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Castlevania: Lords of Shadow 2

Castlevania: Lords of Shadow 2

Eine überzeugende Geschichte in einem der umfangreichsten Action-Adventures gepaart mit einem robusten Kampfsystem - es sieht prima aus für das Konami-Spiel aus Spanien.

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Nach Castlevania: Lords of Shadow ist es fraglich, ob Mercury Steam als Studio überhaupt noch etwas beweisen müssen. Sicher, der 2010er-Neustart des klassischen Konami-Franchise hatte seine Ecken und Kanten. Aber das wunderschöne Design und das robuste Kampfsystem reichten locker aus, um alle Neinsager ruhig zu stellen, die im Vorfeld glaubten, ein 3D-Castlevania könne nicht gut werden.

Nun kommt trotzdem eine Fortsetzung, die dem Entwickler zufolge das Kapitel schließen soll, aber auch einfach mehr vom gleichen bieten könnte. Vielleicht wird genau das passieren. Es gibt immer noch ein straffes Kampfsystem und viel zu erkunden. All dies wurde erweitert, vergrößert, verändert. Selbst in den ersten Stunden, die wir spielen dürfen, erscheinen Umfang und Spielwelt riesig. Es bleibt jedenfalls ein Gefühl, nur an der Oberfläche gekratzt zu haben.

Wie beim ersten Spiel ist die Neuinterpretation einer verbundenen, erforschbaren Welt herrlich anders. Es gibt sogar eine Anspielung auf die doppelte Burg aus Castlevania: Symphony of the Night. Durch Zeitreisen lassen sich auch hier im Schloss neue Wege und Areale entdecken. An besonderen Punkten werden wir darauf hingewiesen, in der Zeit vorwärts oder zurück reisen zu müssen. Diese Macht gewinnen wir überraschenderweise schon sehr früh im Spiel. Die Stadt, die wir aus dem Teaser-Trailer kennen, ist gänzlich zugänglich. Sie steht dort, wo einmal Draculas Schloss thronte. Stellt euch Burg-Flügel vor, die plötzlich komplette Stadtviertel sind.

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Castlevania: Lords of Shadow 2Castlevania: Lords of Shadow 2
Immer wieder verliert man sich aber ein paar Minuten bei dem Versuch herauszufinden, wohin genau man eigentlich gehen muss.

Castlevania: Lords of Shadow 2 bietet allerdings bei weitem keine offene Spielwelt. Alle Wege sind weiterhin eher Korridore mit mehreren Optionen als ein offener Sandkasten. Es gibt aber immer wieder diese herrlichen Freiflächen, die mit geheimen Arealen und kleineren Nebenmissionen gespickt sind. Die Story liefert uns derweil die Illusion des Gefühl der Weitläufigkeit, hält das Gameplay aber traditionell innerhalb der Mauern der Gebäude.

Schon früh bezaubert uns die Optik. Eine gigantische Höhle mit Lava spuckenden Minivulkanen, riesige Stalagmiten und epischen Maschinen sowie eine Vielzahl von Plattformen und Wegen wollen aufgesaugt werden. Immer wieder verliert man sich aber ein paar Minuten bei dem Versuch herauszufinden, wohin genau man eigentlich gehen muss. Dieses Gefühl des Verlorenseins kennt man von den Metroidvania-Games. Irgendwann aber fühlt man sich in den Layouts der Burg durch kontinuierliches Bereisen heimisch.

Ähnliches gilt auch für den Kampf. Das Studio liefert eine dramatische Eröffnung, als wir eine Armee abwehren, die die Burg in der fernen Vergangenheit erobern will. Wir beklettern dabei einen mehrstufigen Titanen - und genau das fühlt sich zu gewollt episch an, nicht einmal fünfzehn Minuten nachdem man den Startbildschirm verlassen hat. Selbst der erste Boss, dieser geflügelte goldene Krieger, ist verdammt hart. Mehrere unerbittliche Angriffsroutinen fordern die kontinuierlich Anpassung der eigene Strategie. Die Finger zittern, die Stirn schwitzt. Es ist fantastisch. Die folgenden zwei Bosskämpfe und optionale Schlachten gegen mehrere Feinde beweisen, das dies ein echt hartes Spiel wird. Gut so.

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Castlevania: Lords of Shadow 2
Jede Waffe hat ihre eigenen Upgrade-Möglichkeiten, die wir mit Erfahrungspunkten bezahlen können.

Wie es gute Tradition der Serie ist, müssen wir all unsere Kräfte während der ersten Questreihe erst zurückerobern. Aber schon bald schwingen wir das Void Schwert, kratzen die Chaos Claws und jagen den Gegnern Peitschenhiebe entgegen. Jede Waffe hat ihre eigenen Upgrade-Möglichkeiten, die wir mit Erfahrungspunkten bezahlen können. Kurz erwähnt an dieser Stelle: Das Menüsystem ist mal wieder wunderschön geworden.

Wir können übrigens einzelne Attacken auch durch beständiges Wiederholen im Kampf verbessern. Sich allein alle Pfade der Möglichkeiten anzuschauen, es macht einen schwindelig. Die Kamera schafft das übrigens auch, entgegen aller Beteuerungen des Teams, man müsse die Kamera nie manuell bewegen, um die Übersicht zu behalten. Es gab aber mehrfach seltsame Momente während der Kämpfe, wo genau das nötig war. Hoffentlich nur ein Ärgernis, das noch ausgebessert wird.

Während es für den geschwächten Dracula gute Gründe gibt, seine Heimat zu erkunden, führt das auch zu absurden Stealth-Passagen direkt nach dem bombastischen Einstieg. Mercury Steam lässt uns legendär schöne Dämonen treffen, aber man fragt sich auch die ganze Zeit, warum sie Metal Gear Solid imitieren und streckenweise sogar parodieren.

Castlevania: Lords of Shadow 2
Es gab aber mehrfach seltsame Momente während der Kämpfe, wo wir die Kamera neu ausrichten mussten.

Wir spielen nur die notwendigsten, auch eher kurzen Abschnitte in der modernen Welt direkt nach Draculas Wiederauferstehung. Wir erleben dabei erneut ein leicht verändertes Gameplay. Verwandeln uns in eine Ratte verwandeln, um Wachen auszuweichen, die wie Klone aus Quake II aussehen. Schlüpfen in Körper von Wissenschaftlern, um geschützte Bereichen unproblematisch betreten zu können. Gibt es da noch mehr? Oder ist es nur ein eher unbefriedigendes Erlebnis, bis wir endlich die Waffen zurückkriegen? Will man jedenfalls unbedingt wissen. Das gilt übrigens auch für den Rest der spannenden Story.

Wenn das Team ein abschließendes Kapitel über Gabriel Belmonts Erlösung erzählen will, dann tun sie es nicht so offensichtlich. Ein abgemagerter Gabriel, jetzt ein Vampir namens Dracula, füllt seinen Körper in der heutigen Zeit mit Leben in einem schrecklichen, spielbaren Moment aus der Egoperspektive, in dem er eine junge Familie verspeist. Es ist schwer, Empathie für den einst edlen Mann zu entwickeln, der jetzt so weit gefallen ist. Aber vielleicht ist das der Trick: Er ist einfach das kleinere von zwei Übeln in Castlevania: Lords of Shadow 2. Dracula soll schließlich auferstanden sein, um die Rückkehr des Satans zu stoppen.

Es ist jedenfalls eine überzeugende Geschichte, die in einem der umfangreichsten Action-Adventures spielt, die wir je vorgesetzt bekommen haben. Gepaart ist das Erlebnis mit einem robusten Kampfsystem, so dass der Titel fast ein Pflichtkauf wird in einer Zeit des Jahres, wo gute Spiele traditionell Mangelware sind. Wir sind gespannt, wie gut und fett dem Entwickler das Spiel gelingt, jetzt wo die Spanier nicht mehr beweisen müssen, dem Franchise einen würdigen Teil hinzufügen zu können.

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KRITIK. Von Martin Eiser

Konami hat lange nach dem richtigen Weg gesucht, die Reihe zu modernisieren. Mit dem dritten Teil der Reihe wird trotz kleiner Mängel deutlich, dass die Richtung stimmt.



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