An dem ursprünglichen Spielprinzip um die eher kleineren taktischen Gefechte, in denen jede einzelne Einheit zählt, hat sich glücklicherweise in Company of Heroes 2 nichts geändert. Nach wie vor lässt der übersichtliche und etwas langsamere Spielfluss Zeit für wichtige taktische Entscheidungen, wo andere Titel diese Genres oft schon in hektisches Micromanagement verfallen und auswendig gelernte Reihenfolgen beim Aufbau abfragen. Die Jungs von Relic waren sich der Stärke ihres Spielkonzepts bewusst und haben eher an den kleinen, aber feinen Details gearbeitet.
Während die Kampagne von Company of Heroes noch von dem eher überschaubaren Zeitraum um die Landung in der Normandie und Operation Market Garden handelte, widmet sich Company of Heroes 2 dem Einfall der Nazis in Osteuropa und wird aus der Sicht eines russischen Kriegsberichterstatters erzählt. Die Schlachten zwischen den asymmetrischen Armeen bietet viel Spielraum für interessante Szenarien.
Die gut ausgebildete und bewaffnete Wehrmacht trifft hier auf die weit zurückgedrängte Rote Armee, die vor allem ihre schiere Masse an Soldaten auf das Schlachtfeld schickt. Die sensiblen historischen Ereignisse wurden bis ins kleinste Detail recherchiert. In einer Spielszene erleben wir, wie eine russische Einheit beim Rückzug aus einem hoffnungslosen Hinterhalt aufgrund von Stalins Order 270 von den eigenen Soldaten erbarmungslos niedergeschossen wird.
Relic hat für Company of Heroes 2 die Essence-Engine aufgebohrt und komplett überarbeitet. Der neue Detailgrad der Gebäude und Einheiten ist dadurch wirklich beeindruckend. Die Einheiten müssen sich auch in der höchsten Zoom-Stufe wahrlich nicht verstecken, glänzen mit schönen Animationen und sind gut zu unterscheiden.
Dazu kommen schicke Rauch und Feuereffekte und auch das Gelände oder die Gebäude sind komplett zerstörbar. Entstandene Krater können sofort als Deckung genutzt werden und die realistischen Wetterbedingungen des russischen Winters machen den Armeen spürbar zu schaffen. Die Einheiten kämpfen sich langsam durch kniehohen Schnee oder über vereiste Seen - und die Fahrzeuge hinterlassen überall ihre Spuren.
Für die wichtigste Veränderung am Spielprinzip sorgt aber die neu eingeführte Sichtlinie der Einheiten, denn in Company of Heroes 2 gibt es den klassischen Sichtradius der Einheiten nicht mehr. Stattdessen hat jetzt jede Einheit ihre eigene Sichtlinie, die von Hindernissen wie etwa Bäumen oder Gebäuden unterbrochen wird und so erstmals Möglichkeiten für echte Hinterhalte bietet. So wird jeder kleine Konvoi durch ein Dorf zum nervenaufreibenden Unterfangen, da in unaufgeklärtem Gebiet hinter jedem Gebäude ein Hinterhalt lauern kann.
Rauchschwaden von eingeschlagenen Granaten sorgen für ähnliche Schwierigkeiten und die Hinterhalte sind jetzt von besonderem Interesse, da beschossene Fahrzeuge beim Angriff nicht immer zerstört, sondern auch aufgegeben werden können. So entwickeln sich schnell kleine Scharmützel um zurückgelassene Panzer, die ein ganzes Areal dominieren könnten. Die Infanterie hat natürlich noch die üblichen Wegfindungs-Routinen, aber in Company of Heroes 2 können die Einheiten auf Befehl jetzt auch über kleine Mauern oder Zäune steigen, was die taktischen Möglichkeiten beim Flankieren der Gegner noch mal erhöht.
Mit der neuen Engine und ihrer prächtigen Grafik scheint Company of Heroes 2 eine wahre Augenweide zu werden und die bis ins kleinste Detail neu aufgenommene Soundkulisse trägt viel zur tollen Atmosphäre bei. Die Einführung der Sichtlinie der Einheiten ist ein kleiner Geniestreich, der für noch mehr taktischen Tiefgang sorgt. Nicht nur bei den alten Fans.