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Concrete Genie

Concrete Genie

In Pixelopus' malerischem Abenteuer nehmen wir einen magischen Pinsel in die Hand und hauchen der Kleinstadt Denska mit unseren Zeichnungen neues Leben ein.

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Zeichnungen von Fabelwesen und die Überzeugung, dass wir sie eines Tages zum Leben erwecken können, gehörten wohl für so einige von uns zur Kindheit mit dazu. In Concrete Genie wird für Ash dieser Tagtraum zur Realität, als ein überdimensionaler Zauberpinsel seinen Skizzen plötzlich Leben einhaucht. Mit Hilfe der Malereien verpassen wir der verlassenen Stadt Denska einen neuen Anstrich, dabei steht uns jedoch eine Bande fieser Kinder und mysteriöse Rankpflanzen, die die gesamte Stadt befallen haben, im Weg.

Kurz nach Beginn des Spiels erleben wir bereits unsere erste Begegnung mit der fiesen Truppe herumstreifender Jugendlicher, als diese Ashs geliebtes Skizzenbuch mitsamt seiner gesammelten Werke zerreißen und wegwerfen. Im Anschluss sperren die Kinder den Jungen in eine gefährliche Seilbahn und schicken ihn zu einem alten Leuchtturm, in dem es angeblich spukt. Besiegt und frustriert schauen wir uns dort um, nur um herauszufinden, dass dort tatsächlich etwas Merkwürdiges vor sich geht.

Der Besuch im Leuchtturm stellt uns vor die vollendete Tatsache, dass wir mit Hilfe eines magischen Pinsels Denska vor der Dunkelheit bewahren müssen, die sich in hartnäckigen Schattenpflanzen manifestiert. Wieso sich ein magischer Pinsel in einem verlassenen Leuchtturm befindet und wieso wir plötzlich die Gabe haben, unsere Zeichnungen zum Leben erwecken zu können, spielt in Concrete Genie keine Rolle. Wichtig ist nur, dass wir unsere künstlerischen Kräfte dafür einsetzen, Denska im neuen Licht erstrahlen zu lassen.

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Sowohl spielerisch als auch atmosphärisch erinnert uns Concrete Genie oft an einen Media-Molecule-Titel.

Mit den Motion-Controls unseres Dualshock-4-Controllers können wir per Handbewegungen auf so ziemlich jeder Häuserwand im Spiel malen. Die Zeichnungen müssen wir jedoch auf Orte konzentrieren, die mit Lichterketten gekennzeichnet sind. Sobald wir die entsprechende Wand verziert haben, beginnt die Lichterkette zu leuchten, was die Dunkelheit vertreibt. Dieses Prinzip wenden wir in drei verschiedenen Stadtgebieten an, die jeweils mehrere Zonen beinhalten. Gänzlich frei können wir also nicht zeichnen, stattdessen wird uns je nach Stadtgebiet ein anderes Set an Vorlagen präsentiert, aus denen wir unsere eigenen Meisterwerke erschaffen können.

Regelmäßig treten dabei einige Hindernisse auf, die wir mit unseren Genies bewältigen müssen. Diese Kreaturen können wir uns gewissermaßen wie kleine Kartoffelmännchen vorstellen, die man mit Hilfe eines Zeichenkatalogs zusammenbastelt. Von Hasenohren bis hin zum Teufelsschwanz gibt uns Pixelopus genug Möglichkeiten, um unsere eigene Kreatur zusammenzustellen. Drei verschiedene Arten dieser Genies stehen Ash im Spiel zur Seite, um ihn die Fortbewegung durch Denska zu ermöglichen: Die Feuer-Genies verbrennen Stoff und Holz, sie räumen uns also den Weg frei, der Strom-Typ setzt Maschinen unter Strom und treibt sie somit an, während die Luft-Genies schwere Objekte durch die Gegend pusten.

Der Anspruch der Umgebungs-Puzzles ist gering, oftmals müssen wir lediglich dafür sorgen, dass unser Genie an der richtigen Stelle steht und schon wird die gewünschte Aktion getätigt. Sowohl spielerisch als auch atmosphärisch erinnert uns Concrete Genie deshalb oft an einen Media-Molecule-Titel. Unsere Spielwelt ist ein Baukasten, den wir manipulieren müssen, um an unser jeweiliges Ziel zu gelangen. Dass wir das Erscheinungsbild der ungemütlichen Hafenstadt und unsere eigenen Kreaturen selbstständig gestalten und somit unser Spielgeschehen individuell anpassen, das sorgte bei mir für eine einzigartige und gleichzeitig sehr intime Spielerfahrung.

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Mit den Motion-Controls unseres Dualshock-4-Controllers können wir per Handbewegungen auf so ziemlich jeder Häuserwand im Spiel malen.

Manchmal scheint es jedoch, als hätte Pixelopus die Kreativität im Laufe der Entwicklung ein wenig zu weit getragen. Während die Mechaniken rund um das Zeichnen wunderbar funktionieren, wirkt es manchmal so, als würde Concrete Genie versuchen, drei Spiele auf einmal abzubilden. Besonders stark kommt dieser Verdacht zum Vorschein, als knapp zwei Stunden vor dem Finale des Spiels auf einmal völlig neue Spielmechaniken aufgeschnappt werden. Bis dahin diente Ashs Pinsel ausschließlich zum Malen, doch auf einmal müssen wir damit kämpfen, Combos austeilen und in Bosskämpfen Schilde durchbrechen.

Viel lieber hätten wir mehr Entfaltung bei der Verwendung der Genies gesehen, anstatt wieder einmal das Böse zu bekämpfen. Die niedlichen kleinen Kreaturen wachsen uns durch die persönliche Gestaltung schnell ans Herz, umso ärgerlicher also, dass die vorgestellten Mechaniken für die Manipulation der Spielwelt nur so oberflächlich bleiben und nicht ausgebaut werden. Stattdessen verwenden wir unsere Genies stets auf dieselbe Art, auch die Befreiung der Zonen bietet zwischendurch keine Abwechslung.

Eine weitere, unglücklich getroffene Design-Entscheidung ist die Involvierung der Kinderbande. Diese hält sich stets im selben Stadtteil wie Ash auf und wenn wir von ihnen entdeckt werden, müssen wir sie schnell abhängen, indem wir auf Dächer klettern oder Seilbahnen verwenden. Wer doch einmal erwischt werden sollte, landet anschließend in einer nahen Mülltonne. Pixelopus setzt die Stealth-Mechaniken nicht konsequent durch, wodurch wir uns als Spieler gefragt haben, wieso wir uns überhaupt die Mühe machen sollten, die Kinder wie geplant zu meiden.

Auch wenn das Spiel einige Ecken und Kanten hat, verdient die kleine Stadt Denska eure Aufmerksamkeit. Die künstlerische Involvierung der Spieler sorgt für jede Menge Spaß, die charmante Stadt und ihre Charaktere haben eine wichtige Geschichte zu erzählen. Pixelopus packt die Welt von Concrete Genie nicht nur voll mit Leinwänden und Kunst, sondern auch mit starken Botschaften. Die Geschichte von Ash und den anderen Kindern bietet einen einfühlsamen Einblick in die Thematik des Mobbings. Zugleich präsentiert uns der Junge mit seiner Liebe zu den selbstgezeichneten Kreaturen, wie befreiend es sein kann, der eigenen Kreativität nachzugehen. Geht mit kindlicher Neugier an das Spiel heran und erwartet keine imposanten Gameplay-Szenarien, dann werdet ihr mit Concrete Genie eine Menge Spaß haben.

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Die künstlerische Involvierung der Spieler sorgt für jede Menge Spaß, die charmante Stadt und ihre Charaktere haben eine wichtige Geschichte zu erzählen.
07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Verwendung der Motion-Controls beim Zeichnen, kreativer Freiraum beim Gestalten der Genies, Geschichte wird mit Hilfe von kleinen Zwischensequenzen und Details charmant rübergebracht.
-
abrupter Wechsel der Spielmechaniken schafft zum Ende des Spiels ein merkwürdiges Pacing, Verwendung der Genies bleibt stets gleich, keine Erweiterung der Spielmechaniken.
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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