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Overwatch

Overwatch

Auf der BlizzCon haben wir nach der überraschenden Ankündigung schon ein paar Runden mit Overwatch genossen. Der Blizzard-Egoshooter setzt voll auf Teamkämpfe.

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"Es ist 17 Jahre her, dass Blizzard die Tür zu einem neuen Abenteuer, einer neuen Welt, geöffnet hat", verkündet Chris Metzen, Creative Director von Blizzard, auf der Bühne der BlizzCon, etwa eine halbe Stunde nach der Eröffnungszeremonie. Bis dahin wurden Erwartungen bestätigt, aber nicht überrascht. World of Warcraft: Warlords of Draenor steht kurz bevor, also war eigentlich klar, dass es Neuigkeiten geben würde. Die Hearthstone-Entwickler haben lange über die nächste Erweiterung des Spiels gesprochen - hier ging es eher um einen Namen und mehr Details. Der Name der Protoss-Erweiterung für Star Craft II war bereits bekannt undunsere Vermutungen, dass es Zeit für einen Abschluss der Legacy of Void wäre, hat sich bestätigt.

Der Name Overwatch als Marke war schon früher bekannt geworden, aber das Verrückteste, was wir uns dazu ausmalen konnten, war eine Art rundenbasiertes Spiel im Warcraft-Universum, ähnlich den Figuren-Spielen Warhammer oder Warmachine. Stattdessen aber enthüllt Blizzard etwas völlig Neues - zum ersten Mal seit 17 Jahren. Und Metzen sagt dazu: "Es war eine lange Wartezeit und die endet genau jetzt."

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In Overwatch wird es länger dauern, seine Widersacher zu erledigen. Es soll eher ein Vor und Zurück werden, mit mehr Zeit, die Fähigkeiten der Charaktere zu nutzen.
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Overwatch ist für Blizzard ziemlich untypisch. Es ist ein Actionshooter in der Egoperspektive, und zwar einer, der sich nur um Mehrspielerkämpfe im Team dreht. Es gibt offensichtliche Ähnlichkeiten mit Team Fortress 2, denn in beiden Spielen können die Spieler zwischen leicht erkennbaren und eindeutig definierten Charakteren mit einer einzigartigen Auswahl an Fähigkeiten, Waffen und Spielstilen wählen. Bis jetzt stehen in Overwatch zwölf verschiedene Figuren zur Auswahl, aber Blizzard hat versprochen, dass noch viel viel mehr dazukommen werden.

Das Spiel soll vieles einbeziehen und die Entwickler versuchen, dieses Ziel auf verschiedene Arten zu erreichen. Es soll auch für Leute ansprechend sein, die keine gestählten Shooterspieler mit den Reflexen eines Zwölfjahrigen sind. Es soll auch andere Dinge zu tun geben, als sein Fadenkreuz über dem Gegner zu positionieren - wie die Entwickler es selbst erläutern. Wir bekommen Figuren wie Mercy, die der Heiler des Teams ist und deren Fähigkeiten mit dem richtigen Timing den Unterschied machen können. Oder Torbjörn, der Türme und andere Verteidungsanlagen aufbaut.

Und: Man lebt länger. Wer Call of Duty gespielt hat, kennt das Gefühl, um eine Ecke zu biegen und niedergemäht zu werden, bevor man überhaupt sehen kann, wer einen da gerade erschossen hat. In Overwatch wird es länger dauern, seine Widersacher zu erledigen. Es soll eher ein Vor und Zurück werden, mit mehr Zeit, die Fähigkeiten der Charaktere zu nutzen.

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Die Steuerung ist knackig, reagiert gut und erinnert ein wenig an Genreklassiker wie Quake, Doom und - ja - Team Fortress 2.
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Zu guter Letzt sind alle Spieltypen mit Aufgaben versehen. Es wird keine reinen Deathmatches geben, bei denen es nur um die meisten Kills geht, sondern es ist ein ständiger Kampf um Eroberungspunkte oder den Transport von Gegenständen. Die Teams wechseln sich bei Angriff und Verteidigung ab. So weit ganz nett, aber wie spielt sich das tatsächlich? Ich durfte nur ein paar Runden Overwatch spielen (die Schlange an den Demo-Maschinen war verständlicherweise sehr sehr lang), das hat aber gereicht, um einen klaren ersten Eindruck zu gewinnen.

Overwatch fühlt sich auf keinen Fall so an, als hätte Blizzard zum ersten Mal einen Egoshooter entwickelt. Die Steuerung ist knackig, reagiert gut und erinnert ein wenig an Genreklassiker wie Quake, Doom und - ja - Team Fortress 2. Ich habe eine Handvoll der zwölf Charaktere angespielt. Tracer kämpft mit zwei Pistolen und hoher Feuerrate sowie kleinen Magazinen. Sie kann sich mit Druck auf die Shift-Taste über kurze Distanzen teleportieren. Diese Fähigkeit hat drei Ladungen, die sich nur langsam wieder auffüllen. Mit dem E-Knopf kann sie für sich die Zeit zurückdrehen, um dann genau dort wieder aufzutauchen, wo sie vor genau drei Sekunden war - und das mit dem gleichen Gesundheitszustand. Perfekt für schnelle Rein-Raus-Taktiken, taktischen Rückzug oder ähnliches.

Pharah kann sich mit Raketenwerfer und Jetpack in die Lüfte erheben und dort für kurze Zeit schweben. Hanzo klettert und kann mit seinem Bogen - wenn der Schuss für ein paar Sekunden aufgeladen wurde - viele Gegner mit einem einzigen Pfeil ausschalten. Reinhart ist ein riesiger Deutscher mit Kriegshammer und massiver Rüstung, der ein Schild generieren kann, das gegnerische Schüsse absorbiert, während das eigene Team weiter feuern kann. Er kann außerdem losrennen und seine Feinde gegen Wände rammen.

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Die Teamgröße von sechs Spielern wurde sorgfältig ausgewählt. Game Director Jeff Kaplan erklärt, sie hätten es auch mit größeren Teams aus acht oder zwölf Spielern versucht.

Dann wäre da noch Reaper mit seinen schweren Pistolen und seiner eher langsamen Teleportfähigkeit, der sich zwar für kurze Zeit unverwundbar machen kann, dafür währenddessen aber auch nicht selbst nicht angriffsfähig ist. Das Tempo ist hoch, aber man lebt tatsächlich länger als in anderen modernen Shootern. Es sind wunderschöne hektische Kämpfe, bei denen eine Menge um einen herum passiert. Man hat - dank Fähigkeiten wie Pharahs Jetpack oder Hanzos Wandklettern - viel Mobilität und die stark vertikal aufgebauten Level sind erfrischend.

Die Schlachten werden Sechs gegen Sechs ausgetragen und bei zwölf Charakteren könnte man glauben, es wäre jeweils nur Platz für eine der Figuren. Aber man kann nach jedem Tod die Spielfigur wechseln und niemand wird dich aufhalten, ein Team allein bestehend aus 12 Mal Winston zu erstellen, dem großen und freundlichen Mutanten-Gorilla mit Brille. Die Entwickler sagen allerdings, dass Teams mit vielen identischen Charakteren eher schlechter performen als ausgeglicherene.

Die Teamgröße von sechs Spielern wurde sorgfältig ausgewählt. Game Director Jeff Kaplan erklärt, sie hätten es auch mit größeren Teams aus acht oder zwölf Spielern versucht. Aber ihre Erfahrung sei gewesen, dass sich die Spieler so weniger wichtig gefühlt hätten. Es hätte Chaos geherrscht, wenn etwa zwei Spieler gerade ein Duell austragen, nur um von vier anderen Spielern gestört zu werden, die alles niedermähen. Bei kleineren Teams hätte sich dagegen alles umgekehrt und jeder Spieler wäre einfach zu wichtig für das Team gewesen, mit wenig Raum für Fehler, einen schlechten Tag oder einfach wenig Erfahrung als die Gegner.

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Ein weiterer Punkt der Overwatch von den anderen Blizzard-Titel unterscheidet, ist die Geschichte - denn es gibt kaum eine.

Direkt nach der Ankündigung von Overwatch, haben viele vermutet es, würde eine Art MOBA werden. Das stimmt aber überhaupt nicht. Es gibt keinerlei Fortschrittssystem, weder vor noch während der Kämpfe, nichts zum Freischalten oder für das Verbessern von Fähigkeiten und auch keine NPCs zum Abschießen. Es ist einfach reine Action, ein purer Egoshooter. Ein weiterer Punkt der Overwatch von den anderen Blizzard-Titel unterscheidet, ist die Geschichte - denn es gibt kaum eine. Das soll nicht heißen, dass es überhaupt keine Story gibt. Es gibt sogar recht viel Geschichte, sie wird aber in einem anderen Kontext erzählt. Wie genau, hat er nicht verraten, aber man kann sicher mehr Clips im Stil des großartigen Intros von Blizzard erwarten. Transmedialität ist gerade angesagt und das eben erwähnte Mini-Filmchen sah aus wie aus der Feder von Pixar und wir hoffen auf mehr.

Overwatch spielt auf der Erde - sechzig Jahre in der Zukunft. Dreißig Jahre zuvor haben sich Roboter - hier Omnis genannt - ausgebreitet, sind durchgedreht und drohen damit die Menschheit auszulöschen. Das hat zur Erschaffung der Overwatch geführt, einer Spezialeinheit aus Helden und Soldaten von der ganzen Erde, um in der Omni-Krise gegen die Roboter zu kämpfen.

Die Overwatch waren siegreich, haben die Welt gerettet und wurden überall als Helden empfangen. Später löste sich die Overwatch auf und die verbleibenden Mitglieder verdingten sich als Söldner bis eine neue, bisher noch unbekannte Bedrohung auftaucht und die Mitglieder wieder zum Dienst gerufen werden. Das ist in groben Zügen die Geschichte und wer sich fragt, wieso hier Platz für einen Cyber-Gorilla wie Winston ist - er ist ein Mutanten-Gorilla, der in einem Mond-Labor aufgewachsen ist und den zuständigen Wissenschaftler "Vater" nennt. Die Brille trägt er, um ihn zu ehren. Deswegen dreht er im Intro-Film so durch.

Die große Frage ist das Bezahlsystem, über das Blizzard bisher noch nicht sprechen möchte. Wir wissen also nicht, ob es ein Vollpreis-Spiel wie Diablo und Starcraft wird oder ein Free-to-Play-System wie Heroes of the Storm oder Hearthstone: Heroes of Warcraft nutzt. Aber Overwatch macht schon in dieser frühen Phase einen sehr guten Eindruck. Die Beta wird irgendwann im nächsten Jahr starten und man kann sich bei Blizzard schon dafür anmelden.

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KRITIK. Von Rasmus Lund-Hansen

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