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Sable

Sable

Mit unserem Hoverbike Simoon sind wir durch Midden gereist und haben dabei vielen Nomaden bei den verschiedensten Anliegen geholfen.

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Sable kann ihr Gesicht auch mit schicken Masken schmücken, die sie während ihres Abenteuers in der freien Erkundung findet.

Sable, die Protagonistin des Spiels, lebt in einer Welt, in der Hoverbikes als lebende Wesen angesehen werden, Farmer Donnerkristalle aus den Wolken abbauen und jeder Mensch eine verzierte Maske trägt. In einer postapokalyptischen Coming-of-Age-Geschichte begleiten wir die junge Frau auf dem Weg zum Erwachsenendasein. Welche Richtung Sables Leben einschlägt und welche Abenteuer sie in der Welt von Midden erlebt, das entscheiden einzig und allein wir. Die Spielwelt zeichnet sich durch einen religiösen Unterton, jede Menge Bräuche und verstreut lebende Clans aus. Die erste Stunde befasst sich mit den Vorbereitungen für Sables Abschied, die - so will es ihr die Tradition ihres Clans - nun ihre eigene Reise antreten muss. Als sogenannter Gleiter reist die Nomadin durch die Welt, um ihre Bestimmung zu finden. Dabei spielen die bereits erwähnten Masken eine wichtige Rolle, da diese jeweils repräsentieren, welche Aufgaben eine Person in der Gesellschaft von Midden übernimmt.

Mit Sable bietet Shedworks den Spielern die ultimative Freiheit, denn die einzige Vorgabe, die wir erhalten, ist, dass wir uns ganz am Ende des Spiels für eine der Masken entscheiden müssen. Diese Wahl bestimmt Sables Zukunft und sie schließt das Spiel gleichzeitig ab. Es ist ein ungewöhnlicher Ansatz, solch eine einfache Zielsetzung zu verfolgen und es stattdessen den Spielern zu überlassen, wie sie ihren eigenen Spielverlauf erleben wollen. Der Einstieg lässt leider ein wenig Zweifel am stark stilisierten Look des Spiels (an den man sich erst ein wenig gewöhnen muss) und an der offenen Art von Sable aufkommen, weil sich diese spielerische Freiheit zu Beginn eher als Orientierungs- und Bedeutungslosigkeit herausstellt. Doch Sables Aufbruch stellt gleichzeitig das Ende der Einführung dar, denn die Protagonistin muss alle Mitglieder ihrer geliebten Gemeinschaft hinter sich lassen, was ein Schlüsselmoment in diesem Abenteuer darstellt.

Beim Durchkreuzen des Tores mit unserem Hoverbike, das den Namen Simoon trägt, öffnet sich Spielern die weite Welt von Midden. Die erste freie Fahrt mit unserem treuen Gefährt wird dank eines starken Soundtracks und den prächtigen Farben der Spielwelt zu einem richtigen Wow-Moment. Vergleiche zu Journey, Abzû und The Legend of Zelda: Breath of the Wild kamen mir dabei in den Sinn, weil auch diese Spiele mit ihrem Gefühl von Freiheit, den weiten Landschaften und durch den Einsatz orchestrierter Musik bei vielen Spielern eine gewisse emotionale Reaktion auslösen. In Sable spiegelt sich die emotionale Reise nicht nur in der Protagonistin, sondern auch in den Spielern wieder.

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Helfen wir den Mechanikern von Midden, erhalten wir ein Mechaniker-Abzeichen. Das Händler-Abzeichen lässt sich ganz einfach kaufen, sobald ihr genug Geld verdient habt. Für ein Käfer-Abzeichen müsst ihr euch die Hände schmutzig machen.

Eine in sieben Gebiete unterteilte Welt lädt im Anschluss dazu ein, erkundet zu werden. Auch wenn das Fehlen von Quest-Symbolen und eine fast menschenleere Landschaft darauf hindeutet, dass Sable nur wenig Inhalte zu bieten hätte, so versprechen erste Besuche von Orten, wie der Burnt Oak Station, Eccria oder der Seven Sisters Station etwas völlig anderes. Fast jeder NPC hat ein dringendes Anliegen, was sich oftmals als kleine Quest-Reihe entpuppt. Wir könnten unseren Detektivhut aufsetzen und in Eccria das Geheimnis des gestohlenen Reaktorkerns aufklären, auf dem Kristallplateau einige Donnerkristalle sammeln, um der Mechanikerin Zahra auszuhelfen, oder jede Menge Insekten finden, die wir verkaufen. Dadurch können wir coole Teile für unser Hoverbike Simoon oder kosmetische Outfits für Sable kaufen.

Mit jeder erledigten Quest kommt Sable der von den Spielern gewählten Bestimmung näher. Mit welcher Maske sie letztendlich das Spiel beendet, wird von unterschiedlichen Abzeichen bestimmt, die wir mit jeder erfolgreich abgeschlossenen Mission erhalten. Insgesamt braucht es drei Abzeichen derselben Art, um Sables Maske zu schmieden und letztendlich das Spiel zu beenden. Wer sich also lediglich nach drei gleichen Abzeichen umschaut und damit eine passende Maske herstellt, kann das Spiel in wenigen Stunden beenden. Spieler, die sich lieber erst einmal all die verschiedenen Aufgaben anschauen wollen, interessante Orte erkunden und sowohl Simoons als auch Sables Reise im schicken Stil beenden möchten, können von einer Spielzeit zwischen zehn bis zwölf Stunden ausgehen. Mit den Abzeichen haben die Entwickler von Shedworks eine tolle Möglichkeit gefunden, Spieler zur Erkundung zu motivieren und gleichzeitig auch noch den Ausgang dieser Reise bestimmen zu lassen.

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Während die langen und weiten Strecken zwischen einzelnen Orten mit Simoon überbrückt werden, setzt Sable jede Menge Muskelkraft ein, um die Höhen von Midden zu erklimmen. Die Klettermechanik erinnert an Breath of the Wild, denn grundsätzlich kann sich Sable an jeder Oberfläche festhalten. Wie lange sie das kann, wird durch eine Ausdauerleiste begrenzt und ist diese vollständig aufgebraucht, stürzt die Abenteurerin hinab. Um beispielsweise zum Heißluftballon eines Kartografen zu gelangen, oder aus einem tiefen Brunnen zu entkommen, muss der Weg weise gewählt werden, da es zu keinem Zeitpunkt des Spiels möglich ist, die Ausdauer zu erhöhen. Da die Klettermechanik neben dem Abschließen von Quests zu den wichtigsten Elementen des Spiels gehört, hätte ich mir dabei etwas mehr Tiefgang gewünscht. Mit all den verschiedenen Masken und Outfits, die Sable unterwegs findet, hätte man doch sicher eine passende Idee finden können, die die Gestaltung der Nomadin auch spielerisch einbezieht.

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Eine in sieben Gebiete unterteilte Welt lädt dazu ein, von Sable und ihrem Hoverbike Simoon erkundet zu werden.

Die Spielzeit mit Sable gestaltet sich meditativ, wie eine Pause von all den überfüllten Spielwelten, die uns anderweitig so oft begegnen. Zum Zeitpunkt des Schreibens wird die ruhige Spielerfahrung jedoch oftmals von der holprigen Steuerung (sowohl bei Sable als auch bei Simoon) unterbrochen. Außerdem gibt es etliche Momente, in denen die Benutzeroberfläche nicht auf unsere Eingabe reagiert. Einmal musste ich das Game ganze acht Mal neu starten, bis ich wieder in der Lage war, die Karte, Quests und andere Inhalte der Menüstruktur zu verwenden.

In solchen Momenten wird die Schwelle vom kleinen, überschaubaren Bug, zum schwerwiegenden Problem überschritten, worunter unglücklicherweise die gesamte Spielerfahrung leidet. Beim Klettern stürzt Sable oft ohne triftigen Grund ab und die Kamera spielt häufig verrückt, was zu sehr skurrilen Perspektiven führt. Durch diese technischen Probleme entsteht ein starker Kontrast, der mich vom Weiterspielen abhält, obwohl mich die Inhalte packen und sogar anspornen. Diese Frustration färbt letztlich natürlich auch auf das Gesamtbild ab.

Ein Fazit zu Sable zu verfassen, ist schwerer als gedacht. Inhaltlich überrascht der Titel mit seiner offenen Art und dem Fakt, wie gut die verschiedenen Elemente im Laufe des Spiels zusammenfinden. Die anfängliche Orientierungslosigkeit verwandelt sich schnell in eine neugierige Freude, die man beim Erkunden der Welt verspürt. Es gibt viele Abzeichen zu sammeln, zusätzliche Masken zu finden und coole Gestaltungsmöglichkeiten für Sable und Simoon zu kaufen. Leider hinterlassen die technischen Schwierigkeiten und eine undurchsichtige Steuerung ein ungutes Gefühl, das die Spielerfahrung an einigen Stellen für mich stark minderte.

Trotz alldem entpuppt sich Sable als eines meiner Lieblings-Indie-Titel des bisherigen Jahres, denn es ist ein Spiel, das vor allem für Fans von Giant Squid und Thatgamecompany wärmstens zu empfehlen ist. Die Welt von Midden, gefüllt von ihren anekdotischen Erzählungen und skurrilen Landschaften, die jeweils ihre eigenen Geschichten vergangener Zivilisationen erzählen, hat mich förmlich verzaubert. Und doch muss Shedworks erst einmal die vielen tiefliegenden, technischen Probleme des Spiels durch (bereits angekündigte) Patches beheben, bis ich guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen könnte.

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An den stark stilisierten Grafikstil muss man sich erst einmal gewöhnen.
07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
völlig losgelöster Open-World-Ansatz, schöne Individualisierungsmöglichkeiten für Sable und Simoon, Abzeichen belohnen Erkundung und lassen uns Ausgang dieser Reise bestimmen.
-
etwas mehr Tiefgang bei den Spielmechaniken wäre wünschenswert gewesen, Sable und das Hoverbike steuern sich ungenau, Benutzeroberfläche reagiert manchmal nicht.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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