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Harmoknight

Harmoknight

Die Macher von Pokémon wollen zeigen, dass sie mehr können und versuchen es mit einem Rhythmusspiel - sehr niedlich.

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Musikspiele sind so etwas wie mein kleines Steckenpferdchen und schuld daran ist vor allem Ulala aus Space Channel 5. Die Sympathieträgerin ist vermutlich auch dafür verantwortlich, dass ich von Singstar abhängig bin, aber das ist ein anderes Kapitel. Die Spiele, die auf Rhythmus basieren, funktionieren dabei so ziemlich alle nach dem gleichen Schema. Das Spiel läuft wie auf Schienen und im richtigen Moment muss eine Taste gedrückt werden. Wir spielen ein Lied nach, ja, machen genau genommen die Musik. Das ist auch bei Harmoknight nicht anders.

Die Besonderheit ist eigentlich nur der Entwickler, der dahinter steckt. Game Freak ist Schöpfer der Pokémon-Spiele. Und seit dem sie diese Aufgabe Mitte der Neunziger übernommen haben, ist auch nur ein Titel entstanden, der nicht auf dieser Marke basiert. Jetzt will man aber auch neue Projekte realisieren und erste Frucht dieser Entscheidung ist eben Harmoknight. Das Ergebnis sind über 50 Level mit variierenden Rhytmusspielen, bei denen wir hauptsächlich zwei Tasten und in Bosskämpfen zum Teil auch das Steuerkreuz nutzen. Das klingt ziemlich simpel, aber fühlt sich deutlich komplexer an.

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Das Spiel ist zuckersüß und bietet zwei verschiedene Spielmechaniken, um unser Rhythmusgefühl zu testen.
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Dem Team ist es tatsächlich gelungen, durch viele kleine Elemente die Abwechslung hoch zu halten. So springt unser Held über Abgründe, Gegner und Hindernisse, wir springen auf eine Trommel als Trampolin, schlagen Gegner mit unser Harmonie und rollen mit einer Lore durch das Level, das vorne mit einem Becken Gegner aus dem Weg schlägt. Alles macht Musik in diesem Spiel und die vorgegaukelte Vielfalt ist beeindruckend. Manche Gegner hängen in der Luft, andere brauchen mehr als einen Schlag, bevor sie besiegt werden - doch immer folgen unsere Handlungen einem Rhythmus, der eine Melodie erzeugt.

Bestes Beispiel für die Symbiose aus Musik und Action ist übrigens Bit. Trip Runner. Entwickler Gaijin Games hat für den Titel allerdings mehr Tasten genutzt und dadurch unsere Konzentration und unser Geschick beansprucht. Harmoknight fordert eher den richtigen Einsatz im Takt, wirkt weniger lernbar und erzeugt dadurch gerade in den späteren Welten einen durchaus fordernden Schwierigkeitsgrad. Auswendig lernen müssen wir nur die Bosskämpfe, in denen uns ein paar Tastenkombinationen vorgegeben werden und wir sie im richtigen Einsatz nachmachen müssen - wie eben bei Space Channel 5.

Die erzeugten Musikstücke sind nett, aber nicht alle davon sind wirklich gut und nur wenige große Kracher. Viele funktionieren vor allem nur im Zusammenhang mit dem Spiel und entfalten ihre Dynamik erst, wenn wir anfangen mitzuwippen, um den Rhythmus ins Blut zu bekommen. Die Songs könnten so theoretisch auch in einem Pokémon-Spiel vorkommen, was für einige Spieler sicher nicht unbedingt ein Lob ist. Schön ist allerings, dass das Tempo nicht immer gleich ist und es sogar Level gibt, in denen dieses variiert. Wenn ein Level mit Gold abgeschlossen wurde, gibt es außerdem eine zweite Variante mit erhöhtem Tempo.

Harmoknight
Es gibt auch fünf Bonuslevel mit dem Pokémon-Thema, welche die Herkunft des Spiels verraten.
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Die nüchternen Worte zur Musik passen auch zum Stil des Spiels. Der ist keinesfalls so cool wie bei Ulala in Space Channel 5 oder Commander Video in Bit. Trip Runner. Tempo, so heißt sich der edle Held, erinnert eher an Didi und Dodo aus der Sparkassen-Werbung für Kinder. Er ist zuckersüß und dabei irgendwie auch furchtbar dämlich. Eine Handlung in einem Musikspiel zu erzählen, das ist nun nie ganz einfach, aber mit ein bisschen Humor ist es zumindest unterhaltsam. Die Ernsthaftigkeit, mit der wir hier die Prinzessin retten müssen, wirkt allerdings lächerlich.

Harmoknight ist sehr solide Unterhaltung mit einem Umfang, der für den Preis von 15 Euro noch in Ordnung geht. Wer den richtigen Takt findet, braucht sicher nicht lang zum Durchspielen, aber die Level werden auch beim dem Versuch, sie perfekt zu absolvieren, nicht langweilig. Für diesen Kniff muss Game Freak tatsächlich ein Lob ausgesprochen werden. Ein zusätzlicher Wiederspielwert ergibt sich durch ein paar Geheimnisse. Einen echten Highscore zum Vergleichen mit Freunden gibt es dafür nicht. Nur wir selbst können uns herausfordern. Diese Möglichkeit fehlt aber leider viel zu vielen Spielen auf dem Nintendo 3DS.

Freunde von Rhythmusspielen werden sich aber dem Reiz sowieso kaum entziehen können. 3DS-Besitzer brauchen nach dem wundervollen Rhythm Thief & der Schatz des Kaisers endlich Nachschub - trotz des kindlichen Stils. Ein bisschen schade ist nur, dass Game Freak mit Harmoknight kein besonders innovatives Produkt abgeliefert hat. Und ohne Pokémon - es gibt sogar fünf entsprechende Bonuslevel im Spiel - würde dem Titel wohl auch weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt werden.

07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
fordernd, abwechslungsreich trotz simpler Steuerung, viele kleine Geheimnisse
-
kindliche Präsentation mit öder Geschichte
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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