Deutsch
Gamereactor
Kritiken
Jump Force

Jump Force

Es ist das Mashup-Kampfspiel, das alle anderen Mashup-Kampfspiele ein Ende bereiten soll, während die vielen Welten der Shonen Jump in einem Spiel unterkommen.

HQ

In den frühen Jahren des Internets verbrachte ich unzählige Stunden damit, sämtliche Manga und Anime relevante Dinge aufzustöbern. Ich studierte sogar ein bisschen japanisch, um all die wunderbaren Abenteuer zu lesen, besonders die in der Shonen Jump.

Nun ist Jump Force endlich da, es fällt mir schwer zu glauben, dass es wirklich passiert. Auch wenn die meisten Charaktere nur für diejenigen bekannt sind, die Mangas wirklich lieben, ist es vergleichbar mit einem Spiel, das He-Man, die Transformers, Spider-Man, G.I. Joe, Batman, Spawn, die Ninja Turtles, Robotech und den Predator vereint. Es ist ein Spiel, dass nicht existieren sollte, doch irgendwie wurde es auf magische Weise durch unzählige Anwälte und Verhandlungen geschoben - und präsentiert uns nun die wohl farbenprächtigste Truppe, die es jemals in einem Kampfspiel gab.

Wir können Narutos verheerendes Rasengan direkt zwischen Monkey D. Luffys Augen abfeuern, mit Himura Kenshin unsere Gegner in der Luft jonglieren und Son Goku mit Izuku "Deku" Midoriyas Detroit Smash das Fliegen beibringen. Das Level an Fanservice ist fast schon albern. Und da die Kämpfer nicht wirklich zusammengehören, hat Bandai Namco dem Spiel ein einzigartiges Design verpasst, so dass alle Charaktere im selben Spiel und Universum zusammenkommen können.

HQ
Werbung:
Jump ForceJump Force

So sehen die Charakter semi-realistisch aus, auch wenn es sich weiterhin um Manga-Kämpfer handelt. Das gibt dem Spiel einen beeindruckenden Stil, der mir gut gefällt. Das Design ist sehr wichtig, tatsächlich ist es die erste Aufgabe im Spiel, einen eigenen Kämpfer zu erstellen. Dabei wählen wir zwischen diversen klassischen Manga-Frisuren, suchen uns eine Augenfarbe aus, fügen Narben/Tattoos und weitere kosmetische Details wie Punkte auf der Stirn oder tiefe Schnittwunden hinzu, so dass der Charakter direkt aus einem Manga stammen könnte. Auch die Attacken und Fähigkeiten sind anpassbar, während wir unseren Charakter hochleveln.

Wie bei allen Kampfspielen, vor allem japanischen, gibt es natürlich eine Hintergrundgeschichte. Es braucht eine Menge Vorstellungskraft, um begründen zu können, warum all die Charakter, die überhaupt nicht zusammengehören, nun mit- und gegeneinander kämpfen müssen. Zusammengefasst sind die Comic-Welten mit unserer Welt verschmolzen, verantwortlich soll dafür Dragon Ball-Bösewicht Freezer sein. Als Gegenbewegung wird die Elitegruppe Jump Force gegründet, um die Erde von der Manga-Invasion zu befreien. Wir selbst spielen dabei natürlich eine große Rolle.

Die meiste Zeit werdet ihr in einer relativ großen Hub-Welt verbringen (die leider wie eine Anhäufung sehr langsamer, mühseliger Menüs funktioniert) um Aufgaben abzuschließen, freigeschaltete Fähigkeiten auszurüsten oder neue Dinge zu kaufen. Für mich ist das Kampfspiel-Genre nichts, was ich je alleine spielen möchte, denn ansonsten geht es am Ende immer darum, eine Anzahl von Runden gegen einen Computer zu spielen, der meist nur wenig Variation bietet. Bei Kampfspielen zählt die menschliche Komponente und die Anspannung. Die Momente, wenn man sich seinen Gegner anguckt und versucht herauszufinden, was er vorhat. Das ist der Grund, warum ich diese Art von Spielen so sehr liebe. Nichts davon lässt sich mit einem computergesteuerten Gegner umsetzen. Die "Mind Games" gehen dabei völlig verloren.

Werbung:

Deswegen machte ich es so wie immer, wenn ich Kampfspiele rezensieren - und spielte sie so, wie es sich gehört. Das beinhaltet gute Freunde für einen Kampf einzuladen, um das Spiel zu testen. Die Kämpfe werden in zwei Dreier-Teams gespielt, die Zusammenstellung ist dabei uns überlassen. Im Gegensatz zu Spielen wie Marvel vs. Capcom wird unser Lebensbalken in diesem Fall zwischen den drei Charakteren geteilt. Der Wechsel zwischen ihnen ist somit wichtig, um Gegner zu überwältigen und Tag Team-Attacken mit zwei Charakteren auszuführen, anstatt wie sonst üblich einen Charakter mit vollem Lebensbalken ins Spiel zu rufen, wenn der andere erledigt ist.

Die Kämpfe selbst sind blitzschnell. Da ich keine Geduld hatte, mich durch die Tutorial-Sektion zu arbeiten, startete ich einen Kampf in der Hoffnung, ein Paar Kamehamehas abzufeuern. Statt der Rolle eines Manga-Helden übernehme ich jedoch eher die Rolle eines Sandsacks. Der Schwierigkeitsgrad ist unerwartet hoch und selbst in niedrigeren Schwierigkeitsstufen muss man fokussiert bleiben, sogar mit jahrzehntelanger Erfahrung mit ähnlichen Spielen.

Auf dem ersten Blick scheint es an Präzision zu fehlen, wie ein wahlloses Herumdrücken von Knöpfen. Wir werden sogar dazu aufgefordert, Kombos auszuführen, indem man vermehrt auf einen Knopf drückt. Doch nachdem ich ein bisschen mehr trainiert habe, fühlen sich die Grundlagen natürlicher an. Je mehr ich spielte, desto mehr wurde klar, was sich hinter der Fassade verbringt.

HQ
Jump ForceJump Force

Trotz der Schnelligkeit sind die Charaktere stets auf sich fokussiert. Es gibt also kein Risiko, dass wir lediglich in die Luft treffen, so wie es bei anderen Spielen üblich ist. Somit können wir uns darauf fokussieren, die gegnerischen Eröffnungen zu unterbrechen, einen schnellen Sprung nach vorne zu machen und im richtigen Moment eine Kombo zu starten. Wenn euer Gegner eine unüberlegte Bewegung macht, müsst ihr blitzschnell mit atemberaubenden Attacken wie Gaara's Sabaku Taiso kontern. Attacken wie diese übernehmen den gesamten Bildschirm und sind so episch, dass sie mit kaum etwas anderem im Kampfspiel-Genre vergleichbar sind. Denkt an die Beschwörungen in Final Fantasy VII und ihr könnt euch ein ungefähres Bild davon machen.

Zusätzlich gibt es ausgeklügelte Systeme für die Verteidigung inklusive Konterattacken und schnellen Bewegungen. Das bedeutet, dass ihr immer ein Auge auf euren Gegner haben müsst, dieser kann euch stets überraschen indem er Jotaro Kujo (JoJo's Bizarre Adventure) mit Kenshiro (Fist of the North Star) austauscht und plötzlich anfängt, auf eure Niere einzuprügeln.

Mit über 40 Charakteren die zur Auswahl stehen (mindestens neun DLC-Charaktere sollen noch folgen) entsteht eine gute Mischung aus Kämpfern, die eher für fortgeschrittene Spieler geeignet sind und unkomplizierten Kollegen. Son Goku zum Beispiel ist ein recht einfacher Charakter mit seinen harten Tritten und Fäusten, kombiniert mit mächtigen Super-Attacken. Boruto hingegen muss ständig in Bewegung bleiben, Yusuke ist eher ein Kämpfer der erfahrene Spieler ansprechen wird. Außerdem möchten wir den selbst ernannten Frauenkenner Sanji von One Piece erwähnen, der unglaublich vielseitig ist, jedoch nicht gegen Frauen kämpfen kann, weil er sich weigert ihnen wehzutun. Das führt oft zu bizarren Kämpfen.

HQ
Jump ForceJump Force

Ich freute mich vor allem darauf, die Rolle von Ikonen wie Kakashi aus Naruto oder Shishio aus Rurouni Kenshin zu übernehmen. Doch im Endeffekt war es ein anderer Held, der dann mein Interesse weckte. City Hunter-Protagonist Ryo Saeba bringt ein Waffenarsenal mit sich, das selbst den Punisher neidisch machen würde. Durch die Waffen hat er eine gute Reichweite und ist trotzdem schnell und stark. Es würde mich nicht wundern, wenn er einer der ersten Charaktere sein wird, der mit einem Patch ein bisschen abgeschwächt wird.

Kampfspiele mit freier Bewegung sind oftmals sehr unpräzise und im allgemeinen nicht meine Favoriten. Auch hier gibt es davon einige Spuren, vor allem bevor man sich an das Tempo und die Systeme gewöhnt hat. Und doch funktioniert Jump Force sehr gut mit einer Auswahl von über 40 Charakteren, der Fanservice ist auf der gleichen Ebene wie Super Smash Bros. Ultimate. Die Ladezeiten sind schlecht, die Menüs viel zu kompliziert und der Einzelspielermodus nicht viel besser als der Genre-Standard. Das ändert jedoch nichts daran, dass es sich hierbei um ein großartiges Manga-Kampfspiel handelt, das vielen Manga-Fans einen langersehnten Wunsch erfüllt. Ich werde eine ganze Weile lang Spaß damit haben.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
viele bekannte Manga-Helden, wunderbarer Fanservice, gutes Design, Action hat einen guten Flow, brillante Steuerung, eine Menge Inhalt
-
langweilige Einzelspieler-Inhalte, lange Ladezeiten, schreckliche Menüs
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

Ähnliche Texte

0
Jump ForceScore

Jump Force

KRITIK. Von Jonas Mäki

Es ist das Mashup-Kampfspiel, das alle anderen Mashup-Kampfspiele ein Ende bereiten soll, während die vielen Welten der Shonen Jump in einem Spiel unterkommen.



Lädt nächsten Inhalt