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Inked

Inked

Aus Kroatien erreicht uns ein künstlerisches Abenteuer mit einem Kritzel-Ronin. Kann das Spiel auch auf den zweiten Blick überzeugen?

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Inked erzählt die Geschichte des Comicbuch-Künstlers Adam, der seine Frau Eve bei einem Autounfall verlor. Von Schuldgefühlen geplagt flüchtet er sich in seine Zeichnungen, eine davon illustriert das Abenteuer eines namenlosen Samurais. Wir begleiten diese kleine Figur auf ihrem Pfad und lösen Rätsel, indem wir mithilfe eines magischen Pinsels verschiedene geometrische Objekte in der Spielwelt platzieren und dadurch Hindernisse überwinden. Schon nach kurzer Reise treffen wir die hübsche Aiko und verlieben uns. Doch Adam, der das Glück nicht mitansehen kann, schneidet sie kurzerhand aus dem Bild. So entflammt der Streit zwischen dem Helden und seinem Schöpfer.

Acht bis zehn Stunden Spielzeit stecken in Inked, die Motivation eines zweiten Spieldurchlaufs erstreckt sich vor allem auf das Befreien gefangener Vögel, das mit dem Lösen besonders kniffliger Denkaufgaben bewerkstelligt wird. Ins Auge sticht einem natürlich die feine Präsentation bestehend aus filigranen Tintenstrichen und sanften Farbtönen. In Natura ist das Spiel immer noch hübsch, aber doch deutlicher eintöniger und sogar etwas trist, jedenfalls im Vergleich zu den Screenshots.

Häufig ist der gesamte Bildschirm in einer einzigen Farbe gehalten, optische Hingucker erwarten uns da nur selten. Deutlich besser hat mir die akustische Untermalung gefallen, die unsere lange Reise mit ruhigen Klängen begleitet und emotionale Situationen in der Regel gelungen einfängt. Leider fehlt Inked aus künstlerischer Sicht dann aber doch das gewisse Etwas, denn es bleiben vor allem die Kopfnuss-Rätsel hängen - nicht die schönen Ausblicke oder malerischen Szenen.

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Inked hat viele gute Einfälle, doch die weniger gelungenen Dinge zehren schwer am spielerischen Gesamtkunstwerk.

Meine Spielerfahrung war letzten Endes wohl vor allem frustrierend, da Somnium Games eine ganze Reihe von Fehlern begeht. Die fixe Isoperspektive des Plattform-Adventures verträgt sich weder mit den teils surrealen Hintergründen noch mit unseren Geometrieobjekten. Wo wir eine Rampe, einen Block oder den Steg platzieren, das liegt nicht immer in unserer Hand. Wenn wir einen Gegenstand ins Bild setzen, können wir beispielsweise nicht mehr dahinter bauen, weil die entsprechende Position verdeckt wird.

Die Baureihenfolge spielt also eine große Rolle. Dass sich die Module jeweils nur um 90 Grad drehen lassen, passt in späteren Abschnitten zudem kaum noch zu den surrealen Umgebungen. Und wenn unser Samurai auf diesen wackeligen Objekten herumklettern muss, ist jeder Schritt (und vor allem die Sprünge!) ein Balanceakt, insbesondere für die Nerven.

Nicht selten müssen solch fummelige Geschicklichkeitspassagen unter Zeitdruck absolviert werden, ihr bringt also besser einiges an Geduld mit. Mit der Maus gestaltet sich die Bauphase noch sehr gut, allerdings war mir die Steuerung des gekritzelten Ronins auf der Tastatur dann doch deutlich zu hakelig. Auf dem Controller ist das genau umgedreht - die Bewegung sehr geschmeidig, das Positionieren der Klötze jedoch eine einzige Katastrophe (und in einigen Situationen sogar schlichtweg unmöglich, ernsthaft). Man darf aber nicht vergessen, dass in Inked viele Stunden Inhalt und Rätsel-Unterhaltung stecken. Die Masse und Varianz der Denkaufgaben ist bemerkenswert.

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Auf den Screenshots sieht Inked unglaublich malerisch aus, doch das bleibt nicht hängen. In der Retrospektive erinnert mich das Grün nur noch an nervige Sequenzen mit Krokodil-Bussen.

Grundsätzlich gefällt mir die Prämisse von Inked gut, leider bleibt davon zum Schluss nicht mehr viel übrig. Die Geschichte rund um Adam, der seine Schuldgefühle auf den namenlosen Samurai projiziert und sich am Ende selbst retten muss, hat sicherlich Potential. Das wird aber nicht genutzt, da die Story schwach erzählt und kaum präsentiert wird. Viele Rätsel sind schlau und variieren in ihrer Form, doch die Kombination aus Geschicklichkeit und Action, die im Zusammenspiel eine klare Stärke sein sollte, geht nicht auf und fährt jeglichen Spielspaß an die Wand.

Wann immer etwas Spannendes geschieht, sterben wir unter Garantie unzählige Tode, weil uns als Spieler zuerst klar werden muss, was wir gerade wieder tun sollen. Danach greifen meist die unschönen Dinge wie die ungenaue Steuerung, unfaire Hitboxen und sonstige Spielfehler. Rätselhilfen gibt es leider auch nicht und offenbar sind diese auch in Zukunft nicht geplant. Schade ist das alles, denn diese negativen Momente bleiben haften.

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06 Gamereactor Deutschland
6 / 10
+
Viele kreative Rätsel und Mechaniken, simples Grundkonzept, musikalische Untermalung überzeugt; überraschend solide Physik.
-
Keine Lösungshilfen, actionlastige Passagen sind spielerisch Mist, Geschichte verschenkt Potential
overall score
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