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Fallout 76

Fallout 76

Wir haben in den USA endlich ausgiebig selbst das Wasteland in Fallout 76 erkunden dürfen. Sieht also atombombengut aus, aber es gibt auch Probleme.

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Als Bethesda Fallout 76 ankündigte, ist die Menge durchgedreht. Was ist Fallout 76? Ein einfaches Sequel? Ein Spin-Off wie Fallout: New Vegas? Ein MMO wie The Elder Scrolls Online? Fragen über Fragen. Wir waren nach Virginia in den USA ins Greenbrier Hotel zu einem Fallout 76-Event eingeladen und möchten euch von unseren Erkenntnissen und unseren eineinhalb Stunden Spielzeit berichten (geplant waren drei Stunden, aber es gab technische Probleme an unserer Spielstation). Was also ist Fallout 76?

Fallout ist eine dieser großen marken, die schon einige Veränderungen hinter sich hat. Fallout begann in den Neunzigern mit dem von Interplay entwickelten taktischem Rollenspiel aus der Top-Down Perspektive mit rundenbasierten Kämpfen in einer offenen Spielwelt. Später gab es die Rollenspiele, in denen Konsequenzen im Mittelpunkt standen, eben Fallout: New Vegas und Fallout 3. Und dann das große Action-Shooter Rollenspiel Fallout 4.

Mit Fallout 76 geht Bethesda mehr Risiken ein, als je zuvor und versucht, Fans von Multiplayer-Titeln und MMOs mit den klassischen Fallout-Fans in einem Spiel zusammenzubringen. Das allerdings muss einige Kompromisse eingehen. Kompromisse, die keiner der Spielergruppen gefallen werden und trotzdem einiges an Potential beinhalten.

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Die größte Veränderung ist sicher die Vorgabe, immer online sein zu müssen. Fallout 76 schickt uns gemeinsam mit 23 anderen Spielern in die nukleare Ödnis der Bergwelt von West Virginia. Diese Spieler können das Spiel auch als Solo-Spieler erleben, aber die Spielerfahrung scheint im Vergleich zum gemeinsamen Spielen stark zu verblassen. Multiplayer - egal ob PvP oder Koop - steht im Mittelpunkt.

Und auch wenn sich auf der riesigen Karte (sie soll viermal größer sein, als die nicht kleine Karte aus Fallout 4) so einige Missionen finden lassen, wurden sie für einen flüssigen Multiplayer doch ein wenig zusammengestrichen. Es wird keine NPC geben abgesehen von einigen Robotern. Das bedeutet: Keine aufregenden Quest-Geber oder Dialoge mit verrückten Charakteren. Die Missionen stammen allein von gefundenen Holotapes und Notizen, die wir im Wasteland finden oder aus Gesprächen mit Robotern oder starten von Rechnern aus, deren Dateien wir durchforsten. Natürlich können wir immer noch reichlich versuchtes Viehzeug abballern.

Wenn ihr nach spaßigem Koop sucht, seid ihr gerade bei den Haupt-Missionen genau richtig, die ein gewisses MMO-Gefühl verbreiten und in denen wir häufig Positionen halten müssen. Die vom Anführer des Teams gewählte Quest wird mit einem Stern auf der Karte angezeigt. Wir müssen aber die Quest auch aufnehmen und selbst die Missions-Checkpoints durchlaufen - ihr könnt euch also nicht auf euren Anführer verlassen, um schnell Erfahrungspunkte zu sammeln. Wenn ihr den Näherungschat von Fallout 76 benutzt, könnt ihr natürlich mit eurem Squad Informationen austauschen oder euch gegenseitig mit Emotes nerven. Da es keine NPC gibt, werdet ihr auch keine Händler treffen. Dafür dürft ihr nach Herzenslust mit anderen Spielern handeln und so vielleicht das ein oder andere Schnäppchen machen.

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PvP ist natürlich auch ein wichtiger Bestandteil von Fallout 76 (keine Sorge, es gibt immer Möglichkeiten, Konflikten mit anderen Spielern aus dem Weg zu gehen). Im Team könnt ihr euch nicht gegenseitig verletzen. Wenn ihr einen anderen Spieler anschießt und das Feuer erwidert wird, könnt ihr bis zum Tode weiterkämpfen und das ohne weitere Konsequenzen. Wenn das V.A.T.S.-System eure bevorzugte Kampfmethode sein sollte, kommen ein paar Veränderungen auf euch zu, denn den Kampf für ein paar Sekunden stoppen zu können, wäre ein unfairer Vorteil. Der kleine Helfer verlangsamt jetzt die Zeit für uns und lässt uns bestimmte Körperteil ins Visier nehmen, wenn wir eine der coolen Perk-Karten ausgerüstet haben, die mit dem Kampfsystem verknüpft sind. Ansonsten ist das im Duell alles in Echtzeit. Der Gegner ist also vielleicht ohne V.A.T.S. viel schneller.

Angenommen, wir verpassen einem einsamen Wastelander ein paar Kugeln, um ein bisschen PvP-Action in Gang zu bringen, ohne das unser Gegner an einem Kampf um Leben und Tod interessiert ist. Also zunächst einmal können wir anderen Spieler nahezu keinen Schaden zufügen, solange wir uns nicht gegenseitig treffen und das Duell einleiten. Solltet ihr dennoch penetrant genug bleiben und einen unschuldigen Spieler töten, werdet ihr als Mörder gebrandmarkt und als rote Markierung auf der Karte angezeigt, während ihr die Positionen der anderen Spieler auf der Karte nicht länger sehen könnt. Das bedeutet, ihr könnt von anderen Spielern ohne Konsequenzen für ein Kopfgeld getötet werden - sogar von euren Teamkameraden.

Ihr wollt mit euren Kumpels außerhalb einer Party Amok laufen? Nun, es wird keine Serverlisten geben - das könnte also schwierig werden. Einen Unschuldigen zu töten schickt euch immer die restlichen 23 Spieler auf den Hals. Also lasst es vielleicht besser. Neben der ganzen „alltäglichen" PvP-Action gibt es die Möglichkeit, andere Spieler und deren Basis mit Atombomben anzugreifen. Dazu kam es in der Spielsession aber nicht, obwohl wir am Ende kollektiv von der Karte gebombt wurden. Aber es wurde uns versichert, dass dies kein gewöhnliches Ereignis sei. Die Spieler müssen erst die Bombe finden und dann die Codes einsammeln, um die Rakete zu starten.

Aber zunächst einmal mehr zu den grundsätzlichen Spielmechaniken. Wie schon in Fallout 4 steht das Crafting auch in Fallout 76 im Mittelpunkt. Das Bauen von Waffen und das Upgrade-Feature kehren zurück und geben den Spielern ein Vielzahl von Möglichkeiten an die Hand, ihr Waffenarsenal, die Waffenaufsätze und ihre Rüstung anzupassen. Das Aussehen der Ausrüstung zu ändern ist nicht in den Workshops möglich, zumindest nicht ohne die kosmetischen Gegenstände vorher in Herausforderungen freigeschaltet zu haben oder mit der Spielwährung „Atoms" zu kaufen (ja, es wird genau dafür Mikrotransaktionen geben).

Unseren Charakter können wir jederzeit über ein Menü verändern, wenn uns danach sein sollte. Jedes Ausrüstungsteil verrottet mit der Zeit und muss an den entsprechenden Werkbänken in Schuss gehalten werden. Ihr sollte also besser jedes bisschen Schrott einsammeln, das ihr finden könnt und schnell auseinanderbauen, um nicht mit Weckern und Lampen überladen zu sein, denn die einzelnen Komponenten wiegen wesentlich weniger. Das Crafting kommt auch bei der Munition zum Einsatz. Und Dank des neuen C.A.M.P.-Systems könnt ihr jederzeit eure Waffen mit Munition versorgen. C.A.M.P. ist unsere tragbare Siedlung, in der ihr Arbeitsstationen, Betten und eine Kochstation bauen könnt. Gerade die Kochstelle ist wichtig, denn das Survival-Element wird eine wichtige Rolle spielen und ihr werdet in Virginia ohne sauberes Wasser und Nahrung nicht lange überleben.

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Das C.A.M.P. ist gleichzeitig eine Schnellreise-Station und gehört zu den drei, die ihr kostenlos nutzen könnt (die anderen zwei sind Vault 76 und die Aufenthaltsorte eurer Teamkameraden). Entdeckte Orte können auch zur Schnellreise genutzt werden, aber die Reise kostet einige Caps, abhängig von der Entfernung.

Beim Levelsystem von Fallout 76 stehen Perks und S.P.E.C.I.A.L-Werte immer noch im Mittelpunkt. Aber das Perk-System wurde komplett überarbeitet. Frühe Entscheidungen der Spieler haben keine Konsequenzen, denn es gibt Perk-Karten anstatt eines riesigen Skill-Trees. Es kann eine Karte in irgendeiner Kategorie ausgewählt werden, wenn wir einen Punkt in der S.P.E.C.I.A.L.-Kategorie vergeben und wir erhalten für jeden Levelaufstieg ein Päckchen mit Karten. In den Päckchen finden sich drei normale zufällige Perks und eine Gold-Karte - quasi eine schickere, animierte Version zum Sammeln.

Die unterschiedlichen Landschafen sorgen für eine interessante Karte. Ich hatte riesigen Spaß, nach dem Greenbrier Hotel im Spiel zu suchen und mit dem tatsächlichen Hotel zu vergleichen. Und die Ähnlichkeiten waren verblüffend.

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Wir müssen allerdings auch über ein paar Dinge reden, die ein echtes Problem darstellen. Denn auch wenn das Setting und das Design der Welt perfekt sind, kam es doch zu einigen Leistungseinbrüchen. Die Framerate auf der Xbox One X war absolut schrecklich - so schlecht, dass ich tatsächlich die Konsole neu starten musste, um das Problem zu beheben. Ich war mit diesem Problem nicht alleine. Das muss behoben werden und zwar schnell, wenn der Release eingehalten werden soll.

Und nochmal zurück zur Frage, was Fallout 76 eigentlich ist? Nun ja, nachdem was wir gezeigt bekommen haben, ist es ein Multiplayertitel mit einigen Singleplayer-Elementen, der am besten mit ein paar Freunden gespielt wird. PvP macht viel Spaß, wenn man auf das richtige Team trifft und das System gegen die typischen Griefer scheint zu funktionieren. Das veränderte Levelsystem ist interessant und sorgt für viele Freiheiten - das Gleiche gilt auch für die Charakteranpassung.

Die Leistungsprobleme allerdings machen uns wirklich Sorgen. Klar, das Spiel ist noch nicht erschienen, das heißt, die Schwierigkeiten können noch behoben werden. Hoffen wir, dass das klappt. Fallout 76 hat ohne Frage großes Potenzial - und zwar für Spieler, die gerne solo in Virginia unterwegs sein möchten ebenso wie für alle, die gerne gegeneinander im PvP antreten.

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