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Red Dead Redemption 2

Red Dead Redemption 2

Wir haben endlich selbst eine Runde Red Dead Redemption gespielt. Ein atemloser Ritt durch den Wilden Westen - und ein ganz großes Spiel warten da Ende Oktober auf uns.

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Ich steige vom meinem Pferd. Bin ungewaschen, dreckig, verranzt. Das ist Arthur Morgan, ein perfekter Outlaw, rechts gut sichtbar den Revolver und ein großes Jagdmesser, in der Umhängetasche Munition, im Sattel des Pferdes das Gewehr.

In einer Grube vor mir hockt eine kleine Frau über einem großen Haufen Dinosaurierknochen. Ich drücke L2 auf dem PS4-Controller und spreche sie so direkt an. Es ist das neue Feature, mit dem Rockstar die Welt nahtloser erlebbar machen will. Die knapp 50-Jährige ergeht sich in einem Redeschwall rund um Archäologie, warum sie nicht an der Universität als Professorin arbeiten darf und überhaupt. Am Ende habe ich die zufällige Mission mit auf den Weg bekommen, 30 Dinosaurierknochen in der riesigen Spielwelt zu finden. Kann man machen, muss man nicht.

Es ist eines von vielen zufälligen Events, die in der Welt von Red Dead Redemption 2 warten. Der Wilde Westen im Jahr 1899 ist riesig, das Spiel bietet aber in den fünf großen Regionen viele typisch amerikanische Landschaften, die ineinander übergehen. Vor der ersten Mission, die Rockstar uns nur zeigt vor dem Selbstanspielen, reitet Arthur Morgan mit seiner Van-der-Linde-Gang von einem schneebedeckten Berg hinunter in die Prärie, um den Zug eines Industriellen namens Leviticus Cornwall auszurauben. Die Pferde laufen im Trab im Verbund ziemlich im Gleichschritt, mir wirkt das zu statisch. Es ist am Ende das einzig negative, was mit vom gesamten Spiel im Hinterkopf bleibt. Das sagt ja auch was. Und gehen die Pferde langsamer, sieht alles besser aus, wenn die Pferde sich schütteln, den Kopf bewegen.

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Die Gang ist auf der Flucht. Bundesagenten und Kopfgeldjäger wollen sie stellen. Die Gang um Anführer Dutch van der Linde raub und kämpft sich durchs Land. Das Credo des Chefs ist es, ein freies Leben jenseits Staat und Gesetz leben zu wollen. Dazu braucht man vor allem Geld und Nahrung. Leider geht der Zugüberfall schief, weil ein nicht ganz so schlaues Gangmitglied die Sprengung versaut.

Also rennen Arthur und zwei Gangmitglieder in Richtung Brücke, um auf den fahrenden Zug zu springen. Was dann nur zwei schaffen. Morgan und sein Kompagnon klettern in den Luxuszug und schießen sich von hinten nach vorne, ohne viel Fragen zu stellen. Man kann per Tastendruck in der Deckung verschwinden und den verbesserten Deadeye-Modus aktivieren. Der bietet jetzt fünf Stufen, verlangsamt die Zeit, lässt und automatisch oder manuellen Zielpunkte setzen oder besonders tödliche Trefferzonen markieren. Das ist bei Jagen sehr hilfreich, um Essen und Handelswaren zu generieren. Man kann diesen Teil bis auf wenige obligatorische Jagdmissionen aber auch ignorieren und anders sein Geld machen. Beim Pokern etwa, oder Raubzügen.

Nachdem sich die Gang durch den Zug geballert und die Lok zum stehen gebracht hat, sprengen sie sich in den Panzerwaggon von Cornwall. Der Industrielle ist nicht drin, nur drei seiner Vasallen. Das Erkunden des Inneren fördert ein paar Wertpapiere und Briefe hervor, aber sonst nichts. Morgan wird mit der Entscheidung allein gelassen, was nun mit den Gefangenen passieren soll. Töten oder laufen lassen? Es ist eine von vielen moralischen Entscheidungen, die wir im Spiel treffen müssen.

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Jede Entscheidung hat Einfluss auf unsere Ehre, die wiederum direkt das Verhalten aller NPC in der Spielwelt verändert. Ein ruchloser, mordender Outlaw wird weniger Gesprächsoptionen haben und selten einen Konflikt friedlich lösen können. Das Ehre-Prinzip ist tief als Spielmechanik integriert. Alle Entscheidungen spiegeln sich in alltäglichen Aktivitäten und verschiedene Ehre-Stufen wieder, was für unterschiedliche Möglichkeiten sorgt, auch wenn einige nicht unmittelbar wahrnehmbar sind.

Wer mordet und viel ballert, kriegt mehr Geld bei Überfälle und sogar die neuen und zufällig ausgelösten Kill-Shot-Wiederholungen sind intensiver. Es ist die eine Möglichkeit. Wer ehrenvoller spielen will, kriegt bessere Kopfgeldaufträge. Das alles ist eher subtil, versichert Rockstar. Es wird das Spielgefühl nicht belasten, was ich für mich bestätige. Ein Beispiel: Ich treffe beim Rumreiten zufällig auf einen Typen, der von einer Schlange gebissen wurde. Er bittet um Hilfe, was bedeutet, dass ich die Bisswunde an seinem Bein aussagen soll. An seinem sehr dreckigen Bein. Ich mache es dennoch und rette sein Leben. Er bedankt sich, ich gebe ihm mit auf den Weg, dass es es NIE jemanden erzählen soll. Einen Gefallen schuldet er mir dennoch, wer weiß, wo ich ihn wiedertreffe? In irgendeiner schlammverdreckten Ortschaften, einer der großen Städte oder vielleicht sogar im Lager.

Die mobilen Lager meiner Gang sind neues Feature und sie zeigen das alltäglichen Lebens der Van-der-Linde-Gang. Das Lager dient als Hub für Story-Missionen, man kann aber auch einfach losziehen und eine Bank knacken oder eine Runde am Lagerfeuer saufen und quatschen. Was je nach vorher passierten Dingen unter Umständen nicht klappt, weil Typen wie John Marston (genau, der aus Red Dead Redemption) einfach schlecht auf uns zu sprechen sind. Pokern geht dort auch. Man kann sich rasieren und die Haare mit Pomade ankleistern. Oder neue Klamotten anziehen, die wiederum Einfluss auf die Statuswerte haben und wie gut man die Kälte in den Bergen verträgt. Es sind 101 kleine Systeme, wie man es von Rockstar kennt. Und weshalb man die Spiele liebt.

Wir dürfen immer selbst entscheiden, wie intensiv wir dem Lagerleben folgen und die dortigen optionalen Missionen bedienen. Man darf jederzeit die Welt komplett frei erkunden. Die Gang benötigt allerdings Geld, Nahrung und Vorräte, um überleben zu können. Organisieren wir das, ist es förderlich für die Moral der Gruppe und schaltet Boni frei. Lagerverbesserungen sind zusätzliche Nahrungsvorräte, bessere Medizin und oder Gratis-Munition sowie die optionale Schnellreisefunktionen. Das Lager der Gang zieht übrigens mit uns durchs Spiel, wenn wir der Story folgen.

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Optisch und grafisch ist Red Dead Redemption auf der PS4 Pro und an einem 4K-TV ziemlich fett. Es ist das ambitionierteste Projekt aller Zeiten für Rockstar, alle Studios des Entwicklers arbeiten aktuell gleichzeitig daran. Sie wollen eine echte Erfahrung der neuen Generation erschaffen, womit sie dezidiert die PS4 und Xbox One meinen, für die das Spiel von Grund auf neu entwickelt wurde. Xbox One X und PS4 Pro nutzen die zusätzliche Power für 4K-Auflösung und HDR und Effekte, ansonsten ist alles identisch.

Die Spielwelt ist zu jeder Tag- und Nachtzeit, drinnen und draußen, auf ihre Art beeindruckend. Alles ist sehr detailverliebt bis hin zu der Tatsache, dass alle Waffen frei konfigurierbar sind und man in einem schick gestalteten Katalog beim Waffenhändler Upgrades kaufen kann. Ein toller Soundtrack unterstreicht die epische Stimmung, er besteht aus 192 extra komponierten Stücke, die nahtlos und interaktiv ineinander gemischt werden. Spielt keine Musik, kann man auch einfach den Naturgeräuschen lauschen. Oder den eindrucksvoll intonierten Stimmen von Morgan, der Gang oder einfach Passanten, die uns manchmal wertvolle Hinweise geben. Das gesamte Spiel ist ausschließlich in englischer Sprache am Start, es gibt optional deutsche Bildschirmtexte, die auf schwarzem Balken in weißer Schrift präsentiert werden. Und deren Übersetzung nicht immer so cool ist wie die Originalvorlage.

Das Gameplay selbst ist bestens durchdacht und man fühlt sich sofort zuhause. Das Abfeuern von Waffen, das Nachladen und der Rückstoß wurden überarbeitet und die Menge verfügbarer Waffen erhöht. Der Zustand einzelner Waffen kann sich abhängig von Nutzung, Umgebungsbedingungen und Modifizierungen verändern. Wir müssen sie Reinigen zum Beispiel mit Schlangenöl, um die maximale Leistungsfähigkeit zu erhalten. Arthur kann maximal zwei Handfeuerwaffen (Dual-Wielding lässt sich freischalten) und zwei Gewehre (oder ein Gewehr und einen Bogen) tragen sowie sein Jagdmesser. Außerdem gibt es Gadgets wie ein Lasso und eine Auswahl an Wurfwaffen. Arthurs Pferd kann den gesamten Waffenbestand tragen und er kann sich von dort alles holen.

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Ich müsste noch über so viele kleine Details schreiben, aber es würde meinen Rahmen sprengen. Über Detailverliebtheit im Design der Spielwelt (freut euch darauf, dass selbst zu entdecken). Oder über die Möglichkeit, beim Einnehmen eines gegnerischen Lagers zu entscheiden, ob man leise und bedacht agiert und mit Kurzbefehlen seine Gang integriert. Oder einfach die Knarren zückt und loslegt. Geht beides, auch beides gleich gut. Es gibt tolle Nahkämpfe, in denen man blocken und prügeln kann. Und überall warten Nebenmissionen und Ablenkungen in einer Welt, die tagsüber und nachts ganz anders reagiert.

Red Dead Redemption 2 ließ mich atemlos zurück. Die Liebe zum Detail ist wahrhaft schwindelerregend. Das Script scheint bombastisch zu sein und ist toll erzählt, zumindest in den Ausschnitten, die es zu sehen gab. Die Zeit war sehr sehr kurz für ein derart riesiges Spiel. Es wird ein Volltreffer werden, das lässt sich jetzt schon sicher sagen. Ohne eine Sekunde von Red Dead Online gesehen oder gespielt zu haben.

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