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Doom

Doom

Wenn mich jemand gefragt hätte, wie das erste Doom ausgesehen heute ausgesehen hätte... dann ist dieses Werk wohl schon ziemlich dicht dran.

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Jeder Videospieler kennt Doom - den Vorgänger aller modernen Egoshooter und eine echte Ikone. Ich weiß noch genau, wie mich das erste Spiel 1993 umgehauen hat. Ein neues Genre wurde erschaffen und seitdem ist viel passiert. Nach all der Zeit hat es absolut seinen Charme zurückzukehren, die Mechaniken wieder ein wenig zurückzuschrauben und so auch den Haufen von Features gleich mit zu entfernen, von denen die modernen Shooter geplagt werden. So kann ich mich als Spieler nur auf Waffen, Geschwindigkeit und meine Wut konzentrieren.

Vor zwölf Jahren erschien mit Doom 3 das bisher letzte Spiel der Reihe - und orientierte sich mit schlecht gemachten Taschenlampen und dunklen Korridoren mehr am langsamen Horror-Genre als an blitzschnellen Kills. Das neue Spiel verfolgt diese Entwicklung nicht weiter und konzentriert sich in erster Linie auf Geschwindigkeit. In Doom wird man sofort in die Action geworfen. Das Spiel schert sich nicht darum, uns eine ausgefeilte Geschichte zu servieren. Knarren und Dämonen, der Rest bleibt uns überlassen. Die Menschheit hat Wege gefunden, Ressourcen aus der Hölle zu extrahieren - das bringt Kohle und wird sicher auch die Menschheit weiter nach vorne bringen. Aber es läuft natürlich aus dem Ruder, ein Portal öffnet sich und die Dämonen starten auf dem Mars eine Invasion.

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Doom ist alte Schule, man sammelt Health-Päckchen und muss den Zustand der Gesundheit und des Schilds immer im Auge behalten.
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Unsere Aufgabe ist es, die Ordnung wieder herzustellen und die Dämonen wieder nach Hause zu schicken - mit Unterstützung von Dr. Hayden und der künstlichen Intelligenz VEGA. Unser Protagonist spricht nicht und bleibt geheimnisvoll. Intention und Motivation sind unbekannt. Dr. Hayden gibt ab und an ein paar Hinweise, wer und was wir sind. Aber die meiste Zeit bleibt es uns überlassen zu interpretieren und zu spekulieren und den Kodex des Spiels zu lesen. Das Erlebnis lässt sich noch am besten mit Wolfenstein: The New Order und seinen Old School-Spielmechaniken vergleichen. Aber Wolfenstein hatte voll entwickelte Charaktere und eine spannende Geschichte zu bieten, während es bei Doom "nur" darum geht, so viele Dämonen wie möglich auf möglichst spektakuläre Art und Weise abzuservieren.

Am Anfang dauert es genau zwei Sekunden, bis man seine erste Waffe in den Händen hält - vier Sekunden und ein paar tote Dämonen später dann schon die erste Schrotflinte. Das Tempo von Doom ist wie von einem Schnellzug überfahren zu werden. Wer das Original gespielt hat, wird den Stil wiedererkennen. Es gibt klassische Gegner wie Imps und man muss immer ein Auge auf die Art der Gegner haben und die Taktik dementsprechend anpassen.

In Doom lernt man schnell, das man besser immer in Bewegung bleibt. Das Leveldesign fördert den vertikalen Krieg und es gibt genügend Vorsprünge, die man zu seinem Vorteil nutzen kann. Neue Spiele basieren tendenziell darauf, aus der Entfernung die Feinde auszuknipsen und hinter einer Deckung versteckt seine Gesundheit wieder aufladen zu lassen. Doom ist alte Schule, man sammelt Health-Päckchen und muss den Zustand der Gesundheit und des Schilds immer im Auge behalten.

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Die Dämonen sind gut gestaltet und so schnell wie ihre pixeligen Vorgänger.

Ein wichtiger Teil des energiereichen Tempos von Doom sind die Exekutionen, denn die laden nicht nur den Gesundheitsbalken wieder etwas auf, sondern sind auch eine wichtige Säule der Spielmechanik. Glory Kills sind schlau und man kann leicht die Schlacht zu seinen Gunsten wenden. Die Spielsteuerung fühlt sich sehr knackig an und das Kämpfen wird extrem befriedigend.

Es gibt viele Knarren in Doom, alle können verbessert werden und haben zwei Arten von Spezialisierungen. Das Gewehr kann beispielsweise entweder mit einem Visier oder einer Raketenabwehr ausgestattet werden. Neben den Waffen lassen sich noch einige andere Upgrades freischalten. Die Fähigkeit, den Gesundheitsbalken zu verlängern oder mehr Munition zu tragen, erklären sich von alleine. Aber es gibt auch Möglichkeiten, weniger Schaden einzustecken, wenn man seine eigenen Waffen auf kurze Distanz auf einen Dämonen abfeuert oder sogar völlig immun gegen Schaden von Explosionen zu werden.

Die Grafik und besonders der Flow des Spiels sind brillant. Die Auflösung ist dynamisch, liegt aber meistens bei 1080p. Doom bedient sich der gleichen Technik wie schon Halo 5: Guardians, bei der die Auflösung je nach Örtlichkeit im Spiel angepasst wird. Das ist aber etwas, das man mit bloßem Auge kaum bemerken wird. Das Spiel läuft die meiste Zeit flüssig bei 60 FPS. Die Dämonen sind gut gestaltet und so schnell wie ihre pixeligen Vorgänger. Die Umgebungen sind sehr braun, das passt zum Mars, aber anfangs gibt es wenig Abwechslung, das ändert sich aber später noch ein wenig. Die PC-Version ist optisch erhaben, auf der Xbox One muss man die meisten Abstriche machen.

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Über den Multiplayer von Doom wird seit der Beta diskutiert. Manche mögen den Mix aus alt und neu, manche hassen ihn wie die Pest.

Die Musik gehört für mich zu den wichtigsten Dingen im Spiel. Jedes Mal, wenn ein Dämon erledigt wurde, ertönen heftige Gitarrenriffs, die an eine Mischung aus New Metal und Dubstep erinnern. Und jedes mal sehne ich mich wieder danach, mehr Dämonen zu den Klängen der klassischen Titelmelodie auseinanderzunehmen. Der Sound ist auch gelungen, die Synchronsprecher hauen ihre kurzen Zeilen so cheesy wie möglich raus. Doom nimmt sich selbst nicht allzu ernst, dadurch kann man es nach Herzenslust genießen. Die Waffen und Explosionen könnten noch schwerer und mächtiger klingen, aber insgesamt geht der Sound so völlig in Ordnung.

Über den Multiplayer von Doom wird seit der Beta diskutiert. Manche mögen den Mix aus alt und neu, manche hassen ihn wie die Pest. Der Multiplayer kann eine zeitlang Spaß machen. Alle Modi, die man erwartet, sind vorhanden und immer wieder hat ein Team einen von Spielern gesteuerten Dämonen in seinem Besitz. Dieser Dämon hält einiges aus und das gegnerische Team muss zusammenarbeiten, um ihn zu überwältigen.

Die Loadouts gefallen nicht jedem. Man wählt vorab, welche Waffen man in die Schlacht mitnehmen möchte. Sie sind nicht mehr wie früher über die gesamte Karte verstreut. Das ist eher eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber so kann man eindeutig besser experimentieren und genau die richtige Waffe für sich finden. Die Waffenauswahl ist gut und es gibt sogar Dynamitstangen, zu denen man in der Kampagne keinen Zugang hat

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Das neue Doom ist schnell, intensiv, stylish und blutig.

Der Karten-Editor Snapmap ist vollgepackt mit Features, hier kann man sich kreativ austoben. Ein paar alte Doom-Maps gefällig? Klar, einfach loslegen und bauen. Eine Koop-Karte gegen Wellen von Dämonen? Kein Problem. Klingt wie ein Klischee, aber nur die eigene Vorstellungskraft setzt hier die Grenzen.

Es wurden mittlerweile schon allerhand Kreationen hochgeladen. Ich habe eine Snapmap gespielt, bei der ich nur eine Knarre und ein Ziel hatte. Meine Aufgabe war es, ein Brett zu treffen, aber man bekommt nur Punkte wenn man es nach exakt zehn Sekunden trifft. Nicht mehr, nicht weniger. Eine andere Karte war wie eine kleine Mission aufgebaut. Ein Mancubus hat ein Gebäude besetzt und muss aufgehalten werden. Die Energie muss wieder hergestellt und der Dämon besiegt werden. Alles sehr interessant. Es gibt die Möglichkeit, Einzelspieler, Koop oder Mehrspielerkarten zu erstellen. Die Werkzeuge dafür sind fortschrittlich und Snapmap erhöht den Wiederspielwert erheblich.

Doom fühlt sich wie Doom an. Wenn mich jemand gefragt hätte, wie das erste Doom ausgesehen heute ausgesehen hätte... dann ist dieses Werk wohl schon ziemlich dicht dran. Das neue Doom ist schnell, intensiv, stylish und blutig. Es fühlt sich alt, aber nicht überholt an und das Tempo lässt einen immer weiter machen. Ich hätte mir mehr Struktur wie bei Wolfenstein: The New Order gewünscht, aber mit einer schönen Kampagne, einem soliden Mehrspielermodus und des großartigen Snapmap-Editors liefert Doom eine Old-School-Erlebnis, das trotzdem frischen Wind in das Genre bringt.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Gute Auswahl, hohe Spielgseschwindigkeit, wundervoller Flow, schicke Grafik, super Steuerung, Snapmap ist anspruchsvoll und tief, tolle Musik
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monotones Farbschema, lahme Story, fadenscheiniger Waffensound
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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