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Blur

Blur

Bizarre Creations und Activision versuchen, eine neue Rennspielserie zu etablieren. Die Frage ist nur, ob es das Team von Project Gotham Racing schafft, einen kampfbereiten Arcade-Racer abzuliefern.

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Sony hat sie. Microsoft hat sie. EA, Sega, Codemasters, Rockstar... und sogar Nintendo hat sie. Wovon wir reden? Erfolgreiche Rennspiele, die haufenweise gekauft werden. Die beiden einzigen großen Publisher, die im Grunde nichts dergleichen aufweisen können, sind Ubisoft und Activision. Letzterer hat nun große Pläne, sich als Publisher von hochwertigen Rennspielen fest zu etablieren. Dafür hat sich Activision das Studio Bizarre Creations gekauft - nicht irgend jemanden also, sondern den Entwickler der erfolgreichen Project Gotham Racing-Serie. Weil PGR aber Microsoft gehört, musste etwas Neues her.

Wie immer hat Bizarre unglaublich viel Zeit damit verbracht, realistische Städte und Unmengen von Autos der bekanntesten Hersteller der Erde zu designen. Waren die Rennen früherer Kreationen zumindest noch einigermaßen in der Wirklichkeit verankert, hat Bizarre dies nun ganz und gar über Bord geworfen. Willkommen Blur, du groß angelegter Versuch von Activision, ernsthaft einen Weg in die wunderbare Welt der profitablen Rennspiele zu finden.

Die Rennen werden mit lizensierten Autos in einigermaßen gewohnten Bahnen gefahren. Wir haben unter anderem eine große Auswahl klassischer amerikanischer Muscle-Cars sowie einige Modelle der Marken BMW und Mercedes begutachtet. Bizarre sagte, dass es keinen gigantischen Fuhrpark geben werde. Stattdessen gebe es eine kleinere, dafür aber ausgewogenere Auswahl. Das bedeutet im Klartext, dass sie lahme Alltagskutschen sowie die pfeilschnellen Superflitzer weggelassen haben. Rennen finden entweder in der Dämmerung, im Morgengrauen oder während der düsteren Stunden dazwischen statt.

Die Schauplätze sind abwechslungsreich. San Francisco und London sind dabei, genau wie Brighton, Barcelona und Tokyo. Die verschiedenen Strecken sind unterschiedlich beleuchtet, abhängig davon wo wir uns in der Welt gerade befinden. Für Blur hat Bizarre einen clevereren Weg beim Aufbau der Rennstrecken gewählt. Statt der Kartographie einer Stadt sklavisch zu folgen, wurden Atmosphäre und Grundgefühl nachempfunden, danach bekannte Sehenswürdigkeiten und geographische Besonderheiten hinzugefügt und zum Abschluss die Stadtplanung so aufgemischt, dass der Spaß beim Fahren im Vordergrund steht und nicht die Korrektheit der Straßenführung. Damit einher geht das Versprechen, dass es keine 90-Grad-Kurven mehr gibt, wofür wir uns alle herzlich bedanken.

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Ein zentraler Aspekt von Blur ist, dass wir Zugang zu Waffen haben. Über alle Level verstreut liegen Power-ups zum Aufsammeln. Wer den Kampf auf physischem Niveau austragen und ein saftiges Fahrzeugtackling austeilen will, kann die Intensität des Blechquetschens über Power-ups kräftig steigern. Allerdings muss dieser Vorteil richtig eingesetzt werden. Sagen wir zum Beispiel, wir möchten die Heckpartie des Rivalen vor uns demolieren. Der Instinkt sagt uns, dass wir ganz einfach kräftig reinrammen sollten. Das geht natürlich auch. Wenn wir denn wollen, dass der Kontrahent noch mehr Speed bekommt und einfach davon saust.

Statt einfach drauflos zu rammen geht es eher darum, das Schieben und Schubsen taktisch einzusetzen. Und wer beim Bremsen etwas zu spät dran ist, rammt den Gegner besser an der Innenseite, um ihn so in die nächste Hausfassade zu schicken. Wir sind während dessen schon auf dem Weg zum nächsten Opfer. In all dem Chaos machen sich natürlich Schäden bemerkbar. Windschutzscheiben und Motorhauben werden eingedellt, gerammte Türen schwingen auf, wenn eine Kurve zu schnell genommen wird. Überflüssig gewordene Teile lösen sich mit der entsprechenden Unterstützung der Gegner.

Über das eigentliche Spiel hinaus bietet Blur ein internes Äquivalent zu Facebook, wo wir mit unseren Onlinefreunden abhängen. Hier ist Platz für Herausforderungen, Trashtalk, Kennenlernen neuer Freunde und auch sonst all das, was man so macht, wenn man online ist.

Das Spiel bietet eine hohe Geschwindigkeit und wir hatten das Gefühl, dass Blur zumindest visuell wie Project Gotham Racing auf Steroiden aussieht. Sobald man sich jedoch auf den Fahrersitz begibt, sind alle Ähnlichkeiten mit Bizarres früheren Rennspielen wie weggeblasen. Hier geht es um gradliniges, pures, hartes Arcade-Racing der guten alten Sorte. Die Umgebungen brausen in einer unglaublichen Geschwindigkeit vorbei und es gibt viele Möglichkeiten, breit und kontrolliert zu fahren. Das Kudos-System gibt es nicht mehr. Stattdessen lassen sich etliche verschiedene Stunts mittels gezielter Attacken auf Konkurrenten miteinander verknüpfen - und im Ergebnis die Zahl der eigenen Fans erhöhen.

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Leider sieht Blur nicht besonders interessant aus. Eigentlich ist es schwer, bei einem waffenbasiertem Rennspiel mit Unmengen an Power-ups und Arcade-Physik etwas falsch zu machen. Leider ist die Wahrheit, dass Blur absolut gar nichts in uns weckte, nicht einmal den Wunsch, sich auf die Straßen zu begeben, um ein bisschen "aufzuräumen". Und damit scheint der Titel wenig geeignet, um Activision und Bizarre an der Spitze des Genres zu verankern.

Mit Blick auf die Konkurrenz erscheint Burnout immer noch als die viel unterhaltsamere und ansprechendere Alternative. Persönlich freue ich mich schon sehr auf Split/Second. Entgehen wird uns allen hoffentlich ein neuerliches Full Auto-Spektakel. Aber um wieder Lust zu bekommen, braucht es einfach mehr. Wir hoffen wirklich, dass Bizarre Creations am Ende einen ordentlichen und mit viel Action gespickten Racer abliefert. Im Moment fühlt es sich allerdings wirklich noch nicht so gut an.

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KRITIK. Von Michael Hoss

Wo die Konkurrenz mit niedlichen und charmantem Charakteren aufwartet, bietet Blur eine deutlich erwachsenere Atmosphäre.



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