Dungeons 2

Als Realmforge vor vier Jahren mit Dungeons um die Ecke bog, freuten sich viele auf einen spirituellen Nachfolger von Dungeon Keeper. Von Electronic Arts, Inhaber der Marke des Bullfrog-Klassikers, war diesbezüglich nicht mehr viel zu erwarten. Allerdings gab es damals viele enttäuschte Gesichter, denn der Entwickler aus München hatte eine ganz eigene Vision für das Spiel. Der Ansatz, dass wir einen Dungeon bauen, um Abenteurer zu bespaßen und ihre Seelenenergie auszusaugen, ging daher nicht so recht auf. Die Idee war gut, aber die Welt ganz offensichtlich noch nicht bereit. Und daher ist es nicht verwunderlich, dass man sich entschied eine Fortsetzung zu entwickeln - übrigens die erste für das Studio.

Für Dungeons 2 gibt es glücklicherweise nicht nur ein paar schnöde Verbesserungen, sondern das Spiel wurde im Kern überarbeitet. Der Fokus liegt nun auf dem Dungeon und uns als Dungeon Lord und nicht mehr auf den Helden, für die wir das Unterhaltungsprogramm schaffen. Es ist offensichtlich ein Entgegenkommen an jene, die dem Spiel hinterhertrauern, von dem Dungeons inspiriert ist. Die Helden sind nun nur schmückendes Beiwerk beim Aufbau unseres kleinen Reiches in der Unterwelt und wir dürfen sie direkt beim Betreten abmurksen.

Wir graben uns Räume tief ins Erdreich, die unseren Dungeon bilden werden. Dabei ist es übrigens sinnvoll ein paar Wände stehen zu lassen, denn das erhöht die Effizienz der Räume. Zum Bauen brauchen wir Schnodderlinge. Alle weiteren Einheiten bekommen wir über den Bau der entsprechenden Räume, denen sie zugeordnet sind. Manche Kreaturen verschönern unseren Dungeon, andere arbeiten etwa in der Forschung und Entdeckung neuer Features oder brauen Bier. Die Brauerei ist ja ganz persönlich meine liebste Einrichtung. Die Vorstellung, dass Dämonen ohne Bier nicht effektiv arbeiten können, macht sie nämlich irgendwie sympathisch.

Darüber hinaus gab es beim Anspielen von Dungeons 2 weitere Räume zu entdecken. Da wäre etwa die Schatzkammer zum Horten von Gold. Dann gibt eine Kristallkammer mit einem Manaschrein zum Abbau von Mana und zum Freischalten von Zaubern durch Naga, eine Echsenart. Die Tüftlerhöhle erzeugt Werkzeugkisten. Hier arbeiten Goblins und ermöglichen es uns, beispielsweise Fallen, Verbesserungen oder andere Raumtypen zu entdecken. Bauen lässt sich in unserem kleinen Reich auch eine Arena, in der wir unsere kleinen Monster trainieren lassen können und neue Einheitentypen freischalten. Es gibt tatsächlich auch so etwas wie Goblins in kleinen Mech-Kampfrobotern. Je größer der Raum ist, desto mehr Geräte können wir übrigens platzieren, an denen unsere Kreaturen werkeln.

Wichtig ist vor allem, dass wir die Bedürfnisse im Blick haben und es immer genug Arbeit gibt. Kreaturen greifen sich untereinander an, wenn ihnen langweilig ist oder sie unzufrieden sind. Wir müssen an dieser Stelle immer eingreifen, sonst läuft es nicht rund und es geht nicht vorwärts. Ihre Motivation wird definiert durch einen Wert für Gold, Bier, Arbeit, Wut und Langeweile. Manche brauchen ab und zu auch einfach nur eine Ohrfeige als körperliche Züchtigung, damit sie wieder spuren. Im Grunde also alles wie im echten Leben, oder?

Es gibt übrigens neben den Helden auch neutrale Gegner. Mir stellte sich beispielsweise eine Spinnenkönigen in den Weg, die immer wieder kleine Spinnen erzeugt hat. Um uns übrigens vor Angriffen von Feinden zu schützen, haben wir nicht nur unsere Lakaien, sondern können auch Fallen zum Schutz oder einen Wachraum platzieren. All die Sachen im Dungeon sind aber nur ein Element, denn die echten Gefechte finden in der Welt draußen statt. Unsere hübsche, kleine Dungeon-Simulation verwandelt sich dann in Echtzeitstrategiespiel. Die Außenwelt ist die zweite große Neuerung, die Dungeons 2 ein ganz neues Spielgefühl verschaffen soll.

Die Oberwelt ist richtig hübsch. Eine fluffige, bunte Welt, durch die eine Herde Schafe hüpfen und Helden unterwegs sind. Es ist wirklich unerträglich schön, so dass wir ganz schnell etwas dagegen unternehmen müssen. Die Areale vor unserem Dungeon sind dafür in verschiedene Abschnitte gegliedert. Erobern wir einen, verwandelt sie dieser in eine angenehm düstere Modor-Einöde mit Lava und Pflanzenranken. Je weiter wir uns bewegen, desto mehr zerfällt die friedliche Wattebausch-Welt. Hier haben echte Leveldesigner ihre Arbeit verrichtet, damit das gut wirkt.

Diese Oberwelt erfüllt übrigens noch einen weiteren Zweck, denn sie verbindet unterschiedliche Dungeons miteinander - darunter auch neutrale. Wir begegnen einem niedlichen Einhorn auf einer Lichtung. Es ist so zuckersüß, es zieht sogar Blümchen beim Laufen hinter sich her. Dieses anmutige Wesen fungiert als eine Art Bossgegner und muss, das steht für einen Dungeon Lord außer Frage, vernichtet werden. Es gibt in der Oberwelt sogar Städte der Menschen, die wir erobern können. Auch Zwerge und Elfen kämpfen gegen uns. Und im Spielverlauf kommen eben aus diesen Städten auch mehr Leute, um unseren Dungeon zu erobern, wir sollten uns also nicht zu viel Zeit mit der Eroberung lassen. Zum Schutz lassen sich allerdings auch in der Oberwelt Fallen platzieren und gegnerische Fallen lassen sich mit den entsprechenden Fähigkeiten aufdecken.

Für jeden eingenommen Dungeon und jede Stadt gibt es außerdem Extras und Boni. Die Ressource, die wir hier erlangen nennt sich Bösartigkeit und wir brauchen sie für Levelups unseres eigenen Dungeons.
Drei Ausbaustufen sind vorgesehen. Ein bisschen erinnert diese ganze Welt an Warcraft. Zum einen durch den ähnlichen Stil, aber auch ein wenig durch die Spielmechaniken. Dazu trägt auch die Bezeichnung bei, denn wir gehören der Horde an, zu der auch noch drei andere Rassen gehören. Auf der anderen Seite ist die verhasste Allianz, die wir nie spielen werden.

Mit Hilfe dieser Spielmechanik soll auch der Mehrspielermodus für bis zu vier Dungeon Lords realisiert werden. Spielmodi wie King of the Hill sind angedacht. Übrigens muss man sich das mit die Dungeons in der Oberwelt nicht wie weitere Spielkarten vorstellen. Alles in der Oberwelt sind nur Orte zum Erobern mit der Echtzeitstrategie-Steuerung und keine, in der wir auch unsere Simulation erweitern können. Dies ist allein unserem Startdungeon vorbehalten. Bei einem Angriff im Multiplayer kämpft also jemand im Simulationsmodus gegen jemand mit Echtzeitstrategie. Wie sich das anfühlt, konnte leider noch nicht ausprobiert werden.

Wir wissen aber, dass es Karten bei Nacht geben wird und auch schneebedeckte Welten sind geplant. Die weiteren spielbaren Rassen, die wir übrigens innerhalb der Kampagne kennenlernen, funktionieren grundsätzlich ähnlich. Natürlich gibt es Besonderheiten und spezielle Einheiten, aber damit sie im Multiplayer funktionieren, dürfen sie sich natürlich nicht zu sehr unterscheiden, was die Aufgaben angeht. Die Kampagne umfasst voraussichtlich acht bis zwölf Missionen, aber es sind bereits kleinere Erweiterungen angedacht, welche die Geschichte weiterspinnen.

Eines kann man Realmforge ganz sicher nicht vorwerfen, nämlich, dass dem Studio die Ideen ausgegangen sind. Es ist die erste Fortsetzung für die Münchner und eigentlich fühlt sich diese doch eher wie ein anderes Spiel an. Schließlich gibt es die Ergänzung der Oberwelt mit ihrem Echtzeitstrategie-Anteil und einen veränderten Fokus der Simulation, weg von den Helden. Mir soll das alles recht sein. Es gibt eine zuckersüße, heile Welt, die ich ins Unglück stürzen kann und putzige Einhörner, die ich bis auf das letzte ausrotten darf - was will man bitteschön mehr? Wenn ich selbst schon kein Einhorn sein darf, dann soll es auch keine anderen geben. Und wenn ich dafür die ganze Unterwelt mit meinen Dungeons durchziehen muss! Also schnell her mit Dungeons 2, ich kann es kaum noch erwarten.