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Armored Warfare

Armored Warfare

Obsidian kann auch mit schwerem Gerät umgehen. Mit Armored Warfare präsentiert das Studio eine eigene Antwort auf World of Tanks.

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Früher zu Call of Duty-Zeiten habe ich am eigenen Leibe erfahren müssen, wie Camper die eigene Spielfreude ruinieren. Sie verstecken sich in einer dunklen Ecke und schießen alles ab, was ihnen vor die Nase rennt. Dabei waren sie durch die Karte so gut geschützt, dass sie selbst im Kugelhagel selten starben. Auch heute gibt es das immer noch, nicht nur bei Call of Duty. In den beliebten Panzerspielen retuschiert man ein solches Verhalten mittlerweile mit dem Begriff Taktikshooter. Wer zwölf Sekunden lang nachlädt, nachdem er geschossen hat, der ist natürlich verwundbar, verdammt verwundbar sogar. Gegnerischen Projektilen ausweichen ist als tonnenschweres Kriegsgerät denkbar schlecht machbar, schließlich springt es sich als Panzer nicht gut. Es wundert mich nur, dass sich solche Titel scheinbar nicht spielen lassen, ohne eine sichere Position zu suchen und aus dieser heraus zu agieren. Man kann sich über den Begriff streiten, auf jeden Fall hat das schon viel Ähnlichkeit mit dem Campen, das ich kenne.

Armored Warfare ist ein Taktik-Shooter mit Panzern aus der Third-Person-Perspektive. Dieses spezielle Konzept dürfte mittlerweile niemandem mehr vom Hocker hauen und tatsächlich ist es erstaunlich schwierig, über ein solches Spiel zu berichten, ohne Vergleich mit dem Flaggschiff des Genres - World of Tanks von Wargaming - anzustellen. Tatsächlich spielt sich das Spiel von Obsidian Entertainment nicht großartig anders als der Platzhirsch oder andere Vertreter des Genres. Den Kern der Spielerfahrung von Armored Warfare bilden die actiongeladenen Panzerschlachten, Kriegsmaschinen wie Flugzeuge oder Kriegsschiffe finden in diesem Titel keine Beachtung und sind demnach nicht spielbar.

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Für uns endet ein Spiel, wenn entweder die gegnerische oder die eigene Basis eingenommen wurde oder sobald alle Fahrzeuge einer Mannschaft zerstört wurden.
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Eine Partie dauert bis zu 15 Minuten, die jedoch nur in den seltensten Fällen ausgeschöpft werden. Für uns endet ein Spiel, wenn entweder die gegnerische oder die eigene Basis eingenommen wurde oder sobald alle Fahrzeuge einer Mannschaft zerstört wurden. Da der Respawn nicht möglich ist, steht nach einem Abschuss nur die Zuschauerkamera oder der Gang in die eigene Garage zur Auswahl. Dieser zentrale Hub dient zur Wartung der eigenen Panzerwagen und ist in erster Linie für die Auswahl der unterschiedlichen Kriegsgeräte zuständig. Da unsere Fahrzeuge bis zum Ende der Partie auf dem Spielfeld verweilen, können wir erst nach der Partie wieder auf sie zugreifen. Sobald ein Match endet, findet das Vehikel seinen Weg in unsere Basis allein zurück. Währenddessen dürfen wir mit einem anderen Gefährt erneut in die Schlacht ziehen. Neben dem normalen Spieler-vs-Spieler-Matchmaking stehen auch Spieler-vs-Computer-Server zur Verfügung, in denen Gruppen aus bis zu fünf Spielern versuchen, gut befestigte, feindliche Stellungen einnehmen.

Die Story von Armored Warfare ist komplett vernachlässigbar und findet im Spiel selbst kaum Beachtung. Die zwei konkurrierenden Parteien sind das Team Wölfli, auf deren Seite 41 normale und vier Premium-Panzer zur Verfügung stehen, und das Team Shishkin. Unter deren Befehl warten 37 freischaltbare Todbringer, darunter drei Premium-Kriegsmaschinen. Fahrzeugnarren werden mit den vielen Modellen zweifellos ihre Freude haben. Wie es Kenner des Genres gewohnt sind, fasst man die Kriegsmaschinen in Klassen zusammen, die die generelle Angriffskraft sowie die Gesamtpanzerung und weitere Elemente der Vehikel charakterisieren. Die Fahrzeuge der unteren Klassen stehen unbegrenzt zur Verfügung, ab Stufe 3 müssen die Kriegsmaschinen nach einer Schlacht aufwendig repariert und mit Nachschub versorgt werden.

Ein besonderer Punkt in dieser Vorschau gilt der Free-to-Play-Komponente von Armored Warfare. Premium-Mitglieder erhalten nach einer Schlacht deutlich mehr Reputation und Rohstoffe und steigen somit schneller im Fahrzeuglevel auf. Außerdem dürfen sie sich frühzeitig teurere Spielsachen leisten und deren Stärken ausloten. Insgesamt kann ich nicht endgültig feststellen, dass und ob spezielle Fahrzeuge unverhältnismäßig stark sind, dafür habe ich den Titel einfach nicht lange genug gespielt. Unsere Mannschaft wird parallel mit unserer Spielzeit und den erfüllten Zielen routinierter im Umgang mit den Maschinen und steigt im Rang. Die effektivsten Panzer sind demnach diejenigen, deren Mannschaft häufig an Mehrspielerschlachten teilgenommen hat. Eine geübte Mannschaft entscheidet in einer hektischen Situation zwischen Leben und Tod. Insgesamt ist die Free-to-Play-Komponente daher nur am Anfang des Spiels hemmend, später macht es kaum einen Unterschied, ob ein Spieler für das Spiel bezahlt oder eben nicht.

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Insgesamt ist die Free-to-Play-Komponente nur am Anfang des Spiels hemmend, später macht es kaum einen Unterschied.

Da ich eigentlich kein großer Liebhaber des Genres bin, war anfangs etwas überfordert mit den verschiedenen Möglichkeiten des Spiels. Die Einführungsmission von Armored Warfare erklärt, wie man zielt und schießt, aber welche Munition im Kampf gegen welchen Panzer am effektivsten ist, das müssen wir uns in eigener Fleißarbeit auf dem Schlachtfeld erarbeiten oder im Hangar nachlesen. Dass unterschiedliche Kriegsgeräte verschiedene Einsatzmöglichkeiten haben, konnte ich mir zwar denken, aber insgesamt half nur langwieriges Ausprobieren beim Entwickeln von Taktiken. Eine Einführung wäre definitiv wünschenswert gewesen, aber womöglich gibt es in diesem Genre kaum noch Neueinsteiger, was der Erstellung eines aufwendigen Einführungsszenarios jegliche Legitimation nehmen würde.

Der Punkt, der Armored Warfare von der Konkurrenz unterscheidet, ist die detailverliebte Präsentation. Der Detailgrad des Spiels beginnt bei klitzekleinen Antennen und Mustern auf den Panzerwagen und endet in der Weitsicht auf dem Spielfeld. Allerdings sind die Kantenglättung sowie das Tearing insgesamt noch recht unschön anzusehen und entsprechend der Vielzahl an Details muss der PC schon einiges draufhaben. Die geballte Kraft der Fahrzeuge ist dann jedoch am Schönsten mitanzusehen, denn auf dem Spielfeld sind nahezu alle Gebäude und Objekte zerstörbar. Die Wracks bieten übrigens immer noch genügend Deckungsmöglichkeiten, ein zerstörter Tanklaster wird also nicht vollkommen nutzlos.

Auch das Schadensmodell der Fahrzeuge überzeugt bereits mit großer Genauigkeit und Tiefgang, auch wenn wir das im Einsatz vielleicht gar nicht so mitbekommen. Werden die Ketten eines Panzerwagens getroffen, ist die Manövrierfähigkeit des Gefährts eingeschränkt, unter Umständen kommt sie sogar komplett zum Erliegen. Trifft ein Projektil nur die Spitze des Panzers, wird auch nur ein Bruchteil des Schadens berechnet, vielleicht prallt das Geschütz sogar einfach ab. Mit Verbrauchsgenständen dürfen die Fahrer den Zustand des Panzers in einer Notsituation wiederherstellen, aber geübte Schützen lassen das meist nicht zu. Beim Zielen müssen wir natürlich auch ballistische Einflüsse miteinrechnen und Schüsse, die daneben gehen, schmerzen aufgrund der langen Nachladezeiten umso mehr.

Meiner Meinung nach ist der alleinige Fokus auf Panzer nicht mehr zeitgemäß, Konkurrenten wie War Thunder (um mal einen anderen Namen zu nennen), liefern neben reinen Bodengefechten schon längst einen umfangreicheren Gesamtmix. Trotzdem bietet Armored Warfare bereits in diesem frühen Stadium eine gelungene Spielerfahrung, die sich sehr deutlich auf die Zielgruppe der Panzerfahrer beschränkt. Ob das reichen wird, um sich dauerhaft neben den Platzhirschen World of Tanks zu positionieren, wird die Zeit zeigen. Vielleicht beabsichtigt Obsidian Entertainment den Vergleich auch gar nicht und konzentriert sich deshalb bewusst auf die die Dinge, die sie am besten können: Die detailnahe Simulation groß angelegter Panzergefechte. Genrefans sollten beruhigt sein und dürfen bedenkenlos einen Blick riskieren. Lange Eingewöhnung müssen sie sich nicht.

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