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Maquette

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Während wir dieses Indie-Puzzlespiel lösen, erleben wir eine moderne Liebesgeschichte.

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Maquette ist eine kurze Angelegenheit, die keine sonderlich hohe Wiederspielbarkeit aufweist. Bevor bei einigen von euch jetzt die Alarmglocken klirren, möchte ich sicherheitshalber direkt sicherstellen, dass das kein Nachteil sein muss. Der neue Titel vom Entwickler Graceful Decay ist ein entzückendes Puzzle aus der Ego-Perspektive, das sich um eine moderne Liebesgeschichte dreht. Ihr werdet das Erlebnis an einem Abend abschließen können, was sicher nicht die schlechteste Art ist, seine Zeit zu verbringen.

In Maquette erfahren wir, wie sich das Paar Kenzie und Michael kennengelernt, ineinander verliebt und schließlich auseinander gelebt hat. Wir erleben bestimmte Schlüsselereignisse in ihrem gemeinsamen Leben nach, indem wir seltsame, auf Physik basierende Rätsel lösen. Merkwürdig ist, dass man nie einen der beiden Hauptfiguren sieht. Ihre Geschichte wird durch visuelle Hilfsmittel und Konversation erzählt. Da das Paar jedoch von den beiden Hollywoodstars Bryce Dallas Howard und Seth Gabel vertont wird, die auch im echten Leben miteinander verheiratet sind, kann man die Verbindung zueinander beinahe spüren.

Im Kern ist Maquette ein wirklich simples Spiel, das man schnell versteht und beherrscht. Alles was ihr wirklich verstehen müsst ist, wie das umwerfende Physiksystem verwendet wird. Diese Mechanik ermöglicht es grundsätzlich, die Größe bestimmter Objekte zu verändern, und das ist der spielerische Dreh- und Angelpunkt von Maquette. Ihr findet ein Objekt, positioniert es in einer seltsamen Miniaturnachbildung der Welt und vergrößert oder verkleinert den Gegenstand dort, um ein beliebiges Problem zu lösen.

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Die Rätselmechanik von Maquette ist ziemlich genial, doch sie beginnt leider zu schnell, sich zu wiederholen.

Ich erkläre euch das mal anhand eines Rätsels, das mir gut gefallen hat: Eine Aufgabe im Spiel sieht vor, dass wir ein schwimmendes Haus erreichen und durch die verschlossene Tür gelangen. Man findet einen Schlüssel, der das Schloss öffnet, allerdings müssen wir auch irgendwie zum Haus kommen. Schwimmen ist keine Option, deshalb benötigen wir eine Brücke. Mein erster Gedanke war natürlich, den Schlüssel als aushilfsmäßige Brücke zu verwenden, doch dann konnte ich das Schloss nicht mehr öffnen. Die Lösung bestand darin, den Schlüssel auf eine noch kleinere Größe zu schrumpfen, um damit die Tür des Hauses im Miniaturmodell zu entsperren. Anschließend konnte ich den Schlüssel wieder vergrößern, um die Lücke zu schließen. Die Tür hat meinen Weg nicht länger blockiert.

So funktionieren viele Rätsel von Maquette, was einerseits ziemlich genial, andererseits jedoch auch etwas repetitiv ist. Dadurch fühlt sich das Spiel die gesamte Zeit über sehr gleichförmig an. Ihr nähert euch einer neuen Umgebung, verbringt ein paar Minuten völlig verwirrt mit der Erkundung, bevor ihr das Puzzle findet und wenig später löst. Anschließend wiederholt sich diese Formel im nächsten Gebiet erneut. Das Angebot unterscheidet sich nicht sehr stark voneinander.

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Neben dem physikbasierten Puzzlesystem und seiner Erzählung bietet Maquette einen großartigen Soundtrack und es sieht wirklich verdammt hübsch aus. Die bunten Welten sind völlig bizarr, aber sie haben so viel Charme und sie sind so ungewöhnlich gebaut, dass es schwierig ist, sie nicht neugierig zu inspizieren. Der Soundtrack ist im Allgemeinen ziemlich ambient gehalten und dient in weiten Teilen des Spiels als Hintergrundrauschen. Maquette zeigt sich von seiner besten Seite, wenn die Musik richtig aufdreht und wir aus den Lautsprechern einen Indie-Song mit Texten hören, der das Gameplay unterstreicht. Das gibt es nämlich auch.

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Indem wir seltsame, auf Physik basierende Rätsel lösen, erleben wir bestimmte Schlüsselereignisse in ihrem gemeinsamen Leben nach.

Das größte Problem bei Maquette ist vielleicht, dass es im Wesentlichen nur ein Walking-Simulator ist. Die Welt ist hübsch und auffällig, auch die Erzählung ist interessant, aber die meiste Zeit über läuft man einfach zwischen verschiedenen Orten hin und her, um die mechanisch gleich funktionierenden Rätsel zu lösen. Es kann ein wenig langweilig werden, zumindest habe ich schon nach kurzer Zeit darauf gewartet, dass ein neuer Dialog oder ein cooler Song abgespielt wird, der meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zieht.

Die Fälle, in denen die Rätsel von uns verlangen, dass wir unsere eigene Größe verändern, tragen nur dazu bei, dieses Problem weiter zu steigern. Wenn sie die Entfernungen, die wir zurücklegen müssen, plötzlich potenzieren, wird deutlich, dass wir doch nur durch eine große Kopie einer kleinen Miniaturwelt laufen. Ich mochte diesen Perspektivwechsel die ersten Male sehr gern, aber wenn man ziellos umherwandern muss und die Strecken länger werden, dann verliert sich die Spannung schnell in Langeweile.

Deshalb ist es sehr gut, dass Maquette ein kleines Paket ist, das man in wenigen Stunden durchgespielt hat. Mit diesem kurzen Indie-Spiel werdet ihr ein paar Stunden eine gute Zeit verbringen, denn es ist voller Charme und es sieht unglaublich aus. Die Rätsel verlieren zwar schnell ihre Genialität, doch ich bin dennoch gespannt, was Graceful Decay in Zukunft auf den Kopf stellen wird.

06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
sieht super aus, Story ist großartig und die Besetzung spielt ihre Rollen brillant, physikbasierte Rätsel sind in den ersten Minuten ziemlich interessant.
-
Rätsel werden jedoch schnell ein wenig repetitiv und sogar frustrierend, spielerisch wenig mehr als ein Walking-Simulator.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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