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DJ Hero

DJ Hero

Musikspiele sind unglaublich erfolgreich. Aber die Peripherie-Junkies gieren nach neuem Stoff. Activision Blizzard liefert nur allzu gerne - in Form von DJ Hero, dass mit eigenen DJ-Pult ausgeliefert wird. Kann das wirklich funktionieren?

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Manche Dinge drängen sich nicht unbedingt auf, als Videospiel umgesetzt zu werden. Schallplatten auflegen gehört ohne Zweifel dazu. Wie soll das auch vernünftig funktionieren? Die eigene Schallplattensammlung ist unbrauchbar. Die eigenen 1210er-Turntables auch. Was tun? Einfach machen, dachten sie sich wohl bei Activision Blizzard. Schließlich haben Musikspiele wie Guitar Hero seit Jahren großen Erfolg. DJs legen ohnehin zunehmend digitalisierte Musik auf. Und das Plastikgitarren einmal derart beliebt werden würden, hat am Anfang ja auch kaum jemand geglaubt.

Activision Blizzard also glauben an Peripherie aus Plastik, was wohl der Hauptgrund für die bloße Existenz von DJ Hero ist. Der Publisher will die Vorherrschaft im Musikgenre um keinen Preis abgeben, was im Klartext heißt: DJ Hero ist keine halbe Sache.

Schon das Line-up der 100 Tracks, verarbeitet in über 80 Mixen, zeugt von beeindruckender Überzeugungskraft. Hier wurde kein zweitklassiger Schrott verwurstet, sondern ohne jede Diskussion ausnahmslos erstklassige Musik verarbeitet. Wirklich! Beck, David Bowie, N.E.R.D., Eminem, Herbie Hancock, die Beastie Boys sowie Underground-Größen wie Dizzee Rascal oder Justice zeugen von Stilbewusstsein und tiefen Lizensierungstaschen.

Die Produzenten vom Entwickler Freestyle Games haben zudem ganze Arbeit geleistet. Ein Großteil der Mixe, die wir im Game zocken können, sind von jenen DJs eingespielt, die auch den Rest des Spiels maßgeblich mitentwickeln. Und natürlich sind auch einige Legenden-Highlights am Start, etwa eigene Mixe der als Charaktere integrierten DJs Shadow, Z-Trip, AM und Grandmaster Flash. Bis zum Verkaufsstart werden da übrigens noch einige bekannte Namen hinzu kommen.

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An der Musik scheitert DJ Hero also ganz bestimmt nicht. Die offensichtlichsten Probleme lauern bei der wichtigsten Schnittstelle namens Controller. DJ Hero wird über eine Miniversion eines Turntables gesteuert, der dem Spiel beiliegt. Ganz ähnlich jenem virtuellen Turntable, den Profi-DJs mittlerweile tausendfach zum Mixen ihres Festplatteninhaltes oder ihrer CDs verwenden. Vinyl-Puristen schüttelt's da natürlich gleich richtig durch. Aber die werden ohnehin kaum zur Zielgruppe von DJ Hero gehören. Wobei die Frage nach der Zielgruppe noch interessant wird, aber dazu später mehr.

Einen interessierten Spieler mit DJ-Vorkenntnissen überzeugt das kleine Gerät jedenfalls schnell. Griffig, solide verarbeitet und schick ist das kleine DJ-Pult, vom Format her etwa so groß wie ein zugeklapptes 15,4 Zoll-Notebook. Der Plattenteller rotiert leichtgängig, ohne dabei zu schlabberig zu sein. Die Crossfader gleiten flüssig von links nach rechts. Das ganze Teil wirkt wie ein normales Club-Tool, was bitte sehr als Kompliment zu verstehen ist. Die Handhabung selbst ist - natürlich - erst einmal gewöhnungsbedürftig.

Drei Buttons auf dem Plattenteller müssen für Aktionen auf dem Bildschirm gedrückt oder gehalten werden, während der Plattenteller vor und zurück bewegt wird. Die Art und Weise des Mixens und Scratchens variert je nach Schwierigkeitsgrad. Anfangs etwa wird einfach noch jede Bewegung als erfolgreiches Scratching gewertet. Im Expertmodus dagegen muss dann wirklich präzise die auf dem Bildschirm eingeforderte Vorwärts-Rückwärtsbewegung simuliert werden. Klappt das nicht, ist die Tanzfläche zügig leer gespielt.

Ohne Rhythmusgefühl und Fingerfertigkeit kommen wir also vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden nicht weit. Wer allerdings auf einem der beiden ersten Schwierigkeitsgrade zockt, bekommt ein ausgesprochen zugängliches Musikspiel serviert. Selbst Neulinge grooven sich schnell ein. Und wer hoch hinaus will, merkt ebenso schnell, dass sich die Anforderungen langsam sowie nach und nach steigern. Erst nur Scratchen, dann kommen die Crossfader und die Filter-Effekte hinzu, dann gezieltes Scratchen und Beats genau treffen. Kann man lernen, keine Frage. Die Frage ist: Wer will das?

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Ein großes Fragezeichen nämlich bleibt und steht am Ende hinter dem Gesamtkonzept. Guitar Hero lebt davon, dass es im Kern ein Partyspiel ist. Wir drehen an der Gitarre durch, prügeln auf die Drums ein und gröhlen ins Mikro. Das eine oder andere Bier wird dabei gerne konsumiert und schadet dabei auch der Performace nicht. Guitar Hero ist Punk, irgendwie. Hemmungslos auf jeden Fall.

Bei DJ Hero indes hocken wir mit dem Turntable-Controller auf dem Boden oder am Wohnzimmertisch (kaum jemand wird sich extra dafür ein DJ-Pult aufbauen und nicht jeder kauft die Luxus-Special-Edition, wo eines mitgeliefert wird) und versuchen, konzentriert die Mixe zu rocken. Die anwesenden Personen im Zimmer sehen dabei keinen extatisch verbogenen Arbeitskollegen im Freizeitmodus, sondern eher eine hoch konzentrierte Arbeitsbiene. So ist das beim Plattenauflegen allerdings schon immer gewesen, bis hinunter in die kleinste Dorfdisco: Niemals mit dem DJ während der Arbeit reden. Und Musikwünsche höchstens auf den Bierdeckel schreiben.

Zwar sind gleich mehrere Mehrspielermodi angekündigt, die sowohl die Gitarre als auch ein Mikro ins Spiel bringen bzw. zwei DJs mit zwei Controller miteinander rocken oder gegeneinander battlen können. Aber insgesamt ist der Party-Chaos-Faktor relativ sicher nicht annähernd so hoch wie bei Guitar Hero. DJ Hero symbolisiert den stylischen Hip-Hop-DJ-Produzent, während Guitar Hero für Scheißegal-Punk-Rock steht.

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