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Test Drive Unlimited 2

Test Drive Unlimited 2

Test Drive Unlimited 2 biegt auf die Zielgerade ein. Zwei Inseln, Ibiza und Hawaii, 3200 Kilometer Straße - und wir haben gemeinsam mit einem Haufen Kollegen aus aller Welt den Multiplayer angespielt. Und eigentlich haben wir damit auch das Spiel insgesamt erfahren, denn ohne Onlineanbindung ist es ein zahnloser Tiger, weil es eine möglichst umfangreiche, tief gehende Onlineerfahrung bieten will. Test Drive Unlimited 2 will das einzige echte Onlinerollenrennspiel sein. Die Leute beim Entwickler Eden Studios selbst nennen es MOOR, ein Massive Open Online Racinggame.

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Das wirft gleich die erste Frage auf: Wer braucht ein Rennspiel, dass gleichzeitig ein Rollenspiel sein will? Das Intro jedenfalls verspricht nach oberflächlicher Analyse zunächst mal eine Mischung aus der gescheiterten PC-Kunstwelt Second Life, deren sinnlosem PS3-Gegenstück Playstation Home und einem Arcade-Rennspiel. Mit einem eigenen Avatar kann man sich in absurd abgestylte Yuppie-Lofts einmieten, um diese geschmacklos teuer zu dekorieren. Für den Avatar stehen Bekleidungsgeschäfte auf der Insel zur Verfügung, um ihn mit Markenklamotten diverser Werbepartner zu verunstalten. Folgerichtig gibt's auch eine Schönheitsklinik - und immer dran denken: ein Rennspiel ist da irgendwo auch noch.

Den eigenen Charakter wählt man sich aus der tanzenden Menge einer geträumten Dachterrassenparty aus, die das Intro zur Einzelspieler-Geschichte bietet. Als mittelloser Parkhausangestellter entführen wir den Ferrari California des reichen Töchterchens Tess Wintory, die uns als Dank als Rennfahrer anstellt. Gestartet wird natürlich nicht im Ferrari, sondern in einem von drei Mittelklasse-Rennwagen. Der Lancia Delta HF Integrale ist hübsch, also schnell gekauft, die Story vernachlässigt und rein ins Onlinevergnügen. Um 19 Uhr ist ein Treffen an der C4-Fahrschule vereinbart. Um kurz vor Sieben sind auch schon einige Journalisten da, man erkennt sie an ihren Gamertags.

Wir alle fahren etwas orientierungslos umher und warten darauf, das etwas passiert. Nach knapp fünfzehn Minuten hat dann auch der letzte begriffen, dass wir uns nicht etwa vor der Fahrschule treffen, sondern innen drinnen. Nun stehen also ein paar Journalisten und ein paar Eden-Mitarbeiter in einer Fahrschule, die aussieht wie ein Fifties-Dinner und eine Bar hat, auf deren Tresen ein einzelner Drink steht. Wir interagieren miteinander, indem wir eine von acht komischen Avatargesten machen und danach gucke ich mir fünf Minuten lang den Drink an, während ich darauf warte, dass es losgeht. Wie im echten Leben.

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EIngeparkt an der Fahrschule. Ein schneller Knopdfruck beamt uns in hinein.
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Endlich blinkt eine pinkfarbene Einladung eines Eden-Mitarbeiter. Wir spielen Koop-Herausforderungen. Bei Follow the Leader müssen alle Mitspieler gemeinsam einen Weg finden und die Route möglichst schnell absolvieren. Allein der automatisch gewählte Reiseführer sieht den nächsten Checkpoint. Ist der erreicht, wechselt der Führer. Es müssen alle also möglichst gleichmäßig schnell fahren und miteinander kommunizieren. Wohl dem, der Mitspieler zugelost bekommt, die ein Headset tragen. Meine haben keins, also fahren wir alle mehr oder minder orientierungslos durch die Gegend, schaffen es aber trotzdem ins Ziel.

Keep your distance ist eine Variation dieser Idee, wo die Mitspieler während des Rennens eine bestimmte Distanz zwischeneinander einhalten müssen. Nur dann rasselt es Punkte. Im Chase-Modus müssen wir als Outlaw vor der Polizei flüchten oder als Gesetzeshüter die Outlaws kassieren - ein Need for Speed: Hot Pursuit in ziemlich reduzierter Form. Dazu gibt's drei verschiedene Multiplayer-Herausforderungen: normale Rennen und die interessanteren Speed- und Speedtrap-Rennen. Bei den Speed-Rennen muss eine bestimmte Zeit schneller als eine bestimmte Geschwindigkeit gefahren werden und dabei darf die Strecke nicht verlassen werden. Je schneller man fährt, desto mehr Punkt gibt's und am Ende wird abgerechnet. Bei Speedtrap-Rennen müssen wir mehrere Radarfallen möglichst schnell durchfahren und am Ende den höchsten Schnitt haben. Nett gemacht.

Ich lasse die Jungs trotzdem alleine, ignoriere die nächste Einladung und verfolge meinen finnischen Gamereactor-Kollegen. Irgendwo mitten in der Botanik hab' ich ihn und drücke Instant-Herausforderung. Er akzeptiert. Das ist super gemacht, dieser direkte Einstieg in ein Onlinerennen - überall und jederzeit auf der Insel mit jedem vorbeifahrenden Mitspieler. Gefahren wird um Geld, der Betrag kann individuell vor dem Rennen verhandelt werden. Das Rennen startet exakt an jener Stelle, wo man den Instant-Herausforderungs-Knopf gedrückt hat. Jeder Meter der Insel, ob auf den Straßen oder neben ihnen, wird so zur Rennstrecke. Das ist echte Abwechslung.

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Innen sieht's aus wie in einem Diner. Die anderen Avatare könne wir mit einigen Gesten begrüßen.
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Die Wartezeit bis zum Spielstart wird in einer interaktiven Lobby verbracht. Dabei läuft man mit dem Avatar an der Startlinie herum, kann in die Wagen der anderen Mitspieler einsteigen, sie starten, den Motorensound genießen und dabei ein paar Statistiken vergleichen. Knapp vier Minuten dauert das Rennen über eine zufällig gewählte Strecke, die uns über Schotterpisten und durch ein kleines spanisches Dorf führt. Schick gemacht, aber das ich das Rennen mit einer hemmungslos illegal abgekürzten Kurve durch einen kleinen Tannenhain gewinne, ist schon ziemlich unfair. Zu hemmungslose Ausflüge in die Botanik enden allerdings auch gerne mal parallel zu Naturmauern oder Zäunen. Da hilft dann nur umdrehen - und Zeitstrafen gibt's dafür häufig auch noch.

Das Fahrverhalten der Autos ist leider insgesamt nur mäßig, wenn auch viel besser als im Vorgänger. Es ist weiterhin alles auf Einfachheit und Zugänglichkeit zugeschnitten, auch wenn man zwischen Arcade- und Simulationseinstellungen wählen darf. Die Autos zicken allerdings nicht groß rum, brechen kaum aus und fahren sich nicht spürbar unterschiedlich. Bei Regen wird ihr Handling etwas schwammiger, ebenso abseits der Strecken bei den Offroadrennen. Fans von Rennspielen könnte das trotz Unterstützung von Lenkrädern zu wenig sein - und Rollenspielfans werden über die RPG-Elemente eher milde lächeln als begeistert zu sein. Beides zu vereinen, das ist nach wie vor eine lustige Idee, die aber nicht so richtig zünden will... auch wenn das alte Test Drive Unlimited natürlich eine treue Fangemeinde hat, die den Nachfolger vermutlich inhalieren wird.

Ich spiele alleine weiter - auch wenn ich natürlich nach wie vor in meiner Instanz mit einem Haufen Spieler online bin. Der Einzelspielermodus wird durch Fahrschulen vorangetrieben, die wir besuchen müssen, um neue Herausforderungen, Duelle und Wettbewerbe freizuschalten. Sinnvoll, aber um die Einzelspielererfahrung geht es ja eigentlich nicht. Am Straßenrand finde ich ein geschrottetes Auto, einen goldgelben VW Käfer, für dessen Entdeckung es einige Discovery-Erfahrungspunkte gibt.

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Fünf verschiedene Perspektiven bietet das Spiel, die Cockpitinnenansicht ist die überzeugenste.

Mit dem eigenen Avatar können 60 Levelstufen in vier Kategorien erklommen werden, dazu müssen in bestimmten Bereichen Aufgaben erfüllt werden. Die Details sind: Competition (Fahrschule, Wettbewerbe, Cups, Duelle, Multiplayer-Herausforderungen und Sofort-Herausforderungen mit jederman), Discovery (Straßen abfahren, Events, Suche von Autowracks, Photoaufgaben), Collection (Autos sammeln, Immobilien und Möbel, Klamotten, Haarschnitte, Schönheits-OPs und Sticker-Shop) und Social (Freunde, Clubs, Chase-Modus, Koop-Herausforderungen und Community Racing-Center). Es ist also reichlich zu tun im Off, um sich von der mäßigen Rennspielerfahrung abzulenken. Über 650 kleinen und große Herausforderungen versprechen die Entwickler.

Die Eden Studios versprechen auch eine echte Social-Gaming-Erfahrung, die auch durch den Avatar getragen werden soll. Was leider gleich zu Beginn nervt, ist das die Blickrichtung meines Avatars nicht invertiert werden kann. Das geht in jedem drittklassigen Egoshooter, warum nicht hier? Auch dass ich durch meine neue Freundin Tess Wintory einfach hindurchlaufen kann, als sie mir den Ferrari California präsentiert, ist ein nachlässiger Fehler.

Ein bisschen dumm ist auch, dass die ganzen coolen Locations nur zu einem kleinen Teil begehbar sind. Im Luxus-Loft in den Pool springen, geht nicht. Die zweite Etage des Foto-Studios erkunden, geht nicht. Das Sonnendeck der Yacht genießen, geht nicht. Klar, darum geht‘s nicht, aber man erwartet es einfach mittlerweile, eine als offene Welt verkaufte Welt so erleben zu können. Zudem ist es merkwürdig und verwirrend, dass man nicht mit dem Avatar an jeder beliebigen Stelle im Spiel zum Erkunden aussteigen kann.

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Die Onlinelobby ist ein interaktiver Ladebildschirm, wo Statistiken über die Wagen aller Teilnehmer abrufbar sind.

Schön ist es dafür, in den Garagen der Immobilien und bei den Autohändler herumzustromern. Die Wagen sind dort deutlich hübscher anzuschauen als später bei den Rennen. Die Yacht etwa hat im Heck eine Unterwassergarage, in der die Astons und Ferraris besonders gut zur Geltung kommen. Wer die Yacht verlässt, fährt aus ihrem Heck zurück auf die Insel.

Neu sind dort Tag- und Nachtwechsel, Wettereffekte sowie ein kosmetisches Schadensmodell. Die Insel sind riesig. Ibiza hat zwei Zonen, Hawaii vier, darauf verteilen sich 3200 Kilometer Straßen, 900 davon Offroad - das ist fast doppelt so viel wie bei Vorgänger. Maximal acht Spieler pro Rennen sind erlaubt, maximal 32 können sich gleichzeitig in einer Location tummeln. Die Straßen sind fast immer ein bisschen zu pixelig, besonders in der Weitsicht. Die Umgebungen wirken zwar zuerst sehr variantenreich, wiederholen sich aber dann doch relativ schnell. Da helfen auch gelegentliche Highlights wie die digitalisierte Version vom Pacha Club auf Ibiza nicht. Die PC-Version ist den Konsolenversionen optisch leicht überlegen, was aber kaum überrascht.

Wer im Test Drive-Universum Autos, Immobilien oder Klamotten kaufen will, der braucht Geld. Das kriegt man natürlich als Belohnung für erfolgreich absolvierte Herausforderungen, aber auch im Vorbeifahren. Dem Gegenverkehr ausweichen, Sprünge machen oder durch Kurven driften - all das wird registriert und ab einem gewissen Status mit Geldbonus belohnt, der per Knopfdruck aufs Bankkonto geholt wird.

Clubs spielen eine große Rolle, um Erfahrungspunkte für die Social-Herausforderungen zu kassieren. Die Clubs sind in eigenen Immobilien untergebracht. Dort können Challenges gestartet werden, das Ranking gegen andere Clubs kontrolliert werden und Statistikfanatiker werden auch glücklich gemacht: bester Clubfahrer, Lieblingsautomarke des Clubs und so weiter. Clubs haben vier Mitgliederstatusstufen (Raw Recruit, Member, Executive, President) und die können analog dazu bestimmte Dinge im Club oder nicht, wie etwa die Clubautos ausleihen, Mitglieder rauswerfen oder die Clubinfos verändern.

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