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Assassin's Creed III

Assassin's Creed III

Als ich letztes Jahr in einem kleinen Raum auf der Gamescom mit den Entwicklern von Assassin's Creed: Revelations hockte, sagte ich ihnen, was ich gerne im echten dritten Teil der Serie sehen würde: mehr Italien. Das sage ich jetzt nicht nur, weil ich dort geboren und aufgewachsen bin. Ich finde die Landschaft einfach attraktiv, vieles kulturell betrachtet wirklich einzigartig. Zweite Hoffnung: Bitte nicht die USA als Schauplatz wählen.

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Als die ersten Information über Assassin's Creed III auftauchten, wurden meine Albträume Realität. Das Spiel nach Amerika verschoben, dadurch bestimmt viel mehr Schusswaffen und reichlich US-Patriotismus. Ziemlich resigniert schleiche ich also zu einem Kino in Mailand, wo ich Assassin's Creed III bewundern soll. Ich bestaune die Sehenswürdigkeiten der Stadt und denke: "Mal ehrlich, wie können sie es wagen, diese Architektur, diese Denkmäler hier mit der Hütte gleichzusetzen, in der George Washington starb?" Ich setze mich genervt in den Kinosessel. Kurz nachdem die Bilder zu laufen beginnen, passiert etwas ... fast Magisches.

All meine Zweifel werden quasi sofort weggewischt, als ich den neuen Hauptdarsteller sehe. Wie er sich zwischen zwei Städten bewegt, in schneebedeckten Wäldern, ländlichen Gebieten und auf dem Schlachtfeld. Ich beobachte ihn, wie er seine Feinde mit neuen Waffen tötet. Wie er sich leise in unmöglichen Situationen bewegt. Wie er Jagd auf wilde Tiere macht und in die schwersten Kämpfe reitet. Assassin's Creed III hat ohne Zweifel sein Gesicht verändert. Die Amerikanische Revolution hat eine Revolution innerhalb des Spiels hervorgerufen - eine erfolgreiche Revolution, um genauer zu sein.

Das Spiel wird bereits seit zwei Jahren entwickelt, mit einem doppelt so großen Team, darunter viele Leute, die an Prince of Persia: The Sands of Time gearbeitet haben. Auch wenn ich innerlich immer noch der Schönheit von Florenz, Rom und Venedig hinterherheule - es besteht kein Zweifel, dass das hier funktioniert. Die Entwickler haben einen historischen Zeitraum von 1753 bis 1783 und die relativ karge Optik dieser Zeit zu ihrem Vorteil genutzt.

Assassin's Creed III
Amerika ist war damals langweilig, aber wild: Die Städte bestehen meist aus Holz-Gebäuden und es gibt kaum Denkmäler.
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Die steinigen, engen Städte aus Assassin's Creed II dürfen wir getrost vergessen. Amerika war damals ein öder Ort, aber wild. Die Städte bestehen meist aus Holz-Gebäuden, es gibt kaum Denkmäler. Die Einheimischen sind Söhne oder Enkel der Siedlern. Sie denken ans Überleben und suchen nach einer nationalen Identität. Es ist zu früh, um Touristenfallen für die Menschen in der Zukunft zu schaffen.

Aus diesem Grund hat sich die urbane Erfahrung, die wir in den vorherigen Spielen der Serie erlebt haben, spürbar verringert. In Assassin's Creed III finden etwa 30 Prozent des Spiels außerhalb der Städte statt - in Wäldern, auf dem Land, in den Sümpfen. Hier sind wir im Kontakt mit der Natur. Anstatt an Kirchen hochzuklettern, springen wir durch Zweige mächtiger Bäume und erklimmen steile Klippen. Es sind auch Momente der Einsamkeit, in denen die Feinde vor allem wilde Tiere und einige Spähtrupps sind.

Unser Held verfolgt den Weg der Feinde, indem er ihre Fußspuren im Schnee liest oder Blutspritzern folgt. Von der Spitze eines Hügels aus entdecken wir einen britischen Konvoi. Wir nähern uns heimlich, springen von einem Baum zum anderen, während im Hintergrund der berühmte Militärmarsch aus Stanley Kubricks Meisterwerk Barry Lyndon pfeift. Am Ende des Trecks fährt ein Wagen voller Heu. Wir erreichen einen höheren Ast und nach dem freien Fall wartet eine kostenlose Fahrt nach Boston.

Assassin's Creed III
Connor greift sich einen Gegner und macht ihn zum Schutzschild: Die Gegner verschwenden ihren einzigen Schuss und müssen mühsam nachladen.
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In der Stadt angekommen, fällt sofort auf, dass sie lebendiger denn je wirkt. Wir werden sofort von einem Geschäftsmann begrüßt. Anschließend fragt ein Zeitungsjunge, ob wir eine aktuelle Ausgabe kaufen wollen. Ein Gemüsehändler stolpert, ein Äpfel fällt und wird von einem Passanten geklaut. Alles, was um uns herum passiert, ist lebendig. Menschen grüßen einander, die Welt dreht sich einfach ohne unser Zutun.

Kurze Zeit später stoppt uns ein britischer Checkpoint. Wir hauen lieber ab und entkommen durch ein Fenster, das von einer unvorsichtigen Dame geöffnet wird. Wir durchqueren ihr Wohnzimmer, springen aus dem gegenüberliegenden Fenster und sind endlich sicher.

Kurze Zeit später sitzen wir auf einem Pferderücken und wollen ein Schlachtfeld einreichen. Es ist nicht nur "einfach ein Kampf". Es ist die Schlacht von Bunker Hill im Jahr 1775, wo Colonel William Prescott den berühmten Satz sprach: "Nicht schießen, bevor ihr das Weiße in ihren Augen seht". Es folgt eine schöne Filmsequenz, die den erstaunlichen Detailgrad des Spiels illustriert. Kurz darauf stehen wir mindestens 200 britischen Soldaten (ja, 200 NPCs auf dem Bildschirm) gegenüber, die ihre Musketen in Richtung der amerikanischen Rebellen entladen. Wir weichen tief fliegenden Kanonenkugeln aus, schauen Soldaten beim Deckung suchen zu und sehen sie sterben beim Marschieren. Wir halten uns aus dem Chaos raus, flankieren die Gegner auf der linken Seite. Dort treffen wir leider auf kleine Patrouille.

Nun sehen wir die Kämpfe in Assassin's Creed III. Unser Held wirft einen Haken an den ersten Gegner und erhängt ihn an einem Ast. Er greift sich einen zweiten, während die anderen ihre Musketen laden. Die Geisel wird zum Schutzschild, die Gegner verschwenden ihren einzigen Schuss und müssen ihre Schießeisen mühsam nachladen. Wir ziehen zwei Tomahawks und töten. Der dritte Gegner stirbt durch einen Pistolenschuss, der vierte durch unsere treue Axt. Schließlich greifen wir den letzten und zertrümmern seinen Schädel mit einem einzigen Schlag. Das Blut fließt in Strömen, aber wir sind bereits zum nächsten Ziel unterwegs: einem britischen General in seinem Lager.

Assassin's Creed III
Es werden keine weiteren Geschichten über Rache und Glauben erzählt, sondern nur welche von Selbstbestimmung, der Wahl zwischen Tyrannei und Freiheit, zwischen Sklaverei und Emanzipation.

Bis hierher haben wir nicht im Detail über den Protagonisten von Assassin's Creed III gesprochen. Er kämpft auf Seiten der Amerikaner, aber Connor ist zur Hälfte Indianer und Engländer. Er wuchs bei den Mohawks auf, einem Stamm, der eine neutrale Haltung zum Konflikt der Nord- und Südstaaten hatte. Connor wird aber gezwungen, sich den Assassinen anzuschließen, um eine Rolle zu übernehmen, ohne die Neutralität seines Stammes zu gefährden. Er trägt ähnliche Kleider wie Ezio Auditore da Firenze, wenn auch viel moderner, mit einigen indianischen Elementen (Federn zum Beispiel) und mit der unvermeidlichen grauen Kapuze.

Connors Motivation unterscheidet sich stark von der eines Ezio oder Altaïr. Es werden keine weiteren Geschichten über Rache und Glauben erzählt, sondern nur welche von Selbstbestimmung, der Wahl zwischen Tyrannei und Freiheit, zwischen Sklaverei und Emanzipation. Hier wird amerikanischer Patriotismus spürbar, klar. Aber wir sind zuversichtlich, dass die Geschichte auch für uns Europäer sinn- und bedeutungsvoll wird.

Die Halbblut-Existenz des Protagonisten sichert zudem die Option einer sehr interessanten Ebene von Zweifeln und Unsicherheiten zwischen Modernität und Tradition. Connor ist ein echter amerikanischer Jäger, aber er ist auch ein zukünftiger amerikanischer Staatsbürger. Manchmal sehen wir ihn in der wilden Natur, wie er ein Reh schießt mit Pfeil und Bogen oder nach den Spuren eines Bären sucht. In anderen Fällen flitzt er zwischen Musketen hindurch, um sein Ziel zu erreichen. Ubisoft hat uns übrigens verraten, dass Desmond Miles eine Rolle spielen wird und die ganze Geschichte mit den Animus vollständig rekapituliert wird, um Neulinge nicht zu verschrecken. Auch die von der Künstlichen Intelligenz gesteuerten und von uns befehligten Mitspieler kehren zurück. Ein bisschen Altbewährtes also - und ganz viel Neues.

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