Wenn Ubisoft eins beherrscht, dann Überraschungsauftritte auf der E3 und die Präsentation großartiger Ankündigungstrailer. Zu den Beats von Imagine Dragons "Friction" wird Ghost Recon: Wildlands am Ende der E3-Pressekonferenz vorgestellt. Das Spiel bietet etwas völlig neues und anderes für Ubisofts ältestes und erfolgreichstes Franchise. Das Konzept ist aber trotzdem altbekannt und auf einer Linie mit allem, was Ubisoft in den letzten fünf Jahren getan hat...
Eine Menge Ubisoft-Spiele teilen sich eine DNA und bieten ähnliche Features und Mechaniken. Der Publisher hat viel in Forschung und Entwicklung von offenen Spielwelten investiert und das bedeutet, dass Serien wie Assassin's Creed, Far Cry und Watch Dogs ineinander übergehen (selbst The Crew nutzt einige dieser Elemente). Jetzt scheint es, als könnten wir bald auch Ghost Recon auf diese Liste setzen.
Manche Kritiker halten die "Ubifizierung" für etwas negatives. Und wenn man immer alles erledigt haben will, können diese Spiele schnell zur lästigen Pflicht werden. Aber was soll schon an Spielen falsch sein, die dem Spieler viele Dinge zu tun geben? Zumindest solange man den Spieler entscheiden lässt, was und wie man es angehen will? Es gibt immer die Kehrseite einer Medaille, aber für diesen Titel ist es extrem wichtig, so viel wie möglich der Ghost-Recon-DNA zu erhalten.
Der Fokus auf die squad-basierte, taktische Action ist vermutlich der größte Unterschied zu den anderen Spielen, die Ubisoft in der letzten Zeit veröffentlicht hat. Dem Team scheint es wirklich wichtig, das Mantra gebetsmühlenartig zu wiederholen, dass es keine Nebeninhalte geben wird, mit denen in Ubisofts anderen Spiele selten gegeizt wird. Ghost Recon: Wildlands ist zudem kein klassenbasiertes Spiel - stattdessen darf man seinen Soldaten mit der gewünschten Ausrüstung versehen und seine eigene Klasse erstellen.
Wildlands spielt vier Jahre in der Zukunft. Die Ghosts führen einen Krieg gegen Drogen und heben ein Kartell in Bolivien aus. Das bedeutet aktuelle militärische Ausrüstung, aber jeder Soldat hat mittlerweile seine persönliche Drohne dabei. Das Grundkonzept ist der Angriff auf Befestigungsanlagen und Lager des Kartells sowie das Ausschalten der Anführer. Es erinnert dabei ein wenig an Pandemics Mercenaries. Der beste Vergleich ist vielleicht, dass Ghost Recon: Wildlands eine Art Koop-Variante von GTA Online ist. Aber hier spielt man die "guten Jungs" und natürlich ist Bolivien nicht Los Santos. Wir kriegen keine weit ausgedehnte Metropole wie Los Sanots, aber abwechslungsreich ist das Land mit dichtem Dschungel, Bergen und trockenen Wüsten allemal. Die Tag-Nacht-Zyklen und die Wahl zwischen lautem oder eher leisem Vorgehen erinnern an Metal Gear Solid V: The Phantom Pain, wobei die brachiale Variante mehr Gemeinsamkeiten mit Far Cry 4 hat als mit Kojimas Sandkastenepos.
Ein interessanter neuer Ansatz ist die Möglichkeit, Konflikte zwischen unterschiedlichen Parteien auszulösen. In der E3-Demo gab es ein Beispiel, bei dem sich das Kartell mit der korrupten Militär-Junta trifft und der Einsatz eines Scharfschützengewehrs gegen beide Seiten ausreicht, um das Pulverfass zum Explodieren zu bringen. Über das Fortschrittssystem in Ghost Recon: Wildlands wurden wir noch komplett im Dunkeln gelassen. Die Entwickler haben uns im Interview erklärt, dass jeder Spieler seine eigene Geschichte vorantreibt, wenn er mit anderen gemeinsam spielt, also sollte man mit jedem zu jedem Zeitpunkt zusammenspielen können.
Was das allerdings genau bedeutet, ist noch unklar. Es kann sein, dass man Mission wiederholen kann und das es einem nur weiterhilft, wenn man mit einem Freund zusammenspielt. Oder das gesamte Spiel ist prozedural und jeder Fortschritt bleibt beim Spieler (also man kommt weiter und eröffnet sich auf diese Weise Zugang zu schwierigeren Missionen). Der Gedanke, dass es keine Nebenmissionen geben wird, ist interessant. Oder aber alles sind "Nebenmissionen", die man in beliebiger Reihenfolge angehen kann. Es gibt von Ubisoft noch keine Ansage zu der Geschichte, die dies alles zusammenhalten soll - vielleicht gibt es aber auch einfach keine.
Selbst in diesem frühen Stadium und auch wenn viele der Mechaniken und Strukturen noch unklar geblieben sind, muss man sagen, dass der E3-Code schon sehr aufpoliert war und einen ziemlich kompletten Eindruck in Bezug auf die Features gemacht hat. Einige Fans dürften enttäuscht sein, dass Ghost Recon von der bekannten Formel abweicht, andere vielleicht, weil es offensichtlich stark von einigen Open-World-Spielen inspiriert wurde. Aber nachdem wir Ghost Recon: Wildlands in Aktion gesehen haben, können wir es kaum erwarten, diesen Sandkasten mit drei Freunden zu erforschen.