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Assassin's Creed: Syndicate

Assassin's Creed: Syndicate

Wir haben in Quebec bereits ein Auge auf Assassin's Creed: Syndicate geworfen. Die PS4-Fassung entführte uns in die Welt der Zwillinge Jacob und Evie Frye.

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Wir mussten nicht lange warten nach der Veröffentlichung von Assassin's Creed: Unity darauf warten, bis News zum Nachfolger durchsickerten. Assassin's Creed: Victory sollte es heißen, kursierten Gerüchte. London während der Herrschaft von Königin Victoria sollten wir bespielen können. Nach unserem Besuch bei Ubisoft Quebec bestätigen wir dann mal, dass das mit London stimmt. Aber das Spiel heißt Assassin's Creed: Syndicate und wir dürfen im Jahr 1868 rund um Big Ben die Hauptstadt Englands erkunden.

Assassin's Creed ist mittlerweile eine der größten Videospielmarken der Welt. Wie Call of Duty wurde jährlich mindestens ein neues Spiel seit dem Debüt veröffentlicht (wenn man die Spinoffs mitzählt). Assassin's Creed: Unity hat vergangenes Jahr massiv Kritik eingesteckt. Das warf die Frage auf, ob die Qualität bei den Franzosen für die Möglichkeit einer jährlichen Veröffentlichung geopfert wird. Darüber hinaus sind so einige Spieler der Meinung, dass Vielfalt und Variation im Franchise fast nicht existent sind. Ein gern genommenes Bonmot: Im Grunde spielen wir das gleiche Spiel wie schon vor acht Jahren. Diese Probleme haben die Franzosen aus Kanada versucht, anzugehen.

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Die Demo, die wir sehen, zeigt Gameplay direkt aus der Alpha-Version des Spiels auf der Playstation 4.
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Bei Ubisoft Quebec sind mittlerweile rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, darunter Producer Francois Pelland und Creative Director Marc-Alexis Coté. "Wir sind sehr stolz darauf, Assassin's Creed: Syndicate bekannt zu geben, durch das wir als Lead-Studio unser bisher größtes Projekt stemmen", erklärt Pelland. "Es ist das erste Assassin's Creed, das in der Neuzeit angesiedelt ist", fährt er fort. Die Demo, die wir sehen, zeigt Gameplay direkt aus der Alpha-Version des Spiels auf der Playstation 4. "Keine Tricks", wie es der Producer selbstbewusst formuliert. Aber vorher gibt's noch ein bisschen Erklärungen.

Marc-Alexis Coté erläutert uns mit einem aufgeregten Lächeln, was Assassin's Creed: Syndicate aus seiner Sicht zu bieten hat. "Wir spielen am Ende der industriellen Revolution. Es war die beste aller Zeiten, es war aber auch die schlechteste aller Zeiten", zitiert er Charles Dickens. "Es ist diese Atmosphäre, die wir in Syndicate neu aufleben lassen möchten in den verschiedenen Stadtteilen Londons." Es gibt zu der Zeit enorme soziale Unterschiede in der riesigen Stadt. Sowohl arm als auch reich wird gut oder schlecht zur Schau gestellt werden, orakelt der Designer. Organisierte Kriminalität soll ein großer Teil des Spiels sein. Coté machte uns bewusst, dass lediglich 75 Jahre seit den Ereignissen in Assassin's Creed: Unity vergangen sind. Die Unterschiede sollen trotzdem immens sein. "Es wird sich anfühlen, als ob tausend Jahre vergangen sind. Die technologische Entwicklung hat alles verändert. Wir haben das Mittelalter verlassen und leben nun in der Neuzeit." Coté sieht genau hier Änderungen, die den Innovationen die Tür öffnen.

Coté führt den groben Rahmen der Hintergrundgeschichte aus: "Das britische Empire ist die größte Macht in der Welt. Ob militärisch, wirtschaftlich oder diplomatisch - niemand kommt in die Nähe. Es ist eine Supermacht ohne gleichen. Die Templer hocken im Zentrum dieses mächtigen Reiches und London ist ihre Zitadelle. Allerdings ist es auch ihr Schwachpunkt. Sie haben zwar den Krieg gegen die Assassins gewonnen. Trotzdem werden sie erkennen müssen, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist."

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Protagonist Jacob wird als "charismatischer Schläger mit Führungsqualitäten" beschrieben.

Eine der größten Überraschungen ist dabei, dass das Spiel uns in die Rolle von zwei Protagonisten schlüpfen lässt: eine Mann und eine Frau. Die Zwillinge Jacob und Evie Frye wuchsen in einem Vorort von London auf. Sie sind seit der Kindheit als Assassine ausgebildet worden und beide von uns im Verlauf der Story spielbar. Im Freeroam-Modus kann man jederzeit wählen, mit wem man unterwegs sein möchte. Wenn wir als Spieler zu Beginn des Spiels das erste Mal London sehen, wird es auch das erste Mal für unsere Helden sein, dass sie die Stadt sehen. Jacob wird von Coté als "charismatischer Schläger mit Führungsqualitäten" beschrieben.

London soll als "lebendige, atmende und dynamische Stadt" inszeniert werden, verspricht Ubisoft. Die sieben Bezirke von London rangieren vom bettelarmen Whitechapel im Nordosten bis zum reichen Westminster im Südwesten. Polizei patroulliert durch die Stadt, wobei ihre Anwesenheit variieren. Die ärmeren Stadtteile sind selbst den Ordnungshütern mithin zu gefährlich. Missionen außerhalb der Haupthandlung sollen dezidiert „sinnvoll" sein und immer die Sache der Assassine fördern. Kinder sollen auch eine tragende Rolle im Spiel bekommen, denn sie wurden damals schon in jungen Jahren als Arbeiter in den Fabriken ausgebeutet. Jeder Stadtteil soll etwa die Größe Roms in Assassin's Creed: Brotherhood haben.

Coté erinnert uns an die Grundfesten der Reihe: Stealth, Parcours, Kampf. All das soll in Syndicate besser als je zuvor präsentiert werden. Der Stealth-Teil des Spiels ist präsenter konzipiert. In Unity konnten wir uns per Knopfdruck hinhocken oder hinter Mauern und Gegenstände verstecken. Aber die Spielmechanik soll modernisiert werden. Es wird nicht notwendig sein, einen Knopf zu drücken, um sich hinter etwas zu verstecken. Einfach dem Objekt nähern, und voilà, wird die Spielfigur ihr Versteck einnehmen. Die Fähigkeit des Pfeifens wird wieder eingeführt, um Feinde zur eigenen Position zu leiten. Wir werden auch in der Lage, Messer auf Wände zu werfen, um Geräusche zu machen und für Verwirrung zu sorgen.

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London soll als "lebendige, atmende und dynamische Stadt" inszeniert werden, verspricht Ubisoft.

Die Kämpfe werden natürlich auch anders aufgestellt sein. "Aufgrund der anderen Epoche ist es nun nichts gewöhnliches mehr, mit Schwertern an der Hüfte oder einer Streitaxt auf dem Rücken durch die Gegend zu laufen", sagt Coté. Will heißen: Die traditionellen Schwertkämpfe der Reihe haben eine Ende. "Das bedeutet nicht, dass Syndicate weniger brutal sein wird, im Gegenteil", versicherte der Designer. Die Waffen im Spiel werden aber kleiner sein, unauffälliger, gut zu verstecken. Es wird Schlagringe, Stöcke, Messer und Revolver geben. Kopfschüsse werden eine wichtige Rolle spielen. Die Steuerung soll um 50 Prozent schneller sein mit dem Ziel, noch "mehr Spaß" zu haben. Und: "Natürlich ist die versteckte Klinge immer noch im Spiel am Start."

Ein wichtiger Teil des Spiels wird es sein, Festungen im Rahmen von Bandenkrieg-Missionen zu erobern. Diese Festungen kontrollieren verschiedene Teile der Stadt, und erinnern sofort an die Türmen, die wir den Borgias in Assassin's Creed: Brotherhood zurückerobern mussten. Es ist jedoch der Parcours-/Freerunning-Teil des Spiels, der die meisten Änderungen bekommen soll. Die Bewegungen der Spielfigur sollen deutlich flüssiger werden. Es soll zum Beispiel einfacher sein, an Objekten vorbei oder um sie herum zu laufen. Neu hinzugekommen ist ein Tastenbefehl, um in Fenster zu springen (was in Unity tatsächlich ein ziemlich langwieriges Unterfangen werden konnte). Laufen und Springen werden sich optisch aber nicht wesentlich von Unity unterscheiden.

Eine der größten Änderungen an den Spielmechaniken bringt der neue Seilwerfer mit sich. Der ist am Arm des Assasinnen befestigt und per Seil können wir schneller als je zuvor von einem Punkt zum anderen kommen. "Wir halten es für wichtig, dass der Assassine trotz der Höhe der Gebäude und der Entfernung zwischen ihnen weiterhin in der Lage ist, schnell und flüssig von der einen Seite der Straße zur anderen zu gelangen", rechtfertig Coté die Designentscheidung. Will heißen: Wir können die Seilkanone nutzen, um uns nach oben zu ziehen oder eine Verbindung zwischen zwei Gebäuden zu erschaffen. Zum ersten Mal in einem Assassin's Creed dürfen wir auch Fahrzeuge benutzen (Pferde und Schiffe jetzt mal außen vor gelassen). "Alle Fahrzeuge im Spiel sind nutzbar, sei es für den Transport, den Kampf oder die Tarnung", verspricht Coté. Botte und Pferdewagen bestätigt er schon mal, was sonst noch kommt, wird sich zeigen.

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Ein wichtiger Teil des Spiels wird es sein, Festungen im Rahmen von Bandenkrieg-Missionen zu erobern.

Nun endlich Demo. Hat auch eine ganze Weile gedauert. Jacob und Evie Frye sitzen in einem Pub in London und diskutieren mit einem augenscheinlich wichtigen Mann indischer Abstammung. Die Stimmung ist fröhlich um das Trio herum. Das Gespräch ist schnell vorbei. Jacob erhebt sich von seinem Stuhl und verlässt die Kneipe. Pferdewagen rumpeln vorbei, während Fußgänger über die neuen Bürgersteige flanieren. Aus dem Nichts düst der Assassine in die Luft und schnappt sich mit der Seilkanone die Spitze eines Gebäudes. Dann wird die Aussicht bewundert. Werbetafeln und kettenrauchende Schornsteine ​​dominieren den Horizont. Eine Eisenbahnlinie ist unten gerade im Bau. Es ist offensichtlich, dass Coté es genießt, über das Spiel zu reden, weil er das auch während der Demo fortwährend tut.

Jacob bewegt sich leise vorwärts. Mit Wurfmesser setzt er die Gegner schnell außer Gefecht. Einen nach dem anderen. Die Eroberung der Festung scheint wie ein Kinderspiel. Eine Templerin taucht auf, flieht aber sofort, als sie merkt, dass ihre Gegner weit in der Überzahl sind. Die Situation verwandelt sich in eine Verfolgungsjagd zu Fuß und dann in eine Pferderennen, als Jacob sich ein Ross ausleiht. "Wir wollen das Spiel so dynamisch wie möglich machen, es gibt so wenig Scripting wie wir es nur irgend realisieren können", kommentiert Coté.

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Grafisch ist Assassin's Creed: Syndicate vergleichbar mit dem Vorgänger.

Genau das klappt jedoch nur teilweise. Das Spielgeschehen wird schnell chaotisch, als mehr und mehr Offiziere der Templerin zur Hilfe eilen. Als Jacob gegen eine Wand und ein anderes Pferd knallt, ist keiner Kollisionsabfrage sichtbar. Einfach nur eine Vollbremsung. Die Grundidee und der Rahmen ist natürlich sichtbar, aber ich glaube, das System braucht mehr Arbeit und Raffinesse, bevor es sein volles Potenzial erreicht. Vor allem die Art, wie die Objekte miteinander interagieren, braucht sicher noch reichlich Zuwendung. Die gesamte Sequenz endet in einer Schlägerei auf einem Marktplatz. Eher enttäuschend leider.

Grafisch ist Assassin's Creed: Syndicate vergleichbar mit dem Vorgänger. Es ist sehr schön, vor allem, wenn Gesichter und Modelle beteiligt sind, aber das Antialiasing überzeugt mich nicht. Und damit hatte bereits Unity zu kämpfen. Obwohl es weitgehend stabil mit 30 Bildern pro Sekunde lief, kämpfte die Engine mit den größeren Schlägereien - was mir Sorgen macht, dass die endgültige Version womöglich die gleichen Fehler wie Unity enthalten wird. Wenn Ubisoft die Fans überzeugen will, dass die Fehler des vergangenen Jahres endgültig Geschichte sind, ist konsequente Optimierung und Fehlerbeseitigung wesentlich Teil in den Entwicklungsprozess.

Creative Director Coté versichert mir, dass man das im Griff habe und schon viel früher Tests in den Entwicklungsprozess eingebaut hat. „Früher war unsere Tester viel mit dem Schnellreisesystem unterwegs, aber nun nutzen sie die Vorteile der unterschiedlichen, neuen Transportwege. Dies ermöglicht es uns, eine viel bessere Sicht auf unsere Welt zu bekommen, bevor das Spiel veröffentlicht wird", sagt Coté. Zweitens, und das ist ein wichtiger Punkt, wird es nur eine Einzelspielererfahrung sein, die Ubisoft fehlerfrei bekommen muss. Es wird also keinen Multiplayer und auch keine Companion-App geben. Auf den ersten Blick scheint Assassin's Creed: Syndicate ein spannender Beitrag zur Serie zu sein. Es bleibt die Frage, ob es das Studio schafft, so innovativ zu sein wie sie es sein wollen.

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KRITIK. Von Christian Gaca

Ubisoft bittet zur Templerjagd in London. Während die Spielwelt überzeugend die Zeit der industriellen Revolution zeigt, ist das Spiel selbst keine, sondern ein gereiftes Produkt.



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