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Atlas

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Das abenteuerliche Survival-Spiel hatte einige Probleme bevor es an den Hafen ging. Im unteren Deck haben wir nun noch ein paar weitere Löcher entdeckt.

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Der Start in die sieben Weltmeere hätte definitiv besser für Atlas laufen können. Nachdem das Spiel auf den Game Awards angekündigt wurde, gab es bereits Verzögerungen, doch zum Weihnachtsgeschäft ist der Titel dann doch (für uns überraschend) in die Early-Access-Gewässer getürmt. Der Veröffentlichung folgten Kontroversen aus der Community, begonnen beim Preis bis hin zu den wiederverwendeten Assets des Spiels, die aus ARK: Survival Evolved stammen, dem vorherigen Spiel der Entwickler. Doch selbst bei einem Piratenspiel müssen wir Gerechtigkeit walten lassen und uns einen eigenen Eindruck einholen. Deshalb setzten wir voller Tatendrang die Segel und warfen einen Blick auf das, was der Survival-Titel aktuell zu bieten hat.

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Trotz viel Verständnis für die frühe Entwicklung war unser Start in Atlas überaus holprig. Nachdem wir von einer Welle abenteuerlicher Lieder begrüßt wurden, ging es auf die offiziellen Server. Die langsame Verbindung und die nicht grade ideale Benutzeroberfläche wollen wir im Early Access noch übersehen, doch die Probleme beginnen hier erst. Unsere ersten sechs Leben bestanden aus einer Mischung aus Spawnen und durch den Boden des Ozeans fallen, was uns entweder sofort tötete oder mit niedriger Gesundheit zurückließ. Damit waren und sind wir kein Einzelfall...

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Nach einigen Versuchen kamen wir endlich ins Spiel ohne direkt getötet zu werden, allerdings musste ich mich zwischen hastigem Lesen der langen Tutorial-Paragraphen und dem Drang, nicht ertrinken zu wollen entscheiden (der Überlebensinstinkt war stärker). Der ganze Text flog also unbeachtet am oberen Teil des Bildschirms vorbei, während wir grade so verhindern konnten zu ertrinken und das sichere Ufer erreichten. Für die Vielzahl von Systemen in Atlas hätte es ohnehin griffigere Einführungen gebracht, hier könnte man schon jetzt großflächige Änderungen einführen. Wir lernten allerdings schnell, dass das Spawnen in der Wildnis ein sicherer Weg in den erneuten Tod ist, da Krokodile, Löwen und Wölfe keine Rücksicht auf orientierungs- und planlose Spieler nehmen.

Nachdem wir mit einem Kollegen sprachen, der bereits einige Erfahrung mit dem Spiel sammeln konnte, fanden wir heraus, dass es am besten ist an einem Freeport zu spawnen, sobald wir eine Welt betreten. Dabei handelt es sich um kleine Häfen mit Händlern und Ressourcen, die uns den Einstieg vereinfachen. Hätte wir sicher selbst drauf kommen können, aber auch mit solch hilfreichen Tipps hatte ich in den ersten Spielstunden vor allem Fragezeichen im Kopf. Ähnlich wie bei ARK: Survival Evolved fällten wir zuerst einen Baum, um an das Holz für eine Spitzhacke zu gelangen, um im Anschluss eine Axt und schließlich einen Speer herzustellen. Nach der verzweifelten Jagd nach Kuhhäuten musste ich mir jedoch eingestehen, dass mein Charakter deutlich zu häufig stirbt, weshalb wir einigen Prozesse ständig wiederholen mussten.

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Manchmal wurden wir von einem Stier durchbohrt, ein anderes Mal von einer Seemöwe zerpickt (die sind erstaunlich schwer zu treffen...). Noch weniger hilfreich ist die Kamera, die manchmal zu einem Tier wandert, während wir einen Baum abhacken. Dadurch treffen wir dann aus Versehen eine Kuh und ziehen den Zorn der gesamten Herde auf uns. Zum Glück konnten wir das in den Einstellungen ausschalten, doch selbst dann wandert uns manchmal eine Kuh in die Axt, weshalb die gesamte Spielwelt dann sofort wieder eine gute Ausrede hat, um uns zu zertrampeln. Dazu kommt noch, dass unsere Sachen, wenn wir im Freeport sterben, komplett verschwinden - es ist unfassbar frustrierend.

Doch wir schweifen ab; nachdem wir all die benötigten Materialien beisammen haben, konnten wir ein Schiff bauen und unser Piratenleben so richtig starten. Bis zu diesem Punkt ist es im Grunde genommen eine Ark-Erweiterung (eine Anschuldigung, die im Internet häufiger fällt), doch das Segeln gibt uns neue spielerische Möglichkeiten. Die Segel lassen sich drehen und in verschiedenen Stufen ausrichten, um Richtung und Geschwindigkeit des Schiffs zu kontrollieren. Die Menüs laufen allerdings noch super langsam und sind nicht einmal ansatzweise intuitiv gestaltet. Zur Ankündigung zogen viele Spieler den Vergleich mit Sea of Thieves, doch in Rares Spiel fällt uns das Segeln weitaus einfacher und ist ganz grundsätzlich nicht frustrierend.

Wir werden Atlas nicht zu sehr an seinem fehlenden Feinschliff aufziehen, da so etwas im Early Access durchaus gängig ist. Doch man muss vor dem Kauf einfach wissen, dass das Spiel momentan mit Fehlern geradezu übersät ist. Die Stabilität der Server wurde bereits an vielen Stellen bemängelt und auch wir waren davon betroffen, dazu gibt es regelmäßige Abstürze und viele Fehler, an denen wir uns vorbeischlängeln müssen. Die Animationen im Allgemeinen sehen aktuell auch ganz schrecklich aus und ihr solltet euch nie auf Wände verlassen. Vögel fliegen manchmal durch Terrain oder bleiben halt hängen und Stiere treffen uns durch Wände hindurch mit ihren langen Hörnern. Es sind wie gesagt viele Kleinigkeiten, die sich ansammeln.

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Die Piratenfantasie beginnt erst dann, wenn wir lossegeln, Inseln erkunden und unseren Kompass zum Navigieren benutzen. Es gestaltet sich jedoch nicht einfach seine Flagge in ein Stück Land zu stecken und es einzunehmen. Mittlerweile dürften alle freien Plätze der Welt bereits von jemand eingenommen worden sein, höchstwahrscheinlich weil das Verhältnis zwischen Spielern und den vorhandenen Inseln unausgeglichen ist. Die besten Chancen habt ihr, wenn ihr euch mit Freunden zusammenschließt und euch den Kampf gegen andere Spieler erspart. So oder so läuft es also am Ende wieder auf das gleiche raus, egal ob ihr einem PvE- oder PvP-Server beitretet.

Wir sollten auch die Benutzeroberfläche erwähnen, denn die ist eher schlecht als recht geworden. Die Navigation zwischen den Einstellungen ist für neue Spieler, die bislang keinerlei Erfahrungen mit ARK gesammelt haben, furchtbar. Es ist unklar wie man auflevelt, wann wir Punkte für unseren Charakterfortschritt haben und auch sonst fühlt es sich an, als hätte sich das System seit dem Early-Access-Start von ARK überhaupt nicht weiterentwickelt. Es ist fummelig, nicht intuitiv und es hindert uns schon an der der Erfüllung der leichtesten Aufgaben.

Bei Early Access-Spielen müssen wir über den mangelnden Feinschliff hinwegsehen, doch im Falle von Atlas ist das beinahe unmöglich. Für 30 Euro bekommt ihr ein unfertiges Spiel mit schrecklicher Präsentation, einer Vielzahl von Bugs, Performance-Problemen und unzähligen anderen Feuerstellen. Dazu kommt die Kritik, die sich an die Ähnlichkeiten zu ARK: Survival Evolved richtet. Der Titel ist unfreundlich zu Neulingen, bietet unausgegorene Konzepte, es mangelt an Tutorials und über allem stehen diese schwachsinnigen Menüs. Wir möchten euch dringend dazu raten, ähnlich wie bei dem Bermudadreieck, so weit wie möglich einen Bogen um das Spiel zu machen - zumindest bis Grapeshot Games die gröbsten Lecks gestopft und den Kahn wieder auf Kurs gebracht hat.

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