Abenteuer markiert jedoch den Umstieg auf die Unreal Engine 4 von Epic Games, was dazu führt, dass die Monster und Charaktere nun viel detaillierter und lebendiger anzuschauen sind. Die sechs Hauptcharaktere haben ein ansprechendes Design mit vielen Details in der Kleidung, an den Waffen und auf den Rüstungen. Es gab während der Demo nur ein paar kleinere visuelle Probleme. Dass zum Beispiel einige Texturen später geladen wurden, als sie vermutlich sollten, liegt aber vielleicht auch daran, dass sich das Spiel noch in Arbeit befindet und wir über ein Streaming-Setup gespielt haben.

Ein weiterer Bestandteil der Tales-of-Reihe ist die Musik des Komponisten Motoi Sakuraba. Die meisten von uns könnten mit seinen Werken aus der Dark-Souls-Trilogie vertraut sein, aber tatsächlich hat der Mann in den letzten 26 Jahren zu fast jedem Tales-of-Spiel einen Teil der Komposition beigetragen (Tales of Legendia und Tales of Innocence sind die einzigen Ausnahmen). Die Demo wurde mit einem Thema unterlegt, das deutlich von Sakurabas charakteristischem Stil geprägt ist.

Wie nicht anders zu erwarten fügen sich diese Melodien sowohl in die actiongeladenen Gefechte als auch in die ruhigen Momenten beim Wandern durch das Ackerland hervorragend ein. Obwohl wir nur ein paar der Melodien hören konnten, kam uns das Battle Theme mit dem spanisch angehauchten Sound sehr eingängig vor. Wenn der Rest des Spiels die gleiche Audioqualität bietet, dürfen wir uns auf ein Fest für die Ohren freuen.

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Der Kern eines jeden JRPGs sind seine Abenteurer und obwohl sich die sechs Spielfiguren bereits zu kennen scheinen, ist es bei einer solch kurzen Demo natürlich nicht ganz einfach, ein gutes Gefühl für die Gruppenkonstellation zu bekommen. In dieser Probeversion haben wir von der Geschichte nicht viel mitbekommen, doch es ist klar, dass der ruhige Alphen alle Hände voll zu tun hat, um die bissige Shionne in Zaum zu halten. Ihre herablassenden Kommentare dürften für viele hitzige Situationen sorgen.

Wie bereits erwähnt, ist das Design der Charaktere sehr ansprechend und die kleinen Witze, die sie während oder nach dem Kampf austauschen, haben uns zumindest eine Vorstellung davon gegeben, was uns im Verlauf dieses Abenteuers erwartet. Die Demo wurde sowohl mit englischem als auch mit japanischem Audio geliefert und es war kein Problem, die Sprache umzustellen. Das wenige, was ich aus dem Japanischen aufgeschnappt habe, war auch auf Englisch enthalten und daher glaube ich, dass die Spieler unabhängig von ihren sprachlichen Vorlieben eine gute Erfahrung machen werden.

Nach einer langen Pause und einigen Umbauarbeiten scheint Tales of Arise also tatsächlich das Spiel zu sein, das der Serie ihr längst überfälliges Comeback bescheren könnte. Diese Demo hat uns zumindest den Eindruck gegeben, dass das Warten nicht umsonst war. Das visuelle Design und die Qualität der Grafik sind eine wahre Pracht und das unterhaltsame Kampfsystem, das sich jetzt viel zugänglicher als zuvor anfühlt, wird dem Spiel ebenfalls gut stehen. Wir freuen uns darauf, das Spiel auf den Konsolen der aktuellen Generation laufen zu sehen, sobald Tales of Arise am 10. September erscheint.

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KRITIK. Von Ingar Takanobu Hauge

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