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Apex Legends

Apex Legends - Eindrücke zum Launch

Das neue Spiel wurde just angekündigt, wir haben bereits acht Stunden lang reingespielt.

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Als EA uns zu einer geheimen Ankündigung eines neuen Respawn-Spiels in Los Angeles einluden, dachte wahrscheinlich niemand in unserer Redaktion, dass es sich hierbei um etwas anderes als Titanfall 3 handeln könnte. Das Studio dürfte mit EAs Star-Wars-Projekt schon gut beschäftigt sein, sicher haben sie für andere Ideen gerade keine Zeit, richtig? Komplett daneben lagen wir nicht, richtig war unsere Annahme aber eben auch nicht. Apex Legends heißt der ominöse Titel, der auf der Veranstaltung zum ersten Mal vorgestellt wurde und wir haben rund acht Stunden in die fertige Version des Spiels gesteckt, die gestern Abend veröffentlicht wurde.

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Noch während der initialen Präsentation wurde geklärt, dass Apex Legends ein Spiel im Battle-Royale-Genre ist. Das macht für den Publisher wirklich Sinn, da EA diesen Markt noch mit keinem Game bedient (obwohl Firestorm für Battlefield V langsam näherrückt). Es ist ein Battle-Royale-Erlebnis im Titanfall-Universum, das gleichzeitig mit Respawns stark unterschätzter Serie abschließt. Der Titel spielt etwa 30 Jahre nach Titanfall 2 und es gibt keine Möglichkeit Titanen zu spielen oder gar die Option, flexibel an den Wänden zu rennen. Respawn sagte uns, dass das Spiel durch einen internen Test entstanden sei, den sie selbst lustig genug fanden, um daran weiterzuentwickeln. Das Studio steht mit diesem Schritt nun vor einer schwierigen Phase, aber wir sind froh, dass sie diesen Vorstoß wagen.

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Warum sollte jemand von einem anderen Battle-Royale-Spiel zu Respawns Angebot wechseln? Zumal EA die Vermarktung übernimmt, die nicht gerade für ihre Verbraucherfreundlichkeit bekannt sind... Zunächst einmal ist Apex Legends auf jeder Plattform völlig kostenlos spielbar und Respawn hat sich für das aus Fortnite bekannte "Battle Pass"-System entschieden. Die einzigen Dinge, die wirklich für echtes Geld verfügbar sind, sind kosmetische Gegenstände und neue Charaktere - kein Pay-to-Win oder Pay-for-Power (später mehr dazu). Außerdem (und das kommt vielleicht etwas spät): Es unterhält uns echt super.

Das Konzept von Battle Royale wird mittlerweile jeder kennen: Eine Menge Leute werden auf eine Karte fallen gelassen (60 Personen in Apex Legends), und es geht anschließend darum, sich so schnell wie möglich Waffen und Ausrüstung zu greifen und zu überleben. Während andere Spieler genau das Gleiche tun, schrumpft der Spielbereich kontinuierlich und zwingt die Teilnehmer des Matches dazu, in Bewegung zu bleiben und sich einander zu nähern. Bei all dem Stress müssen die Mannschaften mit feindlichen Kugeln, Granaten oder altmodischer Prügelei fertig werden. Die Grundstruktur entspricht somit der Vorlage für das breitere Genre, Respawn führt jedoch auch einige eigene Ideen in Apex Legends ein. Somit soll gewährleistet werden, dass sich das Game von anderen Spielen des Genres (Playerunknown's Battlegrounds, Fortnite oder Call of Duty: Black Ops 4s Blackout-Modus) abhebt.

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In Apex Legends wird in Dreiergruppen gespielt, insgesamt gibt es pro Match also 20 Mannschaften. Alleine oder zu zweit zu spielen, das ist momentan nicht vorgesehen. Ein weiterer wesentlicher Unterschied im Vergleich zu Fortnite besteht beispielsweise darin, dass Apex Legends vorgefertigte Charakterklassen bietet. Momentan stehen acht davon zur Auswahl, zwei davon müssen via Mikrotransaktionen oder durch große Mengen der Spielwährung freigeschaltet werden. Jedes der 20 Teams darf nur einen Vertreter dieser Klassen in ihren Kader aufnehmen. Einflüsse aus gängigen Online-Shootern sind also erkennbar, wenngleich nicht so stark ausgeprägt. Ein weiteres Detail ist der sogenannte "Sprungmeister", der beim Start des Matches automatisch festgelegt wird. Seine Aufgabe ist es, stellvertretend für das gesamte Team in der Startphase eines Spiels den Absprungzeitpunkt und -ort festzulegen. Die anderen beiden Spieler folgen ihm automatisch, das Spiel geht damit also sicher, dass alle Mitglieder eines Trios möglichst am gleichen Ort landen. Es ist aber auch möglich, aus der Formation auszubrechen und alleine zu fliegen, wenn man das unbedingt wünscht - natürlich empfehlen die Entwickler die Zusammenarbeit.

Normalerweise schränken Klassen unsere Spielweise mit ihren klaren Vorgaben und Grenzen ein, doch in Apex Legends werden trotz dieser Elemente verschiedene Spielstile erlaubt und im besten Falle sogar ergänzt. Wir mochten die Tank-Klasse von „Gibraltar", der eine Schutzblase verschießt, die einen undurchdringlichen Raum zwischen uns und den anderen Kämpfern schafft, und unsere Teamkameraden in Sicherheit bringen kann. Jede Klasse verfügt über drei einzigartige Merkmale - ein passives, ein vom Spieler aktiviertes und ein ultimatives Talent. Letzteres ist quasi die Trumpfkarte, die eine gefährliche Situation in einen Vorteil für das Team umwandelt, falls sie richtig genutzt wird. Diese Fähigkeiten variieren von sehr defensiver Spielweise bis hin zu präzisen und tödlichen Angriffen.

Die Karte in Apex Legends heißt Kings Canyon und ist traditionell gehalten. Es gibt offene Bereiche für Scharfschützenduelle auf große Entfernung, enge Schluchten für den Nahkampf und alles dazwischen. Eine schöne Ergänzung ist, dass an ausgewählten Stellen Seile zum Einhängen bereitstehen, die uns zwischen zwei Bereichen hin und her befördern. Dadurch wird es leicht, große Distanzen schnell zu überwinden - ideal, wenn man einen langen Weg zum Spielbereich vor sich hat und zum Beispiel die Zeit knapp wird.

Bei Apex Legends dreht sich alles ums Teamplay, denn da man nicht alleine spielen darf, ist man immer an andere Spieler gebunden. Wer effektiv spielen und gewinnen will, der kommt nicht drum herum, auf sein Team zu vertrauen. Das setzt Kommunikation voraus, was viele zufällige Online-Bekanntschaften häufig noch immer nicht nutzen (wollen). Hier hat Respawn eine schlaue Lösung gefunden, die das Erlebnis auch für diejenigen Spieler erleichtert, die sich dem Voice-Chat verweigern: Grundsätzlich kann alles, was wir betrachten (Waffen, Beutekästen, Feinde oder ein beliebiger Punkt in der Spielwelt) für die Teamkollegen markiert werden. Mit einem einfachen Knopfdruck können wir klarmachen, was wir tun möchten und unseren Kollegen steht es offen, ob sie die Meldung bestätigen oder einen Gegenvorschlag bringen. Natürlich ist die direkte Kommunikation immer noch besser, aber das ist eine sinnvolle Alternative.

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Eine weitere wichtige Funktion von Apex Legends betrifft die Zeit nach dem Spieltod. Erschießen wir einen Spieler, kann der zunächst noch von seinen Teammitgliedern gerettet werden, wenn die es schaffen sollten, dem Opfer innerhalb eines kurzen Zeitlimits wieder auf die Beine zu helfen. Gelingt das nicht oder kassiert die oder der am Boden Liegende weiteren Schaden, beginnt die Beobachter-Phase. Gelingt es einem verbleibenden Mitglied des Squads innerhalb von 90 Sekunden die Hundemarke des toten Körpers an sich zu nehmen und sie an einer der verschiedenen Wiederbelebungsstationen auf der Karte zu bringen, erhält der tote Soldat ein neues Leben und eine zweite Chance, um den Sieg zu kämpfen. Die bisher gefundene Ausrüstung ist zwar verloren, weshalb wir auf Almosen unseres Teams angewiesen sind und erneut plündern müssen, aber der Kampf geht weiter.

Apropos; die Beute ist der übliche Standardkram, der in der gesamten Spielwelt zu finden ist. Wer Titanfall kennt, wird schnell alte Favoriten erkennen. Ansonsten warten noch Waffenmodifikationen auf uns, die verschiedene Aspekte unserer Knarren anpassen, sowie Schutzausrüstung, lebenserhaltende Gegenstände und Granaten. Die Beute gibt es in verschiedenen Seltenheitsstufen und wer den besten Kram findet, der geht mit deutlichen Vorteilen in die Schlacht.

Was uns während unseres ersten Eindrucks von Apex Legends am meisten beeindruckt hat, ist der ausgewogene Zustand des Titels. Bei acht unterschiedlichen Klassen gibt es normalerweise immer jemanden, der etwas stärker ist, als alle anderen. Das Game ist selbstverständlich nicht perfekt, schließlich gibt es bei einem solch jungen Spiel noch keine Meta, doch Respawn hat Ahnung vom Balancing und wird entsprechend reagieren (können), wenn die Spieler Klassen und Taktiken erlernen und die Spielwelt auf kreative Art und Weise ausnutzen. Das Studio verspricht, dass mehr Legenden (Klassen) nach dem Launch hinzugefügt werden und dass es Seasons mit frischen Inhalten geben wird. Der Plan sieht zunächst vor, den Content alle drei Monate zu wechseln und in diesem Zuge den Battle Pass und neue Skins zu aktualisieren. Hierbei bestärkte Respawn mehrmals, dass sie mit der Community zusammen am Post-Launch-Support arbeiten wollen.

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Und wie sieht es nun mit den Mikrotransaktionen aus? Momentan scheint das keine große Sache zu sein, weil Apex Legends völlig kostenlos ist und alles, was für echtes Geld verfügbar ist, gleichzeitig durch das normale Spielen freigeschaltet werden kann. Welchen Einfluss dieses System im Endprodukt haben wird, das wollen wir aber erst einmal abwarten. Aktuell fühlt es sich nicht falsch an, aber solche Dinge lassen sich leicht zum Schlechteren wandeln. Bei jedem Levelaufstieg werden Spieler jedenfalls mit einem sogenannten "Apex Pack" (eine Beutekiste) belohnt, diese Teile lassen sich natürlich auch für Premiumwährung direkt dazukaufen. Respawn verspricht, dass man denselben Gegenstand nicht zweimal erhalten kann. Zudem wollen sie sich transparent zeigen und die Wahrscheinlichkeit, mit der ein jedes Item ausgewürfelt wird, offenlegen.

Obwohl das Battle-Royale-Genre noch relativ jung ist, dürfte der Einstieg in die Szene bereits sehr schwierig sein. Die etablierten Platzhirsche dominieren den Markt und die ganze Branche und deshalb stehen Respawn und EA vor einer enormen Herausforderung, wenn sie die Spieler für sich gewinnen wollen. Nach einem ganzen Tag mit Apex Legends sind wir allerdings überzeugt, dass das durchaus möglich sein kann. Das Studio hat große Geschicklichkeit in Sachen Spielbarkeit bewiesen und obwohl die erweiterten Bewegungsoptionen von Titanfall weggelassen wurden, fühlt es sich in Apex Legends unglaublich gut an, sich zu bewegen und zu schießen. Wir freuen uns jedenfalls darauf, in Zukunft noch tiefer in das Spiel eintauchen zu können. Letztendlich wird aber die Zeit zeigen, ob Apex Legends in der Battle-Royale-Szene seinen Platz findet.

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