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Beoplay Portal Headset

B&O haben ein Gaming-Headset entwickelt, das die Stärken von Bang & Olufson nicht vergisst.

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Dem dänischen Tech-Giganten Bang & Olufsen, von dem einige der legendärsten Designs stammen, ging es in den letzten Jahren weniger gut. Als im letzten Jahr eine Zusammenarbeit mit Microsoft bei Xbox-Produkten ankündigt wurde, wirkte das für mich wie der Griff nach dem rettenden Strohhalm und ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Tatsächlich sieht es anders aus: Die Gewinne von B&O stiegen in jüngerer Vergangenheit um 16% - von einem sinkenden Schiff kann nicht die Rede sein. Und es sieht ganz danach aus, als könnte der Xbox-Deal diesen Erfolg noch verstärken.

Das Beoplay Portal ist ein Headset, das nur wenig vom Bang- & Olufsen-Gefühl opfert und wie die Konsolen-Fassung des neuen HX wirkt, dem Nachfolger des beliebten H9. Nicht falsch verstehen: Wie auch das HX, ist das Portal ein Headset von außergewöhnlicher Qualität und das gilt ebenso für das Design wie für die Konstruktion. Wir haben es mit einer dermaßen hochwertigen Hardware zu tun, dass sich alle anderen Gaming-Headsets warm anziehen müssen. Beide Seiten bestehen aus gefrästem Aluminium, das Kopfband besteht aus Kuhhaut und die Ohrschalen aus Memory-Schaum sind mit Lammleder überzogen. Trotz der luxuriösen und eher schweren Materialien wiegt das Portal nur 282 Gramm.

Beoplay Portal Headset

Ein großer Unterschied zum HX ist der Platz in den Ohrschalen. Im Vergleich soll das Portal eine stärkere „Über-dem-Ohr" Klangerfahrung bieten. Beide haben zwischen dem Stoffbezug und dem Rand der Muschel Platz, aber der Abstand beim Portal ist größer. Das sorgt für ein geräumigeres Gefühl und ist bei längeren Gaming-Sessions deutlich bequemer. Das unangenehme Tragegefühl der sonst tollen B&O-Kopfhörer ist verschwunden. Aufgrund der engen Konstruktion übt das Kopfband immer noch Druck von oben aus, aber der wurde drastisch reduziert. Das Portal sitzt fest, aber trotzdem sanft.

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B&O hat seltsamerweise die Funktionalität etwas zurückgeschraubt. Wir müssen nicht länger mit dem Finger über die Aluminiumscheiben fahren, um die Lautstärke zu regeln. Zweimal Tippen und ihr pausiert oder spielt ab. Es gibt einen Regler an der unteren Seite beider Ohrschalen, an dem wir unsere Finger von der Mitte zu einem der beiden Endpunkte fahren. Das ist nicht perfekt, funktioniert aber zufriedenstellend. Beide Regler justieren die Lautstärke und den ANC-Level - was fehlt, ist ein Chat/Game-Audio-Balancer, der eigentlich an jedes Headset gehören sollte.

Das Headset trägt zwar die Xbox-Marke, ist aber trotzdem ein "zwei in eins" Gerät: Die Dongle-freie Nutzung an der Xbox-Konsole wird mit der Möglichkeit kombiniert, bis zu acht verschiedene Geräte über Bluetooth 5.1 zu verbinden und kann auch unterwegs eingesetzt werden. Dasselbe versprechen auch andere Anbieter, aber es hat sicher einen guten Grund, warum auf den Straßen eher keine Headsets vom Typ SteelSeries Arctis 9X oder LucidSound LS50 X zu sehen sind.

Beoplay Portal Headset

Gute Nutzbarkeit ist ohne guten Sound natürlich nichts wert, und das Portal liefert auch hier. B&O ist für einen sehr linearen Sound bekannt und das mit großem Erfolg. Wir haben es hier mit einer fast perfekten Balance zwischen knackigen Höhen zu tun - flankiert von klaren Mitten und tiefen Bässen. Der Sound war beim Test nie asynchron oder schlecht kalibriert. Wir haben beide Dishonored-Teile damit getestet und eine Koop-Session Halo 5: Guardians von der Eröffnungssequenz bis zur Mitte der Kampagne gespielt. Der Game-Sound und der Chat waren immer schön ausbalanciert, obwohl es dafür keinen physischen Regler gibt. Zusätzlich haben wir uns H.E.Rs I Used To Know Her, Frank Oceans Blonde und Jamie Isaacs (4:30) Idler angehört. Diese Kandidaten decken üblicherweise fehlende Balance auf, nicht in diesem Fall. Auch hier zeigt sich deutlich die Expertise von Bang & Olufsen.

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Das „virtuelle Boomer-Mic", das B&O als gleichwertigen Ersatz für die physische Variante anpreist, ist nicht nur eine leere Versprechung. Klar - es hat nicht den typischen „Arm", meine Koop-Partner fanden den Klang trotzdem gut und das ohne ein nerviges Mikro vor dem Mund. Der leichte Kompromiss bei der Geräuschunterdrückung ist da schnell vergessen.

Die App für iOS und Android überzeugt, zwischen den Xbox- und Bluetooth-Einstellungen wird klar unterschieden. Es werden einige Presets angeboten, die in erster Linie die Geräuschunterdrückung anpassen und auch an der linken Ohrmuschel eingestellt werden können. Ein Chat/Audio-Regler wäre schön gewesen, aber abgesehen davon kann man weder der Software, noch der Hardware etwas vorwerfen.

Beoplay Portal Headset

Das Portal ist teuer - sehr teuer. Es ist besonders teuer, wenn ihr beim Auspacken feststellt, dass B&O „Kleinigkeiten" wie eine schützende Tasche weggelassen hat, die beim HX noch zum Lieferumfang gehört. Das Portal eignet sich toll fürs Gaming, ist aber auch für unterwegs geeignet. Es sieht großartig aus, klingt exzellent und die Verbindung zu Xbox- oder Bluetooth-Geräten gelingt mühelos. Würdet ihr Kopfhörer aus dem mittleren Preissegment samt akzeptablem Gaming-Headset kaufen, würdet ihr euch in der Preisregion vom Portal bewegen. Das mag eine Milchmädchen-Rechnung sein, ein tolles Gerät für Xbox-Besitzer mit Sinn für Ästhetik ist die neue Hardware von B&O aber in jedem Fall.

09 Gamereactor Deutschland
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