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The Legend of Zelda: Skyward Sword

Gamereactor Retrospektive: The Legend of Zelda: Skyward Sword

In diesem Jahr kehrte Ingar zu einem Spiel zurück, das er vor neun Jahren schon einmal für Gamereactor Norwegen rezensierte. Wie empfand er die Rückkehr zu diesem Wii-Titel?

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In den letzten Wochen habe ich meine Zeit mit einem Klassiker verbracht, den ich bereits während meines Studiums spielte - The Legend of Zelda: Skyward Sword. Das Spiel hat mir 2011 schon sehr gut gefallen, obwohl ich es damals unter Zeitdruck spielen musste. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich das Game damals an einem Freitagnachmittag erhalten und musste zur Deadline am Montagmorgen einen fertigen Text abgeben. Schon seit einer ganzen Weile habe ich mir vorgenommen, Skyward Sword einmal anzuspielen, diesmal in Ruhe und mit dem nötigen Abstand. Im Frühjahr habe ich mich dann endlich dazu durchgerungen, weil ein paar Freunde ein Projekts namens „RetroSpelLauget" starteten. Dort treffen sich Gleichgesinnte im Discord-Channel und besprechen verschiedene Teile von tollen Spielen. Das Ganze ist fast wie ein Buchclub, aber mit Spielen als Ausgangspunkt.

Schon zum Start wurde klar, dass Skyward Sword die Zelda-Fans teilte. Die Leute lieben es entweder, oder sie hassen es. Ich war deshalb umso gespannter, wie es wäre, fast neun Jahre später zu diesem Wii-Spiel zurückzukehren, das ich damals als Meisterwerk empfand. Nach 35 Stunden Spielzeit weiß ich, dass mein positives Urteil von damals immer noch Bestand hat, obwohl einige Teile der Spielerfahrung den Wandel der Zeit nicht mit der gleichen Bravour bestanden haben. Ich möchte trotzdem bei den positiven Elementen beginnen, denn damit werde ich die meisten Spieler abholen können.

The Legend of Zelda: Skyward Sword
The Legend of Zelda: Skyward Sword wurde 2011 auf der Wii gestartet, wo Link zwischen dem Himmelreich Himmelshort und einer Welt unter der Himmelsdecke hin und her reist.
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Wer mehr Details über das Spiel erfahren möchte, den verweise ich an dieser Stelle auf die deutschsprachige Kritik aus dem Jahr 2011 von meinem Kollegen Martin Eiser. Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte sei mir an dieser Stelle aber erlaubt: Wir beginnen unser Abenteuer im Wolkenhort, einer fliegenden Insel im Himmel, wo Link und Zelda gemeinsam als Freunde aus Kindertagen aufwachsen. Als Link kurz davor steht ein Luftritter zu werden, wird Zelda jedoch entführt. Ein mysteriöser Sturm zieht sie unter das Wolkenreich und von dort ist noch nie jemand wieder lebend zurückgekehrt. Um ihr zu helfen, besorgt sich Link ein mysteriöses Schwert mit einer inhärenten Persönlichkeit namens Phai, die ihm dabei hilft, die Wolkendecke zu durchbrechen und Zelda zu finden.

Beginnen wir mit dem visuellen Stil: Wir wissen, dass die Wii nie ein Grafikmonster war, aber es gab trotzdem viele schöne Spiele auf der Konsole. Skyward Sword gehört vielleicht zu den schönsten von ihnen, denn die visuelle Entscheidung, Objekte in der Ferne verschwommen darzustellen, ist ein Geniestreich (unterstützt durch die Einschränkungen der Konsole). Die Präsentation ist inspiriert durch den künstlerischen Ausdruck des impressionistischen Malers Paul Cézanne. Wenn ihr einige seiner Bilder studiert und euch anschließend mit dem Spiel auseinandersetzt, dann ist es beeindruckend zu sehen, wie gut Nintendo seinen Ausdruck zum Leben erweckt hat. Am ehesten ist das in Gebieten mit viel Leben und Vegetation zu sehen, wie der Wolkenhort oder die Wälder von Phirone.

The Legend of Zelda: Skyward Sword
Skyward Sword zeigt eine großartige Herangehensweise an viele der klassischen Zelda-Charaktere, einschließlich Zelda selbst.

Es ist auch cool zu sehen, wie einzigartig die Gestaltung von Skyward Sword in vielen weiteren Bereichen ausfällt, insbesondere in den Tempeln und den größeren Landgebieten. Einige Dungeons mögen etwas allgemein gehalten sein, wie zum Beispiel der erste Feuertempel, aber es gibt viele einzigartige Areale, die die Qualitäten des Spiels wirklich hervorheben. Das Höhlenheiligtum, der vierte Tempel des Spiels, ist wahrscheinlich das beste Beispiel dafür: Hier sehen wir eindeutige Inspirationen der indochinesischen Tempelarchitektur, mit einer Buddha-ähnlichen Statue inmitten eines Teiches voller großer Lotusblumen. Ich kenne nur wenige Spiele, die sich von diesem Teil der Welt inspirieren ließen, obwohl sich diesem Beispiel gerne mehr Titel anschließen dürften. Der obere Teil des Tempels ist voller Wasser und das daraus entspringende Leben steht in scharfem Kontrast zu jenem Teil, der darunter liegt und in dem Dunkelheit, Tod und Verfall vorherrschen. Dieser Dualismus zwischen Leben und Tod ist scharf und zeigt ein durchdachtes Konzept, auf das Nintendo wirklich stolz sein kann. Wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, der sich aus diesem Grund besonders gut daran erinnern kann (auch der Bosskampf gegen Da Ilohm ist unglaublich denkwürdig).

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Diese kreative und dualistische Design-Philosophie lässt sich auch in der Region Ranelle ausmachen. Wenn Link zum ersten Mal dort ankommt, findet er eine goldene, weite Wüste vor. Nachdem wir jedoch einige Zeitsteine aktivieren, die in dieser Region zu finden sind, dann wird ein kleiner Bereich in der Zeit zurückgeworfen. Innerhalb dieses Areals verwandelt sich das Land in ein grünes, üppiges Paradies. Die Transformation mutet auch deshalb magisch an, weil das zurückkehrende Leben die kleinen, süßen Roboter aus ihrem Schlaf weckt. Dieser Gegensatz kommt erst dann richtig zum Vorschein, wenn sich Link mit einem Roboterkapitän kurzschließt und ein Zeitstein-Boot über ein Wüstenmeer steuert. Was zu einem Zeitpunkt nur eine weite Sandebene ist, verwandelt sich mit der Macht der Kristalle in klares Wasser, das Korallenriffe aus der Vergangenheit zum Vorschein bringt. Ich werde jedes Mal ein bisschen melancholisch, wenn sich diese beiden Epochen gegenüberstellen (außerdem gefallen mir der Bosskämpfe in dieser Region sehr).

The Legend of Zelda: Skyward Sword
Einige Mini- und Hauptbosse bleiben denkwürdige Highlights, aber das gilt für viele Gegner in Zelda-Spielen.

Eine Wii an ein modernes Fernsehgerät anzuschließen, das ist heute nicht mehr so leicht. Den meisten TVs fehlt es an einem SCART- oder Komponentenkabeleingang, aber man kann den Titel ja auch über die Wii U abspielen, die ihr Signal via HDMI ausgibt. Dank dieser Lösung sieht Skyward Sword auch auf einem 4K-TV weder verschwommen noch schlecht aus. Wie viele andere träume ich natürlich immer noch von einer überarbeiteten Version des Spiels, bei der die Dinge weniger diffus aussehen (vielleicht liest Nintendo ja diesen Bericht und gibt ein internes Gutachten in Auftrag?), aber ich war positiv überrascht von der grafischen Detailgenauigkeit. Wenn euch eine Wii U zur Verfügung steht, dann könnt ihr alte Wii-Spiele jedenfalls komfortabel auf eurem aktuellen Fernseher abspielen - ansonsten müsst ihr einen alten TV auftreiben.

In Spielen bin ich ein Typ, der starke Geschichten, plausibel aufgebaute Welten und Mysterien liebt. Also all die Dinge, die der Gaming-Welt mehr Fleisch auf die Rippen zaubern. Skyward Sword ist in diesem Bereich eine echte Goldgrube, denn es ist das Spiel, das in der Chronologie der Zelda-Serie an erster Stelle steht. In diesem Game erfahren wir, wie viele Schlüsselelemente der Serie entstanden sind: Wie das Master-Schwert erschaffen wurde, wie das Königreich Hyrule gegründet wurde, wie der ewige Kreislauf des Kampfes zwischen einem auserwählten Helden und einem machthungrigen Bösewicht begann und welche Rolle die Göttin Hylia in alldem spielt. The Legend of Zelda: Skyward Sword liefert auf all diese Fragen eine Antwort und für diejenigen, die sich gerne mit dem Story-Bereich der Zelda-Spiele beschäftigen, ist Skyward Sword fast schon ein obligatorischer Bestandteil des Lehrplans.

The Legend of Zelda: Skyward Sword
Die Roboter in der Region Ranelle sind absurd süß.

Das Segment World-Building ist aber nicht nur auf die gesamte Serie ausgerichtet, denn Skyward Sword bietet auch viele charmante und kreative Charaktere, die wir nur in diesem Spiel antreffen. Ich lächle beim Anblick des Tyrannen Bado, der langsam aber sicher seine Rolle in einer Welt findet, in der sein altes Ich keinen Platz mehr hat. Genauso erfreue ich mich an Xia und Diomed, die den Trankladen im besten Tante-Emma-Stil der Welt betreiben. Besonders Diomed blieb mir im Gedächtnis, weil er so herrlich von diesem weinenden Baby geplagt wird, das er auf seinem Rücken trägt. Ich bin fasziniert von den Robotern in der Region Ranelle und das Volk der Kyu in den Wäldern Phirone ist möglicherweise die süßeste Rasse aus einem Zelda-Spiel. Die etablierten Charaktere folgen in Skyward Sword einem aufregenden Ansatz, als Beispiel möchte ich die sich entwickelnde Beziehung zwischen Link und Zelda als Freunde aus Kindertagen (mit dem Potenzial für ein bisschen mehr) nennen, die wir in diesem Spiel sehen. Außerdem sollten wir Lord Ghirahim nicht vergessen, der Badass, dem wir mehrmals im Spiel begegnen. Ghirahim ist nicht wie die meisten Zelda-Bösewichte, denn er ist farbenfroh, theatralisch und äußerst selbstbewusst. Seine Persönlichkeit, sein Stil und sein Auftreten blieben vielen Fans in Erinnerung.

Neben der Geschichte mag ich natürlich die Spielemusik sehr gern, denn die Arbeit des Komponisten Koji Kondo hat in The Legend of Zelda einen hohen Stellenwert. Ocarina of Time hat mir damals die Rolle von Musik in Spielen aufgezeigt (genauso wie John Williams mit Star Wars mein Verständnis von Filmmusik geformt hat). Im Laufe der Jahre habe ich allerdings sehr viel wieder vergessen, deshalb war die Freude am erneuten Hören sehr groß, da Skyward Sword äußerst schöne Töne und Musikstücke bietet. Der oben erwähnte Bado hat eine fantastische kleine Melodie bekommen, die seine Rolle im Spiel hervorragend unterstreicht. Phais Thema ist eine ruhige und entspannte Flöte, während die Bosskämpfe von kräftigen Tönen begleitet werden. Skyward Sword war das erste Game der Reihe, dass Orchestermusik nutzte und das Ergebnis sind einige sehr schöne Kompositionen. Fun-Fact: Das Hauptthema des Spiels - Die Hymne der Göttin - ist eigentlich Zeldas Wiegenlied, das rückwärts gespielt wird.

The Legend of Zelda: Skyward Sword
Ein weinendes Kind hält den Trankverkäufer Diomed auf Trab und dieses Zusammenspiel ist köstlich.

Meine Wiedervereinigung mit Skyward Sword fiel jedenfalls sehr positiv aus. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass es mir mittlerweile einfacher fällt, über die Schwächen des Spiels hinwegzusehen. Viele Wii-Spiele konzentrieren sich stark auf die Bewegungssteuerung der Wii-Mote und glücklicherweise ist Skyward Sword nicht das schlechteste Beispiel für diese Kategorie Spiel (was auf die Verwendung des Motion-Plus-Controllers zurückzuführen ist). Doch längst nicht alle Anwendungsfelder sind gleich gut gelungen: Die Steuerung beim Fliegen oder beim Schwimmen dürfte gerne verbessert werden und Bosse, die präzise Schläge mit dem Schwert erfordern, können allein aufgrund dieser Bewegungstechnik anspruchsvoll sein. Allerdings habe ich bemerkt, dass es bei dieser Technik auf Training und Gewohnheiten ankommt.

Es ist vielleicht seltsam, nach offeneren Ansätzen, wie A Link Between Worlds und Breath of the Wild, wieder zur lineareren Zelda-Formel zurückzukehren. Einige vermissen die alten Zelda-Spiele und Skyward Sword folgt diesem Beispiel in vielen Elementen. Gleichzeitig fühlt sich das Game an einigen Punkten beinahe limitierend an, etwa wenn wir uns das Waffen-Design und die verschiedenen Werkzeuge ansehen. Beispielsweise gibt uns das Spiel Zahnrad, mit dem wir uns am Rand der Karte fortbewegen können, doch viele dieser Hilfsmittel werden außerhalb des Tempels, in dem wir sie finden, so gut wie gar nicht oder nur selten verwendet. Das machen Spiele mit einem offenen Ansatz einfach besser, denn nicht umsonst gibt uns Breath of the Wild direkt am Anfang Kontrolle über alle zentralen Mechaniken des Spiels. Die Herausforderung besteht in diesem Beispiel darin, Techniken zu beherrschen und im Rahmen der Spielphysik kreativ zu sein.

The Legend of Zelda: Skyward Sword
Jedes Mal, wenn man das Spiel neu startet, erhalten wir solche Meldungen, selbst wenn wir das Insekt bereits hunderte Mal gefangen haben.

Was den meisten Ärger rund um Skyward Sword hervorruft, sind die ausdauernden Tutorials. Der Start des Spiels zieht sich in die Länge, weil uns alles bis ins letzte Detail erklärt wird. Viele dieser Hinweise werden zudem wiederholt, wenn man die Anwendung neu startet und bestimmte Dinge dann erneut „zum ersten Mal" macht. Das ist beim Fangen von Insekten so oder beim Finden bestimmter Ressourcen. Unsere Begleiterin Phai übernimmt die Rolle des Instruktors und deshalb ärgern sich so viele über ihre Figur. Ich gebe zu, dass mich ihre bedeutungslosen Aussagen beim erneuten Spielen manchmal mehr geärgert haben, als noch vor vielen Jahren, aber ich denke immer noch nicht, dass sie so lästig ist, wie sie einige Leute beschreiben. Phai ruiniert das Spiel nicht, aber ich hätte mir auch gewünscht, dass man solche Dinge überspringen kann.

Ist Skyward Sword also noch ein Abenteuer, das man heute gut spielen und genießen kann? Absolut! Hat das Spiel seine nervigen Momente? Ja, auch das. Neun Jahre nach der Erstveröffentlichung ist klar, dass dieses Spiel von einer neuen Version mit einigen Verbesserungen und mechanischen Überarbeitungen profitieren würde, was nicht zuletzt die Verwendung von Wii-Mote berücksichtigt. Trotzdem überrascht es mich, wie gut dieses Spiel auch nach all der Zeit noch immer ist - zwei Nintendo-Konsolen und drei neue Zelda-Spiele sind mittlerweile ins Land gezogen. Es ist ein Abenteuer für echte Fans, das Charme, Einzigartigkeit und kreative Lösungen in sich vereint. Der Titel bietet bei den Punkten Level-Design, Musik und Charaktere einige schöne Highlights und das sollte man respektieren. Diesmal bin ich mir der Schwächen des Spiels bewusster, aber ich begreife Skyward Sword noch immer als eines meiner Lieblingsspiele der gesamten Zelda-Serie.

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