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Metal Gear Survive

Metal Gear Survive

Es ist Metal Gear, klar, aber sind die Wurzeln der Serie stark genug, um der Verwüstung standzuhalten?

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„Wenn sonst nichts mehr geht, dann eben Zombies." Das scheint schon länger die Devise von Spielen zu sein, die in einer Sackgasse stecken. Es war klar, dass es für Konami ohne Hideo Kojima nicht leicht werden würde, aber sind Zombies wirklich die Antwort darauf? Ehrlicherweise dürfen wir in diesem Kontext gar nicht wirklich von Zombies sprechen, aber irgendwie ist es doch das gleiche. Metal Gear Survive folgt den Ereignissen von Metal Gear Solid V: Ground Zeroes: Nachdem die Mother Base gefallen ist beerdigenden die Überlebenden ihre ehemaligen Kameraden. Ein Soldat wird durch ein Wurmloch geschickt, um die lebenden Toten in einer alternativen Realität auf dem Planeten Dite zu erledigen. Der Titel ist damit also eher ein Spin-Off, als ein Sequel. Für die meisten Fans bedeutet das Spiel eine kontroverse Abkehr vom normalen Metal Gear und das wurde schon kritisiert, noch bevor überhaupt irgendein Knopf gedrückt wurde.

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Der Soundtrack geht übrigens echt in Ordnung, aber in Koop-Lobby vielleicht ein bisschen zu fröhlich für eine Zombie-Apokalypse.

Bevor wir jedoch dazu kommen sei eines gesagt: Es fühlt sich wirklich nicht wie ein Metal Gear-Titel an. Survive wirkt als hätten Konami das Spiel entwickelt und dann den Namen draufgeklebt, damit es sich besser verkauft. Es gibt einige bekannte Elemente, wie das schrille Geräusch wenn uns die Gegner entdecken, aber die Action hat sich vom Schleichen zu wilden Gefechten verlagert. Die Reihe drehte sich schon immer um Politik und Schattenorganisationen, doch dieses Setting ist wirklich abgefahren. Kojima selbst musste fragen, warum jetzt plötzlich Zombies auftauchen und dieses Unverständnis muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das soll nicht unbedingt bedeuten, dass Survive ein schlechtes Spiel wäre, aber wir müssen es anhand seiner eigenen Leistungen beurteilen und nicht als Fortsetzung einer Serie. Daher werden wir das Spiel von jetzt an einfach nur Survive nennen und den Metal Gear-Beinamen vermeiden.

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Zu Beginn müssen wir unseren Avatar kreieren und werden anschließend in eine alternative Welt geschickt, in der Zombies alles zerstört haben. Wir wandern durch eine beeindruckende Wüste und suchen dort nach Erinnerungen und weiteren Überlebenden, während wir unseren Weg zurück zur Erde finden. Dabei machen uns ständiger Hunger und Durst zu schaffen, und weil sich die Balken so unglaublich schnell leeren ist meine Spielfigur häufiger (auch mitten in einer Mission) an Dehydration gestorben, als an den Gegnern. Dazu kommt, dass wir sauberes Wasser finden müssen, denn wir lernen erst später die Brühe abzukochen. Schmutziges Wasser macht uns krank und kotzend von Zombies gejagt zu werden ist auch in Survive nicht lustig. Nach einiger Zeit treffen wir auf andere Gegnerarten, die dem Titel ein weiteres Horrorelement verpassen. Die Schreckmomente sind anfangs als Überraschungen noch ganz nett, aber irgendwann ziemlich vorhersehbar.

Metal Gear Survive wird aus der Schulter-Perspektive gespielt. Wir sammeln Zeug, bauen unsere Basis aus und entwickeln neue Waffen, während andere Überlebende zu uns stoßen und Zombies links und rechts aus dem Grab steigen. Es gibt einen Solomodus und einen Online-Koop, in dem bis zu vier Spieler gegen Zombiehorden antreten. Die Einzelspielerkampagne hat eines der längsten Tutorials, das ich je erlebt habe. Dabei retten wir neue Charaktere, die uns in der Basis helfen oder mit uns auf Expedition gehen. Es fühlt sich gut an, wieder zurück zur Basis zu kommen und Leute dort arbeiten zu sehen. Manche der NPCs sprechen mit uns, aber die Dialoge und Persönlichkeiten sind seelenlos und leer.

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Die Geschichte ist wahrlich nicht packend und man ist nie wirklich daran interessiert wie es wohl weitergehen mag.
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Die Geschichte selbst ist nicht gerade überwältigend und kein besonders begeisterndes Abenteuer. Wir leveln unsere Spielfigur und lernen neue Tricks mithilfe der Energie, die wir von den toten Untoten erhalten. Sind wir stark genug wird unser Leben einfacher und Survive fängt langsam an zu unterhalten, obwohl sich auch dann noch vieles sehr schnell widerholt. Dazu kommt noch, dass einen die Handlung selbst einfach nicht packt. Immerhin werden unsere Fortschritte zwischen beiden Modi übertragen.

Im Koop-Modus verteidigen bis zu Spieler eine Position gegen anstürmende Gegner. Es macht Spaß und wir erhalten dabei fette Belohnungen in Form von Materialien, Gegenständen und Energie. Ich bin mit niedrigem Rang gestartet und habe mit erfahrenen Spielern zusammengespielt, mich dabei extrem schwach und nutzlos gefühlt, während die anderen alle Gegner niedermetzelten. Am Ende wurde ich positiv überrascht, denn auch für mich gab es die coole Ausrüstung und anschließende Zombiemassaker wurden plötzlich wesentlich einfacher. Während der ersten Matches könnt ihr euch also entspannen und euch auf die anderen Spieler verlassen, danach seid ihr ebenfalls gut für den Kampf gerüstet.

Je weiter ihr im Spiel vorankommt, desto besser fühlt sich Survive einfach an, besonders wenn ihr nicht mehr alle paar Meter durch den Wassermangel tot umfallt. Das Mantra lautet: Sammelt Zeug, baut und startet wieder bei Schritt eins. Es geht nicht ums Überleben, es geht um die Kontrolle: Wenn ihr erst Anlagen gebaut habt, die Regen sammeln und Kartoffeln anpflanzt wird das Leben um einiges leichter. Ihr könnt andere Überlebende losschicken, um Materialien zu sammeln und dabei zusehen, wie alles wächst. Die Karte ist wirklich beeindruckend anzuschauen und schürt das Gefühl vom Überlebenswillen. Allerdings wirkt sie doch sehr recycelt und erinnert stark an das Afghanistan aus MGS5. Der Großteil der Landschaft wird von einem tödlichen Sandsturm bedeckt und kann erst betreten werden, wenn wir Zugang zum Lufttank haben.

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Im Koop-Modus verteidigen bis zu Spieler eine Position gegen anstürmende Gegner. Es

Jetzt zu den Kritikpunkten: DLCs in einem Triple-A-Titel können wir verstehen - das sind Inhalte, die wir uns zulegen können (also rein optionaler Natur) oder eben auch nicht; das ist völlig in Ordnung. Aber Survive hat viel zu viele Mikrotransaktionen. Wir können dafür zahlen, dass bestimmte Dinge im Spiel verbessert werden, wie zum Beispiel die Produktivität der Basis oder dass neue Entwicklungsteams entstehen. Wir können tatsächlich sogar für einen zweiten Charakterslot bezahlen und es tut mir leid, aber das geht halt gar nicht. Geld bezahlen für einen zweiten Charakterslot, bitte was?! Außerdem müssen wir ständig mit dem Internet verbunden bleiben, auch im Einzelspielermodus. Wenn euer Internet kurz abschmieren sollte könnt ihr nicht spielen - mir ist genau das natürlich passiert.

Nur weil es kein typisches Metal Gear-Spiel ist, muss es nicht gleich schlecht sein. Tatsächlich gab es Momente in denen mir Survive wirklich Spaß machte. Der Anfang ist langsam und ein bisschen nervig, aber dann wird es besser. Wenn die Basis steht und die Überlebenden ihren Jobs nachgehen öffnet sich die Erfahrung, denn dann wächst einem die Operationsbasis doch wieder ans Herz. Trotzdem bietet die Kampagne zu vieles Bekannte vor und der Geschichte gelingt es kaum uns zu packen. Dazu kommt noch, dass sich die Figuren so gut wie gar nicht weiterentwickeln und am Ende ist der Titel eben nicht so gut, wie ich es mit gewünscht hätte. Survive ist kein schlechtes Spiel, aber bestimmte Features in Verbindung mit der schmutzigen Scheidung von Kojima dürften den Fans sicher sauer aufstoßen.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Sehr hübsches Spiel; cooles Setting; herausfordernd; Zusammenarbeit ist belohnend.
-
Sehr repetitiv; zuerst etwas nervenaufreibend; konstante Internetverbindung erforderlich.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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