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Metal Gear Solid V: The Phantom Pain

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain

E3-Anspielsession: Wir durften einen ziemlich exklusiven Blick auf Metal Gear Solid V: The Phantom Pain werfen und spekulieren nun noch intensiver über das große Kojima-Game.

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Metal Gear Solid V: Ground Zeroes war Prolog/Demo/Teaser (Unzutreffendes bitte streichen) für Metal Gear Solid V: The Phantom Pain. Und das Werk erfüllte seinen Zweck: Wir wollen mehr! Es gab wenig Zweifel, dass Hideo Kojima ein weiteres filmisches Meisterwerk produzieren könnte. Aber zum Glück erinnerte er sich, dass er zuerst ein Spiel und dann einen Film machen muss. Der hat die Steuerung sanft umgebaut und einen anmutigen Fluss der Spielmechaniken erschaffen. Stealth wechselt sich mit imposanten Action-Sequenzen ab, ohne dass eines das andere verdrängen würde. Es war eine Generalüberholung, eine Wiederbelebung, die das Franchise bitter nötig hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte es sich so an, als ob man völlige Kontrolle über Snake hatte. Es war eine kurze, aber tolle Zeit.

Aber es war ein dörflicher Spielplatz in dem kleinen Kriegsgefangenenlager. Das fertige Spiel ist ein weitläufiger Wüstensandkasten, etwa 200 mal größer als Metal Gear Solid V: Ground Zeroes . Eine verlockende Angelegenheit - und ein kleines Stück dieser Welt durften wir auf der E3 hinter verschlossenen Türen in einer Hands-Off-Demo anschauen.

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Metal Gear Solid V: The Phantom PainMetal Gear Solid V: The Phantom Pain
Trotz stärkerer Feuerkraft sind hinterhältige Schleichfähigkeiten während der Exploration gefragter denn je.
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Ein Großteil der 45 Minuten verbrachte Konami damit zu demonstrieren, wie Big Boss ein staubiges Tal erforscht, das mit militärischen Außenposten gespickt ist ebenso wie mit flachen Flussläufen und felsigem Boden. Die Markierung im HUD, die die Position des Ziels zeigt, ist über 900 Meter entfernt. so kriegt man eine Vorstellung der Größenverhältnisse. Ein langer Weg zum Kriechen auf jeden Fall, und eine Menge offenes Terrain. Glücklicherweise reiten wir auf einem Pferd ins Tal hinein und sind immer noch mit dem Gegner-Tagging-Fernglas und der virtuellen iDroid-Karte bewaffnet, um das Gelände auszusneaken. Trotz stärkerer Feuerkraft sind hinterhältige Schleichfähigkeiten während der Exploration gefragter denn je.

Wie in Ground Zeroes sind die Zwischensequenzen auf Hollywood-Niveau und zum Glück weiterhin relativ kurz und auf den Punkt inszeniert. Der Krieger, einst als Naked Snake bekannt, reitet ins Tal hinein, gemeinsam mit Ocelot, der cool aussieht wie immer. Der Revolverheld entlässt uns mit den Worten, dass wir alleine reinmüssen. Es folgt ein langsamer Ritt ins Tal, Kojimas ganz persönliche Ode an Spaghetti-Western.

Wetterberichte warnen vor Sandstürme, die uns dann tatsächlich fast erblinden lassen, aber gleichzeitig auch schützen, weil die Sicht auf ein paar Meter begrenzt ist. Die Fox-Engine lässt sogar Staub irgendwie fesselnd aussehen, wirbelt ihn um die Füße herum auf, bis wir vollständig vom Sandsturm verschlungen sind. So lassen sich natürlich Patrouillen vermeiden. Man kann sich auch vom Pferd lehnen zu einer Seite und das Tier als trabende Deckung zu benutzen, um Feinde unentdeckt zu passieren. Oh man, wie gut ein Red Dead Redemption für NextGen wohl aussehen würde?

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain
Die Ausleuchtung der Level in Echtzeit sieht einfach prächtig aus, während dynamische Musik und Wetter die Atmosphäre ausbauen.
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Auch Kojima Productions nutzt die Kraft der nächsten Generation dafür, das Ausmaß der Spielwelt gehörig zu erweitern. Die Berge in der Ferne mögen nicht vollständig erforschbar sein - immerhin ist das ein Sandkasten und keine ganz offene Welt. Aber es ist unmöglich, den detaillierten Hintergrund von der Interaktion im Vordergrund zu trennen. Die Illusion passt und hält. Es scheint so, als ob wir hier tagelang auf Entdeckungstour gehen könnten.

Und das Schnüffeln ermöglicht es, kleineren Details zu absorbieren. Wilde Tiere huschen durch die Landschaft und die Pferde lassen Äpfel aus ihrem Hintern fallen, wenn man untätig im Sattel sitzt. Kojimas exzentrischer Humor wird an solchen Stellen sichtbar, trotz der zahlreichen, dunklen Untertöne der Geschichte. Die Ausleuchtung der Level in Echtzeit sieht einfach prächtig aus, während dynamische Musik und Wetter die Atmosphäre ausbauen. Das beste Beispiel ist eine Zeitraffer-Szene, in der Boss eine „Phantom"-Zigarre raucht und wir als Spieler einfach so die Tageszeit verändern können. Die Sonne rast den Himmel entlang, Schatten ballern in Sekunden am Auge vorbei.

Boss schleicht also durch die Wüste. Neu dabei ist, dass wir Vorräte sammeln können in einem viel größeren Maßstab als das, was in die die (zugegebenermaßen übergroße) Taschen passt. Es kann nur eine Absicht geben: die Ausstattung einer Privatarmee. Mother Base, die wir am Ende von Ground Zeroes kurz erblickt haben, ist mittlerweile eine vollständig realisierte und anpassbare Operationsbasis, in die wir am Ende jeder Mission zurückkehren.

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain
Sogar die neuen Features aus Ground Zeroes wurden auf Basis von Fan-Feedback noch weiter verfeinert worden, darunter etwa die Cover-Mechanik.

Die auf dem Ozean schwimmende Anlage ist frei begehbar zwischen den Missionen. Wir können mit Containern spielen, mit Fahrzeugen oder Soldaten betäuben (und in den Demo sogar eine erboste Ziege). Über das iDroid können wir innerhalb von Missionen Ausrüstung nachordern von der Mother Base, die natürlich in Kartons verpackt ins Spielfeld segeln. Es gibt Überwachungshilfen, um gefangen genommene Soldaten darüber auszuquetschen, wo die Kollegen patrouillieren. Und natürlich sind auch Airstrikes oder Fluchthelikopter auf Anfrage verfügbar.
 
Alte Features wurden cool aufgefrischt. Das Klopfen an die Wand, um Wachen anzulocken, funktioniert nun so, dass Big Boss seinen kybernetischen Arm einsetzt und die künstlichen Gelenke laut knacken lässt. CQC-Finisher sind aggressiver denn je, während der klassische Karton nun auch von der Rückseite her verlassen werden kann. Das macht ihn noch wertvoller als Köder, um Patrouillen zu verwirren und leide auszuschalten. Sogar die neuen Features aus Ground Zeroes wurden auf Basis von Fan-Feedback noch weiter verfeinert worden, darunter etwa die Cover-Mechanik.

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain
Die Story? Kojima selbst erklärte, dass nach mehr als zwanzig Jahren und diversen Games die Zeitachse vielleicht ein wenig gekrümmt sei...

All dies in Kombination mit der Story fasziniert extrem an Metal Gear Solid V: The Phantom Pain und macht so viel Lust auf mehr davon. Man darf wilde Wendungen erwarten, aber tief im Herzen ist das alles so nah dran an einer straighten Story wie vielleicht nie zuvor in der Serie. Während nicht wenige nach weiteren Heldengeschichten von Solid Snake gieren, scheint Kojima lieber das Leben seines Vaters ausmalen zu wollen. Es scheint eine Geschichte über den Menschen und die Machenschaften des Krieges zu werden und darüber, wie man als Individuum hin und her gerissen ist. Wenn diese die Bühne für den Abstieg von Big Boss wird, dann ist es eine Abwärtsspirale, die ebenso spannend zu spielen und zu beobachten sein wird. Beide Aspekte der Serie scheinen vollkommen im Gleichgewicht miteinander zu sein.

Natürlich bleiben noch Fragen und weiterhin darf über Theorien spekuliert werden. Eine davon lautet, dass sich die Story von Phantom Pain mit der des ursprünglichen Metal Gear überlappen wird. Die E3-Präsentation verrät, dass es es im Spiel 1984 ist. Im E3-Trailer lernen wir, dass Big Boss die Organisation Outer Heaven bilden wird und beginnt, irgendwann im Laufe der Geschichte an Metal Gear zu bauen. Und die Infiltration von genau dem Teil war der Fokus der Story des ursprünglichen MSX-Titels. Kojima selbst erklärte, dass nach mehr als zwanzig Jahren und diversen Games die Zeitachse vielleicht ein wenig gekrümmt sei...

Wir spekulieren weiter, dass Kiefer Sutherland als Sprecher für den Hauptcharakter engagiert wurde, damit Solid Snake und seine Originalstimme David Hayter in einem wie auch immer gearteten Epilog ihr Comeback feiern. Alles deutet derzeit darauf hin, dass Big Boss zu jener weltweiten Bedrohung wird, die er ursprünglich in der MSX-Ära werden sollte. In jedem Fall noch mehr Facetten für einen ohnehin interessanten Protagonisten. Aber all das sind nur Vermutungen. In jedem Fall hat die E3-Demo uns gezeigt, dass sich das Franchise von einem reinen Pflichttitel zu einem echten Ereignis gewandelt hat, auf das wir eigentlich nicht länger warten wollen. Aber leider noch etwas warten müssen.

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