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Detroit: Become Human

Detroit: Become Human

Auf der diesjährigen E3 wurde uns Quantic Dreams Androiden-Thriller in der nahen Zukunft gezeigt

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Wir warten jetzt schon so einige Zeit auf Detroit: Become Human. Es wurde auf der Paris Game Week 2015 vorgestellt und ist auf zwei aufeinanderfolgenden E3-Shows gezeigt worden. Erst wurde Kara vorgestellt, eine Androidin, die nach ihrer Fertigstellung aufwacht und wissen will, was das Leben außerhalb ihrer Tätigkeiten zu bieten hat. Anschließend folgte Connor, ein Detektiv, der abtrünnige Androiden jagt (also so eine Art Blade Runner). Und jetzt haben wir von Marcus erfahren, der im Zentrum des Androiden-Aufstands steht.

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Diese drei spielbaren Charaktere aus Quantic Dreams „Neo-Noir-Thriller" zeigen aus der Perspektive von Androiden, was es heißt ein Mensch zu sein. Das ist kein wirklich neues Thema, aber die Idee ausschließlich Androiden zu spielen, gibt dem Thema einen etwas anderen Tenor als die bekannten Bücher oder Filme. In Filmen wie I, Robot waren die Androiden oder Roboter nur ein Werkzeug und selbst in Arbeiten wie Ex Machina, Blade Runner oder Alien kam die Sichtweise der Androiden nur selten auf (es sei denn, man glaubt Deckard ist ein Replikant). Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wie im Falle von A.I - Künstliche Intelligenz, aber das ist dann doch nicht der Regelfall. Das wunderbare an der Geschichte von Detroit: Become Human ist nicht nur seine Geschichte, sondern die Vielzahl von Androiden-Perspektiven, die der Spieler miterleben und sogar mitgestalten darf.

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Detroit: Become Human ist nicht unbedingt ein Spiel bei dem man Gameplay-Mechaniken erlernt, aber es wirkt in dieser Hinsicht zumindest runder als etwa Heavy Rain; dort haben wir ständig neue Interaktionsmöglichkeiten vorgestellt bekommen. Spieler mussten sich damals in den Zwischensequenzen mehr auf die benötigte Abfolge beim Drücken der Knöpfe konzentrieren, als auf die tatsächlichen Ereignisse. Es ist vielleicht nicht ideal, aber jetzt können wir die Auswirkungen vorher überdenken, dadurch wird das Konzept des cineastischen Abenteuers auf jeden Fall verbessert. Für Conner ist es wichtig die Szenarios zu untersuchen und Ereignisse zu analysieren, die schon eingetreten sind.

Wir haben eine neue Szene gesehen, die in zweimal vollkommen unterschiedlich angegangen wurde. Marcus und sein Kamerad North sind in dieser Mission dabei, Androiden aus einem CyberLife-Geschäft im Capital Park von Detroit zu befreien. In einem Szenario scheitert Marcus bei der Befreiungsaktion und muss fliehen, im anderen Durchgang werden die Androiden befreit und starten eine gewalttätige Revolution in den Straßen, woraufhin die Polizei einschreitet und viele Androiden niedergeschossen werden. Am Ende hat Marcus die Wahl, sich an einem der Cops zu rächen oder Gnade walten zu lassen. Damit wird vermutlich der Grundstein der Androiden-Revolution gelegt und natürlich auch, wie die Menschen fortan darauf reagieren.

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Marcus und sein Partner North führen einige bedeutende Dialoge und hier zeigt sich sofort, wie viel Potential in North steckt. Mit Leichtigkeit könnte er einer der beliebtesten NPC werden, denn er wirkt menschlicher, als die meisten Figuren aus anderen Videospielen. Die Tatsache dass man fliehen kann, wenn man zu früh die Polizei auf sich aufmerksam macht, oder doch an Ort und Stelle bleibt, um zu kämpfen und damit die Befreiung organisiert und das Manifest der Revolution legt, eröffnet unglaublich viele Möglichkeiten und manche von ihnen könnten riesigen Einfluss auf den Plot haben. Laut Executive Producer Guillaume de Fondaumière wird dies nicht die erste Szene im Spiel oder mit Marcus sein und die Events, die uns dorthin führen, werden uns in eine bestimmte Stimmung versetzen, abhängig davon, was bislang geschehen ist.

Auf der E3 2016 wurde eine Szene mit Connor gezeigt, in der ein Androide ein Mädchen als Geisel nimmt, nachdem er den Vater des Kindes getötet hat. In diesem Jahr war die Szene spielbar und wir konnten uns selbst von den vielen möglichen Ausgängen des Szenarios überzeugen. Wenn Quantic Dreams behauptet, Detroit: Become Human sei die verzweigteste Geschichte überhaupt, dann kann ich das nach meiner Anspielerfahrung nur bestätigen. Ob alle Szenen derart viele Möglichkeiten bieten, ist natürlich noch vollkommen unklar, aber allein wie die Androiden-Revolution startet, zeigt schon, dass die Verzweigungen subtiler und weitreichender sind, als in anderen ähnlichen Spielen.

Nach der Demo habe ich mit Executive Producer Guillaume de Fondaumière gesprochen und er hat mir bestätigt, dass pazifistische oder eben gewalttätige Lösungen nicht nur aus zwei eindimensionalen Auswahlmöglichkeiten bestehen. Außerdem wird der Gebrauch von Gewalt die Rolle und das Erscheinungsbild, wie Kara und Connor die Revolution wahrnehmen, beeinflussen.

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Folglich kommt es zu einer komplizierten Dreieckskonstellation aus Perspektiven. Kara ist neugierig auf das Leben und ihren Platz in der Welt, Connor ist der gehorsame Jäger (zumindest am Anfang, dann sollen wir selbst entscheiden können) und dann ist da Marcus, der Sklave, der sich selbst befreit und jetzt die Macht hat, andere zu befreien. In der Geschichte stand die Menschheit immer wieder vor einem ähnlichen Dilemma und genau hier ist Detroit: Become Human vielleicht am interessantesten. Im Kern geht es nicht um Androiden oder Technologien, sondern um den Zustand der Menschheit und wie wir uns selbst sehen und uns anderen gegenüber verhalten (egal ob anderen Menschen oder Lebewesen gegenüber).

Wie die Menschen Maschinen und Roboter schauen, das ist mittlerweile fast ein modernes Problem. Schließlich übernimmt die Technik schon heute viele Arbeiten, die früher von Menschen ausgeführt wurden. Und auf diese Perspektive baut Detroit: Become Human auf:

"Wir haben hart daran gearbeitet eine realistische Vision unserer Zukunft zu entwickeln und uns mit unterschiedlichen Forschungen beschäftigt. Einige davon prognostizieren, dass die Arbeitslosenquote auf ca. 30 bis 35% ansteigen könnte, weil Maschinen die Arbeit von Menschen übernehmen werden", erzählte uns Director David Cage. „Sie sind nie müde, sie beschweren sich nicht, sind nie krank und können 24 Stunden am Tag arbeiten - warum sollte man also einen Menschen einsetzen, wenn man eine Maschine nehmen kann? Ich denke das wird in naher Zukunft ein interessantes Thema werden und das wollten wir auch in Detroit behandeln."

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Ein kleines, aber nicht minder interessantes Detail, ist die LED an der Schläfe der Anroiden. Nur bestimmte Modelle müssen eines tragen und im ersten Trailer konnten wir sehr gut sehen, dass Marcus und North nicht dazu gehören. Bei Kara sehen wir eine entsprechende Anzeige ebenfalls nicht, doch Connor trägt sie sehr deutlich. Es gibt einige historische Referenzen mit einer solchen Art von Markierung und ich bin neugierig zu sehen, wie das Spiel damit umgehen wird.

Ich würde außerdem gerne mehr darüber erfahren, wie es um den freien Willen bestellt ist, den die Androiden durch Marcus erhalten. Sind sie wirklich frei? Warum laufen sie in den offensichtlichen Tod am Ende der Szene? Vielleicht analysiere ich die Dinge auch zu sehr, aber hoffentlich steckt mehr hinter der Androiden-Revolution als dass Marcus als Anführer wird, dem plötzlich alle folgen. Connor und Kara haben eindeutig eine andere Sichtweise und auf diese Dinge vielleicht entscheidet sich durch das Spiel dieser drei Perspektiven, das Schicksal der Androiden in Quantic Dreams Vision der nahen Zukunft. Also falls überhaupt alle drei Charaktere das Ende erleben werden.

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