Runic Games hauen nicht ständig neue Spiele raus, aber sie haben längst bewiesen, dass sie wissen, was es braucht, um gute Spiele zu machen. Sowohl Torchlight, als auch sein Nachfolger waren großartig und auch wenn nach Marketinglogik ein dritter Teil fällig wäre, haben sie sich doch für einen anderen Weg entschieden. Seit ein paar Jahren arbeitet das Studio an einem neuen Spiel - Hob - und das stammt aus einem ganz anderen Genre.
Während Torchlight zu den Action-Rollenspielen gehörte, ist Hob größtenteils ein Plattformer mit einigen leichten Rätseln und Rollenspielelementen. Es ist außerdem ein Spiel in dem sich vieles um die Erkundung und Erforschung dreht und das es ablehnt, dem Spieler die Hand zu halten. In Hob gibt es kein einziges geschriebenes oder gesprochenes Wort - der einzige Text den wir zu sehen bekommen stammt aus den Menüs und wurde selbst hier auf ein Minimum reduziert. Das Spiel beginnt damit, dass ein Roboter unseren Protagonisten rettet, eine namenlose Kreatur ohne klare Motivation und. Warum das alles passiert und warum es gerade uns erwischt, das müssen wir uns selbst zusammenreimen. Alles ist sehr minimalistisch gehalten und die Interpretation der Welt bleibt uns überlassen. Es gibt aber einen kleinen Comic zur Einführung, den ihr euch auf der offiziellen Website anschauen könnt.
Beim Gameplay läuft es ähnlich minimalistisch, denn Hob erklärt uns spieltechnisch nur die Grundlagen. Es gibt keine Pfeile denen wir folgen können, keine ausgiebigen Tutorials; stattdessen können wir auf der Karte sehen, wo unser nächstes Ziel liegt und wo wir das Sammelzeug finden (allerdings ohne zu erklären, wie wir es tatsächlich erreichen). Unterwegs müssen wir Rätsel lösen, Plattformabschnitte absolvieren und vor alle: die Umgebung im Auge behalten. Wirklich verloren habe ich mich trotzdem nie gefühlt, auch weil sich die Rätsel immer durch bloßes erkunden oder experimentieren lösen ließen.
Die Welt von Hob ist wunderschön und originell. Überall auf der Welt finden sich „Störungen" unbekannter Herkunft und unsere Aufgabe ist es, die ursprüngliche Schönheit dieses Ortes wiederherzustellen. Unsere Aktionen beeinflussen die Welt um uns herum und das sogar grundlegender als durch das Beseitigen der Störungen. Wie das aussehen soll? Nun, die ganze Welt ist ein riesiges Puzzle voller beweglicher Teile. Mit vielen Hebeln und Plattformen ändern wir das Erscheinungsbild der Umgebung, weil alles so gut zusammenpasst, wie ein hübsches Lego-Set.
Hobs Design ist brillant und zeigt welche tollen Welten Runic Games erschaffen kann. Wie alle Areale zusammenpassen und miteinander verknüpft sind und auf die Spieler reagieren, ist nichts anderes als beeindruckend. Darum macht es so viel Spaß die Welt von Hob zu erforschen. Unterstützt wird das Ganze durch einen hübschen Stil voller lebendiger Farben. Die Umgebungen werden von tollen Sounds und einem diskreten Soundtrack belebt.
Hob ist in erster Linie ein Plattformer, der aus der Schulterperspektive mit fester Kamera gespielt wird und die Steuerung funktioniert souverän. Wenn ein Sprung daneben ging, hatte ich nie das Gefühl, dass es an der Steuerung lag. Manchmal muss eine Reihe von Rätseln gelöst werden, in denen es dann weniger um langes Grübeln geht, sondern darum ein Hindernis zu überwinden. Ein weiteres Gameplayelement sind die Kämpfe mit schnellen oder starken Angriffen, Schildblocks, Ausweichrollen und Teleportationen über kurze Distanzen.
Die Kämpfe bieten ein wenig Abwechslung, gehören aber nicht zu den Stärken des Spiels. Es gibt außerdem einige Rollenspielelemente, da wir unsere Spielfigur mit eingesammelten Punkten weiterentwickeln können. Es gibt keine Attribute, aber wir können im Laufe des Spiels neue Fähigkeiten erwerben, wie etwa das oben erwähnte Schild. Auf unseren Erkundungstouren finden wir außerdem neue „Rezepte" für Aktionen und Fähigkeiten, die sich freischalten lassen, oder Gegenstände für mehr Gesundheit oder Energie. Der Fortschritt unseres Charakters hängt also maßgeblich an der Erkundung der Welt und nicht an den Kämpfen.
Hob ist generell und meistens ein flüssiges und gut gemachtes Abenteuer, aber es gibt Situationen, in denen das nicht stimmt. Es gab eine Stelle, besonders in spektakulären Umgebungen, an der die Framerate einbrach. Außerdem bin ich auf ein paar Bugs gestoßen, unter anderem eine Situation, in der das Spiel abstürzte. Dann ist das noch die feste Kamera, die allerdings im Großteil des Spiels gut funktionierte. Diese Kleinigkeiten mindern aber nicht das Spielvergnügen und insgesamt hat mir mein etwa zehnstündiges Abenteuer viel Freude bereitet (es dauert etwas länger, wenn ihr es komplett abschließen wollt). Hob ist ein Spiel für alle, die sich in einer tollen Welt verlieren wollen und bei dem günstigen Preis absolut empfehlenswert.