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Fire Emblem Warriors

Fire Emblem Warriors

Wir haben Abertausende von Feinden besiegt und mussten dafür nicht eine einzige Runde warten. Willkommen in der Musou-Umsetzung von Fire Emblem Warriors.

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In Fire Emblem Warriors spielen wir einen blassen, dünnen, blonden, jungen Mann mit lahmen Haarschnitt und ähnlich dummen Sprüchen (es gibt allerdings auch die Möglichkeit einen weiblichen Charakter zu spielen). Im Grunde besteht das Gameplay aus dem rhythmischen Drücken der Y-Taste, mit der wir die heftigen Angriffe entfesseln und Gegnerhorden bekämpfen. Die Zahl der Besiegten steigt rasant an, ein Zähler hält das alles fest und nebenbei lädt sich eine Energieleiste auf. Ist diese gefüllt aktivieren wir regelmäßig die Spezialattacke, was hundert Gegner gleichzeitig erledigen kann. Ja, Fire Emblem Warriors ist der neueste Vertreter von Omega Forces ach so populärer Musou-Reihe - jede Faser des Spiels trieft danach. Denn wenn wir mit der Spezialattacke einen Bildschirmrausschnitt komplett eliminiert haben, wartet schon die andere Seite des Schlachtfeldes auf unsere Schwertkunst. Dann wird es wieder Zeit im Rhythmus mit dem Y-Knopf drauflos zu hacken.

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Es wäre ein Leichtes Fire Emblem Warriors eine niedrige Note zu verpassen und sich um etwas anders zu kümmern. Das Spiel unterscheidet sich nur wenig von den anderen Titeln der Musou-Reihe, die sich zu weiteren Versionen und Spin-Offs weiterentwickelt haben und von niemandem jemals ernsthaft gespielt wurden (jedenfalls kenne ich niemanden). Sie haben alle dieselben riesigen Gegnerhorden, die sich wie Lemminge in unsere Klingen stürzen - viel mehr hat es damit wirklich nicht auf sich. Das Original-Dynasty Warriors deckte die chinesische Epik-Romanze der drei Königreiche ab und trotz der sehr freien Interpretation der Ereignisse gab es noch Samurai Warriors, diverse Umsetzungen des One Piece-Animes und der Zelda-Reihe (Hyrule Warriors).

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Alle Inkarnationen die ich selbst getestet habe, hatten eines gemeinsam - sie machen wirklich Spaß. Es ist eine Serie der intuitiven Unterhaltung, die trotz der einfachen Struktur genügend Tiefgang bietet, damit die Spieler von Anfang bis Ende an ihren Fähigkeiten feilen und danach sofort eine neue Runde starten wollen. Jetzt lautet das Grundthema Fire Emblem, was eigentlich ein Strategietitel ist, thematisch aber gut passt. Statt rundenbasiert gegen die Schurken anzutreten bekämpfen wir sie jetzt in Echtzeit. Es ist die gleiche einfache Idee, aber aus einer völlig neuen Perspektive. Trotzdem zeigen sich die Ursprünge im Strategiegenre und es wurde viel für die Fans getan. Es gibt etwa Pixel-Versionen von allen Helden in den Menüs und ihr könnt das Spiel mit eingeschaltetem Perma-Death spielen, wenn ihr möchtet.

Die offensichtlichste Gameplay-Verbindung zum Original ist die Art und Weise, wie die klassischen Waffensysteme aus Fire Emblem im Schere-Stein-Prinzip-System genutzt werden. Dadurch wird uns erklärt welche Vor- bzw. Nachteile wir im Kampf gegen spezielle Feindtypen haben. Ihr müsst also zusehen, dass eure Kämpfer stets die richtige Bewaffnung tragen und eure Streitkräfte mit einer Aufgabe betreut sind, die zu ihrem Stil passt. Schwert schlägt Axt, Axt besiegt Lanze und Lanze schlägt natürlich Schwert. Vor jeder Schlacht dürfen wir unsere Leute positionieren. Ihr müsst entscheiden ob ihr jemanden für starke Teamangriffe oder zur Heilung an eurer Seite haben wollt oder ob ihr Frederick und sein riesiges Kriegspferd mitten durch die gegnerischen Reihen schickt, um einen weit entfernten Miniboss zu jagen.

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Der Bildschirm füllt sich schnell mit Symbolen und Features, trotzdem lässt sich alles gut verstehen. Zusätzlich werden wir noch mit Hilfebildschirmen bombardiert, die uns ständig Dinge erklären oder uns daran erinnern, wie solch ein Spiel funktioniert. Sollten wir zusätzliche Energie einsetzen, jemanden heilen, versuchen in der Hitze des Gefechts etwas bei Anna zu kaufen, den Zugang der Gegner (also dem Ort, wo die Gegner spawnen) zu zerstören oder schnell zum Boss eilen, um die Schlacht ein für alle Mal zu beenden? Die Tipps helfen dabei jederzeit die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Fire Emblem Warriors bietet viel Tiefgang, sogar noch mehr als die üblichen Musou-Titel. Das liegt wahrscheinlich an den Ursprüngen, denn in Fire Emblem gehören die Menüs, das Sortieren der Waffen und solche Dinge eben einfach dazu. Mit den Menüs bin ich allerdings so gar nicht einverstanden. Ja - es ist schön Optionen zu haben, aber oft ist es unverständlich, wie die Dinge funktionieren und was die beste Option sein könnte. Das Auseinandernehmen von gesammelter Ausrüstung für das Sammeln von Materialien (die wir wiederum für bessere Waffen und Upgrades benötigen) bleibt zum Beispiel das gesamte Spiel über ziemlich unklar. Eine Option mit der wir automatisch die besten Waffen verbessern können, wäre schön gewesen - so wird es schnell anstrengend, repetitiv und lästig.

Selbst etwas so Offensichtliches wie das Koop-Spiel lässt sich nicht einfach vom Startbildschirm aus anwählen. Stattdessen müssen wir ein Kapitel als Einzelspieler beginnen und erst anschließend darf ein zweiter Spieler beitreten. Das sagt doch einiges über das Menü-Design aus, dass nach solchen Optionen überhaupt erst gesucht werden muss. Nachdem man das aber herausgefunden hat bietet der Zwei-Spieler-Modus klassisches Splitcreen-Gaming, allerdings mit niedrigerer Framerate und reduziertem Gegneraufkommen. Immerhin ruckelt es aber kaum, selbst wenn beide Spieler ihre spektakulärsten Attacken ausführen und durch die Gegner wirbeln. Die Musou-Titel machen zu zweit einfach mehr Spaß, aber Fire Emblem Warriors ist auch alleine sehr unterhaltsam. Denn dann können wir alleine die wichtigen Entscheidungen treffen und der Rollenspielaspekt ist unterhaltsamer.

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Die Grafik soll auch erwähnt werden, denn Fire Emblem Warriors versetzt die geliebten Charaktere des Universums sehr hübsch und glaubhaft in die dritte Dimension. Die Bildqualität ist sauber mit nettem Anti-Aliasing und einer überraschend stabilen Framerate. Die mobile Variante sieht mit ihren epischen Schlachten fast noch cooler aus, weil der Bildschirm natürlich gestauter ist. Die Zwischensequenzen sind dagegen echt armselig und bestehen aus Standbildern von Figuren mit lahmen und lang andauernden Dialogen. Glücklicherweise gibt es auch ein paar Filmchen, die das Abenteuer unterhaltsamer gestalten. Die Sprachausgabe hätte insgesamt ebenfalls deutlich besser sein können. Der japanische Originalton darf optional heruntergeladen werden, aber die englischen Stimmen hinterlassen ein billiges Anime-Gefühl. Ich liebe es, dass die Soundeffekte aus der Fire Emblem-Reihe übernommen wurden und japanische Gitarren hektisch zu den Kämpfen schreddern.

Die Geschichte von Rowan und Lianna (der Erste unerträglich, die Zweite schon lustiger) wird keine Spiel des Jahres-Preise für die beste Story einheimsen, aber ich brauchte ja auch noch nie einen Grund um Leute im Musou-Stil niederzumetzeln. Offengesagt fiel es mir auch dieses Malschwer, die Konsole aus der Hand zu legen und mich endlich an das Schreiben zu setzen. Mit gefällt das Spiel auf jeden Fall sehr gut und die bekannten Gesichter zu treffen ist toll aber mit guter Geschichte würde es eben leichter fallen, die Switch nach einer Pause wieder anzurühren. Fire Emblem Warriors ist ein großartiges Spiel. Ein wenig mehr Hochglanz wäre nett gewesen, aber die Musou-Reihe war schon seit langem nicht besser als das hier.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Massive Kämpfe; intuitive Steuerung; großartiger Fan-Service; gute Präsentation; solide Framerate; Wiederspielbarkeit; fantastische Musik.
-
Menüführung ist schwierig; lahme englische Synchronstimmen; Cutszenen könnten mehr Liebe vertragen.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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