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Apex Legends: Saison 5 - Gunst des Schicksals

Ein fortlaufender PvE-Spielmodus mitsamt Story-Hintergrund erweitert Respawns Battle-Royale-Shooter über die kommenden Monate. Ob dieses Experiment glückt?

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Respawn hat mit Apex Legends einen erfolgreichen Live-Service aufgestellt, der seit über einem Jahr tatkräftig und regelmäßig mit neuen Inhalten unterstützt wird. Mehrere Content-Updates wurden seit der Veröffentlichung nachgereicht und mit Saison 5: Gunst des Schicksals probieren sich die Entwickler nun sogar an einem richtigen Story-Rahmen. In diesem Artikel wollen wir einen Blick auf die Veränderungen werfen, die der Ego-Shooter seit dem Launch durchgemacht hat, und gleichzeitig den aktuellen Stand bewerten, um neuen Spielern einen zeitgemäßen Eindruck anzubieten.

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Apex Legends ist ein Team-basierter Ego-Shooter aus dem Battle-Royale-Subgenre. Die Spieler legen vor Spielstart fest, ob sie zu zweit oder zu dritt im Team zusammenspielen wollen und sobald 60 Spieler in einer Lobby versammelt sind, geht es in die Charakterauswahl. Mit acht sogenannten Legenden ist das Spiel im Februar 2019 gestartet und mittlerweile gibt es 13 einzigartige Figuren, die ihrem Team unterschiedliche Fähigkeiten zur Verfügung stellen. In einem Squad darf übrigens keine Figur doppelt gewählt werden, deshalb müsst ihr euch im Fall der Fälle anpassen.

Jeder Held hat zwei aktive Fähigkeiten, gepaart mit einem passiven Talent. Diese Skills verändern das grundlegende Gunplay zwar nicht maßgeblich, dafür erweitern sie unsere Aktionen situationsabhängig. Mobile Charaktere können mit Leichtigkeit erhöhte Positionen attackieren oder sich in Sicherheit retten, während sich defensive Spieler zuerst aufbauen müssen, um genau solche Anstürme zu kontern. Da es bei Apex Legends nicht nur auf die individuellen Fähigkeiten mit der Waffe ankommt, können auf diese Weise selbst unerfahrene Spieler eine Stütze für ihr Team sein.

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Ganz klassisch springen die Spieler nach der Wahl ihrer Helden im Verbund aus einem Luftschiff über der Karte ab und steuern auf einen beliebigen Zielpunkt zu. Ausrüstung muss manuell und in Einzelteilen gesammelt oder den toten Mitspielern entrissen werden, während einem Kugeln über dem Kopf hinwegfliegen und überall Granaten explodieren. Da das Spielfeld periodisch verkleinert wird (in der Todeszone verliert man ständig Leben), trifft sich die verbliebene Lobby irgendwann in einem kleinen Zirkel. So wird gekämpft, bis am Ende nur ein Team übrig bleibt, das die Partie als alleiniger Sieger verlässt.

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Badet in euren salzigen Tränen, Schädelstadt-Fans!

Das Prinzip dürfte mittlerweile klar und etabliert sein. Apex Legends unterscheidet sich von der Konkurrenz vor allem in seinen vorgefertigten Charakteren und dem generellen Fokus auf Teamwork. Um sicherzustellen, dass auch wirklich im Team zusammengespielt wird, hat Respawn schon zum Start an Wiederbelebungen gedacht und ein Ping-System etabliert, das sich die Konkurrenz bereits abgeschaut hat. Neuerdings möchte der Entwickler seine Community stärker mit den verschiedenen Helden bekanntmachen und deshalb wurde ein eigener Spielmodus geschaffen. Als die Systemarchitektin Wattson mit Saison 2 ins Spiel kam, hat dieser Versuch in gewisser Weise begonnen, doch bis auf ein paar Zeilen Geplänkel zwischen den Feuergefechten bot Apex Legends storytechnisch bislang nicht viel.

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Nun gab es die kleine Revolution, die Gelegenheitsspieler vielleicht gar nicht bemerken werden, weil das Studio diesbezüglich noch in den Kinderschuhen steckt. Über die gesamte Saison 5 hinweg können Spieler die neue Legende Loba bei ihrem Coup gegen den gefürchteten Assassinen Revenant begleiten. Die Meisterdiebin braucht neun Teile eines Artefakts, die die Legenden in einer heimlichen Nacht-und-Nebel-Aktion stehlen sollen. Es ist noch nicht genau klar, warum wir diese Strapazen auf uns nehmen, allerdings verspricht Respawn ein großes Mysterium. Die Story selbst ist jedoch vom Gameplay getrennt, was die Entwickler eigentlich besser wissen müssten.

In unvertonter Visual-Novel-Manier erfahren wir in Textform aus Gesprächen unter den Legenden, was der nächste große Schritt auf dieser Saisonreise sein wird. Anschließend wird die aktuelle Lobby in die Spielsuche geladen und wir starten ein Match (solo oder mit bis zu zwei Mitspielern) auf einem klar abgesteckten Areal auf der Karte Kings Canyon. Die erste Mission, für die man bereits eine ganze Woche lang spielen musste, ist nach acht Minuten wieder vorbei und sie folgt dem bekannten Schema: Erreicht den Zielpunkt, bergt das Artefakt und gelangt anschließend zum Evakuierungspunkt. Zwischendurch greifen uns Prowler-genannte Hunde an, das ist alles nicht der Rede wert und ein enttäuschender Auftakt.

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Der Story-Rahmen gibt uns die Möglichkeit, mehr über die Persönlichkeiten und Hintergründe der Legenden zu erfahren.

Seit dem Start von Apex Legends hat der Entwickler eine weitere Karte nachgereicht, World's Edge. Beide Maps rotieren immer mal wieder in verschiedenen Versionen (in den jeweiligen Saisons wurden teils bedeutende Änderungen an verschiedenen Schauplätzen vorgenommen), allerdings entscheidet Respawn darüber, wann und wie ihr sie spielt. Die weitläufigen Gebiete bieten viele unterschiedliche Ortschaften, sodass ihr etliche Runden spielen müsst, um sie alle gesehen zu haben.

Saison 5 führt uns wieder zurück zu Kings Canyon, denn dort ist seit unserem letzten Besuch einiges passiert. Riesige Quadranten im Südwesten und Nordosten des Areals wurden großflächig überarbeitet und das kommt offenbar bei den Fans an. Viele Spieler mussten sich von den engen Gassen der beliebten Schädelstadt verabschieden und fliegen jetzt mit Tränen in den Augen grob in diese Richtung, um in den nahegelegenen Abschnitten in einem schnellen Deathmatch zu sterben. Der Aufwand der Änderungen ist wirklich bemerkbar und hält das Spiel frisch.

Apex Legends ist wie gesagt ein dynamischer Live-Service von Electronic Arts und ihr könnt das Spiel kostenlos spielen. Fortschritte gibt es im klassischen Sinne nicht, allerdings erhaltet ihr mit steigendem Level rein kosmetische Gegenstände zufällig aus Lootboxen - alternativ greift ihr tief ins Portemonnaie, um euch ein bisschen Style zu sichern. Das Freischaltsystem ist uninspiriert und die meisten Skins finde ich langweilig, weil Respawn Waffen und Charaktere lediglich in den Farbakzepten variiert. Das ist nicht alles, was sich individualisieren lässt, aber allein die Navigation in dieser veralteten Menüstruktur nimmt einem den Spaß, sich da genauer umzuschauen.

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Ich spiele viel zu viel Apex, es ist aktuell die glorreichste Verschwendung meiner Zeit.

Respawns Expertise liegt nicht im UI, das ist in Apex Legends höchstens zweckdienlich. Wofür die Titanfall-Entwickler hingegen bekannt sind, ist ihre Erfahrung im Umgang mit virtuellen Waffen, denn das Gunplay überzeugt auf ganzer Linie. Insgesamt bietet der Shooter etwas über 20 Waffen und obwohl einige Varianten unbeliebter als andere sind, sorgen Handhabung und Trefferfeedback der futuristisch gestalteten Knarren dafür, dass sich die Feuergefechte mit und ohne Aufsätze mächtig und wuchtig anfühlen.

Seit dem Start hat sich beim Gameplay im Detail einiges getan. Respawn hat erst letzte Saison das Inventar überarbeitet, um die Materialschlachten gegen Ende der Partie zu drosseln. Neben den neuen Waffen wurden alte mehrfach überarbeitet und um sich einen guten Eindruck davon zu machen, solltet ihr ab und zu auf dem Schießstand vorbeischauen und die Dummies abschießen. Auch bei den Legenden wird vereinzelt geschraubt, denn einige bekommen aufgrund ihrer Hitbox weniger oder mehr Schaden als andere. Aktuell klagen viele Spieler (zu Unrecht) über den jüngsten Nerf vom lästigen Roboter Pathfinder - die Community reagiert also noch auf die Änderungen.

Gefühlt hat Respawn nur mäßigen Erfolg mit ihren saisonalen Events, die bislang meist an sogenannte Preiskarten gekoppelt waren. Spieler schalten ein paar Skins und Plaketten für ihre Abzeichen frei, indem sie über einen gewissen Zeitraum hinweg ausgiebig spielen. Meist kommt ein temporärer Modus hinzu, der frischen Wind ins Geschehen bläst, während das Studio teure Spezial-Skins verkauft. Zum Zeit-Totschlagen ist das ganz nett, mehr nicht.

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Leider darf man pro Tag nur eine einzige Kiste sammeln, sprich auch Vielspieler müssen warten, bis sich die Story-Inhalte freischalten.

Leider setzt auch die neue PvE-Kampagne auf dieses Modell, denn um überhaupt in den Genuss der Story zu kommen, erwartet Respawn von seinen Spielern, innerhalb der nächsten drei Monate mindestens 45 Tage zu spielen. Nur wenn ihr genügend der zufällig aus jeder Ausrüstungsbox im Spiel fallenden Schatzkisten findet, dürft ihr am Ende in die Erfahrung abtauchen und herausfinden, welche Bindungen die Charaktere zueinander haben. Leider darf man pro Tag nur eine einzige Kiste sammeln, sprich auch Vielspieler müssen warten, bis sich die Story-Inhalte freischalten, was ausschließlich dem Live-Service-Modell in die Karten spielt. Wer nicht spielen will, der kauft sich die Schlüssel per Echtgeld nach, was erneut lediglich als ernüchternde Einführung der Story-Inhalte zählen kann.

Deutlich besser gelingt die Gestaltung des Saison Passes. Grundsätzlich wird zwischen einem kostenlosen und einer kostenpflichtigen Variante unterschieden, gesammelte Erfahrung schaltet die Item-Belohnungen frei (übrigens auch rückwirkend). Zahlt ihr 10 Euro ein, bekommet ihr pro Level neue Kisten mit unnützem Loot und ab und zu etwas, für das sich das Spielen tatsächlich lohnt. Wer über Wochen hinweg richtig viel spielt, der bekommt am Ende sogar genügend Materialien und Premiumwährung heraus, mit der ihr für den nächsten Saison Pass gewappnet seid und nichts mehr dazuzahlen müsst. Dass Spieler von F2P-Games mit ihrer Zeit den Zugang zum Spiel abbezahlen, ist kein neues Modell, es ermüdet aber auch nach einer Weile.

Die Technik ist etwas, das Vielspieler leider immer wieder bemängeln. Auf dem PC wird regelmäßig über Cheater geschimpft, während Konsolenspieler häufiger über Serverprobleme klagen (insbesondere in diesem Jahr). Das ist vor allem auf der PS4 bemerkbar, aber vielleicht nicht unbedingt nur EAs Schuld. Gerade nach den neuen Patches fällt auf, dass es häufiger zu Abstürzen kommt, egal auf welcher Plattform ihr unterwegs seid. Dass Respawn noch immer kein Crossplay anbietet, ist an diesem Punkt ebenfalls ernüchternd.

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Loba bringt einigen frischen Wind ins Spiel, das ist ja fast die Hauptsache. Mir gefällt die Saison 5 ganz gut.

Was mich persönlich ganz besonders stört, sind die Hitboxen der Figuren: Ich werde meist genau dann erschossen, wenn ich mich eigentlich längst in Deckung gerettet habe. Auf der anderen Seite finden auch meine Schüsse manchmal auf magische Art und Weise ihr Ziel, obwohl sie eigentlich hätten verfehlen sollen. Das wird einer der Nachteile sein, wenn man so viele Spieler mit unterschiedlichen Netzwerkabdeckungen auf die gleichen Server lässt. Trotzdem bleibt dieses leidige Thema ein ständiger Aufreger.

Apex Legends hat im Detail noch viele weitere Problemchen, aber das macht in der Summe keinen großen Unterschied aus. Die Entwickler machen einen guten Job und hören auf ihre Community, auch wenn sie sich dabei (was sehr richtig ist) Zeit lassen. Da viele verschiedene Spielstile unterstützt werden und keine Partie der anderen gleicht, findet ihr immer eine neue Herausforderung. Der neu gefundene Fokus auf narrative und PvE-Inhalte dürfte dem Game gut tun und zumindest bei der Bindung der Fans helfen - momentan lohnt sich die langweilige Präsentation aber einfach noch nicht. Beim Thema Live-Service gibt es zwar stellenweise noch sehr grundlegenden Nachholbedarf, gleichzeitig beweist das Studio, dass sie die notwendigen Upgrades liefern können.

08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
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Gameplay und Sound gelungen, solide Battle-Royale-Erfahrung mit Fokus auf Mobilität und Teamgeist, regelmäßige Änderungen, aktive Community.
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Live-Service fordert hohe Zeit-Investition, Story-Rahmen und -Präsentation verbesserungswürdig, technische Probleme.
overall score
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