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Figment

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Ein wunderschönes, handgezeichnetes Musical-Adventure, das uns quer durch den Verstand treibt.

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Der Verstand ist eine komplexe Angelegenheit und wenn damit etwas nicht in Ordnung ist, wird alles noch viel komplizierter. Figment ist ein Spiel, das sich diesem faszinierenden Thema in einer bunten und spielbaren Erfahrung annimmt. Entwickler Bedtime Digital nutzt dafür einen charakteristischen, handgemalten Kunststil, der dem Action-Adventure eine persönliche Note gibt. Das erste was viele Spieler bemerken werden, sobald sie das musikalische Spiel anwerfen ist, dass die Musikinstrumente als Stilelement in der Umgebung verarbeitet wurden. Ob Trompeten oder Gitarren, alles ist ein Teil der Vegetation. Viele der Charaktere, auf die wir im Spielverlauf treffen, brechen wann immer sich ihnen die Gelegenheit dazu ergibt in Gesängen aus und das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr charmant. Der ständige Einsatz verleiht dem Spiel eine heitere Note, obwohl sich Figment einem ernsten Thema widmet.

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Wir beginnen dieses Abenteuer mit Dusty, einer Stimme im Kopf. Dusty hat eigentlich immer für aufmunternde Worte und Gedanken gesorgt, doch das Gehirn ist seiner überdrüssig geworden, als es ein früheres Trauma hinter sich ließ. Diese Abweisung hat den ehemaligen Helden arg gekränkt, doch sein optimistischer Freund Piper leistet ihm Beistand. Auf ihrem Abenteuer finden die beiden heraus, was dieses Mal dafür verantwortlich ist, dass der Verstand seinen Mut verliert und warum überall Alpträume und Schrecken lauern. Dabei führt uns die Reise durch verschiedene Bereiche des Verstands, wo wir Rätsel lösen, um wieder alles ins Lot zu bringen oder die Alpträume fortzujagen. Schlussendlich muss nicht nur der Verstand, sondern auch Dusty seinen Mut wiedererlangen.

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Die Mechaniken sind simpel und intuitiv und machen es uns leicht, die 3D-Umgebung zu erkunden. Viele Puzzle sind intelligent und wenn wir sie gelöst haben, auch sehr befriedigend. Häufig bedient sich Bedtime Digital dazu an musikalischen Themen, die hervorragend das Spieldesign unterstützen. Dusty kann rollen, Dinge aufnehmen und fallen lassen und schwingt auch mal sein Schwert, sollte es nötig werden. Viele von Figments Mechaniken beziehen sich direkt auf den Teil des Verstands, den wir aktuell erkunden und deshalb müssen wir manchmal etwa Endorphine oder Adrenalin aufnehmen, um den Geist zu verstärken. Wer fleißig Gedankenfragmente sammelt, berührt zusätzliche Aspekte der Geschichte.

Dusty beginnt dieses Abenteuer in dem Glauben, dass der Verstand ihn nicht länger benötigt und glaubt deshalb fest daran, für einige Zeit lang die Beine hochlegen zu können. Doch Piper lässt nicht locker und zusammen finden sie bald heraus, was für diese plötzliche Stimmungsschwankung im Gemüt verantwortlich ist: Ein Alptraum hat das Gebiet des Gehirns infiziert, das Dusty einst bewohnte und zu allem Überfluss noch Dustys Sammelbuch gestohlen. Wir verfolgen diesen Wicht natürlich, doch er entkommt auf die Freiheitsinseln - dem kreativen Zentrum des Unterbewusstseins. Dieses Beispiel zeigt sehr gut, auf welche Design-Formeln die Entwickler bei der Realisierung von Figment zurückgegriffen haben. Die Freiheitsinseln erstrahlen in bunten Farben und es fliegen Noten aller möglichen Musikinstrumente durch die Luft. Jeder neue Bereich des Verstandes hat solche Charakteristika und sie sollen sich stark voneinander unterscheiden, so Bedtime Digital.

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Figments grafischen Stil möchte ich an dieser Stelle gesondert herausstellen. Die von Hand gezeichneten Hintergründe und Objekte sind ein echter Hingucker. Das Spiel scheint inspiriert von Künstlern wie Paul Kidby, der für seine Arbeiten an den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett bekanntgeworden ist, oder den Illustrationen von Quentin Blake, der mit der Bebilderung von an den veröffentlichten Werken von Roald Dahl für Aufsehen gesorgt hat. Die Qualität der Malereien mit seinen herausstechenden Farben passt zu den verschiedenen Szenerien der Gehirnregionen, die wir erkunden. Die Animationen sind recht flüssig, zumindest sind alle wichtigen Aktionen der Charaktere effektvoll eingefangen. Auch die Kampfsequenzen scheinen ohne größere Ruckler auszukommen. Insgesamt erzeugen die verschiedenen Kunststile eine interessante Welt, in der die Erkundung für sich allein genommen schon Spaß macht.

Den Soundtrack könnte man als dynamisch beschreiben, da er verschiedene musikalische Stilrichtungen in sich vereint. Die Art und Weise wie wir mit der Welt interagieren, beeinflusst welche Schwankungen die Tonalität des Spiels durchlebt. Figuren stimmen häufig in den Gesang der Umwelt mit ein und das Lösen von Rätseln hilft uns dabei, neue Gebiete zu erschließen. Jedes Areal hat eine adaptive Hintergrundvertonung, das ganz hervorragend zum jeweils hervorstechenden Gefühl der Gehirn-Regionen passt. Die ästhetischen Aspekte von Figment werden zu einem großen Teil von der musikalischen Untermalung getragen.

Insgesamt bietet Figment ein interessantes und entspannendes Abenteuer in einer bunten und lebendigen Welt. Die Rätsel sind komplex genug, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, lassen uns jedoch nicht unnötig lange in einem Gebiet verzweifeln. Die Charaktere scheinen Tiefe zu besitzen und sprechen in humorvoller Art und Weise das ernste Thema eines Traumas an. Das Spiel hat bislang einen magischen, märchenhaften Stil, der sich hoffentlich durch die gesamte Länge der finalen Version zieht. Schon in seinem jetzigen Stadium vermitteln Figment sehr anschaulich und auf besondere Weise, wie der Verstand mit negativen Gedanken umgeht. Figment ist für den Sommer 2017 datiert und erscheint für PC und MAC. Ein möglicher Konsolenport ist bislang unbestätigt.

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