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Command & Conquer Remastered Collection

Command & Conquer Remastered Collection - die Leistung der Fans

In Deutschland werden sich die Spieler auf eine nicht unbedeutende Änderung einstellen müssen.

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Es gibt einen Grund, warum Command & Conquer in vielen RTS-Kreisen als heiliger Gral gilt. Westwood Studio hat mit Dune II alle Grundlagen geschaffen, aber das erste C&C (in einigen Gebieten als Command & Conquer: Der Tiberiumkonflikt bekannt) hatte dieses reale Setting, das für einen Mainstream-Erfolg erforderlich war. Das Gameplay des Originals war zwar nach den heutigen ach so kultivierten Maßstäben primitiv, aber es war eine Strategiekraft, die Wellen durch die gesamte Branche schlug, die selbst heute noch zu spüren sind.

Es hat sicherlich geholfen, dass Westwood ein Jahr später mit Alarmstufe Rot auf dem Erfolg von Der Tiberiumkonflikt aufbauen konnte. Das Follow-Up führte die noch junge Serie in eine neue Richtung, fügte Werkzeuge zur Kartenbearbeitung hinzu und brachte die Albernheit der FMV-Sequenzen auf das nächste Level. Command & Conquer hat sein Herz immer auf der Zunge getragen und dieses reiche Erbe, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, hat zweifellos dazu beigetragen, die Serie um die Jahrtausendwende herum als eines der Kernstrategiespiele zu etablieren. Dann, trotz innovativer neuer Funktionen, einer Schiffsladung an Fortsetzungen, fortsetzender FMV-Narrenfreiheit (einschließlich eines Auftritts des Schauspielers Tim Curry), driftete die Serie einfach ab...

Doch jetzt ist es zurück und da wir uns eh schon in Zeiten von Remastern und Remakes befinden, warum dann nicht gleich auf die Serie blicken, die das Genre definiert hat? Das hielt auch Jim Vessella von EA für eine gute Idee, als wir uns diesen Monat mit ihm virtuell getroffen haben, um die Arbeit zur Wiederherstellung von Westwoods RTS-Erbe zu besprechen. Petroglyph übernimmt diese Herausforderung, sie werden von den Spezialisten von Lemon Sky Studios mit einem wichtigen Beitrag dabei unterstützt. Das Team hat eine alte Verbindung mit dem Westwood Studios, denn man könnte sagen, dass das Team seinerzeit aus den Überresten des Studios aufstieg (die sind nach der Übernahme von EA nämlich in Vergessenheit geraten).

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Command & Conquer Remastered Collection
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Als erstes musste sich Vessella um die Grundinfos kümmern, also fangen wir da ebenfalls an. Command & Conquer Remastered Collection ist die sorgfältig aktualisierte Version der ersten beiden Spiele der Serie - Der Tiberiumkonflikt und Alarmstufe Rot - und sie werden zusammen gebündelt, ohne Mikrotransaktionen. Am 5. Juni erscheint dieses Paket auf dem PC für bescheidene 20 Euro, es wird sowohl bei Origin als auch bei Steam erhältlich sein.

Die Community ist ein großer Teil des Projekts und das war Petroglyph von Anfang an klar. Sie kündigten dieses Spiel 2018 an (noch bevor sie mit der eigentlichen Arbeit begannen), um die Spieler so früh wie möglich an Bord zu bringen. In Zusammenarbeit mit einer kleinen Gruppe eingefleischter Fans, die im Team als "Community Council" bezeichnet werden, gab es in den letzten eineinhalb Jahren einen offenen Dialog zwischen Entwicklern und Spielern. Die Hardcore-Spieler waren stark involviert und versorgten das Team mit Feedback, was Vessella als "ein erstaunliches, kollaboratives Hin und Her" bezeichnete.

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Das Entwicklerteam stützt sich in diesem Fall stark auf die Community, die diese Neuveröffentlichung maßgeblich mitgeprägt hat. Zum Beispiel werden The Tiberian Sons, eine Community-Band, Musik für das Spiel bereitstellen. Selbst das Cover-Art-Design wurde von Zeichnungen inspiriert, die von einem Mitglied der Community geschaffen wurde.

"Wir haben versucht, jede Gelegenheit zu finden, um Leidenschaft in das Projekt einfließen zu lassen", erklärte Vessella. Petroglyph habe versucht, den Geist des Originals einzufangen und ihre Ergebnisse mit ein paar subtilen, modernen Akzenten zu verbinden. Zum Beispiel hat das Team den Multiplayer-Modus komplett neu aufgebaut und eine frische Benutzeroberfläche erstellt. Das Ganze wurde mit einer Bonusgalerie und Filmmaterial, sowie Entwicklernotizen und Behind-the-Scenes-Material angereichert. Es klingt auf jeden Falls so, als ob Anstrengungen unternommen wurden, um die Erfahrung so authentisch wie möglich zu halten.

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Wir haben uns anschließend etwas Gameplay angesehen und ich bin anschließend in eines meiner Lieblingsspiele der Neunzigerjahre geschlüpft: Command & Conquer: Alarmstufe Rot. Die Entwickler haben versucht, die Dinge nicht allzu sehr aufzurütteln, trotzdem kann jetzt alles in High-Definition erlebt werden und man kann jederzeit zwischen alter und neuer Grafik wechseln (das funktioniert nicht nur in der Kampagne, sondern auch im Multiplayer). Darüber hinaus wurden auch die Musik und die Soundeffekte neu arrangiert. Sieben Stunden Songs von Frank Klepacki wurden auf den neuesten Stand gebracht, darunter ein halbes Dutzend Tracks, die noch nie zuvor gehört wurden.

Die Gameplay-Demo startet zu Beginn der Kampagne von Alarmstufe Rot. Meine alte Freundin Tanya schwang ihre Doppelpistolen und spielte ihre Rolle als Vorhut perfekt. Während der Präsentation wurde uns mitgeteilt, dass der ursprüngliche Quellcode beim Erstellen dieses Remasters als Basis verwendet wurde. Der Umbau war umfangreich, insbesondere in Bezug auf die künstlerische Präsentation, aber das Beste daran ist, dass wir jetzt herauszoomen und einen viel besseren Überblick über das Schlachtfeld erhalten können. Durch die weitergefasste Sicht können wir die subtilen Änderungen, durch die sich diese Erfahrung so frisch anfühlt, genauer untersuchen. Während das Ergebnis erwartungsgemäß "Retro" aussieht, sieht man im direkten Vergleich, wie viel Mühe darauf verwendet wurde, etwas zu schaffen, das sich authentisch anfühlt, ohne archaisch auszusehen. Das fällt auch dem nostalgischen Blick auf.

In Bezug auf die neue Benutzeroberfläche wurde ein neuer Titelbildschirm erstellt und es gibt nun eine Analyse nach dem Spiel. Im Match hat Petroglyph die gesamte Anzeigen an der Seite neu geordnet (anscheinend war das die erste große Anfrage der Community), sodass sie eher mit den Benutzeroberflächen übereinstimmt, die wir in moderneren Spielen sehen. Jetzt verfügt dieses Menü über 18 Slots, sowie Hotkeys und Tooltips - es gibt sogar Warteschlangen für Einheiten. Darüber hinaus hat das Team auf die Explosionen im Spiel geachtet. Einige wurden erweitert (wie die Atombombe und die Ionenkanone), um ihnen etwas mehr Wirkung zu verleihen.

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Die Mitarbeiter von Petroglyph haben sich bemüht, die richtige Balance zu finden, wenn es um das Gameplay geht. Die Warteschlange der Einheiten ist bereits eine große Veränderung der Lebensqualität, doch es gibt noch eine weitere, wichtige Überarbeitung. Die KI aus Alarmstufe Rot wurde in beiden Games eingebaut und da sie nicht damit umgehen kann, wenn eine große Anzahl von Einheiten auf einmal über die Karten geschickt wird (und eure Soldaten auf dem Weg zum Ziel automatisch alles angreifen), steht diese Funktion nicht zur Verfügung. Ihr müsst eure Einheiten einzeln und gezielt einsetzen, so wie man es 1995 tat.

Beim Gameplay gab es weitere Veränderungen. Es gibt jetzt neue Steuerungsoptionen, einschließlich variabler Spielgeschwindigkeit, und es gibt die Wahl zwischen alten und modernen Eingaben (wenn ihr beispielsweise mit der linken Maustaste klicken wollt, anstelle eines moderneren Rechtsklicks). Eine Sache, die dem Original ziemlich treu bleiben sollte, ist der Mehrspielermodus: Petroglyph hat sich in Bezug auf das Gleichgewicht nicht allzu sehr vom Original wegbewegt, da Änderungen im Mehrspielermodus Auswirkungen auf den Einzelspielermodus haben würden.

Nach der Demo von Alarmstufe Rot haben wir uns Der Tiberiumkonflikt angesehen - das Spiel, mit dem alles vor 25 Jahren begann. Alle Missionen sind da (das Team hat lediglich "ein paar Fehler behoben") - einschließlich Varianten für den Fall, dass sich die Kampagne aufteilt -, außerdem sind alle Erweiterungsmissionen enthalten. Neu in der Sammlung ist der oben erwähnte Missionsauswahlbildschirm, auf dem wir jetzt unseren Fortschritt verfolgen können. Konsolenmissionen aus den Versionen des N64 und der PS1 können erstmals auf dem PC abgespielt werden. Der Tiberiumkonflikt profitiert auch von einigen Verbesserungen von Alarmstufe Rot, wobei der Schwierigkeitsgrad von der Fortsetzung auf das Original übertragen wurde und Team-Deathmatch-Scharmützel für vier Spieler dabei sind.

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FMVs (oder Full-Motion-Videos, wenn ihr den Begriff vorzieht) sind ein großer Teil des C&C-Charmes und auch in dieser Hinsicht wurden Verbesserungen vorgenommen. Das Team fand ein Archiv alter Videobänder und obwohl das Material in der ursprünglichen Form zu niedrig aufgelöst war, half die Community bei der Erstellung eines Algorithmus, der dem Entwickler dabei half, die Bild- und Audioqualität zu verbessern (es gibt keine alten FMV-Aufnahmen in der Sammlung, nur das neu skalierte Material). Wer hinter die Kulissen blicken will, schaltet die entsprechenden Überraschungen mit dem Abschluss von Missionen frei. Anscheinend stehen mehr als vier Stunden Filmmaterial zur Verfügung, was eine potenzielle Fundgrube an Insiderinformationen für langjährige Fans darstellt.

Es gibt eine interessante Entwicklung für deutsche Spieler, die damals eine etwas andere Version des Spiels gespielt haben. Die deutsche Ausgabe hatte Roboterfeinde anstelle menschlicher Soldaten, aber die Roboter des Originals haben es nicht ins Remaster geschafft, denn heutzutage spielen alle das gleiche Spiel. Das ändert nichts an der Erfahrung, außer in den FMV-Clips, in denen der Dialog in den deutschen Szenen auf die nicht mehr existierenden Roboter verweist. Vielleicht wird das für die hiesigen Spieler unangenehm werden, obwohl Vessella hofft, dass die Spieler es als alten Witz verstehen.

Schließlich sind wir beim Thema Mod-Unterstützung angekommen, das über den in der Sammlung enthaltenen, neu erstellten Karteneditor erfolgen sollte. Uns wurde allerdings mitgeteilt, dass es an dieser Front noch mehr zu enthüllen gebe - zu einem späteren Zeitpunkt allerdings. Darüber hinaus wird es darauf ankommen, ob es neue Inhalte, neue Spiele oder sogar eine E-Sport-Szene geben wird, die sich um diese beiden Remaster drehen (die Entwickler geben zu, dass das Projekt dafür zu altmodisch sein könnte, aber wer weiß). Ob genug Interesse an der Serie besteht, das sehen wir am 5. Juni. Dann werden wir herausfinden, ob Command & Conquer noch mit den großen Jungs mitmischen kann oder ob dieses einst stolze Franchise in der Wildnis verloren bleibt, kaum mehr als eine Erinnerung an ein vergangenes Alter.

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