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Iratus: Lord of the Dead

Iratus: Lord of the Dead

Das russische Studio Unfrozen stellt die verbotenen Künste der Nekromantie in einem taktischen Roguelike-Rollenspiel zur Schau.

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Als Fan von Dark-Fantasy-Fiction ist mir Iratus: Lord of the Dead bereits während der initialen Kickstarter-Kampagne Anfang 2018 aufgefallen. Der Titel imitiert das Hardcore-Gameplay von Darkest Dungeon, richtet den Scheinwerfer allerdings von den strahlenden Heldenfiguren auf die untoten Kreaturen der Unterwelt. Der titelgebende Iratus ist ein mächtiger Nekromant, der den Tod selbst gemeistert hat. Beim Versuch die Welt seinem Willen zu unterwerfen wurde er jedoch geschlagen und daraufhin in ein Gefängnis verbannt. Doch nach einer Ewigkeit gelingt es ihm schließlich, seinen Fesseln zu entkommen und die alten Pläne endlich zu vollenden.

Der initiale Vergleich mit Darkest Dungeon kommt nicht von ungefähr, da auch Iratus: Lord of the Dead einen starken Fokus auf rundenbasierte Kämpfe hat. Zudem greift das Roguelike des russischen Entwicklers Unfrozen auf das dynamische Squad-Kampfsystem von Red Hook Studios zurück, das die Positionierung der Truppen in verschiedenster Colour nutzt, um Angriffseffekte, Reichweite und Schaden(-sarten) zu bestimmen. Gekämpft wird grundsätzlich mit vier Einheiten, die wir aus etlichen Klassen auswählen.

Der taktische Anspruch macht sich zudem in der Fähigkeitenwahl bemerkbar. Statt stumpfer Zerstörungswut attackieren etliche Fertigkeiten die mentale Psyche unserer Feinde. Einige Angriffe haben kaum oder gar keine Auswirkung auf die physische Verfassung ihrer Ziele, sie dienen lediglich dazu, die Stressleiste eines Gegners zu zerlegen. In der Panik könnte ein Widersacher seinen Verstand verlieren und vom Schlachtfeld fliehen, Verbündete verletzen oder gar einen plötzlichen Herzstillstand erleiden. Solche Kniffe erlauben vielfältige Spielweisen, die bei entsprechender Spezialisierung sehr effektiv und befriedigend ausfallen.

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Als waschechter Nekromant greifen wir nicht nur auf Zaubersprüche aus alten Schriftrollen zurück, Alchemie spielt ebenfalls eine Rolle.

Ein weiterer Unterschied zu Darkest Dungeon besteht in der aktiven Rolle unseres Antihelden. Iratus steht zwar nicht an vorderster Front oder setzt gar seine eigene Haut aufs Spiel, er darf allerdings zu jedem beliebigen Zeitpunkt mit gesammelten Artefakten und Zaubern in die Schlacht eingreifen. Neben seinen Buffs und Schwächungszaubern spielen im Kampf zwei wichtige Ressourcen eine Rolle: das klassische Mana und etwas namens Zorn ("Ire"). Verschiedene Einheitenfähigkeiten greifen auf diesen Vorrat zurück, der sich zwischen den Gefechten teilweise regeneriert.

Iratus: Lord of the Dead bietet einen umfangreichen Hub-Bereich, der uns etliche Vorteile beschert. In diesem Friedhof werden frische Einheiten beschworen, verletzte Kreaturen versorgt oder für die Generierung von verschiedensten Boni abgestellt. Eigen ist Iratus: Lord of the Dead in der Hinsicht, dass uns bis zu vier Vierersquads an Einheiten zur Verfügung stehen. Mehrere Truppen parallel aufrüsten und verbessern zu können bietet etliche taktische Möglichkeiten - nicht nur, um uns nach einer verlorenen Schlacht wieder aufzupäppeln.

In den Lehren der Nekromantie hat das Leben ohnehin einen anderen Stellenwert, denn wir können mit Leichtigkeit neue, widerwärtige Kreaturen heraufbeschwören. Den Überresten unserer Feinde entnehmen wir unverletzte Organe und Körperteile, die zur "Rekrutierung" von neuem Kanonenfutter benötigt werden. Nicht länger benötigte Einheiten finden in unserem Friedhof eine neue Funktion, beispielsweise als Opfer zum Ausbau und Verbesserung von Gebäuden.

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Unsere erfahrensten Einheiten verdienen allerdings eine Honorierung ihrer Erfolge, da der Erfahrungsgewinn mit individuellen Werteverbesserungen und stärkeren Skills einhergeht. Ein unglücklich verlaufener Kampf kann uns deshalb zwar in einem kritischen Zustand zurückschlagen, und infolge dessen unendlich frustrierend sein, das Ende unseres Rachefeldzugs bedeutet das aber noch lange nicht.

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Auf einer zufällig generierten Weltkarte spielt sich ein Großteil des Spiels ab. Bei Start eines Spieldurchlaufs wählen wir den Umfang der Herausforderung, der wir uns stellen möchten, und wie viele Kerkerflure auf uns warten sollen. Ein Dungeon bietet zahlreiche Herausforderungen, unser oberstes Ziel ist es natürlich zum Ausgang zu gelangen. Dabei stehen uns in der Regel mehrere Wege zur Verfügung und wir dürfen Pfade wählen, die weniger Gefahren bereithalten. Unterwegs greift sporadisch ein altmodisches Quest-System, das uns in unscheinbarer Text-Adventure-Manier in neue Abenteuer verwickelt. Alle Ereignisse sind direkt zu Beginn unseres Abenteuers einsehbar, damit wir entsprechend vorausplanen können.

Das Design von Iratus: Lord of the Dead orientiert sich an den vielfältigen Darstellungen der Unterwelt. Der mächtige Nekromant ist ein aschfahler Bösewicht, unter unseren Untergebenen versammeln sich unterschiedliche Monster, Zauberer und düstere Ritter. Ebenso klassisch sieht es auf Seite der Helden aus: Dort finden wir all den Fantasy-Abschaum, den man zur Wache in ein Verlies tief unter der Erde (ver-)stecken würde. Das ist vielleicht nicht kreativ, aber es passt zum Spiel und ist stilsicher. Zudem machen die Kampfeffekte einen guten Eindruck und das ist ja etwas, das deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Im Sommer soll Iratus: Lord of the Dead ins Early-Access-Programm zu Steam wechseln, in den darauffolgenden Monaten will Entwickler Unfrozen das Spiel mit dem Live-Feedback fertigstellen. Das komplexe RPG-Gameplay befeuert Grind-Liebhaber und das eigenwillige Untoten-Thema spricht seine eigene Zielgruppe an. Leider vergibt Iratus: Lord of the Dead unserer Meinung nach viele Punkte in Sachen Präsentation, jedenfalls hat das Red Hooked Studios schon vor ein paar Jahren in vielerlei Hinsicht besser hinbekommen. Zudem arbeiten die bereits an einem zweiten Teil, weshalb sich die Russen in den kommenden Monaten noch ausgiebig mit ihrem neuen Spiel beschäftigen werden müssen.

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VORSCHAU. Von Stefan Briesenick

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