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DMC Devil May Cry

DMC Devil May Cry

Das Problem mit Ehen heutzutage ist, dass einige sie für selbstverständlich halten. Entweder eine Person macht die ganze Arbeit oder es gibt kein ernsthaftes Engagement auf beiden Seiten, die Dinge zusammenzuhalten. Capcom weiß mehr über dieses Thema als die meisten anderen Entwickler. Die Scheidungsliste ist lang. Das Auslagern von Projekten klang wie ein verlockender Vorschlag, der aber zu mehr erbitterten Trennungen führte, als allen Beteiligten lieb war.

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Sorgen waren also angebracht, als DMC Devil May Cry angekündigt wurde - auch wenn das trotzdem kein Grund ist, gegen Ninja Theory oder Capcom zu schießen. Sicher hat uns die Erfahrung vorsichtig gemacht, was für einen Sprößling die beiden da in die Welt setzen. Doch die Entwickler haben auch das Potenzial in den Fähigkeiten des jeweils anderen erkannt. Und was wir heute im Studio in Cambridge sehen und spielen, beweist ganz klar, dass hier zwei Partner gewillt sind, das Beste aus ihrer Beziehung rauszuholen.

Ninja Theory nimmt sich zunächst Zeit, um uns genau zu erklären, was sie mit der Generalüberholung von Dante erreichen wollen. Wir hingegen brauchen drei Stunden, um zu verstehen, wie gründlich Capcom geschuftet hat, um den ausschweifenden Kämpfen der Devil May Cry-Serie treu zu bleiben.

Das britische Studio hat Dante neu erdacht und mit einem westlichen Stil versehen, statt dem östlichen Einfluss zu folgen. Das heißt James Dean im Stil von Punkrock. Rebellisch und cool. Tyler Durden aus Fight Club mit einer leicht großkotzigen Art. Der filmische Kontext ist dem Team wichtig. Es geht um zeitgemäße Coolness. Die Hintergrundgeschichte präsentiert sich im Graffiti-Stil, anstatt wie bisher in dieser biblisch anmutenden Art.

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Insgesamt ist der neue Charakter ernster und ruhiger. Er ist frech, aber nicht aggressiv.

Beim Ansehen der Zwischensequenzen wird deutlich, dass es sich bei dem neuen Dante um einen anderen Charakter handelt als jenen, den wir aus den bisherigen Videos kennen. Kreativchef Tameem Antoniades stimmt uns zu. Die kurzen Teaser hätten nicht alle Seiten von Dantes Persönlichkeit beleuchtet, gesteht er. Der Schimpfwort-Wettstreit zwischen Dante und dem Sukkubus in der Gamescom-Demo ist also eher die Ausnahme. Insgesamt ist der neue Charakter ernster und ruhiger. Er ist frech, aber nicht aggressiv.

Ähnlich wie 343 Industries bei Halo 4 hat Ninja Theory DMC Devil May Cry ein paar sehr beeindruckende Zwischensequenzen spendiert. Fantastisches Motion-Capturing und tolle Skripte machen diese Szenen zu echten Sahnestückchen. Auch Dantes Bruder Virgil treffen wir darin. Virgil ist besonders amüsant. Seine herzliche, wenn auch zurückhaltende Art macht es einfach, ihn zu mögen. Und das gestaltet die bevorstehende Konfrontation umso spannender.

Aber das Studio wird auch dem wahnwitzigen Stil der Serie gerecht. In einem Zeitlupenballett sehen wir Dante durch einen Wohnwagen fliegen, während alles um ihn herum auf ihn niederhagelt - inklusive einem strategisch gut platziertem Pizzastück, wegen dem es lautes Gelächter gibt.

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Wegen des Kampfsystems gab es schlaflose Nächte, aber zum Glück ist überall Capcoms Handschrift erkennbar.

Überraschenderweise verschwendet das Spiel nur wenig Zeit damit, uns schnell die volle Bandbreite an Bewegungen und Waffen zur Verfügung zu stellen. Unser Rebellion-Schwert verwandelt sich alsbald in die Arbiter-Dämonenaxt und dann weiter zur himmlischen Osiris-Sense. All das passiert, während wir unsere Gegner mit den feurigen Eryx-Handschuhen zu Klump hauen. Die Zwillingspistolen Ebony & Ivory bilden wie üblich die Basis unseres Waffenarsenals und wir haben die Möglichkeit, unsere Wummen aufzurüsten, um lange Kampf-Kombinationen zu bilden.

Wegen des Kampfsystems gab es schlaflose Nächte, aber zum Glück ist überall Capcoms Handschrift erkennbar. DMC-Produzent Motohide Eshiro erklärt uns, dass die Macher der Serie enormen Druck auf sie ausgeübt haben. Sie wollten sicherstellen, dass das Kampfsystem zur absoluten Zufriedenheit funktioniert. Es ist schnell, präzise und fühlt sich besser an als in Devil May Cry 4, ohne so hektisch zu sein wie in Devil May Cry 3: Dante's Awakening.

Das Ausweichen in letzter Sekunde gewährt uns kraftvollere Angriffe. Bei Attacken aus der Luft springen wir schnell zwischen einzelnen Gegnern hin und her. Mit der Osiris-Sense starten wir Rotations-Angriffe, um Feinde noch in der Luft zu zerschnipseln, während wir sie mit der Arbiter-Axt in den Boden stampfen. Beide Waffen haben alternative Ketten-Angriffe, mit denen wir Gegner zu uns oder uns zum Feind ziehen können.

All das ist am Start, bevor wir überhaupt angefangen haben, neue Moves freizuschalten. Die Kombinationsmöglichkeiten jeder Waffe gehen jedenfalls in den zweistelligen Bereich. Wenn uns eine Kombo nicht gefällt, können wir sie jederzeit wieder gegen eine andere einzutauschen. In diesen ersten Spielstunden geben wir uns ganz dem Kampfsystem hin - mit seinen vielen Variationen und Kombinationen. Wie ein Martial Arts-Regisseur legen wir im Kopf bereits eine Liste von Kombinationen für unseren nächsten Kampf an.

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Die Kämpfe sind nicht nur gegen die großen Typen immer starker Tobak.

Die Spezial-Fähigkeiten unserer Waffen wirken nur bei farblich gekennzeichneten Gegnern, was uns zum aktiven Gebrauch des gesamten Waffenarsenals animiert. Sense und Axt werden über die Tasten aktiviert, die Eryx-Handschuhe finden sich auf dem Steuerkreuz. Überall im Spiel finden sich zudem versteckte Gebiete, geheime Missionen und seltenen Gegenstände, die wir mit den entsprechenden Waffen erreichen können.

Bei Ninja Theorys früheren Arbeiten an Enslaved: Odyssey to the West lag der Fokus auf einem vereinfachten und brutalen Kampfsystem mit wenigen und leicht zu besiegenden Gegnern. Das passte gut zum Spielhelden Monkey, passt aber nicht zu Dante. Schnell wird klar: Jeder Fehler wird bestraft. Die Kämpfe in DMC Devil May Cry sind jedenfalls starker Tobak.

Kreativchef Tameem erzählt uns viele interessante Dinge über Dantes Motivation, die Schauplätze im Spiel und die Spielmechanik. Die Wände beispielsweise, die seit dem ersten Spiel bei einem Kampf auftauchen, sind Teil der feindseligen Stadt, die versucht, Dante zu töten. Er erläutert die Inspirationen des Spiels: Gebäude, die sich aufspalten, wie in dem Film Inception oder wachsen wie Viren. Es ist die Vorstellung einer lebendigen Stadt, die versucht, einen fremden Agenten zu töten. Dante kann auch in den Limbus fallen, eine hässliche von Dämonen besiedelte Welt, aus der er sich erst wieder freikämpfen muss.

Die doppelte Identität der Stadt spielt ebenfalls eine Rolle. Wenn Dante versucht, die Bewohner vor einem Dämonen-Overlord zu schützen, bestehen die Level weniger aus Feuer und Schwefel, sondern eher aus Soda-Drinks und sensationswütigen Nachrichten-Reportern. Es ist eine lineare Geschichte, die aber offensichtlich nicht als solche enden wird. Die Vertrautheit mit der Serie zieht uns an, aber wir haben keine Ahnung, wohin genau Ninja Theorie uns führt. Wer hätte gedacht, dass wir einmal ein DMC-Spiel wegen seiner Handlung loben würden?

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6
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KRITIK. Von Martin Eiser

Neustarts sind ziemlich beliebt in letzter Zeit. Oder zumindest das große PR-Getöse darum im Vorfeld. Auch Devil May Cry wird ein neuer Anstrich verpasst und Capcom legt die Serie erstmals in fremde Hände. Ninja Theorie schenkt Dante eine neue Frisur und einen neuen Stil.



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