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Astro Bot Rescue Mission

Astro Bot Rescue Mission

Obwohl es nach außen hin nicht immer so aussieht, wird PSVR langsam, still und heimlich zum Erfolg. Mit Hilfe knuffiger Roboter landet nun ein weiterer, exklusiver Hit.

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Obwohl so mancher Gamer den VR-Hype bereits als Strohfeuer abgeschrieben hat, entwickelt sich das Playstation-System PSVR stetig weiter. Es hat mit drei Millionen verkauften Einheiten seinen Vorsprung gegenüber den beiden Konkurrenten unter den großen Head-Mounted-Displays, HTV Vive und Oculus Rift, weiter ausgebaut. Für den First-Party-Support musste Sony sich jedoch zurecht Kritik anhören - nach einer ersten Welle vielversprechender Titel kam sehr lange Zeit kaum noch Nachschub. Doch diese Dürreperiode endet jetzt, denn mit Astro Bot Rescue Mission zeigt Sonys Japan Studio, wie viel Kreativität sie in die weiße Plastikbrille beamen können.

Schlau hat Sony auf die eigenen Fans gehört, denn Astro Bot Rescue Mission ist sozusagen die Vollversion des herzallerliebsten Appetithappens aus Playroom VR, einer kleinen Spielesammlung, die Sony ihren VR-Jüngern zum Launch von PSVR kostenlos zur Verfügung stellte. Schon damals sammelte ein glänzend weiß polierter Mechanoide, der an das Design von Sonys real existierenden Aibo-Robotern erinnerte, in einer idyllischen Graslandschaft seine verloren gegangenen Kollegen ein.

Warum das so ist, wird nun in einem dreidimensionalen Introfilm erzählt: 160 der knuffigen Robos waren in ihrem Raumschiff unterwegs durchs All, als sie von einem übellaunigen und außerdem schleimigen Alien angegriffen wurden. Der Fiesling hatte es auf die riesige VR-Brille abgesehen, die das Astro-Schiff an seinem Bug montiert hatte und riss das Raumgefährt kurzerhand auseinander, so dass die Insassen auf fünf verschiedene Kleinplaneten verteilt wurden.

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Die Verschollenen müssen nun vom letzten verbleibenden Crewmitglied unter Leitung des Spielers als Oberroboter mit VR-Brille erreicht werden, wobei halsbrecherische Hüpf- und Kampffähigkeiten gefragt sind. Denn wie beim VR-Hit Moss steuern wir die Hauptfigur mit einem Controller, sehen uns aber auch manchmal selbst auf in der Landschaft montierten Displays oder in spiegelnden Oberflächen als überdimensioniertes Wesen, das für die Geschicke der kleinen Akteure verantwortlich ist.

Wie aus der Playroom-Fassung bekannt machen wir uns nun also auf die Socken. Wir beginnen wieder in einer beschaulichen Wiesenlandschaft mit der Suche nach unseren Kollegen. Diese Welt ist in Astro Bot Rescue Mission allerdings ordentlich gewachsen. Oft erstreckt sie sich nach oben oder auch mal weit nach unten und birgt zahlreiche Verstecke für Roboter und goldene Sammelmünzen, die alternativ auch mal als wertvolle Riesenmünzen oder in bunten Containern verpackt daherkommen.

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Um sie zu erreichen, kann unser Robo springen, per Düsenantrieb kurz schweben, schlagen und eine Wirbelattacke ausführen. Letzteres ist im Kampf gegen die vielen knuddeligen Gegner recht nützlich. Am elegantesten wird man sie jedoch los, indem man sie mit den Strahlen des Düsenantriebs einfach röstet, während man über sie hinweggleitet. Wie bei jedem Jump'n'Run ist hierbei natürlich perfektes Timing gefragt. Und das Spiel bietet die üblichen Gemeinheiten aus beweglichen und rotierenden Plattformen, herunterfallenden oder zerbrechenden Blöcken, Feuer, Lava und tödlichen Stacheln.

Natürlich erfindet Astro Bot Rescue Mission das Rad nicht neu. Viele Elemente erinnern an Super Mario oder auch Rayman, doch das besondere ist, wie innovativ mit diesen Elementen gespielt wird. Vor allem die Einbindung von VR ist es, die der Sache ihren eigenen Touch verleiht, denn der Spieler wird auch physisch in das Geschehen mit eingebunden. Vor allem dient der eigene Kopf als die „Kamera" des Spiels. Wenn der Astro Bot mal hinter einer Ecke versteckt ist, muss man sich zum Beispiel nach vorne lehnen, um ihn wieder sehen zu können. Überhaupt ist das aktive Umschauen ein wesentlicher Bestandteil des Spieles, wenn man alle Bots und die in jedem Level versteckten, fast unsichtbaren Chamäleons finden will.

In manchen Situationen kann es sogar hilfreich sein, aufzustehen oder sich herunterzubeugen, um eine bessere Sicht auf das Geschehen zu erhalten. Auch Ausweichbewegungen des Kopfes sind manchmal gefragt, wenn man verhindern möchte, das Schleim oder Splitter die Sicht versperren oder in seltenen Fällen sogar mal droht, dass ein gegnerischer Treffer eine Rückkehr zum letzten Checkpoint bedeutet. Auch Kopfstöße oder Schläge mit dem Controller sind beizeiten nötig, um Hindernisse oder Gegner aus dem Weg zu räumen.

Besondere Equipment-Kisten statten den sehr ästhetisch ins Spiel integrierten DualShock 4-Controller zudem mit neuen Fähigkeiten aus, die ein manchmal sehr timingkritisches Zusammenspiel aus der Steuerung des Astro Bots und der räumlichen Bewegungsteuerung des Controllers erfordern. Da haben sich die Entwickler wirklich viele verblüffende Gags einfallen lassen, und diese selbst zu erleben, ist eine der großen Freuden des Spiels, weswegen wir mit Spoilern vorsichtig sein wollen.

Auf jeden Fall bietet das Spiel eine tolle Wundertüte an Abwechslung, auch wenn man sich mit der Zeit an einige Mechaniken und Tricks gewöhnt, und so in späteren Welten mit höherer Regelmäßigkeit alle acht Roboter und das Chamäleon findet. Besagte Chamäleons sind genau für jene Spieler da, denen das Ganze zu einfach sein sollte. Denn wenn man diese zunächst kaum sichtbaren Viecher findet und durch dauerhaftes Anstarren enttarnt, schalten sie Challenge-Level frei, die noch einmal neue, besonders knifflige Aufgaben bereithalten. Für jedes der 20 Level gibt es so eine Challenge, dazu noch Rematches der fünf originellen Bosskämpfe.

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Als kleines Bonus-Bonbon kann auch das Raumschiff der Astro Bots besucht werden, in dem alle bereits geretteten Bots sich ihres Lebens erfreuen, inklusive besonders rarer Blechkameraden aus Silber und Gold, die in den Challenges gewonnen werden können. In einem „Ufo-Catcher", der auch schon in Playroom VR vorkam, können die gesammelten Goldmünzen gegen Kapseln mit Playsets eingetauscht werden, mit denen man dann Elemente der einzelnen Welten im Raumschiff wieder auferstehen lassen kann, um gefahrlos damit rumzualbern. Das ist zwar spielerisch nicht relevant, aber sehr knuffig und amüsant und der Einfallsreichtum der Entwickler wird noch einmal in einer Art Meta-Ebene zelebriert.

Meistens muss ich meine VR-Kritiken mit ein klein wenig Gejammer beenden, die Spiele seien zwar toll, aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf etwas Größeres und in ihrer Spielzeit viel zu kurz. Nicht aber bei Astro Bot Rescue Mission. Um die fünf Welten durchzuspielen und dabei einen gesunden Anteil der Sammelaufgaben zu erfüllen, ist man schon gut und gerne zehn Stunden und länger beschäftigt, wobei die vollständige Komplettierung inklusive der Challenges sicher noch einmal die gleiche Zeit erfordern wird.

Bei den vielen tollen, kreativen Ideen bleiben dadurch kaum Wünsche offen und die absolut blitzsaubere Grafik mit ihren genialen Texturen und Materalien bietet eine sehr beeindruckende Demonstration der Bildqualität des Sony-Headsets. Denn das Zauberwort lautet bei allen Headsets „Antialiasing" - und diese Kantenglättung ist auf der PS4 Pro bei Astro Bot Rescue Mission dermaßen hoch und sauber, dass die Gesamt-Bildqualität der von Vive und Rift in nichts nahesteht. Somit bleibt neben dem bei tollen Spielen immer existierendem Wunsch, sie mögen doch trotzdem irgendwie noch mehr Umfang haben, einzig eine leichte Kritik an der Musik übrig. Diese ist zwar toll, doch kommen gemessen am Füllhorn der vielfältigen anderen Aspekte des Spiels nur sehr wenige Titel zum Einsatz, die hier und da mal etwas geremixed wurden, um besser zu bestimmten Welten zu passen. In diesem Bereich wäre also etwas mehr Abwechslung schöner gewesen, doch das ist eine Marginalie.

Insgesamt ist Astro Bot Rescue Mission ein wirklich tolles Erlebnis, das einen beeindruckenden Showcase für Playstation VR bietet. Es ist aber auch davon losgelöst einfach ein vollwertiges, bezauberndes, „großes" Spiel. Zusammen mit Resident Evil 7: Biohazard und der Wipeout Omega Collection bildet es für mich aktuell den Hattrick der exklusiven Must-Haves für PSVR.

09 Gamereactor Deutschland
9 / 10
+
Herzallerliebstes Design, viele tolle Ideen, spaßige VR-Integration, blitzsaubere Grafik
-
Vergleichsweise wenig Abwechslung in der Musik
overall score
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