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Call of Juarez: The Cartel

Call of Juarez: The Cartel

Western war gestern. Beim dritten Teil der Reihe Call of Juarez gehen die Entwickler einen anderen Weg und verlagern das Geschehen in die Gegenwart. Doch im Grunde hat sich gar nicht so viel geändert. Noch immer geht es gegen Gesetzlose. Noch immer wird eine Menge geballert. Und noch immer lautet der Nachname des Protagonisten McCall.

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Die Hauptrolle in Call of Juarez: The Cartel übernimmt Ben McCall, Polizist aus Los Angeles und Nachkomme der Brüder Ray, Thomas und Billy aus den Vorgängern. Nachdem im Hauptquartier des LAPD eine Bombe des Drogenkartels hochgeht, wird eine spezielle Task-Force ins Leben gerufen, um die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Neben McCall besteht diese Gruppe aus Eddie Guerra, einem DEA-Agenten mit einer Neigung zur Spielsucht, und Kim Evans, einem ehemaligen Gangster-Mädchen, das es irgendwie zum FBI geschafft hat. Selbstverständlich ist auch McCall alles andere als frei von Sünden.

Die Suche nach den Verantwortlichen verschlägt unser Trio an die verschiedensten Orte. Mal sind wir in den Straßen von Los Angeles unterwegs, mal verschlägt es uns in Wälder und Wüsten, mal nehmen wir sogar eine ganze Hafenanlage oder einen vollbesetzten Nachtclub auseinander. Dazwischen gibt es jede Menge Verfolgungsjagden, auf denen natürlich auch fleißig geballert wird.

Das ist bereits der erste große Pluspunkt an Call of Juarez: The Cartel, der in unserer Anspiel-Session spürbar ist. Durch die vielen Ortswechsel und die Autofahrten wird es praktisch nie langweilig. Letztere machen besonders viel Spaß, wenn man nicht am Steuer sitzt und sich statt dessen aus dem Fenster hängt, um die Gegner zu versorgen. Da solche Verfolgungsjagden immer in einem ordentlichen Tempo abgehen und uns häufiger unbeteiligte Autos um die Ohren fliegen, bringt das eine Menge Action-Film-Feeling ins Spiel.

Call of Juarez: The Cartel
Statt ins klassische Wild-West-Szenario schickt uns Techland ins Drogenmilieu der Neuzeit.
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Eine ordentliche Portion Abwechslung bringen auch die Gameplay-Elemente, die bereits aus den Vorgängern bekannt sind. Zum einen sind das die Spielsituationen, in denen wir mit unseren Kollegen Türen eintreten und die Räume dahinter stürmen. In solchen Momenten wechselt das Spiel für einige Sekunden in die Zeitlupe, was es ermöglicht, uns mit wenigen gezielten Schüssen der Gegner zu entledigen. Wenn die Zeitlupe endet und alle Gegner wie Streichhölzer umfallen, ist das schon ein sehr schönes Gefühl.

Selbstverständlich ist auch der Konzentrationsmodus, der per Tastendruck aktiviert wird, wieder dabei. Allerdings in einer etwas anderen Form. Mussten früher die Gegner einfach nur mit dem Fadenkreuz berührt werden, heute ist dieser Modus eine schlichte Zeitlupenfunktion wie beim Türen eintreten. Und eine tolle Neuerung. Der alte Modus war in dieser Form einfach zu abgedreht und erforderte zudem nicht das geringste Können.

Neben der Haupthandlung gibt es ab und an kleine Nebenaufgaben zu erledigen, die uns Punkte und damit neue Waffen bescheren. Im Laufe einer Mission ruft beispielsweise eine Freundin an, die uns bittet, eine Videoüberwachungsanlage zu vernichten, damit sie nicht als Spitzel auffliegt. Wichtig ist nur, dass unsere Kollegen davon nichts mitbekommen. Das gilt auch dann, wenn wir mal eine herumliegende Brieftasche einstecken. Tja, McCall ist eben ein etwas anderer Cop. Endlich mal ein Bulle, der nicht dem Klischee des Saubermanns folgt.

Call of Juarez: The Cartel
Auch wenn es keine detailierte Grafik hat, ist es dank schöner Landschaften ein hübsches Spiel.
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Das alles macht an sich schon eine ganze Menge Spaß. Doch da es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass ein Koop-Modus immer für Extrapunkte beim Spielspaß sorgt, bekommt auch Call of Juarez: The Cartel einen solchen spendiert. Da macht sogar das Autofahren deutlich mehr Laune, wenn man weiß, dass die beiden fleißig feuernden Kollegen von echten Menschen gespielt werden.

Das Außergewöhnliche am Koop ist der Anteil an Konkurrenz unter den Kameraden. Die Entwickler nennen diese Mischung aus einem Mit- und Gegeneinander einfach "Coopetiton". Das Angebot reicht vom bereits erwähnten Erfüllen von Nebenaufgaben und dem Stibitzen von Gegenständen bis zum Erreichen bestimmter Ziele - wer zum Beispiel als erster eine bestimmte Anzahl an Gegnern erledigt hat.

Wer sich Spielszenen aus Call of Juarez: The Cartel ansieht, wird sofort bemerken, dass die Grafik weit von aktuellen Highend-Titeln entfernt ist. Bei genauerer Betrachtung der eckigen Modelle und der groben Texturen muss man sogar sagen, dass dieses Spiel im Grunde öfter mal ziemlich hässlich ist. Auch die Effekte sind wenig beeindruckend. Feuer und Rauch sehen eher nach 2008 als nach 2011 aus. Allerdings kann sich in dieser Hinsicht bis zum Release noch einiges tun. Doch so einfach macht einem das Spiel die Beurteilung trotzdem nicht. Denn im Großen und Ganzen kann es sogar ziemlich hübsch sein.

Call of Juarez: The Cartel
Häufiger ist man im Auto unterwegs. Das macht besonders viel Spaß, wenn wir uns aufs Schießen konzentrieren können.

Vor Beginn einer Mission stehen wir mit unseren Kollegen auf einem Parkplatz inmitten eines Nadelwaldes. Auf der einen Seite geht es einen steilen Abhang hinunter, auf der anderen erheben sich majestätische Felsen. Auf der kleinen Landstraße, die an dem Parkplatz vorbeiführt, fahren nur sporadisch einige Lastwagen entlang. Gelegentlich bricht der Sonnenschein durch das dichte Grün und zeichnet ein paar leuchtende Striche in die Luft. Als dann auch ganz leise Gitarrenklänge einsetzen, ist dieser gesamte Moment so schön, dass ich ihn mehrere Minuten untätig genieße.

Es ist am Ende das Design und weniger die Technik, die Call of Juarez: The Cartel so ansehnlich macht. Das fängt bereits beim Look der Protagonisten an. McCall sieht mit seinem Trenchcoat, dem Lederhut und der Schussweste wie eine neuzeitliche Version seiner Vorfahren aus und Eddie wirkt in seinem Anzug eher wie ein Zuhälter als wie Drogenfahnder. Die hübsche Kim erinnert in ihrem Outfit ein wenig an Halle Berry. Ein cooles Team. Tolle Idee: Wir können die gesamte Kampagne mit jedem der drei Charaktere durchspielen und so mehr von ihren persönlichen Abgründen erfahren.

Der Sound macht einen ordentlichen Eindruck, benötigt aber aber an manchen Stellen etwas mehr Wumms, um der großen Ballerei gerecht zu werden. Die englischen Synchronstimmen sind größtenteils sehr überzeugend. Speziell McCall kommt mit seiner Reibeisenstimme und seinen lockeren Sprüchen wie ein richtiges Arschloch rüber. Kleinere schauspielerische Aussetzer gibt es zwar auch, die sind aber eher die Ausnahme.

Es ist also alles auf dem Weg, dass sie bei Techland ein gutes Spiel abliefern. Das einzige, was noch gewisse Sorgen bereitet, sind die vielen technischen Mängel, die zuhauf auftauchen. Dazu kommt die teilweise schwache Inszenierung der Zwischensequenzen. Es ist anzuzweifeln, dass Call of Juarez: The Cartel ein technisch einwandfreies Spiel wird. Wichtig ist nur, dass die Mängel soweit reduziert werden, dass der Spielspaß nicht darunter leidet.

Call of Juarez: The Cartel
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