Lego Movie Videogame

TT Games stehen mittlerweile quasi synonym zu Lego-Videospielen. Über 30 Games haben sie mit der Erfolgslizenz gebaut, fast alle folgen einem identischen Muster. In den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt von der Individualität klar auf ein wiederkehrendes Gameplaymuster verschoben, während die Legosteine selbst eine eigentlich immer kleiner werdende Rolle spielen. Sie wurden großen Marken wie Star Wars oder diversen Superhelden untergeordnet. Allerdings ist es schwierig zu meckern über die Games angesichts der enormen Koop-Fähigkeiten und dem freundlichen Charakter, den jedes Spiel dem jeweiligen Franchise serviert. Allerdings wird die erneut und erneut genutzte Matrize langsam ein bisschen dünn.

In Lego City Undercover für die Wii U hatte der Entwickler dann etwas Neues versucht, endlich. Wir bekamen eine witzige Solo-Erfahrung, eine originelle Geschichte und einen riesigen, überraschend spaßigen Sandkasten. Lego Marvel Super Heroes nutzte danach ebenso eine offene Spielwelt, kehrte aber zurück zur Vertrautheit einer bekannten Lizenz und der alten Matrize.

Lego Movie Videogame ist nun das erste Spiel, in dem der britische Entwickler mit echten Zwischensequenzen im Hollywood-Stil experimentiert. Die Zwischensequenzen zeigen "reale" Filmszenen aus dem diese Woche erscheinenden Film. Das Spiel selbst nutzt den Look, den wir von den letzten Spielen der Lego-Reihe gewohnt sind. Charaktere aus den verschiedensten Ecken der Lego-Welt tauchen auf. TT Games nehmen Bezug auf die "alten" Lego-Spiele, aber trotzdem fühlt sich das alles irgendwie neu an. Aber auch besser?

Das Spiel lässt uns als Bauarbeiter Emmet starten, der aus zunächst unerfindlichen Gründen die Spielwelt und damit das Lego-Universum vor dem bösen Lord Business schützen muss, der alles zerstören will. Es wird eine ganz eigene Story erzählt, ohne dass die beliebten Elemente wie nahtloser zugänglicher Koop für zwei Spieler oder das kinderfreundliche Jump'n'Run-Abenteuer vernachlässigt werden.

Es ist von den ersten Minuten an klar, dass TT Games die Geschichte des Kinofilms erzählen und dabei ein alternative Erlebnis bieten wollen. So passt der Beginn des Spiels zur Eröffnung des Films, lässt uns aber durch die Spielwelt die Story interaktiv erkunden. Es fühlt sich quasi so an, als ob man wirklich eine alternative Version des Films spielt. Das ist ziemlich smart, auch wenn man natürlich schon weiß, wie das Abenteuer endet, wenn man den Film gesehen hat. Allerdings ist der durch die über 40 Clips irgendwie auch im Spiel fast komplett enthalten.

Auch wenn die Verknüpfung von Kinofilm-Zwischensequenzen und dem doch deutlich anders anmutenden Gameplay gewöhnungsbedürftig ist, funktioniert es. Außerdem kriegt man endlich einmal eine reine Lego-Spielwelt geboten, weil nicht noch Star Wars, Harry Potter oder was auch immer erzählt werden muss. In Lego Movie Videogame geht es um Lego. Nur um Lego. Es gibt dadurch viel mehr Fokus darauf, die Steine auseinander zu nehmen und wieder zusammen zu bauen. Die Steine sehen sehr realistisch aus und die Next-Gen-Konsolen sorgen für einen wirklich hübschen Look.

Das Bauen von lustigen Dingen zum Weiterkommen in der Spielwelt funktioniert nun nicht einfach so, sondern nach Anleitung, die man als digitale Papierversion angezeigt bekommt. Es folgt ein nettes Minispiel, um die richtigen Blöcke zu finden. Und es wird nicht das einzige Minispiel bleiben, ebenso wenig wie das ungewöhnlichste. Selbst die Themen Musik- und Rhythmus-Action haben sie eingearbeitet. Das ist fein gelöst. Es gibt zudem eine durchaus überraschende Variation bei den Herausforderungen im Spiel und bei der Gestaltung der Spielwelt. Es gibt mehrfach lineare Abschnitte, aber auch offene Bereiche, in denen wir frei rumspielen können. Es ist eine lebendige Mischung auf jeden Fall.

Wir sind nun übrigens nicht mehr darauf abonniert, nur zu springen, zu kämpfen und simple Puzzle zu bewältigen. Zum Beispiel wird die erste Verfolgungsjagd des Films als heftiges Rennspiel erzählt. In der Sequenz müssen wir unsere Verfolger abschießen, von Auto zu Auto hüpfen und noch mehr. In späteren Rennen müssen wir zum Beispiel eine Stadt im Western-Stil überstehen, was mehr einer Achterbahnfahrt gepaart mit einem Endless Runner gleicht. Hinzu kommen unterhaltsame Boss-Kämpfe und immer wieder gekonnte Anspielungen auf andere Spielserien. Selbst den klassischen Sidescroll-Beat'em-ups wird formal gehuldigt, allerdings wird hier auch die Einfachheit des Spiels enttarnt, denn man muss dann doch nur eine Taste drücken.

Jüngere Spieler werden Lego Movie Videogame trotzdem oder gerade deswegen lieben, aber erfahrene Spieler langweilt das Erlebnis alleine oder mit einem weiteren Erwachsenen spielend eben schnell. Ein ständiger Begleiter ist die Langeweile am Ende aber trotzdem nicht. Wie bei nahezu allen anderen Lego-Spielen gibt es eine Fülle von Figuren, die wir sammeln können. Jeder Typ ist für bestimmte Aktionen, Rätsel und zum Bauen eigener Gegenstände geeignet. Wer sich auf die Jagd nach Sammelbarem begibt, verlängert damit die ohnehin anständige Spielerfahrung erheblich. Wer den Film nicht gesehen hat, sollte vielleicht sogar dieses Mal das Spiel zuerst genießen. Andersherum geht's natürlich auch. Und irgendwie will man sowieso beides. Fürs Spiel gilt: Wie gehabt liefert TT Games gute Qualität ab. Und um die Welt neu zu erfinden, sind sie ohnehin nicht angetreten...