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South Park: Der Stab der Wahrheit

South Park: Der Stab der Wahrheit

Die braune Blume des Fäkalhumors erblüht mit diesem ungewöhnlichen Rollenspiel zu voller Pracht.

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In der kleinen Stadt South Park ist zwar auch so immer viel los, manchmal aber überlegen sich die Kinder der Gegend ihren ganz eigenen Freizeitspaß. Dieses Mal haben sie sich zu einem Live-Action-Rollenspiel zusammen gefunden. Es regiert der Groß-Magier Cartman und er hält den namensgebenden Stab der Wahrheit in seinem Besitz. Kyle und seine Elben streben nun danach, ihm genau den aus den schwitzigen Wurstfingern zu entreißen. Und wir? Wir werden als das "neue Kind" mitten hineingeworfen.

South Park: Der Stab der Wahrheit liefert rundenbasierte Kämpfe und mixt es mit Rollenspielelementen - und zwar auf die denkbar ungewöhnlichste Weise. Die Kombination der östlichen und westlichen Einflüsse verschmelzen in dem bizarren Abenteuer von Trey Parker und Matt Stone zu einem stimmigen Gesamtkonzept. Das Kampfsystem passt perfekt zum Live-Action-Rollenspiel, selbst wenn die Action im Spiel später realere Züge annimmt.

Besonders japanische Rollenspiele zeichnen sich in fast immer durch eine wundervolle Welt für Entdeckungen und Abenteuer aus. Weil sich South Park: Der Stab der Wahrheit bei der Präsentation auf das zweidimensionale Scherenschnittvorbild der Serie beschränkt, wird nicht gerade die aufregendste Umgebung geboten. Aber es macht ausgesprochen viel Spaß, Teil dieser fiktionalen Welt zu werden. Der Look der Häuser und Hintergründe wird aber im Kontext eines Videospiels schnell öde. Alles hält sich fast sklavisch nah an die TV-Serie, ein Fest für die Augen ist das aber eben nicht.

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South Park: Der Stab der WahrheitSouth Park: Der Stab der Wahrheit
Der stetige Drang, das eigene Publikum zu schockieren, funktioniert wunderbar in kleinen Dosen. Leider war es noch nie die Stärke von South Park, zu erkennen, wann es genug ist.

Auch die Story entspinnt sich im Sinne der TV-Serie. Kein Wunder, immerhin haben Stone und Parker selbst intensiv am Spiel mitgearbeitet - und das sieht man, sowohl im negativen wie auch positiven Sinne. Die frechen Bälger sind tolle Figuren und ihr niveauloser Fäkalhumor passt eigentlich immer. Die teils unangenehmen Freiheiten, die sich die kreativen Köpfe gelassen haben, kommen allerdings gelegentlich wirklich flach rüber und sind nicht immer auf der Höhe des Zeitgeist. Sich über Al Gore und den Klimawandel lustig zu machen, ist in meinen Augen nicht mehr das heiße Thema unserer heutigen Zeit.

South Park: Der Stab der Wahrheit steckt auch voller Inhalte, die es wohl in der Form nicht ins Fernsehen geschafft hätten. Der stetige Drang, das eigene Publikum zu schockieren, funktioniert wunderbar in kleinen Dosen. Leider war es noch nie die Stärke von South Park, zu erkennen, wann es genug ist. Am Ende werden ohnehin nur die PC-Spieler in die tiefsten Abgründe der Verdorbenheit schauen, während sich die Konsolen-Freunde in Europa mit einer geschnittenen Version begnügen geben müssen. Es fehlen ein paar Analwitze und Hakenkreuze sowie eine Abtreibungsszene, was jenseits der generellen Debatte über sinnlose Zensur auch irgendwie egal ist.

Wie gut einem die Erzählung des Spiels am Ende gefallen wird, hängt zu einem großen Teil davon ab, wie gut einem die TV-Serie bisher gefallen hat. Die Spielgeschichte erstreckt sich über eine Zeit von etwa fünf bis sechs TV-Episoden und nicht immer geht es allein um Live-Action-Rollenspiele. Im Verlauf der Geschichte entdecken wir viele merkwürdige und bizarre Orte, an denen wir auf die unterschiedlichsten bekannten Gesichter der Serie treffen. Es gibt viele Zwischensequenzen und davon ziehen sich einige wirklich in die Länge.

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South Park: Der Stab der Wahrheit
Die Spielwelt ist vielleicht nicht besonders faszinierend, dafür ist das Kampfsystem schnell gelernt.

Die Action basiert im Grunde darauf, durch South Park zu wandern und dann Kämpfe zu absolvieren. Die Spielwelt ist vielleicht nicht besonders faszinierend, dafür ist das Kampfsystem schnell gelernt. Es ist sogar etwas tiefgründiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, besonders, wenn wir uns ein paar Mitstreiter begleiten. Die ersten fünf Stunden bringe ich allerdings ohne eine größere Herausforderung hinter mich. Dann zieht der Schwierigkeitsgrad plötzlich enorm an. Die Entwickler hätten sich mit dem Fortschrittssystem wirklich ein bisschen mehr beschäftigen sollen.

Meine eigene Reise in South Park dauerte etwa 15 Stunden. In dieser Zeit schloss ich die Hauptgeschichte ab und so ziemlich alle Nebenaufgaben. Mir wurde zwar nie langweilig, das Spiel kann aber nur schwer verbergen, dass hier der Inhalt dünn ist und weit gestreckt wurde. Es fehlt einfach die Abwechslung.

South Park: Der Stab der Wahrheit leidet auch an einem oft ungelenken Interface mit kleinen Bugs und wunderlichen Anweisungen, die uns ratlos darüber zurücklassen, was wir nun eigentlich als Nächstes tun sollen. Das Rollenspiel bietet ein erstaunlich gutes Grundkonzept, dass leider hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt. Es läuft nicht alles ganz rund und es mangelt an Inhalt, um wirklich über die komplette Spielzeit zu unterhalten. Echte Fans der Serie fügen unserer Wertung trotzdem mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Punkte hinzu.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
überzeugendes Grundkonzept, der South-Park-Humor, wenn er funktioniert
-
wirkt unfertig, dünne Inhalte, der en, der South-Park-Humor, wenn er nicht funktioniert
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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