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République

République

Wir haben das Episoden-Adeventure von Camouflaj auf der Playstation 4 gespielt - ein durchaus erhebendes Erlebnis.

Dystopische Gesellschaften sind nicht wirklich ein neues Konzept für zeitgemäße Videospiele. Es gibt da schon einige Visionen, in denen in der Zukunft etliches schief geht. Ein Konzept, das auch selbst mal schiefgehen kann! Aber wenn es aufgeht, kann auch etwas großartiges entstehen. In République dreht sich alles um ein Mädchen mit dem Namen Hope und wir folgen ihrer Geschichte durch fünf Episoden, die ihre Flucht aus der Stadt Metamorphosis begleiten. Man muss unweigerlich an ein Land an der Grenze zu Südkorea denken, ohne Menschenrechte und unter ständiger Beobachtung. Überall sind Wachen und keiner kann sich vor den Überwachungskameras verstecken.

Wo wir gerade über Kameras sprechen - die Steuerung hat ein paar besondere Nuancen. Der Spieler wird durch das Überwachungssystem zu einer Art Big Brother. Das Ziel ist es, Hope an den Wächtern vorbei und zu hackbaren Türen zu lotsen. Eine bei Resident Evil geliehene Spielmechanik mit Elementen von Watch Dogs. Der linke Stick steuert Hope, der rechte kontrolliert die Kameras. Das ist innovativ, aber oft auch sehr irritierend. Grundsätzlich sollte man vor den Wächtern verborgen bleiben, aber manchmal lässt einen das Spiel im schlimmsten Augenblick scheitern. Genau dann, wenn der Blickwinkel zwischen den Kameras wechselt ändert auch Hope ihre Richtung - und das Spiel friert jedes Mal kurz ein. Auch wenn es nur ein kurzer Moment sein mag - man verliert sofort seinen Fokus.

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Ich habe den Fehler gemacht und den Plot als schlicht und vorhersehbar abgetan.

Irgendwann wird man natürlich wieder eingefangen. Wenn das passiert, wird der Spieler zur nächstgelegenen Zelle transportiert. Metamorphosis, die Stadt unter ständiger Überwachung, hat natürlich viele Zellen. Die Gefängnisse dienen als eine Art Basis. Hier kann der Fortschritt gespeichert werden und man darf neue Fähigkeiten einkaufen. Manche sind nützlich und klug, andere komplett sinnlos. Die Fähigkeit, die Route der Wachen zu sehen, ist zum Beispiel absolut nichts wert. Selbst wenn die Steuerung einen manchmal scheitern lässt, auf die Dummheit der Künstlichen Intelligenz ist Verlass. Andererseits kann man sich auch hinter einem winzig kleinen Wasserspender verstecken und wird quasi unsichtbar.

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Und die nützlichen Fähigkeiten? Mit einer davon kann man Telefongespräche belauschen und E-Mails lesen. Auch wenn République mit kleinem Budget produziert wurde, ist es voller Elemente, die die Immersion fördern. Überall sind Sachen verteilt, die den Plot ein wenig aufhellen. Oft lauschen wir Unterhaltungen und versuchen ihnen einen Sinn zu geben. Die verbotenen Bücher gefallen mir am Besten. Man findet zum Beispiel Der Fänger im Roggen und eine Audiodatei wird gespielt, in der ein Antagonist erklärt, warum dieses Buch das Gehirn verrotten lässt. Eine interessante Art, die Welt anhand eines Referenzpunktes zu erklären.

Auch unsere Perspektive spielt eine Rolle. Der Aufseher ist offensichtlich der Schurke. Aber auch wenn es unser eigentliches Ziel ist, Hope in Sicherheit zu bringen, erfahren wir auch mehr über die andere Seite. Wer ist dieser Aufseher? Woher kommt er? Was sind seine Motive? Ich habe den Fehler gemacht und den Plot als schlicht und vorhersehbar abgetan.

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République ist eine schöne Erfahrung und wirft einige Fragen über unsere Welt auf.
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Glücklicherweise ist dem aber nicht so. République spielt mit den Gefühlen der Spieler und das Resultat ist großartig. Man fühlt sich wie ein Teil der Geschichte. So mächtig ist die Kraft der Immersion in den meisterlich gestalteten Level. Mein erster Durchgang hat dreizehn Stunden gedauert, ohne das ich alles genau durchsucht hätte.

Ursprünglich ist das Spiel für mobile Geräte erschienen, man kann also verstehen, warum die Grafik nicht so beeindruckend ist. Aber die vorgerenderten Umgebungen sehen trotzdem gut aus. Bei der Musik und den Soundeffekten ist allerdings nichts nur Durchschnitt. Die gesamte Audioerfahrung unterstützt das Spielen. Und was kann schon schiefgehen, wenn man den Sprecher von Solid Snake mit an Bord hat?!

Das Spiel regt wirklich zum Nachdenken an. République ist eine schöne Erfahrung und wirft einige Fragen über unsere Welt auf. Wie viel Privatsphäre ist uns in der modernen Gesellschaft noch geblieben? Hüte aus Alufolie mal beiseite gelassen, zeichnet das Spiel ein überzeugendes Bild eines bösen Überwachungsstaats. Die merkwürdige Steuerung bringt einen manchmal zum Straucheln, aber das Gesamtpaket ist trotzdem ein Genuss.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
tolle Story, irre viel Content in Relation zum kleinen Preis
-
Steuerung mit Aussetzern
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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