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Doktor Lautrec und die Vergessenen Ritter

Doktor Lautrec und die Vergessenen Ritter

Der Titel, die Aufmachung - es erinnerte alles an Professor Layton. Doch Konami liefert tatsächlich ein ganz anderes Spiel ab. Und trotz der wirklich guten Idee, ist das Projekt am Ende gescheitert. Vorerst jedenfalls.

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Level 5 hat mit der Professor Layton-Serie gut vorgelegt. Jeder, der das Spiel in die Hand nimmt, mag es. Auf dem Nintendo 3DS probiert es Konami nun mit einem eigenen Projekt und schickt Doktor Lautrec und die Vergessenen Ritter ins Rennen. Mit seinem großen Zylinder ähnelt der namensgebende Hauptcharakter tatsächlich dem bekannten Professor, aber die Persönlichkeit ist eine ganz andere. Jean-Pierre Lautrec ist ein überheblicher und eigenwilliger Abenteurer, der nichts mit dem gewöhnlichen Pöbel zu tun haben möchte. Er strebt nicht nach Reichtum und Anerkennung, sondern will nur Rätsel lösen - eines nach dem anderen.

Wir befinden uns in Paris am Ende des 19. Jahrhunderts. Und Produzent Noriaki Okamura liebt offenbar diese Stadt, denn das spürt man wirklich. Es gibt viele kleine Details und geschichtliche Hintergründe. Während Layton immer nur lose auf Mythen und Geheimnisse Bezug nimmt, ist das Abenteuer von Doktor Lautrec eindeutig in eine zeitliche Epoche einzuordnen und jede seiner Missionen hat einen historischen Hintergrund. Beim Laufen über die Karten erkennen wir Paris wieder, auch wenn nicht alles akkurat wiedergegeben ist. Und wir lernen wirklich eine Menge über die Historie von Stadt und Land.

An der Seite von Lautrec ist die naive Sophie Coubertin. Sie hängt an Lautrec wie eine Klette und ist trotz gelegentlicher Lichtblicke eigentlich für die dummen Fragen zuständig. Doch der Doktor braucht das junge Mädchen auch, denn sie gehört zu den wenigen, die besondere Habité-Schätze wirklich erkennen können. Das meiste ist nämlich für ihn nur wertloser Plunder, aber diese Schätze, sie leben, beherbergen ein Monster, gegen das wir in einem rundenbasierten Kampf antreten und es dann fangen können. Lautrec hat zwar ein gutes Händchen für diese Schätze, aber sehen kann er die Monster nicht.

Doktor Lautrec und die Vergessenen RitterDoktor Lautrec und die Vergessenen Ritter
Im Untergrund von Paris schleichen und puzzeln wir uns bis zu den Schätzen vor.
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Bevor diese Schätze einkassiert werden können, müssen wir aber erst tüfteln, wo dieser sich befinden könnte, dafür diverse Orte abklappern und mit anderen Leuten sprechen. Dann lösen wir im Pariser Untergrund Schieberätsel und schleichen uns an einigen Wachen vorbei. In mittelmäßiger 3D-Grafik steuern wir den Doktor aus der isometrischen Perspektive durch die alten Tunnel und Räume. Diese Dreiteilung aus Suchen und Kombinieren, Schieben und Schleichen sowie Kämpfen und taktischem Vorgehen, sie wiederholt sich von Auftrag zu Auftrag.

Und das sind ganz wesentliche Unterschiede zwischen dem Doktor und dem Professor. Der eine löst Puzzle, um einzigartige Schätze zu finden und damit ein großes Geheimnis zu lüften. Der andere macht dies, um einen Fall zu lösen. Und während Lautrec zum Monstersammler wird und eine echte Strategie braucht, hangelt sich Layton von Rätsel zu Rätsel und knobelt in erster Linie. Gemeinsam haben sie aber die gut erzählte Geschichte, bei der es sich darum dreht, ein großes Geheimnis zu lüften.

Leider ist Doktor Lautrec und die Vergessenen Ritter nicht durchweg so gelungen. So gibt es eine Sprachausgabe, aber die nur in Englisch. Und die Präsentation etwa versucht sich in 3D-Grafik, aber bleibt auf einem Niveau, das mit Sicherheit auch der Nintendo DS hätte darstellen können. Liebevoller sind die gezeichneten 2D-Sequenenzen, die in Videos oder Standbildern vorkommen - wie eben auch bei Layton. Warum sich Konami nicht für einen Stil entschieden hat - 2D oder eben 3D - das erschließt sich einem nicht. Vielleicht wollte man mit dem 3D den Unterschied zu Layton verdeutlichen, fand aber 2D eigentlich hübscher. In jedem Fall wirkt das Gesamtergebnis sehr durchwachsen.

Doktor Lautrec und die Vergessenen Ritter
Jean-Pierre Lautrec hat ein paar Qualitäten, aber leider eben auch ein paar deutliche Schwächen.
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Das größte Problem aber sind die Rätsel selbst. Da wo wir Professor Layton unweigerlich verfallen, versagt Doktor Lautrec und die Vergessenen Ritter. Es gibt nämlich im ganzen Spiel nur fünf verschiedene Typen. Wir müssen in Kreuzworträtsel französische Wörter einsetzen, die bereits vorgegeben sind. Es gibt Aufgaben, bei denen wir unterschiedlich geformte Blöcke in eine Form puzzlen müssen. Dazu noch Zahlenrätsel, die wie Minesweeper funktionieren, Symbolreihen, die wir logisch vervollständigen müssen und Fehlerbilder, bei denen wir die Unterschiede finden müssen. Wirklich intelligent ist keines der Rätsel und so sind manche der Aufgaben nerven einfach nur.

Und so sind wir himmelhochjauchzend unterwegs und doch zu Tode betrübt. Nachschub für Layton-Freunde, der aber so ganz anders funktioniert, das ist gut. Die nette Geschichte und der wirklich gelungene Bezug zu Paris und die französische Geschichte sind ziemlich interessant. Allerdings wirkt das Spiel nicht bis zu Ende gedacht, die Rätsel ähneln sich zu sehr, die Präsentation ist uneinheitlich. Überhaupt ist die gesamte Missionsstruktur so ähnlich, dass wir uns schnell langweilen und uns gerade zu anspornen müssen, weiterzuspielen. Aber zumindest hat das Spiel ein gewisses Potenzial und wenn die Layton-Serie wirklich wie geplant nach sechs Teilen endet, dann brauchen wir doch guten Nachschub. Vielleicht nimmt sich Konami Lautrec noch einmal an. Dieses Abenteuer jedenfalls war mitnichten durchweg unterhaltsam.

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05 Gamereactor Deutschland
5 / 10
+
schön präsentierte Geschichte, netter Ansatz für ein Rätsel-Abenteuer
-
zu ähnliche Aufgaben, uneinheitliche Präsentation, kleinere Mängel im Spieldesign
overall score
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