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Uncharted: The Lost Legacy

Uncharted: The Lost Legacy

Die Frauen übernehmen das Ruder in Naughty Dog's neuestem Abenteuer, doch hat Nathan Drake wirklich schon ausgedient?

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Im Zuge der Playstation Experience im vergangenen Dezember kündigte Entwicklerstudio Naughty Dog erstmalig ein Standalone-DLC für Uncharted an - The Lost Legacy. Schnell hatte das Team so viele Ideen beisammen, sodass wir im August einen vollgepackten, eigenständigen Ableger der Serie erhalten. Erstmals spielen wir nicht als Nathan Drake, sondern schlüpfen stattdessen in die Rolle von Chloe Frazer, einer alten Bekannten.

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Uncharted: The Lost LegacyUncharted: The Lost Legacy

Viel wissen wir eigentlich nicht über Chloe, außer dass sie sich noch vor dem ersten Teil der Serie in einer kurzweiligen Beziehung mit Nathan befand und mit seinem Scharfsinn und archäologischem Wissen locker mithalten kann. Mit ihren Auftritten in Uncharted 2: Among Thieves und Uncharted 3: Drake's Deception gewann die taffe Schatzjägerin viele Fans und deshalb war die Frage, welche Geschichte Naughty Dog als Nächstes erzählen wollte, laut Creative Director Shaun Escayg auch keine allzu schwierige Entscheidung. Nun tritt die Kämpfernatur aus den Schatten ihres verflossenen Liebhabers hervor und öffnet mit Uncharted: The Lost Legacy ihr eigenes, neues Kapitel im Uncharted-Universum. An ihrer Seite befindet sich Nadine Ross die wir in Uncharted 4: A Thief's End als Anführerin der paramilitärischen Organisation Shoreline kennenlernten. Nachdem sich Shoreline auflöste, beschreitet sie ihren Lebensunterhalt als Söldnerin und schloss sich Chloe auf ihrer Reise nach dem Artefakt an.

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Die Geschichte von Lost Legacy knüpft etwa sechs bis zwölf Monate nach den Ereignissen von A Thief's End an. Dieses Mal zieht es uns in die Berge Indiens, in denen wir nach einem sagenumwobenen Artefakt suchen: Ganeshas Stoßzahn. Doch wie immer sind wir nicht die Einzigen, die hinter dem Schatz her sind und so müssen wir uns im Laufe der Reise gegen heftigen Widerstand zur Wehr setzen. Geleitet wird die feindliche Operation von einem machtbesessenen Anführer, der den Stoßzahn für seine eigenen Zwecke beanspruchen will.

Und auch wenn wir zusammen mit Chloe und Nadine dieses neue Kapitel schreiben, so bleibt die beliebte Uncharted-Formel trotzdem erhalten, denn die Atmosphäre des Spiels und das Gameplay bleiben dem Franchise treu. In meiner einstündigen Spielzeit verschleppte es mich in alte Ruinen, ich erlebte actiongeladene Kämpfe und auch mein Denkvermögen war in den Rätselpassagen gefragt. Auch zu zweit sind wir dem großen Gegneraufkommen nicht gewachsen, weshalb wir uns oft taktisch an unachtsame Feinde heranschleichen müssen, um diese leise auszuschalten. Mechanisch bleibt also alles beim alten, doch wie machen sich die zwei neuen Charakter?

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Als Halb-Inderin bringt Chloe bereits einiges an Vorwissen über die kulturelle Vergangenheit Indiens mit und klärt Nadine (und damit auch uns) im Laufe der Reise häppchenweise über die Indische Kultur auf. Das Design der Gebiete ist geprägt von saftigen grünen Landschaften, die zusammen mit atemberaubenden Wasserfällen und mächtigen Statuen den Entdeckerdrang eines jeden Spielers wecken sollten. Während Chloe die Rolle des charmanten Improvisationstalents einnimmt, bietet Nadine Ross mit ihrer kühlen, kalkulierten Art den passenden Ausgleich. Nadine stellt sich vor allem in den Kämpfen als echte Bereicherung heraus und das, obwohl sie von der KI gesteuert wird. Im Spiel selbst übernehmen wir nämlich lediglich die Rolle von Chloe.

Das Thema der KI-Begleiter ist schwierig und trägt viele Herausforderungen in sich. Spiele wie Bioshock Infinite versuchen mit der Unsterblichkeit unserer Begleiter die Last von unseren Schultern zu nehmen, büßen dafür jedoch einiges an Glaubwürdigkeit ein.
Andere Titel halten wiederum zu sehr am Aspekt des Realismus fest, wodurch wir uns im Fünf-Minuten-Takt dem Wiederbeleben unserer Begleiter widmen müssen (oder schlimmstenfalls direkt neu-laden müssen). Uncharted: The Lost Legacy verspricht Besserung, und tatsächlich konnte mich das Verhalten von Nadine durchaus überzeugen. Im Laufe meiner Spielzeit musste ich mich niemals darum kümmern die Söldnerin am Leben zu erhalten, vielmehr bewahrte sie mich in mehreren Situationen davor, vorzeitig zu sterben. Der intelligente, starke Eindruck des Charakters wird also nicht durch eine mäßig ausgearbeitete künstliche Intelligenz geschwächt, sondern spiegelt sich in allen Aspekten wieder.

Auch in Dialogsequenzen und kleinen Gesprächen zwischendurch verstärkt sich der Eindruck, dass Chloes humorvolle Art außerordentlich gut mit Nadines Persönlichkeit harmoniert und so wirkt die, wenn auch zweckmäßig entstandene Freundschaft, glaubhaft. Chloe wirkt in vielen Punkten wie das weibliche Gegenstück zu Nathan Drake, also dürften sich selbst Spieler, die Angst vor einer Zukunft ohne den bärtigen Schatzjäger haben, schnell an die neue Situation gewöhnen.

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Meine Anspielsession von Uncharted: The Lost Legacy ließ mich begeistert zurück. Als jemand, der in der Vergangenheit weder mit Nathan Drake noch mit der Serie im Allgemeinen viel zu tun hatte, scheint das Spiel ein guter Einstieg in die Welt der Entdecker zu sein. Mit dem Schlussstrich für Nathan Drake und einem neuen Gesicht auf dem Cover der Spielhülle geht Naughty Dog ein großes Risiko für die Zukunft eines Franchise ein, das bislang weitestgehend von seinem Protagonisten lebte. Der typische Charme der Serie in all seinen Humor- und Action-Facetten lebt in Chloe Frazer und Nadine Ross weiter und verspricht uns erneut ein spannendes Abenteuer, dieses Mal eben in den Bergen Indiens. Ob sich der erste Eindruck zu den beiden neuen Charakteren bestätigt und die Entwickler tatsächlich ebenbürtige Nachfolger gefunden haben, erfahren wir am 23. August. Dann nämlich erscheint Uncharted: The Lost Legacy auf der Playstation 4.

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