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Mortal Kombat 11

Bericht spricht von kritischen Zuständen und toxischer Arbeitsatmosphäre bei Netherrealm

Mehrere ehemalige und aktuelle Mitarbeiter haben sich zur Unternehmenskultur geäußert, das Studio reagiert auf die Anschuldigungen.

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Das Thema Crunch wird in den letzten Monaten immer präsenter, da mehr Entwickler den Mut finden, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die große Bandbreite der betroffenen Studios (Rockstar, Epic Games und Telltale) belegen, wie alltäglich die Crunch-Kultur in der Entwicklung von Unterhaltungsprodukten geworden ist. Die Variety hat in den letzten Tagen eine weitere erschreckende Geschichte über die Zustände von Netherrealm Studios verfasst, den Machern des gerade gestarteten Mortal Kombat 11.

Der Beitrag geht zurück auf einen Twitter-Thread vom April, allerdings wollen die Kollegen mit weiteren Quellen gesprochen haben, die sich aus aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern und Auftragnehmern zusammensetzen. Thema war deshalb nicht nur die Entwicklung von Mortal Kombat 11, die Berichte gehen zurück bis zur Produktion von Mortal Kombat X im Jahr 2014.

Diese Quellen sprechen vom Druck, lange arbeiten zu müssen, und von Drohungen, gefeuert zu werden, wenn die Arbeit nicht rechtzeitig geschafft wurde. Versprechungen und Aussichten auf Beförderung in eine bessere Position soll es laut dem Artikel wiederholt gegeben haben. Doch mehreren Arbeitern zufolge seien Arbeitswochen von 60 bis 70 Stunden das einzige, was Netherrealm zuverlässig vergeben habe.

Im Bericht heißt es, dass andere Vollzeitmitarbeiter während intensiver Perioden im Studio gelebt haben und dass gezielt Studenten als befristete Auftragnehmer aufgesucht worden seien, um die Bereitschaft der jungen Menschen auszunutzen.

Das sei aber nicht das einzige Problem des Studios gewesen, verrät ein anderer Angestellter. "Laute, abscheuliche, extrem giftige" Mitarbeiter hätten Entwickler aufgrund des Geschlechts diskriminiert, verrät die frühere QA-Analystin Rebecca Rothschild:

"Gleichzeitig war ich mir noch nie zuvor so sehr meines Geschlechts und meiner Bedeutungslosigkeit am Arbeitsplatz bewusst[, wie in dieser Zeit]. Ich verließ [das Studio] mit Narben und der Angst vor einer Branche, die mich immer zutiefst begeisterte. Ich mag es nicht, im [Fokus der Öffentlichkeit zu stehen], davon habe ich persönlich nichts. Ich möchte nur, dass das Management zumindest die andere Seite betrachtet und versucht, besser zu werden."

"Sexistisches, transphobes und generell toxisches Verhalten war weit verbreitet, wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass die Menschen monatelang mehr als 80 Stunden pro Woche gearbeitet haben und [niemand] Verantwortung für dieses Verhalten [übernehmen wollte]", fügte eine andere ehemalige Mitarbeiterin hinzu. "Ich habe von mehreren Leuten gehört, dass eine Gruppe männlicher [Entwickler verletzende] Spitzennamen für alle Frauen im Büro hatten."

Trotz dieser Beschwerden sollen Frauen davon abgehalten worden sein, ihre Bedenken an die Personalabteilung zu richten:

"Das gesamte Studio hatte eine Kultur, in der Beschwerden über Frauen [...] ein alltägliches Ereignis waren", erklärte eine Quelle. "Jemanden wegen schlechten Verhaltens aufzurufen wurde als [Übertreibung] abgetan und sollte nicht an die Personalabteilung übermittelt werden."

"Ich wusste von mehreren Frauen, die mit verschiedenen Klagen über Belästigungen in die Personalabteilung gegangen waren und sich Kommentare [...], wie 'Nicht jeder muss miteinander auskommen' anhören mussten", fügte eine Quelle hinzu. "Also habe ich es vermieden in die Personalabteilung zu gehen, mit Ausnahme von einem besonders unerhörten Vergewaltigungswitz, der per E-Mail rumgeschickt wurde." Die Personalabteilung soll die Sache auf sich beruhen haben lassen, verrät die Betroffene später.

Ein anderer Angestellter reichte wegen eines Zwischenfalls im Studio einen Bericht bei der US-Behörde für Diskriminierung am Arbeitsplatz ein, allerdings schalteten sich die Anwälte von Warner Bros. Entertainment ein, um das Fehlverhalten als "Streiterei am Arbeitsplatz" abzutun. Die Behörde wies den Antrag schließlich mit der Empfehlung zurück, eine Klage zu erheben.

Es gibt verschiedene andere Beispiele in Varietys Bericht, die solche und ähnliche Situationen nachzeichnen. Netherrealm hat auf diese Behauptungen mit einer offiziellen Erklärung geantwortet:

"Bei Netherrealm Studios schätzen und respektieren wir alle unsere Mitarbeiter und legen Wert auf die Schaffung einer positiven Arbeitserfahrung. Als Arbeitgeber mit Chancengleichheit fördern wir Vielfalt und unternehmen ständig Schritte, um die Arbeitszeit für unsere Mitarbeiter zu verkürzen. Wir prüfen aktiv alle Vorwürfe und nehmen diese Angelegenheiten sehr ernst. [Wir] arbeiten stets daran, unser Unternehmensumfeld zu verbessern. Es gibt vertrauliche Möglichkeiten für die Mitarbeiter, Bedenken oder Probleme zu äußern."

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