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Scarlet Nexus

Scarlet Nexus - Kapitel 1 & 2 angespielt

Dieses Action-Rollenspiel könnt ihr mit zwei unterschiedlichen Charakteren erleben, die eine eigene Perspektive mitbringen.

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Bandai Namco hat uns kürzlich die Möglichkeit gegeben, die ersten beiden Kapitel von Scarlet Nexus anzuspielen. Das kommende JRPG hat zwei zentrale Protagonisten, zwischen denen wir uns zu Beginn des Spiels entscheiden müssen. Es sind zwei unterschiedliche Seiten der gleichen Medaille, die ihr zusammen erleben solltet, um das gesamte Bild zu erhalten. Die Schicksale von Yuito Sumeragi und Kasane Randall sind miteinander verbunden, ihre beiden Geschichten weisen jedoch einige Unterscheidungspunkte auf.

Yuito beginnt seine Militärausbildung bei der AAF als bescheidender Rekrut, der mit seiner offenen Art schnell Anschluss findet. Kasane hingegen ist so sehr auf ihre große Schwester fixiert, dass der Umgang mit anderen Menschen für sie zur Nebensache wird. Ihre Perspektive wirkt engstirnig, gelegentlich etwas forsch und nicht selten unbeholfen oder sogar komisch. Die Beiden sind unabhängig von ihren Eigenarten sehr zuverlässig und mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet, was ihnen schon bald die Aufmerksamkeit des jeweils Anderen sichert.

Inhaltlich scheinen sich die beiden Spieldurchläufe deutlich voneinander zu unterscheiden, allerdings gibt es gerade zu Beginn eine Menge Überschneidungen. Wählt ihr Yuito aus, geht es zusammen mit dem besten Freund zum nahegelegenen Schrein, während Kasane etwa zeitgleich von ihrer großen Schwester dorthin gezogen wird. Yuitos Truppe absolviert eine Mission in einem Level, das Kasane erst später im Zuge einer Nebenmission erkundet (und umgekehrt). Die Wiederholung bekannter Sequenzen scheint sich in Grenzen zu halten, deshalb empfand ich den Perspektivwechsel beim zweiten Spielen des Preview-Builds auch aus narrativer Sicht heraus als bereichernd und abwechslungsreich.

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Spielerisch sieht die Sache ähnlich aus, denn die beiden Hauptfiguren teilen sich zwar die Gedankenkraft der Telekinese, sie nutzen jedoch individuelle Spielstile. Yuito ist mit einem altmodischen Schwert bewaffnet, mit dem er im Nahkampf blitzschnell um sich schlägt. Kasane hingegen nutzt kleine Dolche, die sie mithilfe ihrer Gedanken um sich herumwirbelt. Ihr Klingensturm hat eine größere Reichweite und einen höheren Angriffsradius, weshalb wir in ihren Missionen schon früh auf fliegende Feinde treffen.

Hervorheben möchte ich eine kleine Konfrontation, die sich relativ früh in der Geschichte abspielt. Kasane und Yuito werden im Rahmen einer Trainingsmission gegeneinander antreten und die Geschichte reagiert darauf, wie ihr euch in diesem Duell schlagt. Das ist eine sehr coole Begegnung mit forderndem Bosskampf, der sehr stilvoll eingefangen wurde. Dieser Ausblick zeigt außerdem, dass man nicht nur gegen merkwürdig gestaltete Kreaturen antritt, sondern auch mit anderen Menschen die Klingen kreuzt.

Das Kampfsystem von Scarlet Nexus ist um einen akrobatischen Wechsel aus Nah- und Fernkampfangriffen herum aufgebaut: Nutzen wir nach unserer Nahkampfcombo die Telekinese, zieht sich unsere Spielfigur zurück, um in sicherer Entfernung Konzentration für die Folgeattacke aufzubauen. Landet dieser Treffer, können wir den Angriff mit einem flinken Sprint zum Ziel verlängern und wieder in den Nahkampf übergehen. Zu Beginn des Spiels sind viele Konfrontationen selbst gegen herausforderndere Gegner plötzlich sehr machbar, wenn man diesen actionreichen Kampffluss verinnerlicht. Doch falls wir das richtige Timing nicht finden, kann sich das Blatt schnell wenden, da wir ohne die richtigen Skills sehr verwundbar gegenüber feindlichen Angriffen sind.

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Werden wir von Kameraden begleitet, und das ist der Regelfall, dann können wir uns ihre individuellen Fähigkeiten für kurze Zeit leihen. Auf diese Weise lassen sich unsichtbare Gegner erkennen, unsere Attacken richten zusätzlichen Elementarschaden und Statuseffekte an, oder wir werden nicht mehr von feindlichen Attacken unterbrochen. In bester JRPG-Manier vertiefen wir in optionalen Nebenquests die Bindung zu unseren Kameraden, um stärkere Effekte freizuschalten. Yuito und Kasane entwickeln sich im Spielverlauf ebenfalls weiter, ihre Fähigkeiten können wir in einem überschaubaren Skillbaum ausbauen.

Den eigenen Gedanken Form zu verleihen, ist ein großes Thema von Scarlet Nexus und deshalb nimmt diese Machtfantasie natürlich auch in Kämpfen eine wichtige Rolle ein. Habt ihr euch ein entsprechendes Zeitfenster verschafft, könnt ihr per Gedankenkraft bestimmte Objekte in den Kampf miteinbeziehen, die hohen Schaden verursachen. In einem U-Bahn-Tunnel lässt sich beispielsweise ein abgestellter Zugwagon in Fahrt bringen und auf einer Baustelle sind es parkende Baufahrzeuge, die wir Feinden auf den Kopf werfen, um sie ins Taumeln zu bringen.

Daran knüpft nicht selten der Einsatz klassischer Quick-Time-Events (QTE) an, von denen Bandai Namco in Kämpfen gerne Gebrauch macht. Unsere Attacken greifen nicht nur die Lebensleisten von gefährlichen Feinden an, sie reduzieren auch eine Art Ausdauerleiste. Wurde diese geleert, setzen wir (je nach Feind) zum Finisher an. Das sind sehr stilsichere Sequenzen, die Yuito und Kasane unsagbar cool aussehen lassen. Bei normalen Gegnern könnte sich der Spaß jedoch vielleicht recht schnell wiederholen, da auch die Telekinese gelegentlich QTEs hervorruft.

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Scarlet Nexus ist zwischen Haupt- und Nebenepisoden aufgeteilt. Ab und zu haben wir etwas Freizeit und können die vielen Winkel der Brainpunk-Metropole auskundschaften, Fetch-Quests annehmen und mit unseren Freunden chatten. Beide Spielfiguren haben Zugriff zu einem (identischen) Safehouse, das schnell von unseren Kameraden in Beschlag genommen wird. Dort hängen unsere Leute zwischen den wichtigen Missionen rum und ihr könnt von dort aus Bindungsmissionen starten.

Dieser weitestgehend optionale Part setzt zum großen Teil auf Backtracking, belohnt die Mühen aber immerhin mit wertvollen Erfahrungspunkten und Hintergrundgeschichten. Einige davon sind ganz niedlich, denn es gibt viele unterschiedliche Charaktere. Übrigens inszeniert sich Scarlet Nexus zum größten Teil in statischen Dialogen, die an unaufgeregte Visual Novels erinnern. Animierte Videosequenzen gibt es zwar auch, doch normale Gespräche werden als bewegliche Diashow präsentiert.

Ich begleite diesen Titel nun schon fast zwei Jahre lang, doch es ist das erste Mal, dass ich selbst spielen darf. Die Fantasie, mit den eigenen Gedanken Dinge zu entflammen oder zu bewegen, birgt jede Menge Potential in sich und ich hoffe, dass Scarlet Nexus darauf im weiteren Verlauf noch stärker eingehen wird. An einigen Stellen sieht diese hochtechnologisierte Welt sehr spannend und mutig aus, aber das würde ich nicht zu allen Bereichen sagen. Die widersprüchliche Gestaltung der Kreaturen ist ebenfalls sehr auffällig und prägnant, aber keinesfalls (ver)störend.

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Die RPG-Systeme erscheinen mir bislang eher zweckmäßig, deshalb wird sich ein großer Teil der Spielerfahrung wahrscheinlich auf die Schlachten stützen. Die Kämpfe brauchen ein wenig Eingewöhnung und ehrlich gesagt frage ich mich, was die Entwickler mit dieser Basis groß anstellen wollen. Es gibt zum Beispiel so einen Rage-Modus, der sich ab und zu von alleine aktiviert und uns noch stärker macht. Der sieht cool aus, genau wie die Finisher, dadurch verändert sich das Spiel aber nicht wirklich. Ob ich siegreich aus einem Kampf hervorgehe oder beinahe sterbe, darüber habe ich gefühlt (noch) zu wenig Kontrolle - das kann aber auch am Streaming-Setup liegen, das ich zum Probespielen genutzt habe.

Das mag sich vielleicht ein bisschen ernüchternd anhören, ich hatte mit Scarlet Nexus aber bereits sehr viel Spaß. Die ersten Stunden sind aufregend und unterhaltsam, weil diese Welt so viele Fragen aufwirft. In der dualen Geschichte sehe ich eine Menge Potential und das alles führt letztendlich dazu, dass ich jetzt gerne weiterspielen würde. Scarlet Nexus erscheint aber erst Ende Juni auf alten und neuen Konsolen (sowie auf PC). Zum Glück hat Bandai Namco eine Demoversion vorbereitet, um Interessierten eine Anspielmöglichkeit zu bieten.

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