Am Wochenende haben wir uns in die Kopierte Fabrik von Final Fantasy XIV: Shadowbringers gewagt. Der neue Allianz-Raid aus dem MMORPG ist eine große Herausforderung für 24 mutige Krieger des Lichts und der Dunkelheit, doch da Nier-Produzent Yosuke Saito und der Game Director von Nier: Automata - Yoko Taro - konzeptionell an der Entwicklung dieses Inhalts beteiligt waren, haben wir uns dieser schwierigen Prüfung unterzogen.
Patch 5.1: Vows of Virtue, Deeds of Cruelty ebnet den Weg für diese Late-Game-Aktivität, die uns mit dem YoRHa-Androiden 2P vertraut macht. Die Roboterdame im weißen Kleid hat besorgniserregende Daten aus der Nähe eines heruntergekommenen Fabrikgeländes erhalten, was darauf hindeutet, dass sich Maschinenwesen in der Einrichtung unkontrolliert reproduzieren. Wir müssen uns diesem Problem annehmen, um die Ordnung in Eorzea zu bewahren und den Auftakt einer neuen Nebengeschichte zu erleben, die sich um das Action-RPG dreht.
Die Umgebung der Kopierten Fabrik erinnert direkt an das Startgebiet aus Nier: Automata, sprich die verlassene Fabrik. Zwischen Rost, verwahrlosten Lagerhallen und wild wuchernder Natur müssen sich die Spieler in die Tiefen der Anlage kämpfen und den Grund für dieses Schlamassel ausfindig machen. Fans von Final Fantasy XIV sehen in ihrem MMO zum ersten Mal die einfach gestalteten Maschinenwesen, die in Nier: Automata ihr Unwesen treiben.
Das Gegner-Design wurde nicht nur rein optisch übernommen, auch bei den Attacken lässt sich die Vorlage wiedererkennen. Das Effektfeuerwerk einer großen Truppe erfahrener Rollenspieler wird deshalb regelmäßig von grellen Energiekugeln und -Projektilen begleitet, die in gewisser Weise bereits die visuelle Identität von Nier: Automata prägten. Die Gegner dieser Einrichtung sind Stufe 80 und höher und sie benutzen fiese Taktiken, um die Koordination der Angreifer zu brechen. Schwere Attacken mit Wirkungsbereich (kurz AoE) sollen Fehler in der Koordination herbeiführen und somit die Aufgabenpriorisierung verschiedener Spielerrollen verändern.
An einer Stelle des Raids werden die Spieler in drei Teams aufgeteilt, die zusammen in verschiedenen Zonen der gleichen Arena gegen einen gemeinsamen Feind antreten. Während die Raider die Gesundheitsleiste des Bosses reduzieren, stehen sie vor wechselnden Herausforderungen, die je nach Zugehörigkeit ihrer Raid-Allianz (ob man Gruppe A, B oder C ist) unterschiedlich ausfallen. Zu Beginn der Aktivität werden wir automatisch einem dieser Untergruppierungen zugeordnet, durch diese externe Einteilung nimmt uns das Spiel bereits einiges an organisatorischem Aufwand ab.
Auf welcher Plattform ihr im Kampf gegen den Roboter Hobbes landet, das entscheidet das Spiel also selbstständig. In dieser Begegnung verstecken sich viele kleine Überraschungen, wie bewegliche Böden und Überraschungsangriffe, die plötzlich hinter euch aus der Wand kommen. Das ist für MMO-Spieler nichts Revolutionäres, dieser Kampf sticht in seinem Umfang und der Kreativität aber zumindest für diesen Raid positiv hervor. Unsere Gruppe wurde zum Beispiel an einer Stelle von einer schweren Frachtladung erwischt, die ein Kranarm hat über uns fallen lassen... Zum Glück konnte ein Verbündeter aus einer anderen Division unseren Heiler von seiner Position aus wiederbeleben und somit das Unheil abwenden.
Ein weiterer, imposanter Boss ist Engels, einer der riesigen, roten Roboter-Transformer, mit denen wir es in Nier: Automata häufig zu tun bekommen. Der Gigant nutzt die rotierenden Baggerschaufeln an seinen Armen, um weite Teile der Arena mit schmerzhaften Attacken zu blockieren, während er mit Lasern und Raketen mächtige AoE-Attacken auf das Feld niederregnen lässt. In diesem Bosskampf gibt es eine Add-Phase mit herbeibeschworenen Kreaturen, die innerhalb eines Zeitlimits besiegt werden müssen. Gelingt das der Party nicht rechtzeitig, löscht Engels die Party mit seinem Todeslaser aus. Während des Kampfverlaufs findet ein dynamischer Umgebungswechsel statt, das ist eine weitere, schön umgesetzte Anspielung auf die Vorlage.
Im Endkampf stehen Nier-Fans einem alten Bekannten gegenüber, der die Maschinen in Eorzea kontrolliert. Der Android steckt in einer Flugeinheit, die an einen Panzer gekoppelt wurde. Wenn er sich von diesem Hauptkörper losreißt, setzt ein Luftbombardement ein, was verzögerte AoE-Attacken auf dem Spielfeld herbeiführt. Der Boss ruft im Kampfverlauf ebenfalls weitere Maschinen auf das Schlachtfeld, die weitere Anforderungen an die Raid-Gruppe stellen. Diese Schlacht ist eine harte und intensive Angelegenheit, doch wer die Elemente meistert, wird mit schicker Beute und weiteren Ausrüstungsstücken im Nier-Style belohnt.
Etwas über 90 Minuten haben wir für diese Herausforderung benötigt, die sicherlich nicht nur für Nier-Fans interessant ist. Der über alle Zweifel erhabene Soundtrack von Yoko Taros JRPG wurde für den FFXIV-Raid sogar im orchestralen Stil von Final Fantasy neu geremixt und ertönt während der späteren Bossphasen. Das sind einige schöne, begleitende Eindrücke, die dem etwas lahmen, visuellen Design von Nier: Automata bereits sehr stark geholfen haben und auch im Allianz-Raid des MMOs wirken. Und obwohl das beste Actionspiel von 2017 vielleicht kein Augenschmaus war, realisiert Final Fantasy XIV: Shadowbringers in diesem ersten Teil der YoRHa-Storyline einige schöne Panoramen.
Nebenbei ist es als Fan der Vorlage schön zu sehen, dass Elemente, wie Terminals oder Pods, eingesetzt wurden, um den Transfer der Gruppe durch dieses Level zu ermöglichen. Einziger Wermutstropfen ist im Deutschen die fehlende Synchronisation, da in den Videosequenzen eigentlich so gut wie gar nicht gesprochen wird. Ich empfand das MMO trotzdem als erfrischende Erfahrung und hoffe, den vielen fähigen Streitern von FFXIV nicht zu sehr zur Last gefallen zu sein. Mehr Eindrücke zu Final Fantasy XIV: Shadowbringers verrät euch Soren in seiner Kritik.