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Shadow of the Colossus

Shadow of the Colossus

Das Remake eines dreizehn Jahre alten Spiels für die PS4 begeistert 2018 so heftig, wie ein tagesaktueller Indie-Hit.

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Als das Remake zu Shadow of the Colossus angekündigt wurde, habe ich mich sehr gefreut. Vermutlich allerdings aus anderen Gründen, als ein Großteil der Menschen, die sich gefreut haben. Die wussten, dass ein ehrwürdiger Klassiker eine professionelle Politur kriegen würde. Für mich würde es die Chance werden, einen unerforschten Punkt meiner Videospiellandkarte zu entdecken. Denn ich habe das Original nie gespielt.

Wenn auf Partys oder Videospielveranstaltungen die Sprache auf das Thema kam, habe ich immer anerkennend und wissend genickt, wenn jemand was vermeintlich schlaues gesagt hat. Was man halt so macht, wenn man es nicht wissen kann. Und nachdem ich die neue Fassung gespielt habe, ist mir schon klar, warum manche Kollegen den Titel für so wichtig halten.

Denn zuallererst einmal ist Shadow of the Colossus in der 2018er-Fassung ein Werk, das immer noch hervorragend funktioniert. Hervorragend gealtert nennen dürfen das die Fans vom Original. Für mich ist es so, dass ich zu keiner Zeit einen Unterschied zwischen einem aktuellen Indie-Game hoher Qualität und dem Playstation-Klassiker gefühlt habe. Das gilt im Guten ebenso wie bei den Problemen.

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Shadow of the ColossusShadow of the Colossus
Wunderschöne Landschaften dominieren das Spiel, insbesondere auf einem 4K-OLED-TV wie unserem Philips 55POS9002 sieht das Spiel fantastisch aus.

Das gute zuerst: Die Grafik sieht ziemlich wunderbar aus, insbesondere dann, wenn Held Wander auf die Kolosse trifft und mit ihnen ringt. Die riesigen Wesen haben fast immer irgendwo irre gut aussehendes Fell, an dem wir uns festhalten können und müssen, um ihre blau schimmernden Schwachpunkte zu erreichen. Dort rammt Wander dann sein Schwert hinein und richtet sie Stoß für Stoß hin. Nach einem Dutzend Stichen stöhnt der Koloss und sackt in sich zusammen. Er wird pechschwarz und löst sich in Rauch auf. Der schwarzer Rauch, der aus ihm aufsteigt, geht in mich über. Und aus mir raus. Er konsumiert mich.

Das tut das Spiel auch. nach jedem Koloss geht es zurück in den Tempel vom Anfang. Dort liegt auf einer steinernen Bahre der Grund für die Jagd nach den Kolossen: Eine tote Jungfrau, die geopfert wurde und verflucht ist. Wir wollen sie ins Leben zurückholen an diesem mystischen Ort. Und Dormin soll uns dabei helfen. Wir erfahren, dass wir Götzen vernichten sollen. Die sechszehn Kolosse des Spiels sind offenbar ihre Inkarnationen. Sie sind allesamt wunderschön und variantenreich dazu - für sie ist das Spiel zurecht berühmt. Jeder Koloss hat seine eigene Geschichte und birgt einen Weg, ihn zu besiegen. Sie sind kolossale Puzzle, wenn man so will. Manches mal ist das ein bisschen zu gewollt um die Ecke gedacht, aber immer okay. Und bisweilen führt es zu sehr, sehr schönen Momenten.

Etwas nervig ist die Reise zu den Kolossen. Denn sie sind recht weit weg - und die weitläufige Welt bereist Wander am besten am den Rücken seines Pferdes Argo. Hier offenbart sich das eigentliche Alter des Originals von 2005 am deutlichsten. Die Steuerung und die Kamera sind streckenweise hakelig und unbeholfen. Und sieht das Pferd im Stillstand wunderbar aus, sind in schneller Bewegung deutliche Grafikfragmente sichtbar. Störend ist das nicht, so sieht auch das aktuelle Assassin's Creed in Bewegung aus. Oder Grand Theft Auto V.

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Jeder Koloss hat seine eigene Geschichte und birgt einen Weg, ihn zu besiegen. Sie sind kolossale Puzzle, wenn man so will.

Die Steuerung des Originals wurde akkurat nachempfunden, bringt aber oben erwähnte Probleme mit sich. Optional ist es nun möglich, die Originalbelegung der Tasten abzuändern und auch das Touchpad des Dualshock 4 zu integrieren. Für die Optik kriegen PS4 Pro-User die Wahl zwischen Performance-Modus (in 60 FPS) und Kinomodus (plus HDR, wenn man einen passenden 4K-TV wie unseren 4K-OLED-TV Philips 55POS9002 hat, ansonsten in nativem 1080p, das aus 1440p runterskaliert wird). Nerdtechkram, aber tadellos umgesetzt. Und eine Fotomodus gibt es nun auch, den nutzt ich persönlich so viel, wie den in Gran Turismo Sport: gar nicht.

Herrlich an Shadow of the Colossus ist für mich, dass es ein altes, ehrliches Spiel ist. Es gibt kein Tutorial jenseits von ein paar Hinweisen. Und es wartet anfangs eine fremde, ziemlich große Welt, in der man sich kaum zurecht findet. Erst langsam eröffnet sich einem das Spiel, aber das tut es mit beständiger Macht und steigender Faszination. Persönlich freue mich über eine Einzelspielererfahrung, die bedingungslos auf Ruhe und Style setzt. Und hey, 2018, in 4K mit HDR auf einem OLED, man sieht das Spiel fett aus. Bluepoint ist optisch wirklich ein fantastisches Remake gelungen.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Grafisch wunderschönes Spiel, fantastische Kolosse, tieftraurig ernste Geschichte, aktuell bestes Remake
-
hakelige Steuerung, widerspenstige Kamera, Grafikfragmente bei schnellen Bewegungen
overall score
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KRITIK. Von Christian Gaca

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