Deutsch
Gamereactor
Vorschauen
Halo 4

Halo 4

Nur ganz selten passiert es, dass ein einziges Bild eines Videospiel den Puls extrem stark ansteigen lässt. Aber genau schafft dieses eine Bild. Am Horizont des angedeuteten Planeten stehen drei Worte: "Wach auf, John."

HQ

Das ist auch eine der ganz wenigen Andeutungen, die wir auf dem Microsoft Showcase zur Geschichte von Halo 4 bekommen werden. Das eben beschriebene Bild prangt auf einem Pappständer, der auf einem langen Tisch thront. Der Ständer teilt die beiden Lager in dem blau beleuchteten Raum, der vollgepackt mit Sicherheits-PR-Leuten ist. Rechts sinken die teilnehmenden Journalisten in fette Ledersessel. Links das Trio von 343 Industries, die neuen Halo-Wächter, angeführt von Frank O'Connor.

Was sie sagen und zeigen werden heute, das ist gleichzeitig frustrierend vage und verflucht aufregend. Wir kriegen in groben Züge den neuen Master Chief charakterisiert, neue Bedrohungen und harte Entscheidungen werden von zwei kurzen Trailern gezeigt. Und da ist dieser einer, immer wiederkehrende Screenshot von John.

Ganz ein Batman ist er nicht, aber 343 Industries verpassen dem Master Chief einen realistischeren Look, der auch visuell die Funktionsweise der Spartan-Rüstung erklärt. Genau das erinnert dann auch an den Dunkeln Ritter. Der Großteil ist weg, die Schulter-Nackenpolster sind nun stärker länglich gebogen und das netzartige Gewebe unterhalb der Rüstungsteile weist nun Texturen auf.

Halo 4
Ganz ein Batman ist er nicht, aber 343 Industries verpassen dem Master Chief einen realistischeren Look, der auch visuell die Funktionsweise der Spartan-Rüstung erklärt.
Werbung:

Es ist eine Straffung, die auch die Multiplayer-Avatare betreffen wird. 343 Industries läutet die Ära der Spartan Mark IV ein, mehrere Helm-Designs erinnern an Varianten aus Halo: Reach. Aber trotz der Verschlankung bleiben das immer noch 900 Pfund schwere, auf taktische Kriegsführung trainierte Tötungsmaschinen. Frank O'Connor versichert uns, dass man sofort ein vertrautes Halo-Gefühl haben wird, sobald man den Controller in die Hand nimmt. Wir dürfen eine offensichtlich unvollendete Zwischensequenz aus der Egoperspektive anschauen, die den Master Chief beim gewaltsamen Auseinanderdrücken zweier massiver Metalltüren zeigt. Ob das Gameplay ist oder nicht, sagen sie nicht.

343 wollen den Soldaten im Master Chief betonen, aber auch seine Persönlichkeit. Das Handeln anderer wird in Halo 4 eine neue "Bedrohung", die sein Vertrauen immer wieder erschüttert. Unschlüssigkeit ist ein Nebenprodukt der Anpassung. Der Master Chief wird immer wieder harte Entscheidungen treffen müssen, auf die er nicht vorbereitet ist.

Es ist auch ein spürbarer Eifer, die Führungsrolle beim Thema Charakterentwicklung wieder zurückfordern von anderen Halo-Medien wie Comics oder Romanen. Zwischen den Zeilen liest sich alles so, als ob in Halo 4 die mittlerweile doch arg verschlungene Geschichte gefiltert wird und dadurch zu einer persönlicheren Sache umgemodelt. Es bleibt zudem eine klassische Kriegsgeschichte, auch wenn sie in einer außerirdischen Welt spielt.

Manche Dinge bleiben gleich, andere stehen für eine deutliche Verbesserung. Die Gesichtsanimationen etwa sind nun mit Motion-Caputering-Technologie umgesetzt, was den bisher doch meist oberflächlichen Gesichter der Halo-Serie sichtbar gut steht.

Werbung:

Die Vertrautheit ist vor allen Dingen bei den Waffen und Fahrzeugen spürbar. Das Battle Rifle ist neu modelliert und hat einen sanierten Sound (der ein bisschen zu schwach klingt) und auch der Warthog sieht schicker aus, ist aber weithin erkennbar. Man fragt sich, ob beides eher Mangelware sein wird, da wir ja weit draußen im All unterwegs sind. Vielleicht dient auch unser havariertes als Lager für die UNSC-Ausrüstung, während wir die fremde Welt erkunden.

Konkrete Details zum Inhalt wurden nur sehr spartanisch geteasert. Die Präsentation ist auch den Multiplayer fokussiert, wir sehen eine Red vs. Blue-Match, schnelle Third-Person-Kamerafahrten und gelegentlich aufblitzende Egoshooter-Sequenzen. Das Battle Rifle bleibt die einzige Waffe, die gezeigt wird. Es sind zwar zahlreiche runde, blaue Symbole sichtbar, die auf Feinde hindeuten. Zu Gesicht bekommen wir die aber nicht.

Der Multiplayer wird einen eigenständigen Inhalt haben, losgelöst von der Kampagne. Wir haben eine militärische Anlage namens Warehouse gesehen, mit geschwungenen Korridore, die auslaufen in eine zentrale Fabrikhalle mit einem zweigeschossigen, zweibeinigen Mech in der Produktionsphase. Ein weiterer Hinweis auf das erweiterte Universum? Wir haben wenig Zeit, diesen Gedanken zu verdauen, als es zum Highlight der Präsentation geht: Wraparound.

Halo 4
Das Battle Rifle bleibt die einzige Waffe, die gezeigt wird.

Dabei handelt es sich um eine schwebende Raumstation vor einem monströsen Gasriesen, aus dem Strahlen weißen Lichts schießen und sich in den Chrom- und Silber-Plattformen und Kanonen widerspiegeln. Es ist ein einfaches Design und gerade optisch kein riesiger Fortschritt, aber es wirkt trotzdem einfach nur atemberaubend schön.

Im Multiplayer-Match setzen uns nun deutlich sichtbare Text-Popups über Kopfschüsse & Co. in Kenntnis. Diese Design-Entscheidung soll uns sofort mit Erfolgsmeldungen versorgen, lenkt aber damit vom wesentlichen ab. Wir sehen springende Kämpfer, aber es fällt schwer zu schätzen, wie groß die Distanzen sind und der traditionelle Halo-Hüpfer erweitert wurde.

Traditionell ist ohnehin ein Wort, das einem sofort durch den Kopf schießt, wenn man das alles hier sieht. Es ist definitiv eine bewusste Wahl. Microsoft möchte natürlich an diesem Punkt der Entwicklung versichern, dass alles, was sie bei 343 Industries bauen, auf vertrauten Dingen fußt.

Die Fähigkeiten sollen zwar "sehr unterschiedlich und eine Weiterentwicklung dessen sein, was die Spieler in Reach erlebt haben", sagt Frank O'Connor, ohne weitere Details zu nennen. Hmm, ist das nun eine Erweiterung oder Neuerfindung? Halo: Reach jedenfalls scheint eine große Bedeutung zu haben als Vorbild.

Schließlich kommt noch ein vager Kommentar über die Community-Features, die zur Veröffentlichung des Spiels in diesem Winter gestartet werden sollen. Was auch immer das am Ende heißt (man denkt natürlich sofort an den Elite-Service bei von Call of Duty: Modern Warfare 3), es ist eine logische Entwicklung für ein Franchise, das online etwas Boden gut machen muss gegenüber anderen Egoshootern. Bungie sind natürlich die Helden erhabener Funktionalität und einzigartige Merkmale auf ihrer offiziellen Website gewesen, viele Jahre lang. Es ist also leicht sich vorzustellen, dass 343 Industries dieses Modells nehmen und an Halo: Waypoint ankoppeln ebenso wie an Apps oder neue Social-Gaming-Websites.

Ähnliche Texte

0
Halo 4Score

Halo 4

KRITIK. Von Gregor Assfalg

Die Serie bleibt sich treu mit all dem, was wir an ihr lieben. Das gilt für die Kampagne wie auch den Multiplayer.



Lädt nächsten Inhalt