Der Adler der neunten Legion

So jedenfalls ist das Gefühl, wenn man sich Kevin Macdonalds Interpretation der römischen Legende der neunten Legion so anschaut. Der Sage nach ist die 120 nach Christus von Flavius Aquila kommandierte Neunte Legion der Römischen Armee in Nordbritannien einmarschiert und dabei verschwunden. Ein 5000 Mann starkes Heer, einfach so weg, inklusive der Standarte - einem goldenen Adler. Zwanzig Jahre später wagen sich Flavius' Sohn Marcus Flavius Aquila und der britische Sklave Esca auf die Suche nach den vermissten Mannen.

Der Film will so zwanghaft eine epische Geschichte erzählen, wie es sie in der guten alten Zeit gab. Matsch, Ehre, Schwerter und Moos gibt es jedenfalls überreichlich. Leider fühlt es sich eher so an wie eine Komödie voll unfreiwilliger Komik anzuschauen. Dazu gehören ohne Zweifel die grün angemalten Wilden, die aussehen wie die Außerirdischen in Avatar, nur als Matschversion eben. Sie laufen schneller als Pferde, aber werden nicht mit einer Gruppe pensionierter Römer fertig, obwohl sie etwa dreimal so viele sind. Regisseur MacDonald, der bisher meist Dokumentarfilme und tränenreiche Dramen verantwortet hat, ist im Action-Genre jedenfalls nicht zu Hause. Er setzt auf schnelle Schnitte und Nahaufnahmen wie viele andere Filmemacher heute, aber genau dadurch sind die Kämpfe oft schwer zu fassen.

In den ruhigeren Szenen läuft es folgerichtig besser. Leider fallen nun das miserable Drehbuch und die mäßigen Schauspieler auf. Die scheinen nur mitzumachen, um ihre Rechnungen bezahlen zu können. Ingesamt ein sehr mittelmäßiger Film, der uns immerhin sehr deutlich zeigt, dass Hauptdarsteller Channing Tatum mehr als zwei Gesichtsausdrücke beherrscht - nämlich drei: wütend, gequält und zufrieden. Das Bild dagegen ist sehr gelungen und wunderbar cineastisch, mit weichen Farben, guter Schärfe und kräftigen Schwarztönen, während der Klang voller subtiler Surround-Effekte und gut abgemischter Dialoge ist.