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Sonic Forces

Sonic Forces

Sonics zweiter Auslauf in diesem Jahr ist sehr unterschiedlich zum fantastischen Sonic Mania und hat dabei auch nur mäßig Erfolg.

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Sonic hatte in der 3D-Welt bisher keine gute Zeit und viele Spiele der letzten Jahre konnten einfach nicht überzeugen. Sonic Forces will das ändern und nachdem bereits Sonic Mania erschienen ist, muss Sega jetzt mit seinem neuen Titel abliefern. Kann Sega die Fehler der Vergangenheit vermeiden? Die kurze Antwort lautet nein.

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Die modernen Abenteuer von Sonic hatten schon immer Probleme mit den Dialogen.

Die Vorgabe des Spiels ist einfach: Unser Erzfeind Eggman kontrolliert die Welt und plant noch Schlimmeres. Unsere gesamte Gang - von Sonic bis Amy - muss die Kontrolle zurück erlangen und es kommt zum Kampf mit dem „Best of Bösewichte", Infinite und Metal Sonic. Anfangs zeigt ein Balken an, dass Eggman nahezu 100 Prozent der Welt kontrolliert, aber mit jeder Mission färben sich die Kartenabschnitte langsam von Rot zu Blau. Sonic Forces hätte ein großes und ambitioniertes Abenteuer werden können, bei dem zwei Armeen gegeneinander kämpfen, aber die Ausführung lässt das nicht zu - außerdem ist das Spiel nur drei bis vier Stunden lang.

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Die Kürze bedeutet vor allem, dass der Geschichte und den Zwischensequenzen kaum Platz eingeräumt wird. Ein Beispiel: Eggman übernimmt den gesamten Planeten in nur wenigen Minuten und wir vereiteln seinen riesigen, unschlagbaren Plan in drei bis vier Stunden. Trotz der kurzen Spieldauer zieht sich das Ende dann auch noch in die Länge. Wenn wir glauben, wir hätten den Endboss besiegt, tauchen plötzlich zwei weitere Endgegner auf. Das Finale wird immer wieder mit dem schlechten Versuch hinausgezögert, dem Ganzen einen epischen Eindruck zu verpassen.

Die modernen Abenteuer von Sonic hatten schon immer Probleme mit den Dialogen. Hier wird ständig von „Arschtritten" gesprochen und alles ist furchtbar überzogen. Gleichzeitig sind die Interaktionen wenig überzeugend und passen nicht zu den Ereignissen. Sonic hat immer eine sarkastische Bemerkung für Eggman auf Lager, auch wenn die Situation gerade den Eindruck erweckt, als sei alle Hoffnung für die Welt verloren.

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Beim modernen Sonic wurde die Geschwindigkeit dramatisch heraufgesetzt.
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Wir dürfen nicht nur den modernen Sonic spielen, der klassische Sonic ist ebenfalls mit von der Partie und hat wie früher keine Stimme. Wir haben sogar einen eigenen Charakter, der allerdings ebenfalls stumm bleibt. Der größte Reiz dieser Figur liegt an der Individualisierung und den Unmengen an kosmetischen Gegenständen, mit denen wir die Figur einkleiden und ausrüsten dürfen. Dazu kommt noch eine Vielzahl an Farben, die jederzeit geändert werden dürfen. Ich war tatsächlich beeindruckt, wie sehr wir unseren stummen Helden verändern dürfen.

Mit dem klassischen Sonic sind wir an die zweite Dimension gebunden, während der moderne Sonic und unser Avatar in den Leveln zwischen 3D- und 2D-Sidescrolling-Abschnitten organisch wechseln. Sprechen wir zuerst über den klassischen Sonic, dessen Steuerung mich besonders nach Sonic Mania sehr enttäuscht hat. Das große Problem ist wohl, dass er nicht schnell genug läuft, um von alleine über die Rampen zu springen. Deshalb kommt es häufig vor, dass wir vor der Schanze abbremsen, selbstständig umkehren müssen und einen neuen Versuch starten. Beim modernen Sonic wurde die Geschwindigkeit dramatisch heraufgesetzt und wenn wir mit dem blauen Igel oder als unser Avatar spielen (manchmal sogar Seite an Seite), dann ist das Tempo stellenweise atemberaubend. Beide Figuren nutzen eine Homing-Attacke, die durch einen Doppelsprung in der Nähe von Feinden aktiviert wird. Dann ist da noch eine Stampfattacke mit der wir durch den Boden brechen können, aber ich habe sie eher selten eingesetzt.

Unser Avatar verfügt über eine Waffe namens Wispon, die uns Spezialfähigkeiten verleiht. Darunter befindet sich eine elektrische Peitsche und ein Flammenwerfer für den Angriff oder ein Blast, der uns wie ein Jetpack in die Luft schießt, um neue Gebiete oder Ringe zu erreichen. Wir können uns auch einen Helden von anderen Spielern ausleihen und in unserem Abenteuer einsetzten (was wirklich eine nette Idee ist). Als Resultat des extrem effektiven Sonic-Boost und den Homing-Angriffen - vor allem in Verbindung mit den schwachen Gegner - dürften die meisten Spieler die ersten 20 Level sehr einfach finden. Die meiste Zeit drücken wir rechts oder vorwärts, springen und besiegen dadurch auch die meisten Bosse fast nebenbei. Ab und zu kommt noch eine Wispon-Attacke - die Formel wird schnell langweilig.

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Der einzige Grund für einen erneuten Durchgang ist das Sammelzeug oder um die Punktzahl zu verbessern.

Man könnte argumentieren, dass die Spielzeit sich sehr verlängern würde, wenn man alle roten Ringe in jedem Level freischalten will, aber ich habe ehrlicherweise keinen Grund dafür gesehen. Die Ringe sind einfach nur für jene Spieler integriert worden, die immer alles gemacht haben müssen, genau wie die geheimen Level. Ich wäre einfach lieber langsamer durch die Ebenen geflitzt, um einiges von dem Sammelzeug abzustauben, aber das ging ja wieder nicht.

Wie ihr vermutlich heraushören könnt, konnte ich den Wiederspielwert von Sonic Forces nicht für mich entdecken. Der einzige Grund für einen erneuten Durchgang ist das Sammelzeug oder um die Punktzahl zu verbessern. Neben den 30 Hauptmissionen gibt es einige versteckte Bereiche, mit Plattform-Sektionen durch die wir an zusätzliche Belohnungen gelangen, aber diese Abschnitte haben kaum Substanz. Sega will den Wiederspielwert durch zum Teil tägliche Missionen erhöhen, mit denen wir neue Gegenstände für unseren Avatar freischalten. Diese Aufgaben reichen von Wechsel der Handschuhe bis zum Erreichen des S-Rangs in einem Level. Nach eurem ersten Durchgang werdet ihr also in Klamotten und Ähnlichem nur so ersticken.

Die Schauplätze und das Leveldesign von Sonic Forces sind generell schon gut gemacht. Es gibt natürlich sehr lineare Laufwege, aber die Orte sind hübsch und es gibt immer Gründe anzuhalten und sich umzuschauen. Die überarbeiteten klassischen Level Green Hills und Chemical Plant sind ein netter Fan-Service und ein hübscher Kontrast zu den riesigen Szenen in den 3D-Abschnitten, auch wenn ein wenig mehr Abwechslung schön gewesen wäre. Die Level bieten aber keine allzu große Herausforderung. Es gibt Rail-Grinding und Water-Sliding, aber es bleibt alles ziemlich gradlinig. Diese Einfachheit findet sich auch in den Bosskämpfen wieder, die meistens durch wiederholte Homing-Attacken oder mit Quick-Time-Events besiegt werden (wenn ihr die nicht mögt, dürfte es euch vermutlich schütteln, wie oft diese Mechaniken eingesetzt werden).

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Sonic Forces hätte ein großes und ambitioniertes Abenteuer werden können...

Die Lieder im Spiel sollen die familienfreundliche Natur unterstreichen und mir hat die Mischung gut gefallen. In den klassischen Sonic-Leveln wird die Musik arcadiger, damit die Retro-Stimmung eingefangen wird. In den 3D-Arealen ist der Soundtrack dafür modern und schnell - mit Elementen von Drum and Bass. Zudem kommt jedes Mal ein cooles Lied über Teamwork, wenn unser Avatar und Sonic einen Doppel-Boost einsetzen. Leider sind die Momente in denen Sonic Forces glänzen kann trotzdem sehr selten und meist noch schneller wieder vergessen. Mit der kurzen Spielzeit, der platten Geschichte und dem kaum vorhandenen Wiederspielwert wird Sonic Forces kaum die Reputation des blauen Igels in der 3D-Welt wiederherstellen können, besonders nachdem er vor nur wenigen Monaten mit Sonic Mania so überzeugt hat.

05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
Viele Individualisierungs-Gegenstände für den Avatar; Level können spaßig sein und wirken poliert; Soundtrack stellenweise großartig.
-
Sehr kurze Spielzeit; wenig Wiederspielwert; ambitionierte Story mit Umsetzungsproblemen; schlechte Dialoge; 2D-Abschnitte sind nach Sonic Mania eine Enttäuschung; Gameplay ist repetitiv und vereinfacht; wenig Varianz.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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