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Halo Wars 2

Halo Wars 2

Bengt hat sich als Echtzeitstratege auf der Xbox One versucht und stellt dem zweiten Halo Wars ein gutes Zeugnis aus.

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Konsolen und Echtzeitstrategie sind nicht unbedingt ein Traumpaar. Auch wenn das Genre seine Ursprünge auf einer Konsole hat (Herzog Zwei auf dem Mega Drive), seit den Neunzigern ist das Genre auf dem PC zuhause. Halo Wars war eines der ersten RTS, das von Anfang an für den Controller und Konsole entwickelt wurde. Es war nicht perfekt, aber mit ein paar Anpassungen war es zu seiner Zeit ein großartiges Spiel. Acht Jahre später existieren die Ensemble Studios nicht mehr und Bungie hat Halo hinter sich gelassen. Statt den neuen Herren für Microsofts zweitwichtigstes Franchise (sorry Halo, Minecraft gehört Platz eins) namens 343 Industries haben jetzt The Creative Assembly übernommen. Das sieht man ehrlich gesagt aber kaum, denn die neuen Entwickler haben das Original als Blaupause genommen und für das Konsolen-Publikum verbessert. Klar, das Spiel erscheint auch für PC, aber alles vom Game Design bis zu den Mechaniken wurde mit Konsole im Hinterkopf entwickelt.

Alle Mechaniken eines echten Echtzeitstrategiespiels auf dem Controller unterzubringen, es ist keine leichte Aufgabe. The Creative Assembly hat seinen Job gut gemacht, auch wenn nicht alles perfekt ist. Mit dem D-Pad kann man leicht zwischen Einheiten und Basen wechseln und mit gedrücktem rechten Trigger lassen sich die Einheiten in vier Gruppen aufteilen. Das ist gut, um empfindlichere Einheiten aus der Schusslinie zu halten, wenn man mit einer großen Armee unterwegs ist - und es ist gut für Multitasking. Mit der rechten Schultertaste wählt man alle Einheiten auf dem Schirm, zweimal gedrückt wählt man alle Einheiten unter dem eigenen Kommando auf der Karte an.

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Halo Wars 2 bietet eine Kampagne über drei Akte, mit einem Dutzend Missionen.
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Diese Mechaniken zu beherrschen dürfte der Schlüssel zum Erfolg beim Onlinespiel sein, denn sonst kommt es aus strategischer Sicht zu wenigen Überraschungen. Hier bleibt Halo Wars 2 sehr traditionell mit seinem Schere-Stein-Papier-Prinzip. Bei den Anführerkräften sind The Creative Assembly jedenfalls nicht die Knöpfe ausgegangen. Mit dem linken Trigger öffnet man ein radiales Menü, wählt eine Fähigkeit mit dem linken Stick und drückt dann den A-Knopf. Mit A wählt man auch, wo man die Fähigkeit auf dem Schlachtfeld einsetzten will. Diese Fähigkeiten wären vielleicht auf dem D-Pad besser aufgehoben gewesen, auch wenn das D-Pad schon sinnvoll belegt ist. Trotzdem können diese Fähigkeiten die Schlacht entscheiden, aber ihre Auswahl hält einen ein bisschen zu lange davon ab, sich um die Truppen zu kümmern.

Halo Wars 2 bietet eine Kampagne über drei Akte, mit einem Dutzend Missionen. Sie fängt langsam und mit wenig Raum für strategische Varianten an, läuft dann aber mit gutgemachten Missionen zu Höchstform auf. Es gibt Angriffsmissionen und auch Aufgaben, in denen man eine Verteidigung aufbauen und sich einigeln muss. Und es gibt Missionen, die sich auf einen Helden und wenige Einheiten konzentrieren, ohne dass man sich groß um seine Basis oder Ressourcen kümmern müsste. Dazu kommen Bonusziele, die Jagd auf den Highscore und natürlich die schwer zu findenden Schädel.

Dann gibt es noch den traditionellen Multiplayer mit Basenbau. Es stehen die vier Modi Deatmatch, Skirmish, Domination und Strongholds zur Verfügung. Viele der täglichen und wöchentlichen Herausforderungen müssen in diesen Modi absolviert werden. Halo-Fans werden die Struktur erkennen und die Entwickler haben sich ganz offensichtlich genau angehört, was die Community wünscht. Hier kommen Tiefgang und Mechaniken zusammen. In der Kampagne wird man stärker geführt und hat wenig Freiheiten für eigene Strategien. Natürlich gibt es optimale Wege, um seine Ökonomie in Gang zu bringen und Wege, um schnell an bestimmte Einheiten zu kommen. Aber all das ist nicht so durchkonstruiert wie bei Starcraft II. Es ist arcade-lastiger, direkter und passt besser zu einem Controller. Es gibt die Möglichkeit für Duelle, 2 gegen 2 oder 3 gegen 3 - und mit gut kommunizierenden Teams zu spielen macht richtig viel Spaß.

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Es gibt PvP und PvE (Blitz Firefight) - und gerade im Koop kann man mit Firefight viel Spaß haben, denn die Strategie und die Taktiken haben mehr Tiefgang, als man zunächst denkt.

Vor dem offiziellen Erscheinungstermin waren die Server allerdings noch relativ leer. Es muss sich also noch zeigen, wie gut die Server durchhalten und wie sauber das Matchmaking arbeitet. Und dann ist da noch Blitz. Es ist eine runtergeschraubte Version des Multiplayer, in der der Basenbau wegfällt und durch ein Kartensystem ersetzt wird. Es müssen drei Punkte auf der Karte gehalten werden. Man wählt einen Helden und sammelt Karten (die für Einheiten oder Spezialfähigkeiten der Anführer stehen). Die Karten können spezifische Perks haben und sind natürlich auch unterschiedlich rar. Dann organisiert man diese Karten in Decks, entweder ausbalanciert oder um einen speziellen Gegner zu kontern.

Es gibt PvP und PvE (Blitz Firefight) - und gerade im Koop kann man mit Firefight viel Spaß haben, denn die Strategie und die Taktiken haben mehr Tiefgang, als man zunächst denkt. Die Kodiaks an der richtigen Stelle platzieren und dann die Nightingales in die Luft schicken, um die Einheiten zu heilen. Mit dem Jackrabbit sammelt man Energie, um mehr Karten auszuspielen (die Energie taucht in Silos zwischen den Wellen auf). Dann stellt sich Frage: Teilt man sich die Punkte, die gehalten werden müssen untereinander auf oder spezialisiert man sich in einem bestimmten Gebiet (Anti-Air, mächtige Anführer-Fähigkeiten und so weiter)? Leider gibt es für den Blitz-Modus nur eine Map, auch wenn die Karten und unterschiedlichen Helden für viele unterschiedliche Strategien sorgen. Blitz macht richtig viel Spaß, aber ich hätte gerne mehr gehabt.

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Halo Wars 2 sprengt nicht unbedingt die Grenzen des Genres, außer vielleicht mit Blitz.

Halo Wars 2 ist nicht unbedingt das optisch beeindruckendste Spiel auf der Xbox One. Aber man versteht die Gründe schnell, wenn man die riesigen Armeen ab Level 25 in Blitz Firefight zu sehen bekommen hat. Das legendäre Halo-Design ist da und beeindruckt noch genau so wie vor 15 Jahren. Die Zwischensequenzen sind wunderschön gemacht, auch wenn man davon nur sechs zu sehen bekommt. Die Story ist gut erzählt, auch wenn sie sich eher wie eine Nebengeschichte anfühlt. Aber sie passt hervorragend ins Halo-Universum. Dutzende Phönix-Logs bieten tiefere Hintergründe und Atriox ist ein brillanter Bösewicht - Anarchie und Trotz in einer Person.

Das Spiel ist unterhaltsam (abgesehen von ein paar der frühen Missionen), aber ich hatte auch ein paar Probleme mit dem Spiel. Das größte davon sind die Menüs. Warum man nicht in Blitz an seinem Deck arbeiten kann, ist einfach unverständlich. Und warum die Option, an seinem letzten Speicherpunkt weiterzuspielen nicht an erster Stelle kommt, ist auch unklar. Ja, das Spiel hat viel zu bieten und alles muss auch in Menüs untergebracht werden, aber ein bisschen besser hätte das sicher gelöst werden können. Die Ladezeiten sind extrem lang, manchmal hängt sich das Spiel auch einfach dabei auf. Vielleicht werden solche Dinge aber noch vom Day-1-Patch behoben.

Halo Wars 2 sprengt nicht unbedingt die Grenzen des Genres, außer vielleicht mit Blitz, das eine großartige Kombination aus Arena- Gameplay, Deckbau und schnellem Arcade-Spiel bietet. Aber das war auch nicht anders zu erwarten. Die Spieler bekommen ein tolles Paket, das sicher den Fans von wettbewerbsorientiertem Multiplayer, dem Halo-Universum und von Koop-Zocken insgesamt gefallen dürfte. Trotz kleinerer Fehler bleibt es ein schöner Neuzugang für das Franchise.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
gut gemachte Echtzeitstrategie für Konsole, schöne Option für Squad-Kontrolle, schnelle Kamera via D-Pad, Atriox als Bösewicht, Blitz-Modus ist superspaßig, einige großartige Kampagnenmissionen
-
einige miese Kampagnenmissionen, viele Glitches und Bugs, schlimme Menüs, Grafik schwach
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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